Autor Thema: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"  (Gelesen 1251 mal)

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Offline Maarzan

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Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« am: 20.05.2021 | 08:24 »
Im Gummipunktfaden ist ja der Wunsch nach der Abbildung von besonderem "Effort" der Figur angesprochen worden. Ich kann diesen Wunsch nachvollziehen, halte aber den Einsatz generischer Gummipunkte, welche auch alles mögliche andere machen für unglücklich.

Ich nehme an, das mit Effort dabei gemeint ist:
Berücksichtigen des Effekts besonderer Anstrengungsbereitschaft für Dinge, welche der Figur besonders wichtig sind.

Fragen:
1) Wie wird geregelt, was der Figur nun besonders wichtig ist?
2) Wie lange soll so ein Pusch dann im Spiel wirken? Nur eine einzelne Aktion scheint mir teils zu wenig.
3) Kann so ein ggf anhaltender Push gebrochen werden?
4) Kann so etwas auch negative Nebenwirkungen haben, z.B. Übereifer, Ungeduld ...
5) Sollten alle Handlungen auf diese Art und Weise pushbar sein? Es gab da z.B. ein Beispiel mit sozialer Einflussnahme aufeinen formellen Akt i.e. Sitzordnung bei einem Bankett. Wäre so etwas nicht eher eine Frage des tatsächlichen ausspielbaren Mehraufwands?

Lösungsideen:
Welche spezifischen Lösungen könnte es abseits generischer Gummipunkte geben?
A) Der volle Spielwert gilt nur für wichtige Aktionen (und oft soll ja eh nur bei wichtigen Ereignissen gewürfelt werden). Nachrangige Themen, die doch bewürfelt werden sollen, haben sonst einen entsprechenden Motivationsmalus. (erklärt z.B. auch, warum nach einem ersten Alarm die Wahrnehmungswerte besser werden und dann später wieder fallen)
B) Risikowürfel wie Splittermond. Du kannst entscheiden, ob du da pressen willst oder nicht - mit dem entsprechenden Risiko zu übertreiben.
C) Je eine spezifische Ressource Konzentration (geistige Aktionen)  bzw Ausdauer (körperliche), von der für Aktionen gezehrt wird. Regeneration nach Erholung ingame.
D) Ein Psychoprofil wie in Pendragon - und du kannst Punkte davon "verwetten" um für dazugehörige Aktionen Boni zu bekommen.

Ideen, weitere Antworten?

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Tegres

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #1 am: 20.05.2021 | 09:16 »
Im Prinzip gibt es so etwas bei Call of Cthulhu 7e, das sogenannte Forcieren. Zwar ist das eigentlich nicht dafür gedacht, eine besondere Anstrengung der Charaktere abzubilden, kann aber problemlos so eingesetzt werden.

Beim Forcieren wird eine fehlgeschlagene Probe wiederholt, indem - und das ist wichtig und wird leider manchmal vernachlässigt - beschrieben wird, wie der Charakter einen zweiten Versuch unter Inkaufnahme von höherem Risiko unternimmt. Dann wird die Probe erneut gewürfelt. Bei einem Erfolg ist alles gut, bei einem Misserfolg passieren schlimme DingeTM, die mit der höheren Risikobereitschaft begründet werden.

Diese höhere Risikobereitschaft ließe sich unter anderem durch eine stärkere Verausgabung der Charaktere abbilden. Zum Beispiel verfolgen die Charaktere auf einem unwegsamen Pfad im Gebirge eine Kultistin. Sie kennt das Gelände besser. Deswegen machen die Charaktere eine Kontitutionsprobe, um sie einzuholen. Sie scheitern und die Kultistin droht, aus ihrem Sichtbereich zu verschwinden. Die Charaktere versuchen deshalb einen Gewaltmarsch. Sie aktivieren ihre letzten Kräfte. Scheitern sie, flieht die Kultistin und die Charaktere sitzen erschöpft im Gebirge fest, wo ein Gewitter aufzieht.

Das Schöne an dieser Variante: Man kommt ohne Gummipunkte aus und die Abläufe sind alle innerhalb der Welt logisch.

Dungeon Crawl Classics hat eine Mechanik für Zauberkundiger und Elfen, um bessere Zauber zu wirken, den sogenannten Zauberbrand. Dabei werden keine Gummipunkte, sondern Punkte anderer Attribute gesenkt. Der Zauberkundiger vergießt zum Beispiel sein eigenes Blut oder überschreibt einen Teil seiner Seele einem Teufel.

Auch hier hat man die schöne Situation, dass keine Gummipunkte benötigt werden und die Anstrengung sowohl Konsequenzen auf spielmechanischer wie auch auf erzählerischen Ebene hat.
« Letzte Änderung: 20.05.2021 | 09:22 von Tegres »

Offline Maarzan

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #2 am: 20.05.2021 | 09:31 »
Im Prinzip gibt es so etwas bei Call of Cthulhu 7e, das sogenannte Forcieren. Zwar ist das eigentlich nicht dafür gedacht, eine besondere Anstrengung der Charaktere abzubilden, kann aber problemlos so eingesetzt werden.

Hmm, das kommt mir jetzt nicht wie eine eigene Methode vor.
Wenn eine Handlung gefordert ist, dann wird man sich wohl typischerweise für diejenige entscheiden, welcher man in dem Moment das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis zuschreibt.
Scheitert die Handlung trotzdem steht man auch ohne Methode vor der Frage "was jetzt" - ggf unter den nun verschärften Umständen wegen dem Fehlschlag, ggf aber nun auch etwas klüger oder gar mit einem bisher noch unzureichenden Teilerfolg.

Damit hat man meist eine schlechtere Ausgangslage als vor dem ersten Versuch, aber das Risiko jetzt situationsunabhängig zu steigern hört sich für mich falsch an.
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Offline ArneBab

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #3 am: 20.05.2021 | 09:44 »
Damit hat man meist eine schlechtere Ausgangslage als vor dem ersten Versuch, aber das Risiko jetzt situationsunabhängig zu steigern hört sich für mich falsch an.
Das bedeutet in etwa „Ich will es forcieren. Was könnte passieren, wenn es trotzdem schiefgeht?“

Beispiel aus unserer letzten Runde: „Was könnte passieren, wenn es schiefgeht?“ — „Dann sieht das Dorf Beweise dafür, dass du eine Kultistin bist.“ — „Arg, dann doch nicht, der Fehlschlag ist OK.“

Das Forcieren hat den Effekt, dass die sonst sehr niedrigen Erfolgschancen deutlich erhöht werden, so dass ein SC mit Wert 60 nicht mehr ständig scheitert (dafür aber manchmal heftiger).
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Offline Maarzan

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #4 am: 20.05.2021 | 09:47 »
Das bedeutet in etwa „Ich will es forcieren. Was könnte passieren, wenn es trotzdem schiefgeht?“

Beispiel aus unserer letzten Runde: „Was könnte passieren, wenn es schiefgeht?“ — „Dann sieht das Dorf Beweise dafür, dass du eine Kultistin bist.“ — „Arg, dann doch nicht, der Fehlschlag ist OK.“

Das Forcieren hat den Effekt, dass die sonst sehr niedrigen Erfolgschancen deutlich erhöht werden, so dass ein SC mit Wert 60 nicht mehr ständig scheitert (dafür aber manchmal heftiger).

Ja, aber das Risiko eines 2. Versuchs sollte dann doch daran hängen, was man als nächstes versucht und nicht daran, dass es eben der 2. Versuch ist.
Es wäre ja auch eine Situation denkbar, dass der schnelle riskante Weg zuerst versucht wurde, man sich etwas verbrannt hat und nun vorsichtiger weiter macht.
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Offline ArneBab

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #5 am: 20.05.2021 | 09:58 »
Ja, aber das Risiko eines 2. Versuchs sollte dann doch daran hängen, was man als nächstes versucht und nicht daran, dass es eben der 2. Versuch ist.
Das ist hier nicht der Fall: Du fragst die SL, welches Risiko es hätte, wenn du es forcierst. Die SL überlegt sich dann was.

Du guckst dir also sozusagen die Situation an, was das Risiko ist, wenn du es doch schaffen willst.

Zumindest spielen wir das so.
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Offline Maarzan

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #6 am: 20.05.2021 | 10:09 »
Das ist hier nicht der Fall: Du fragst die SL, welches Risiko es hätte, wenn du es forcierst. Die SL überlegt sich dann was.

Du guckst dir also sozusagen die Situation an, was das Risiko ist, wenn du es doch schaffen willst.

Zumindest spielen wir das so.

OK, ich habe das so verstanden, dass das Risiko automatisch steigt, einfach weil es der 2. Versuch ist, nicht weil der 2. Versuch an sich riskanter ist.
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Offline JollyOrc

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #7 am: 20.05.2021 | 11:01 »
Degenesis hat genau das in der Ego-Mechanik.

Egopunkte werden aus der Summe von Intelligenz und einem anderen Stat gebildet. Das ist ein Pool von Gummipunkten mit dem man sich zusätzliche Würfel für einen Wurf kaufen kann - ein Punkt, ein Würfel.

Ist der Pool leer, ist die Personnage geistig ausgebrannt, am Ende, und klappt zusammen. Mentale oder psychische Angriffe können den Pool auch angreifen.

Der Pool wird mit einem Punkt pro Tag aufgefrischt, zwei, wenn man den Charakter an dem Tag auch irgendwie ausspielt. (Sprich: "Ihr reist 10 Tage lang von A nach B" -> 10 Egopunkte. Wird jeder Tag der Reise ausgespielt, dann gibt es für diese 10 Tage 20 Punkte zurück)

(Alternativ kann man den Pool auch mit dem Inhalieren von außerirdischen Sporen wieder auffüllen, das ist aber auch genauso gefährlich, wie es sich anhört.)

Ego ist also tatsächlich in der Spielwelt als geistige Stärke, Selbstbewusstsein und Ausdauer verankert: "Der strotzt so vor Ego".
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline 1of3

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Re: Abbilden von besonderem Figuren-"Effort"
« Antwort #8 am: 20.05.2021 | 11:29 »
A als Pools
Der A(ttribute)/(a)B(ility)-Split besteht aus (A) gewissen Pools die für bestimmte Aktionen zusätzlich benutzt werden können, (B) Grundwerten auf die gewürfelt wird.

Beispiele: Fate2, The Shadow of Yesterday / Solar System

Orthogonale Motivationen
Motivationen, Beziehungen etc. werden gleichberechtigt mit Befähigung verrechnet. Diese weichen Werte sind "orthogonal" zu denjenigen, die Befähigung ausdrücken, lassen sich also alle mit allen kombinieren.

Beispiele: Cortex+ (Verschiedene Varianten), Sufficiently Advanced

Willenskraft & Co.
Zu der normalen Grundformel, welche für die meisten Würfe benutzt, gibt es mehrere Punktepools, von denen u.U. einer für besonderen Aufwand zählt. Die anderen machen andere Dinge, z.B. Magie.

Beispiele: Werewolf: The Apocalypse, Changeling: The Dreaming


Die drei Varianten stellen schon unterschiedliche Sichten auf das Thema Motivation:

  • A-Pools: Verschiedene Leute können bei verschiedenen Dingen verschieden aufdrehen.
  • Orthogonale Motivationen: Es gibt gewisse Zusammenhänge / soziale Situationen, in denen spezifische Leute motivierter sind als in anderen.
  • Willenskraft & Co.: Die Fähigkeit sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren wird konkurrierend mit anderen psychologischen oder metaphysischen Zügen gesehen.