Direkt zum Eingangsbeitrag:
Ich finde, der Tod im Rollenspiel wird da zu sehr nur von der mechanistischen Seite (also was auf Regelebene passiert, nämlich, dass ein Spieler i.d.R. durch ihn erst mal ohne SC dasteht) betrachtet. Klar, das ist ein Aspekt des Charaktertods, aber in meinen Augen eher ein nebensächlicher und einer, für den schon viele gute Problemlösungen gefunden wurden und praktiziert werden, von der vorübergehenden Übernahme von NSC über "Assistenz-SL" Rollen für Betroffene bis hin zu: "Wir machen jetzt einfach mal gemeinsam Pause und planen, wie wir einen neuen SC in die Gruppe bringen, und beim nächsten Mal geht's weiter."
Entscheidend ist für mich, dass der Tod einfach ein extrem starkes Storyelement ist, wenn das für Hauptfiguren kategorisch ausgeschlossen ist, dann fällt schon eine ganze Menge an potenziell tollen Rollenspielsituationen einfach weg. Ich hatte erst vor kurzem selbst einen relativ unerwarteten Charaktertod im Aufwärmkampf des Abenteuers und bedaure das kein bisschen, im Gegenteil: Mein gefallener Charakter ist dadurch, obwohl er nur kurz gespielt wurde und nichts besonders Heldenhaftes bei seinem Tod geleistet hat, zu einer kleinen Legende in unserer Runde geworden, einfach, weil sein Bruder (auch ein SC) um ihn trauert. Das war toll für alle Beteiligten, und es hat so auch nur funktioniert, weil es einfach passiert ist - niemand hätte "entschieden", dass der Charakter jetzt "aus Storygründen" im Aufwärmkampf gegen ein paar norbardische Söldner fallen soll, das hätte gar keinen Sinn ergeben. Aber im Rückblick war's halt toll.
Von daher: Ich schätze gerade die ungeplanten und scheinbar undramatischen Tode (und behaupte mal: Kein SC-Tod ist undramatisch, wenn man ihn als Spielereignis halbwegs ernst nimmt) und möchte sie im RSP nicht missen. Man kann sich natürlich auf anderes einigen - Gruppen, in denen es aus Prinzip keinen Charaktertode gibt, haben dann halt andere tolle Spielerlebnisse. Aber "Charaktertode sind überholt" halte ich als These definitiv für Unsinn.