Was zeichnen gute Übersetzungen für euch aus?
Welchen Regeln sollten sie folgen?
Und was dürfen oder sollten sie auf keinen Fall tun?
„Gute“ deutsche Übersetzungen müssen ganz klar einen Mehrwert gegenüber dem englischsprachigen Original bieten. Tun sie dies nicht, kaufe ich lieber das Original und belasse es dabei—deutsche Verlage können dann von mir aus gerne auf ihrem, für mich persönlich überflüssigen, Kram sitzenbleiben.
Eine deutsche Ausgabe sollte zumindest mal sämtliche bis zum Zeitpunkt der Übersetzung erschienenen Errata des Originals beinhalten. Ferner erwarte ich, dass der Übersetzer nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin werkelt, sondern in einen aktiven Dialog mit den Autoren des Originals tritt, um etwaige Unklarheiten oder Mehrdeutigkeiten im Original zu finden und zu beseitigen. Ich will ganz klar RAI, nicht RAW, und das soll sich im übersetzen Text niederschlagen, ansonsten brauche ich ihn nicht.
Weiterer Mehrwert? Die Integration von Kompendien, Erweiterungen, oder Abenteuern zum Original in
einem deutschen Band, vor allem wenn diese in der Originalfassung nicht mehr im Druck sind. Prometheus hatte das mit Sundered Skies von Triple Ace Games gemacht, und da war mir die Anschaffung einer deutschen Ausgabe zusätzlich zum vorhandenen englischsprachigen Material mal kein Dorn im Auge.
Interessant ist natürlich auch, wenn nicht nur Regelwerke übersetzt werden, sondern das Setting gleich mit übertragen wird. Pegasus macht das sowohl mit Call of Cthulhu, als auch mit Shadowrun ganz geschickt, indem sie die ursprünglichen, überwiegend U.S.-amerikanischen Settings nach Deutschland verlagern, bzw. Quellenbände dafür anbieten. Diese haben üblicherweise keine englischsprachigen Pendants, was dann (bei vorhandenem Interesse natürlich) den Kauf eines deutschsprachigen Buchs erfordert.
Was Übersetzungen gar nicht dürfen, ist über die üblichen Fallstricke zu stolpern. Der Unterschied
every/any sollte bekannt sein, ebenso die gängigen
idioms. Eigennamen, gerade von Personen, sollten beibehalten werden (außer bei Warhammer Fantasy Roleplay, natürlich). Wenn es um Klarheit und Präzisierung von Regeln geht, dann sollte sich eine Übersetzung keinesfalls sklavisch an den Englischen Satzbau und -Strukturen halten; zur Not sollten halt Absätze, bis hin zu Kapiteln, komplett umformuliert werden. Eine durchgehende Verwendung von metrischen Einheiten ist selbstverständlich.