Autor Thema: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?  (Gelesen 53799 mal)

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Offline Megavolt

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #450 am: 28.10.2021 | 17:43 »
Ein guter Spielleiter lässt doch nicht willkürlich irgendwelche Monster auftauchen.

Jeder Spielleiter lässt ständig alles mögliche willkürlich auftauchen, weil Rollenspielwelten schlicht nicht so präzise durchsimuliert sind, dass man weiß, wo genau welcher Eulenbär gerade jetzt im Wald herumschnuppert.

Falls die präzise Simulation der Eulenbärenpopulation in der Tat deine Prämisse sein sollte, dann bist du offensichtlich im Grunde deines Herzens ein

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I dont care was jemand für gutes oder schlechtes Spielleiten hält oder wer was wie krass simuliert. Ich bin da total tiefenentspannt und offen für vieles. Herausforderungsorientiertes Spiel mit klaren Konditionen und "ehrliche" Spielleiter finde ich super. Aber es ist logisch für mich nicht nachvollziehbar, das ominöse Würfeldrehen bis ins siebte Glied zu verdammen und gleichzeitig Weltendrehen weitestgehend akzeptieren.

Und die Welten werden halt nonstop gedreht, es sei denn man spielt irgendeine Art buchhalterpräzises DSA deluxe auf Level nightmare.
« Letzte Änderung: 28.10.2021 | 17:47 von Megavolt »

Offline unicum

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #451 am: 28.10.2021 | 17:43 »
Da möchte ich mal ein Beispiel für sehr gutes Spielleiten geben. Wir haben eine Wheel Of Time-Kampagne (D&D3,5) gespielt. Da gab es einen Kampf mit einem überlegenen Gegner. Die Intention der Kampagne war, dass die Gruppe dort in Gefangenschaft gerät. Das waren mehrere Seiten der Kampagne. Es gab auch einen kleinen Kasten nach dem Motto: "Was passiert, wenn die SCs gewinnen?"

Wir haben mit denen den Fußboden aufgewischt. Unser SL hätte es sich leicht machen können und Würfel drehen oder die Gegner noch stärker machen. Hat er aber nicht. Das war echt klasse und danach musste er erstmal anständig improvisieren um die Kampagne am Laufen zu halten. Unser Spiel hatte Konsequenzen auf die Kampagne.
 

Ich hatte - vor ~3? Jahren mal etwas ähnliches wo auf einem Con der SL aufgestanden ist und etwas in der Art meinte
"Das ging gerade überhaupt nicht so wie ich es geplant hatte, sorry ich brauch jezt erstmal 15 minunten um mich zu sortieren. Wir machen so lange mal Pause."

Ich selbst hatte auch oft genug ähnliche Momente und bin nach der Prämisse "Man (SL) muss den Spielern auch mal was gönnen können" gut gefahren.

Ich halte dahingehend auch gekaufte Abenteuer meistens für ein großen Grauss, gerade wenn sie hier und da vorraussetzungen machen welche, wenn sie nicht eintreten eigentlich die Geschichte in den Orkus fahren. Da bin ich mit eigenem krahm einfach besser dran.

Offline 8t88

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #452 am: 28.10.2021 | 17:47 »
TL;DR

Ich finde man sollte dem System nicht das Ruder in die Hand geben, wenn man nicht mit allen Würfelergebnissen leben kann.
Diese Erkenntnis hat mir alle Sorgen in dieser Sache weggenommen. Ich leite nun viel besser als vorher.
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Online nobody@home

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #453 am: 28.10.2021 | 17:49 »
Vielleicht passend zu den Eulenbären mit Nachschlag finde ich es auch grenzwertig wenn etwa in einer Stadt in welcher die Level 10 Spielertruppe unterwegs ist (D&D Levelunterteilung etwa) die Soldaten am Tor alleine wegen des Levels der Spielfiguren auch einen Level von 7+ haben und der Kommandant vieleicht 15,... (Und der niedegelassene Höndler der mal Abenteuerer war und nun magische Waffen verkauft und mit dem sich die Spieler nun anlegen wollen ist vieleicht Level 18)

Yeah, das geht auch nicht. Es ist ja eine Sache, wenn die "großen Herausforderungen" mit den SC mitwachsen; das zeigt dann halt, daß sie sich jetzt mit Gegnern anlegen können, die die Gruppe früher mit einem müden Handwedeln beiseitegewischt hätten. Aber gleich die gesamte Spielwelt einschließlich der Bauern auf dem Feld und so weiter? Das ist doch letzten Endes Humbug (und relativiert auch, wenn man es tatsächlich ernstnehmen wollte, die Bedrohung, die die "großen" Gefahren für das Setting selbst überhaupt noch darstellen können, gleich mit. "Ein hausgroßer Dämon, der mit Feuerbällen um sich schmeißt? Kein Problem, um den kümmert sich schon unsere jetzt an eure Stufe angepaßte Dorfmiliz...").

Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #454 am: 28.10.2021 | 17:55 »
@Megavolt: Bereitest du denn als SL nichts vor?  :o
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Offline unicum

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #455 am: 28.10.2021 | 17:55 »
Ein guter Spielleiter lässt doch nicht willkürlich irgendwelche Monster auftauchen.

Weil es eine nette anekdote ist:

Wir sind am Spielen. Zuschauer kommt rein, frägt ob er zuschauen kann. Ich sag ja, Gruppe sagt ja. Detektivabenteuer in einer Stadt. Es gibt 2 Mordopfer. Eines ist gerade aus einer Nachbarstadt angereisst. Ein Spieler sagt sich "Das ist doch nicht so weit, in 2 Tagen sind wir wieder da und haben nachgefragt ob das was vorgefallen ist, allerdingst nur wenn die Wege gut sind und deswegen: SL wie ist das Wetter?"
Ich nehme eine Hand voll Würfel und würfle,....
Ich sage "Das Wetter ist schlecht, es regnet.
Gast frägt: "Hast du das ausgewürfelt?"
Ich: "Nein."
Lauthalses Lachen in der Gruppe, dummes Gesicht des Gastes.

Mein herangehensweise an die Frage:
Add 1 - ich muss überlegen ich brauche Zeit, also würfle ich und denke auf die Würfel blickend nach
- Ich weis das im Abenteuer nichts zum Wetter steht, nur zum Land und zur Jahreszeit.
- Ich weis das die nachforschung nichts bringen wird, während der Abwesenheit schlägt der mörder nochmal zu.
- Ich weis das dabei die Spielfiguren wichtige Hinweise finden können wenn sie schnell vor Ort sind.
Also eigentlich genügend Punkte um "Spielleiterwillkürlich" zu sagen - das Wetter ist schlecht.
So und nun der Satz den ich danach sagte:
"Mal ehrlich ihr seid im Herbst in Alba (Midgard-Schottland) und erwartet gutes Wetter?" Das dies mir (aka dem Abenteuer) auch in die Karten spielte war aber durchaus schönes Beiwerk.

Offline Eadee

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #456 am: 28.10.2021 | 17:57 »
Nein, ganz so platt ist es mMn. nicht.
Es gibt auch SPL die wollen sich lieber  herausfordern lassen, statt sich selbst Herausforderungen zu suchen.
Und so klein ist diese Zahl nicht.

Die würden sich jetzt zum Beispiel mehr darüber aufregen, dass von der SL für ihr Gefühl zu wenig kommt, als dass da mal wieder dick aufgetragen wird, um Action zu erzeugen.

Und dann gibt es auch noch Zwischenformen.
Also ein Mittelding zwischen Herausgefordert werden, und Herausforderungen selbst suchen.
Dem muss man schon auch Rechnung tragen.

Die SPL müssen selbst wissen, was sie wollen, beziehungsweise welche Art zu Spielen ihnen am Besten taugt.
Es gibt deshalb mMn. nichts was für alle pauschal und gleichermaßen "richtig" ist.

Ich beziehe mich in dem zitierten post nicht mal auf das Herausforderungen selbst suchen. Es geht da jetzt wirklich rein ums nachkorrigieren.
Selbst wenn man eine Ploteisenbahn hat ist ein nachkorrigieren der Gegnerzahl oder der Würfelergebnisse schlicht von Nachteil. Wenn man den Spielern eine Herausforderung bieten will dan soll man sie auch so verpacken! Nicht den dahergelaufenen Gobbo durch Würfeldrehen zur Gefahr machen und auch nicht im Nachhinein Gobbos nachspawnen, sondern im Vorhinein im Plot schon den auserwählten Gobbo-Champion aufbauen damit es wirklich ein ERFOLG (tm) ist diesen niederzustrecken.

Wer reguläre Gegner mit Würfeldrehen aufbläst macht den Spielercharakteren nur das Leben schwer ohne ihnen im Gegenzug auch das Ansehen zuzugestehen dass sie "verdienen" wenn sie einen vom Setting/Plot her mächtigen Feind besiegen.

Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #457 am: 28.10.2021 | 17:58 »
Ich will auch nochmal einwerfen:
Es muss nichts Schlechtes sein von seinen SPL die Befugnis zu haben spontane Anpassungen zur Spielspass (Spannungserhöhung) erhöhen zu haben.
Man muss sie ja nicht nutzen, aber man kann. Das gibt SL erstmal mehr Möglichkeiten als ohne.
Was den SPL keinen Spass macht, lässt man wieder sein, wenn es Spass macht, dann nicht.


Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #458 am: 28.10.2021 | 17:58 »
Zitat
Vielleicht passend zu den Eulenbären mit Nachschlag finde ich es auch grenzwertig wenn etwa in einer Stadt in welcher die Level 10 Spielertruppe unterwegs ist (D&D Levelunterteilung etwa) die Soldaten am Tor alleine wegen des Levels der Spielfiguren auch einen Level von 7+ haben und der Kommandant vieleicht 15,... (Und der niedegelassene Höndler der mal Abenteuerer war und nun magische Waffen verkauft und mit dem sich die Spieler nun anlegen wollen ist vieleicht Level 18)

Ob ja, ganz ganz schlechter SL-/Autorenstil! Plotbuilding statt Wotldbuilding, pfui!
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Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #459 am: 28.10.2021 | 18:01 »
Ich will auch nochmal einwerfen:
Es muss nichts Schlechtes sein von seinen SPL die Befugnis zu haben spontane Anpassungen zur Spielspass (Spannungserhöhung) erhöhen zu haben.
Man muss sie ja nicht nutzen, aber man kann. Das gibt SL erstmal mehr Möglichkeiten als ohne.
Was den SPL keinen Spass macht, lässt man wieder sein, wenn es Spass macht, dann nicht.

Ich verstehe deine Erwägungen.
Ich bediene solche Spieler aber nicht. Wäre mir zu langweilig. Sollen sie doch Adventure Paths spielen (ohne mich)!
 ~;D
« Letzte Änderung: 28.10.2021 | 18:04 von ghoul »
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Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #460 am: 28.10.2021 | 18:05 »
Wenn man den Spielern eine Herausforderung bieten will dan soll man sie auch so verpacken! .
Jetzt kommts-  manche SPL wollen aber vor allem Unterhalten werden. (Also die tatsächliche Herausforderung ist ihnen gar nicht so wichtig)
Es geht da mehr um sowas wie Action, Spannung, Kampf, Popkorn.
Und die stört dann idR. auch das spontane Anpassen nicht.(Sie wird teilweise sogar erwartet)

A la "Unterhalte uns,bitte! Mach es möglichst spannend, bitte! Lass unsere Figuren gut aussehen ,bitte!"- "Wie" ist sekundär, hauptsache, es ist für uns alle ein geiler Abend.

(Darauf muss die SL dann natürlich auch Bock haben.)
Die wollen dann kein "Unterhaltet euch selbst,", "sorgt selbst dafür, dass ihr ein spannedes Abenteuer habt", "ob ihr gut ausseht, kann ich euch nicht versprechen"-  haben.

Edit. Es gibt  SL die können und wollen dieses Popkorn Kino bieten, und haben da selbst Spass dran.
Indem Fall passt es dann auch wieder zur Gruppe.

@
Diese Ermittlungsabenteuer, wo man praktisch am Ende einen Mörder findet, den die SL zu Beginn nicht kannte, gibt es doch schon ne ganze Zeitlang- Oder SL die ihr Abenteuer gar nicht vorbereiten, also praktisch so gut wie alles (ohne Wissen der SPL) improvisieren auch. - Sogar Leitfaden zum Nachlesen, wie man sowas aufzieht (Vorher festgelegt ist dabei nix)
Deshalb ist es schon halbwegs verwunderlich, dass jetzt hier darüber diskutiert wird, wie duldbar spontane Anpassungen überhaupt sind.
Zumal ja scheinbar furchtbar viele SL so leiten.


« Letzte Änderung: 28.10.2021 | 18:30 von Issi »

Offline Eadee

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #461 am: 28.10.2021 | 18:49 »
Bei einem one shot, einem kurzen Abenteuer oder beim austesten eines neuen Systems bin ich auch voll für Popcorn-Spiel. Oder wenn die Spielrunde eh alle fünf Minuten neue Charaktere baut oder das System wechselt.

Aber wenn man eine langfristige Runde spielen will, mit langfristiger Charakterentwicklung dann ist es meiner Ansicht nach essentiell, dass die Spieleraktionen Einfluss auf die Spielwelt oder zumindest auf das Plotgeschehen haben.

Und dafür sind nunmal Spielweltkonsistenz, Vorbereitung und Nachbereitung von Spielabenden wichtig.


Wer natürlich auf Spieler-Engagement pfeift und lieber Alleinunterhalter spielt, der kann die tollsten special effects aus dem Ärmel zaubern aber das ist dann halt ähnlich seicht wie ein modernes Computerspiel bei denen abermillionen von dollar auf die Grafik investiert werden, die eigentliche Storyline aber vollkommen linear ist und in vier Stunden durchgespielt ist.

Da hab ich lieber eine simple 2d-Grafik mit Handlung und Spielmechanismen die mich über hunderte Stunden lang fesselt und viele unterschiedliche Wege bietet. Und beim Rollenspiel geht's mir genauso. Ich spiele ja Rollenspiel gerade deswegen weil der Spielleiter unendlich viele Möglichkeiten bieten kann wie sich die Geschichte entwickelt, abhängig von meinen Entscheidungen. Bei einem Computerspiel habe ich nur die Möglichkeiten die der Programmierer vorgesehen hat und wenn mir die nicht reichen habe ich pech.

Und langfristig ist Würfeldrehen und nachträgliches Anpassen einfach hinderlich für Spielerengagement.

Versteh mich nicht falsch, ich habe auch jahrelang alle Spielrunden improvisiert und die verrücktesten Storylines mit flashy effects hervorgebracht, aber für langfristige Runden (und ich denke ich habe in meinen Posts durchgehend erwähnt dass es mir ums langfristige geht) ist das einfach keine solide Basis.

Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #462 am: 28.10.2021 | 18:56 »
Zitat
@
Diese Ermittlungsabenteuer, wo man praktisch am Ende einen Mörder findet, den die SL zu Beginn nicht kannte, gibt es doch schon ne ganze Zeitlang- Oder SL die ihr Abenteuer gar nicht vorbereiten, also praktisch so gut wie alles (ohne Wissen der SPL) improvisieren auch. - Sogar Leitfaden zum Nachlesen, wie man sowas aufzieht (Vorher festgelegt ist dabei nix)
Deshalb ist es schon halbwegs verwunderlich, dass jetzt hier darüber diskutiert wird, wie duldbar spontane Anpassungen überhaupt sind.
Zumal ja scheinbar furchtbar viele SL so leiten.

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Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #463 am: 28.10.2021 | 18:57 »
@Eadee: Gut ausgedrückt!  :d
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Online Maarzan

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #464 am: 28.10.2021 | 19:12 »
Natürlich gibt es Betrug am Spieltisch und ich finde es höchst bedenklich mit welchen Winkelzügen hier teils davon abgelenkt werden soll!
Es ist nicht die Methode Würfeldrehen an sich, welche betrügerisch sind, sondern die Umstände, unter der diese Methode angewandt wird - nämlich gegen den vorher erklärten Spielstil bzw. Spielregeln.


1. Man spielt im Rollenspiel nicht gegeneinander, auch nicht gegen die SL.
Man gewinnt zusammen.
2. Man erspielt gemeinsam eine Geschichte.
3. Wenn Anpassungen stattfinden dienen sie für gewöhnlich dem gemeinsamen Spaß.
4. Es gibt nur ein "so fair wie möglich", weil alle Menschen, und keine SL absolut Objektiv ist.
5. Spontane Anpassung durch die SL sind Teil des Spiels.
 
1.   Und gemeinsam beinhaltet nicht einer maßt sich an willkürlich für die anderen zu entscheiden.
2.   Geschcihte ist nicht allen Leuten wichtig und auch hier: wenn gemeinsam.
3.   Und da bestimmt nicht ein Einzelner nach Gutdünken was „Spaß“ ist.
4.   Bloss weil es auch bei gutem Willen  nicht immer perfekt läuft, ist das keine Entschuldigung für mutwillig bescheißen.
5.   In Rahmen dessen, was er als Spielstil angekündigt hat.
Das ständige Sterben hat meiner Gruppe aber auf Dauer auch keinen Spaß gemacht.
Warum sind sie letztlich ständig gestorben?

Gerade Punkt 3 finde ich hier wichtig. Wenn sich alle darauf geeinigt haben, so zu spielen, dann kann sich keiner beschweren.
Das ist doch genau der Knackpunkt. Der Vorwurf kommt doch typischerweise dann, wenn der SL da Extratouren fährt und den anderen erklärt, wie sie Spaß haben sollen oder was die „Bessere Geschichte“ für sie ist.  Das Bescheißen ist heimlich und gegen die Absprachen die anvertraute Macht zu missbrauchen.
Hab nun nicht die letzten 16 Seiten gelesen, aber ich denke das Hauptproblem dass ich nach 35 Jahren TTRPG ausgemacht habe ist, dass wir einen 90 Minuten Actionfilm mit Regeln spielen wollen die es möglich machen, dass der Film nach 5 Minuten vorbei ist und die Zuschauer etwas ungläubig und enttäuscht das Kino verlassen.

Das Problem ist, dass manche Leute glauben JEDES Spiel muss ein überdrehter Actionsfilm sein.
Habe den Thread nicht gelesen, möchte aber auf folgendes Paradoxon aufmerksam machen:
Wenn der Spielleiter an den Würfeln dreht, dann ist das Geschrei groß. Vielleicht zu Recht.
Wenn der Spielleiter aber die Welt formuliert und dadurch massiv mehr Einfluss auf alles nimmt, als durch blödes Würfelgedrehe, dann wird das hingenommen.
Da passt was nicht.
Wenn der SL die Welt anders als zum ausgemachten Spielstil passend formuliert, gibt es ähnliches Mecker. Es dauert in der Regel nur etwas länger die Verfehlung zu erkennen.
Statt gemeinsam mit den Spielern zu spielen und herauszufinden, was passiert, stellt du dich über die Spieler und entscheidest für sie, dass sie jetzt ein Erfolgserlebnis brauchen. Du spielst nicht mehr mit, sondern kontrollierst. 
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Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #465 am: 28.10.2021 | 19:14 »
Zitat
Aber wenn man eine langfristige Runde spielen will, mit langfristiger Charakterentwicklung dann ist es meiner Ansicht nach essentiell, dass die Spieleraktionen Einfluss auf die Spielwelt oder zumindest auf das Plotgeschehen haben.

Und dafür sind nunmal Spielweltkonsistenz, Vorbereitung und Nachbereitung von Spielabenden wichtig.

Auf jeden Fall.  Und das ist für mich tatsächlich  kein Widerspruch zu SL Proaktivität und Anpassungen.
Weil man dann theoretisch und praktisch proaktiv auf das reagieren kann, was die SPL sich wünschen.

Oder anders - nur weil man Anpasst, heißt das ja nicht das man das automatisch  gegen die Wünsche der SPL  tut. Das ist mMn. einer der größten Trugschlüsse hier.

Man kann auch für die Wünsche der SPL anpassungen vornehmen.
Und das ist eigentlich auch die Art von Anpassung die ich für befürwortenswert halte..

Edit. Die kannst 1. Deine Plots so bauen, dass sie die Spieler Wünsche berücksichtigen. (Sie bauen sich zum Beispiel auf das auf, was sie in vergangen Plots interessiert hat)
Und sollten im Plot spontane Spielerwünsche aufkommen , dann kannst du ebenso spontan darauf reagieren.(Du schüttelst was aus dem Hut, weil sie z.B. während der Sitzung feststellen, dass sie was nicht vorgesehenes mehr interessiert)
« Letzte Änderung: 28.10.2021 | 19:27 von Issi »

Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #466 am: 28.10.2021 | 19:16 »
Also meine Spieler dürfen sich keine Eulenbären dazu oder wegwünschen, außer ihre Personnagen besitzen einen Wunschring.
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Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #467 am: 28.10.2021 | 19:21 »
1.   Und gemeinsam beinhaltet nicht einer maßt sich an willkürlich für die anderen zu entscheiden.
2.   Geschcihte ist nicht allen Leuten wichtig und auch hier: wenn gemeinsam.
3.   Und da bestimmt nicht ein Einzelner nach Gutdünken was „Spaß“ ist.
4.   Bloss weil es auch bei gutem Willen  nicht immer perfekt läuft, ist das keine Entschuldigung für mutwillig bescheißen.
5.   In Rahmen dessen, was er als Spielstil angekündigt hat.
zu 1-3 uneingeschränktes Ja.
Bei 4. gefällt mit "bescheißen" nicht
5. Da muss ich passen- Es gibt mMn. keinen Spielstil ohne spontane Anpassungen, never ever.

Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #468 am: 28.10.2021 | 19:24 »
Achtung: Nicht zu verwechseln sind Improvisation/Reaktion einerseits und spontane Anpassung/Veränderung der Spielwelt andererseits!
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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #469 am: 28.10.2021 | 19:28 »
zu 1-3 uneingeschränktes Ja.
Bei 4. gefällt mit "bescheißen" nicht
5. Da muss ich passen- Es gibt mMn. keinen Spielstil ohne spontane Anpassungen, never ever.

4. Mag sein, ist aber die passende Bezeichnung.
5. Es geht nicht um "ohne spontane Anpassungen" an sich, sondern um spontane Anpassungen, die nicht mit dem vorher erklärten Spielstil vereinbar sind. Und ja, da wird oft auch eine gewisse Grauzone sein, aber auch die ist nicht beliebig dehnbar - womit wir quasi wieder bei 4  wären.
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Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #470 am: 28.10.2021 | 19:28 »
Achtung: Nicht zu verwechseln sind Improvisation/Reaktion einerseits und spontane Anpassung/Veränderung der Spielwelt andererseits!
Wo siehst du da den Unterschied? (Ernst gemeint)

(Ich melde mich morgen wieder- muss zum Film. sorry)
« Letzte Änderung: 28.10.2021 | 19:36 von Issi »

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #471 am: 28.10.2021 | 19:38 »
Wo siehst du da den Unterschied? (Ernst gemeint)
Der Unterschied liegt da wohl in der Motivation.

Bei der Improvisation gibt es eine Lücke, die gefüllt werden mnuss. Bei der Anpassung gibt es eine reguläre Vorgabe (sei es die Anzahl Eulenbären in der Höhle oder das Würfelergebnis) und der SL ändert dies dann ab.

Wobei ich das eher an den dem Eingriff zu Grunde liegenden Leitlinien aufhängen würde.
Im Fall der Lücke, z.B. die Charaktere geraten ungeplant mit einer Stadtwache aneinander, hängt es dann auch wieder davon ab, nach welchen Leitlinien der Sl diese füllt , beispielsweise:
- danach, was eine "passende" Herausforerung wäre
- danach, was die "bessere" Geschichte seiner Ansicht nach braucht.
- danach, was für eine Stadt dieser Größe und Verwaltungscharakters nun "realistisch" wäre.

das kann sogar in Einzelfällen auf dasselbe Ergebnis hinauslaufen, aber auf die Dauer werden Differenzen zwischen erklärtem und umgesetzten Stil dann eben auffallen und für Unmut sorgen.
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Offline ghoul

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #472 am: 28.10.2021 | 19:47 »
Wo siehst du da den Unterschied? (Ernst gemeint)

(Ich melde mich morgen wieder- muss zum Film. sorry)

Die Grenze liegt so, wie du die Setzungen in deiner Vorbereitung getroffen hast. Ich habe da ganz klare Vorstellungen. Wenn du die nicht hast, ist es natürlich schwierig.
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Offline Eadee

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #473 am: 28.10.2021 | 21:54 »
Wo siehst du da den Unterschied? (Ernst gemeint)
(Ich melde mich morgen wieder- muss zum Film. sorry)
Beispiel:
Ich habe für den Spielabend einen Ball geplant, bei dem durch den Auftritt eines Gauklers ein schwerer Streit entsteht durch den der Gastgeber als Drahtzieher einer Intrige entlarvt wird und seinen Wachen befiehlt die Gäste festzusetzen damit er seinen Plan X durchziehen kann. Ich erwarte dass dir Spielercharaktere sich der Wachen erwehren und den Bösewicht stoppen.

Jetzt startet der Spielabend natürlich anders als geplant. Durch ihre Aktionen haben die Spieler eine Schlüsselperson für den Streit gerade draussen auf dem Balkon in ein Gespräch verwickelt während der Artist auftritt und es kommt nicht zu dem Streit und der Plot droht zu kollabieren, während eine der Spielerinnen mit einer Wache zu flirten beginnt.

Jetzt gibt es zwei Ansätze:
- Entweder beginne ich jetzt Dinge abzuändern um meinen Plot zu erzwingen. Ich entscheide dass der Artist doch später auftritt als geplant oder entscheide, dass die Schlüsselperson das Gespräch mit den Spielercharakteren abbricht und reingeht. Oder dass eine andere Person für die Schlüsselperson im Streit einspringt obwohl diese ursprünglich gar nicht mit dem notwendigen Wissen dazu geplant war. All das rettet nur meinen ach so heiligen Plot und entwertet jegliche Spieleraktion bisher.
Das ist das sogenannte nachträgliche Abändern.

- Oder ich gehe darauf ein was die Spieler erreicht haben und streiche den Streit und die Festsetzung der Gäste. Da der Gastgeber nicht aufgeflogen ist, ist er auch nicht in Zeitdruck seine Pläne in dieser Nacht vorschnell umzusetzen. Stattdessen definiere ich welche Hobbies die Wache hat mit der die eine Spielerin flirtet, gestalte spontan aus wo sie im letzten Urlaub gewesen ist und gebe der Spielerin die Chance am nächsten Spielabend beim Date mit der Wache Informationen zu erhalten die den Gastgeber belasten könnten. Für die Wache hatte ich vor dem Spielabend nur Kampfwerte, eine grobe Beschreibung und vielleicht einen Namen festgelegt, den Rest habe ich improvisiert. Diese Improvisation dient jedoch nicht dazu meinen Plot auf Zwang durchzudrücken, sondern um auf die Handlungen der Spielercharaktere einzugehen und die Geschichte dahingehend weiterzuentwickeln.
Das ist Improvisation.

Offline Issi

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Re: Muss der Spielleiter ein Falschspieler sein?
« Antwort #474 am: 29.10.2021 | 06:27 »
@
Eadee
Ist das Aufliegen denn von der Anwesenheit der SC beim Auftritt abhängig?

Denn ich sag Mal der Auftritt würde normalerweise auch einfach ohne die Anwesenheit aller SC stattfinden. Die Festsetzung auch.
Die SC auf dem Balkon werden dann auch mit festgesetzt, ohne zu wissen wieso.
( Das Warum könnten sie dann von denen erfragen, die bei der Aufführung im Saal waren)

Dass die Festsetzung nicht stattfindet, ist bereits eine spontane Anpassung.

Ein solider Plot hat normalerweise einen Handlungsablauf, der unabhängig von dem stattfindet, was die SC tun. Und auch unabhängig davon ob sie anwesend sind.

Oder anders: Einen roten Handlungsfaden allein an das Verhalten der SC zu knüpfen ist hochriskant, und zieht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Anpassungen nach sich.
« Letzte Änderung: 29.10.2021 | 06:39 von Issi »