Mensch, musst du jetzt den anderen User auf der persönlichen Ebene angehen, wo es sich hier genauso gut um ein kommunikatives Missverständnis handeln kann? Papier ist geduldig und in der Internetkommunikation fällt so viel hinten runter. Stattdessen greifst du diesen User an, wirfst eine Beleidigung in den Raum und gehst noch nicht einmal auf sein Argument ein. Top-Diskussionsstil. Du bist nicht auf den Kopf gefallen, das hättest du gar nicht nötig, so auf jemanden zu reagieren. Du kannst überlegt argumentieren, dann mach's doch auch.
Ja, OK, war etwas überzogen.
Aber ich ärgere mich dabei massiv über dieses "Eure Spielstile gibt es gar nicht, alles ist doch letztlich eine Geschichte".
Auf der Basis ist jede allgemeine Betrachtung/Diskussion eigentlich sofort tot, da einer Seite quasi die spielerische Existenzberechtigung entzogen/abgesprochen wurde.
Und es ist ja auch nicht das erste Mal!
Man muss es nicht mögen, man muss so nicht spielen (und darf wünschen, dass das am eigenen Spieltisch wegbleibt) , aber man sollte sich wenigstens sich theoretisch vorstellen können/anerkennen, dass andere Leute anders spielen wollen auch wenn man das selbst blöde findet.
Und wie gesagt war der Wrestlingvergleich ein Beispiel für die Etikettenproblematik, nicht eine allgemeine Analogie für Rollenspiel als Sport: Was eben an Enttäuschung produziert wird, wenn solche Label nicht sauber getrennt werden.
Und nur so viel: Richtlinen (auch implizite, aber von allen intuitiv verstandene), wann jemand was am Tisch zu sagen hat und entscheiden darf, sind eben auch Regeln. Es gibt ja auch ganz ohne Schummeln Regeln, die in Konflikt miteinander stehen, und die dann am Spieltisch oder von der SL ausgelegt werden müssen. Und bei dieser Auslegung spielt eine ordentliche Portion "Weltverständnis", "Vorerfahrung", "Vorstellung von Fairness" und letztlich auch "Wunsch nach guter Geschichte" (und wenn für unsere Gruppe die gute Rollenspielgeschichte darin besteht, dass eben, um bei einem Beispiel von oben zu bleiben, die halbe Gruppe ertrinkt) mit rein. Da wird ständig irgendwas gedehnt, verzerrt, nur dem Buchstaben nach oder nur dem Sinn nach interpretiert... und der Übergang dazu, ob man eine Regel falsch anwendet oder absichtlich falsch anwendet, ist fließend. Klar gibt es Spielleiter, die die klare informierte Entscheidung treffen "Ich schummle jetzt". Aber vieles läuft das auch unterbewusst ab und nach Bauchgefühl (übrigens genau wie bei der Festlegung von Schwierigkeiten oder der "Weltmodellierung" und der Suspension of Disbelief", etc.) Alles letztlich weiche Kategorien.
Und wenn das Regelwerk der SL sagt "Du darfst Würfelergebnisse ignorieren" und der Rest weiß darum und ist damit einverstanden, dann ist es auch nur: Regelanwendung. Erst wenn ich das verschleiere und verdunkle, um den Spielern irgendwie einen reinzuwürgen oder ihre Entscheidungen zu entwerten, dann können wir von böswilligem Schummeln sprechen. Nach meinem Verständnis zumindest.
Ja, erst einmal hast du Recht: wenn das so im Regelwerk steht, ist es Teil der Regeln dieses Spiels und das, was so am Spieltisch gilt.
Der Faden begann aber mit allgemeinen spieltheoretischen Betrachtungen und dann muss sich auch das Regelwerk selbst auf seine Tauglichkeit prüfen lassen.
Spielregeln haben ja eine Funktion und diese ist es transparent und umfassend den potentiellen Mitspielern einzeln erfahrbar zu machen, wie dann am Spieltisch zu verfahren ist. Und danach kann es eben auch schlechte Regelwerke geben, welche dies nicht erfüllen.
Und da sehe ich solche Blankoermächtigungen - doppelt, wenn sie dann irgendwo im Fließtext oder einem eigentlich für Spieler nicht gedachten Spielleiterbuch versteckt sind - eine Aushebelung des spieltheoretischen Nutzens/Zwecks all der anderen Regelteile, weil sie danach willkürlich und für den Spieler nicht vorher absehbar bzw. rational nachvollziehbar (in der Regel wird ja ein Geschmackskriterium angeführt) die anderen Regeln negiert und wertlos macht.
Wobei ich mir durchaus konstruktive, weil konditionale und damit für den Spieler absehbare Varianten vorstellen könnte. Bsp: Wenn ein kritischer Treffer auf Grund der beschriebenen Situation, Position oder Deckung in der Form nicht möglich wäre, liegt es am Spielleiter diesen Treffer durch einen möglichen, in seiner Wirkung möglichst ähnlichen Treffer zu ersetzen. Dabei ist im Zweifel in Richtung leichterer Treffer abzuweichen, wenn eien exakte Übertragung nicht möglich ist.
Für andere Stile wren sicher ähnliche Beispiele zu finden. Ist natürlich deutlich mehr Arbeit, aber umgekehrt drängt sich mir oft auch der Verdacht auf, dass "einfach mal nach unbestimmtem Spielleiterentscheid" oft auch das Synonym ist für "War mir jetzt als Autor zu viel Mühe das mal richtig auszuarbeiten".
In den dann immer noch offen bleibenden auszufüllenden Leerstellen wird es auch immer "weich" werden/bleiben. Aber hier greift dann die - hoffentlich auch im Regelwerk klar beschriebene - Spielstilverfassung, nach welchen Kriterien der Spielleiter diese Lücken zu füllen hat. Wobei Lücken füllen halt immer noch etwas sehr anderes ist als das Ändern doch tatsächlich vorhandener Regeln.
100% wird man nie schaffen, aber man kann und sollte sich auch oder gerade als Autor bemühen möglichst viel davon zu realisieren und nicht gar direkt und bewusst zu pfuschen.
Verhandeln kann man natürlich auch immer, aber das erfordert dann tatsächlich Einbeziehung der Mitspieler und dann das Finden eines Konsens.