Die großen Kernthemen von Cyberpunk sind Gesellschaft, Evolution und Technologie. Politik spielt eine Rolle, gehört aber nicht dazu. Selbst die Gründer des Genres, wie Gibson, sind bei weitem nicht so politisch. Das spiegelt sich auch in den Werken wider. Neuromancer beispielsweise dreht sich im Kern um Evolution durch Technologie. Das ist keine Kapitalismuskritik und keine der Figuren will das System ändern. Was die Bridge Trilogie angeht, da geht es vorallem um Gesellschaft und Technologie. Zwar spielt Außenseitertum im Cyberpunk eine gewisse, teils prominente Rolle, aber die Figuren sind keine politischen Opfer, sondern Kriminelle, Söldner, Elitespezialisten, Cops, Lone Rangers, oder auch "Nerds". Gemäß dem Thema "Lowlifes and High Tech". Selbst rebellisches Verhalten gegen "das System" ist nicht notwendigerweise ein Thema. Auch die Entwicklung und Ausbreitung des Genres in andere Medien, wie Filmen/Serien/Comics/Mangas/Animes/Spielen, usw. gehen diesen Weg. Dredd beschützt das System, Dekkard will das System auch nicht ändern, die Jungs aus Kanedas Bande sind zwar jugendliche Rebellen, geraten aber bloß in eine Sache hinein die zu groß für sie ist, die Mitglieder von Sektion 9 bewahren die Gesellschaftsordnung sogar mit knallharter Waffengewalt und Hacks, weil es ihr Job ist, auch JC Denton schützt das System, bis er erkennt dass es stark unterwandert und korrumpiert ist, selbst nachdem Murphy zum Cyborg zerschossen wurde, wird er nicht zum Kapitalismuskritiker, sondern erschießt weiter Verbrecher, usw. Abweichungen davon sind eher selten (z.B. der Film Strange Days, oder Aeon Flux, letzterer gehört strenggenommen aber in ein anderes Genre).
Zu sagen, Cyberpunk ist pauschal politisch/rebellisch/kritisch gegen das System ist pauschal ein Fehlschluß. Diesen Schluss kann man zwar für sich subjektiv ziehen -> "Schau mal was das für eine krasse Dystopie ist, Bernd. So wollte ich nicht leben!" Aber das kommt durch die persönliche Bewertung des Settings. Denn des einen Dystopie (für den Normalbürger) ist des anderen Utopie (für den Konzernchef).