Konvertiere das Setting, nicht die Regeln.
Bevor ich zu meinen Best Practices komme (viele sind's nicht, aber ich bin immerhin an 2,5 Konvertierungsprojekten dran):
Das halte ich, mit Verlaub, für die größte Binse der Rollenspiel-Konvertierungsszene!In vielen Fällen enthalten die Mechaniken eines Spiels wichtige Aspekte über das Setting und erzählen mir Dinge darüber, wie das Setting in seinem Innersten eigentlich funktioniert. Dass es beispielsweise bei "Der Eine Ring" eine Hoffnungsmechanik gibt und wie die Hoffnungspunkte dann regeneriert werden, sagt eine Menge darüber aus, wie das Spiel thematisch angelegt ist. Die Spruchlisten bei DSA sind nicht einfach nur mechanisches Kleinklein, sondern sie zeigen, dass Zaubersprüche eben der kleinste Baustein der Magie sind - dass es klar identifizierbare, einheitliche Formeln gibt. Da muss ich mir im Klaren sein: Wenn ich das verändere, dann ändert sich das Setting auch grundlegend.
In den allermeisten Systemen sind Mechaniken und Welt stark miteinander vermischt und dieses Verhältnis zu entwirren, ist nicht immer leicht. Manchmal lohnt es sich, eine Mechanik anteilig in die Konvertierung zu übernehmen, so es mechanisch passt. Ich persönlich mag es auch gerne, wenn Konvertierungen sich sprachlich an das zu konvertierende Setting anlehnen, wo es möglich ist. Da nämlich Sprache Setting und Spielgefühl mittransportiert kann diese Anpassung, habe ich die Erfahrung gemacht, dabei helfen, die Konvertierung organischer ins Setting einzupassen. Zum Beispiel indem man die Namen für Feats, Attribute, Fertigkeiten und Zauber übernimmt, wo es passend ist.
Weiterhin:
Man muss sich klar machen: Wer ist der Adressat meiner Konvertierung?Und:
Wie viel des Settings will ich überhaupt konvertieren?Für mich sind das die Fragen, die (abgesehen von der Entscheidung, welches neue System ich nutzen will) die ersten Entscheidungen sind, die ich treffe.
Wenn ich eine Konvertierung nur für mich und meine Gruppe mache, dann fällt die Arbeit in der Regel geringer aus: Ich konvertiere nur das, was ich gerade für die Charaktererschaffung und die nächsten Spielabende brauche.
Ich gehe meist einen anderen Weg und konvertiere immer mit dem Ziel, dass auch Rollenspieler, die nicht bei mir in der Gruppe sind, mit der Konvertierung was anfangen können; dass sie also veröffentlichungsfähig ist. Das ist für mich insofern wichtig, dass die Arbeit nicht für die Katz ist: Wenn sich die Runde zerschlägt, was ja nicht selten passiert, kann ich die Konvertierung immerhin noch weitergeben und so anderen eine Freude machen. Darüber hinaus bekommt man so natürlich mehr Feedback zur Konvertierung.
Das führt mich zu einer weiteren Erfahrung meinerseits:
Man glaube nicht, dass es mit einer Iteration getan ist!Gut, vielleicht schon, wenn man schnell was konvertiert, ein bisschen damit zockt und es dann nicht mehr anfasst geht das natürlich. Aber wenn man die Konvertierung immer wieder verwenden will, muss ausgiebig getestet und dran gefeilt werden. Und auch da muss man aufpassen: Spieler mögen es in der Regel nicht, wenn man an jedem Spielabend gleich wieder eine Regel umschmeißt, es sei denn, die Spieler selbst verlangen das so. Ansonsten mit einer Version zuende spielen und mit der nächsten dann die neue Version testen. Kommt für gewöhnlich besser an.