Die Mittagssonne bringt die Luft über dem Raumhafen zum Flimmern. Eccoro Édos nimmt endlich seinen Ritterhelm aus weiß lackierter Bronze ab, und wischt sich den Schweiß von den Brauen. Seine flachsblonden Haare wirken merkwürdig unpassend zu seinem dunkelhäutigen Gesicht, er ist der einzige von seinen Geschwistern mit diesem Makel, den er nicht von Geburt an trägt, sondern erst seitdem der Ruf des Allschöpfers ihn erreicht hat, sein Stigma. Grimmig schaut er in die Richtung, in die jene beiden Fremden wieder verschwunden sind, die mit an Bord der
Galatea waren. Ob die Beweggründe der al-Malik-Baroness tatsächlich so verwerflich sind, wie ihm an Bord der
Galatea gesagt wurde, scheint ihm nach dem Gespräch noch zweifelhafter als vorher. Eccoro geht davon aus, dass die eigentliche Gefahr von ihrem berühmten Herrn Vater ausgeht, und nicht von ihr selbst. Sie und ihr Ukar-Leibwächter sind nur in etwas Größeres herein geraten hier.
Ich notiere Eccoro an dieser Stelle gleich mal eine neue Queste, um diesen Handlungsstrang um Samharas merkwürdige Verbannung nach Stigmata nicht einfach in Vergessenheit geraten zu lassen. Die ist aber eher für später. Ich ermittle ein zufälliges Clue Target mit 2W4.Queste (Eccoro): Herausfinden, was die Decados von Samharas Vater wollen (Clue Target: 5)Hoffentlich macht Octor Draykov diesen beiden Neuankömmlingen nicht doch noch den garaus. Was auch immer seine Diebe letzte Nacht erreichen wollten, die Diebesgilde wird ihren Tod nicht allzu leicht abtun. Noch dazu, weil ein Ukar sie mit seinen gotteslästerlichen Kräften dahingerafft hat — was ist mit dem Aufstieg ihrer Seelen ins Licht des Allschöpfers? Und die Diebesgilde hier in Darmak Station wiederum wird kontrolliert von den Scravers, und das bedeutet, Draykov wird mehr über die Neuankömmlinge wissen wollen.
Eccoro blinzelt nachdenklich in die ferne Wüstensonne über dem flirrenden Dunst der endlosen Raumhafenstadt. Er wird besser von nun an einen Bogen um die Angelegenheiten von Haus al-Malik machen. Früher oder später werden die Herrschaften Decados die ihm an Bord der
Galatea aufgetragen haben, diese Samhara zu beschatten, ihre Antworten von ihm einfordern wollen. Zu diesem Zeitpunkt sollte er besser wieder auf einer seiner Ritterfahrten sein.
Möglicherweise war die Bekanntschaft mit den beiden Fremden jedoch auch durchaus zu etwas gut. Der vermeintliche Dritte im Bunde kann seit gestern noch nicht weit weg sein, dieser Connoron Hawkwood. Wenn er mit den geheimen Machenschaften der al-Malik gar nichts zu tun hat, wie gestern noch von Eccoro angenommen — in welcher Sache ist er unterwegs?
Dies scheint ein anderer Handlungsstrang zu sein. Aus ihm mache ich eine weitereQueste (Eccoro): Connoron Hawkwood finden und mehr über seine Pilgerreise erfahren (Clue Target: 3)Diese Queste ist verhältnismäßig einfach, aber die drei Clues werde ich schon vorher zusammenbringen müssen, denn Darmak Station ist riesig.Suche nach dem Hawkwood-PilgerAuf der Agora bringt Eccoro den Mittag damit zu, die Händler nach einem einsamen Pilger mit Hirtenstab und dem Wappen des blauen Löwen zu fragen. Der Ruf der schillernden Hawkwoods sollte ausreichen, um für das eine oder andere Gerücht auf der Agora gesorgt zu haben. Eccoros Verbindungen hier sind allerdings nicht gerade gut, und er stellt immer anderen Händlern immer wieder dieselben Fragen, ohne voran zu kommen. Offensichtlich gerät er dabei ohne es zu merken an die Falschen: Hinter seinem Rücken beginnen schattenhafte Figuren zu tuscheln. In einer dunklen, säulengetragenen Gasse umringt ihn plötzlich eine Gruppe von Gestalten in zerfetzten Kapuzenmänteln. Eccoro sieht nach links und rechts, seine Augen werden zu schmalen Schlitzen, sein Bronzehandschuh schließt sich fester um den Helm unter seinem Arm. In den harten Gesichtern unter den Kapuzen steht deutlich geschrieben, dass sie es ernst meinen. Sie kommen gleich zum Punkt:
"Was hat Connoron Hawkwood mit dieser al-Malik zu tun?", zischt einer.
"Fragt ihn doch selbst", entgegnet Eccoro abweisend, strafft seine Haltung, "ich will mit der Diebesgilde nichts zu tun haben, und auch nichts mit Draykov!"
"Du hast bei den Marktständen nach dem Hawkwood mit dem Hirtenstab gefragt! Wir wissen, dass auch er auf der
Galatea eingetroffen ist! Rede ...!"
Blitzschnell wandern behandschuhte Hände auf die Griffe von Krummdolchen, Dolchen aus Weltraumschrott geschmiedet; Eccoros Hand umschließt sofort den Griff seines Ceramstahl-Streitkolbens, unbeeindruckt von der feigen Drohung.
"Ihr solltet es besser wissen als einen Kämpfer der Manifest Light Legion zu bedrohen! Lasst ab von mir, Halunken, und bereut!", knurrt Eccoro, zieht in weiter Geste seinen Streitkolben.
"Wir sind mehr als Du! Gib' auf und pack' aus!"
Die Kolbenspitze zeigt auf den Dieb, und Eccoro grollt als Entgegnung: "Jene die sich gegen die Kräfte des Guten stellen, sind kaum besser als die Symbioten draußen im öden Land!" Seine Stimme ist jedoch nicht mehr so fest, die Angreifer sind tatsächlich zu fünft gegen ihn.
"Kräfte des Guten! Andere würden Dich einen Ketzer nennen ... Eskatonier!"
Die Diebesgilde von Darmak Station hat einen klaren Kleidungscodex: Fies muss es aussehen.Genug der gegenseitigen Einschüchterung, der Kampf beginnt. Die Schergen agieren zuerst, und zwei Armbrustbolzen sirren durch die Luft, einer trifft zwischen zwei Platten der Bronzerüstung Eccoros Arm. Nur ein Kratzer. Gleichzeitig stürmen drei Diebe vor, und stechen mit den kruden Dolchen zu, werden aber vom Streitkolben alle nacheinander abgewehrt. Kurz lähmen Schmerz und die Übermacht der Gegner Eccoro, dann murmelt er angestrengt ein Stoßgebet an den Allschöpfer, und tatsächlich wirkt seine Theurgie: Das Schwanken von einem Schwerkraftfeld lässt im Kreis um ihn her den Wüstenstaub aufwirbeln, und die Backsteinmauern der alten Gasse leise knarren. Armbrustbolzen prallen von dem Feld ab wie umgelenkt, Messerstreiche verfehlen Eccoro links und rechts. Einer der Diebe bricht die Spitze seiner Klinge an der vom Gebet verstärkten Bronze. Eccoro lässt seinen Helm zu Boden rasseln, und fährt fort in seinem Gebet, lauter nun, mit festerer Stimme, bringt dabei seinen weißen Rundschild vor. Ein Streich mit dem Kolben verfehlt einen der Angreifer, der höhnisch auflacht, aber es klingt nervös. Eccoro schlägt mit verdüstertem Gesicht um sich, verfehlt weiterhin seine Ziele, pariert klirrend wieder und wieder Serien von Dolchstößen. Streift einen Angreifer. Die Diebe im Hintergrund nehmen die Armbrüste herunter und werfen sich in den Nahkampf, nun ist Eccoro von allen Seiten umzingelt. Fällt einen der Diebe mit einem seiner fahrigen Schwinger, konzentriert sich auf sein Gebet, welches das Schwerkraftsfeld um ihn herum aufrecht erhält. Dolchschneiden knirschen gedämpft darüber hinweg. Bei einem seiner übereilten Schläge verliert Eccoro die Waffe aus der Hand, rammt dafür unerwartet den unteren Rand des Schildes vor den Solar Plexus eines der Umstehenden, bevor sie anfangen können zu feixen, schleudert ihn dadurch betäubt zu Boden. Die Schildkante trifft einen anderen, ein gleichzeitiger Stiefeltritt in die andere Richtung verfehlt sein Ziel, aber jetzt stehen nur noch zwei der Diebe auf den Füßen. Einer davon wird von einem Rempelangriff vom Rundschild an die Mauerwand gerammt und geht bewusstlos in die Knie, der andere wird von einem Rückhandschlag benommen gemacht. Eccoro wendet sich dem angeschlagenen letzten Gegner zu, hebt seinen Kolben auf, wartet darauf, dass der Widersacher sich sammelt. Nach einigen Sekunden stürzt dieser sich mit einem Schrei auf den Eskatonier, der jedoch spielend pariert, und mit einem Kolbenstreich den Dieb niedermacht. Dann legt sich der Staub. Schwer keuchend zieht Eccoro den primitiven Armbrustbolzen aus der Fuge seines Harnischs.
Die fünf Widersacher scheinen keine Hinweise auf den Grund ihres Hierseins in ihren Manteltaschen versteckt zu haben. Schon rücken die Legionäre von der Agora an, um nach dem Rechten zu sehen. Nachdem er außer Atem berichtet hat, was vorgefallen ist, fragt Eccoro eine der Wachen, ob sie etwas über den Verbleib eines Connoron Ullivan-Hawkwood wüssten, und sie bejaht: Eine Gruppe Söldner der Gewerkschafter die sich hier am Raumhafen einem guten Ruf erfreut ist heute morgen mit dem alten Pilger Ullivan-Hawkwood gesehen worden. Dies sind die Gewerkschafter von "Hanvons Hundemeute". Unwahrscheinlich, dass auch sie von Octor Draykov benutzt werden, um Informationen zu sammeln über die Neuankömmlinge, das würde so gar nicht zu dem passen, was man über diesen Trupp weiß ...
Das GewerkschaftshausDas Gewerkschaftshaus liegt am Rand der Agora, nicht weit von hier. Es sieht aus wie ein zusätzliches Fort der Imperialen Legion mit seinen rissigen Geschütztürmen, nur in anderen Farben, und ohne die Phönixbanner.
Eccoro hatte mit den Chainern der "Hundemeute" schon zu tun in den letzten Monaten, und es gelingt ihm im Handumdrehen, im Gewerkschafter-Haus eingelassen zu werden, die Gildenleute bieten ihm sogar ein spätes Mittagessen in einer ihrer Kantinen an. Ein paar Mitglieder der "Hanvons Hundemeute" sind hier und antworten ihm, sie seien von Connoron Ullivan-Hawkwood aufgesucht worden. Niemand der Söldner hier war jedoch bei dem Gespräch dabei, sie wissen nur, dass es um die Vorbereitung einer Expedition nach Norden gehen sollte.
"War aber nicht viel Kohle drin, wie es schien", sagt einer davon, und gähnt.
Dabei mischt sich eine rothaarige Gewerkschafterin ein, sonnengebräunt und rußverschmiert sitzt sie in einer der Ecken der kargen Mensa und arbeitet an einem schweren Gerät mit vielen Schläuchen und einem Treibstofftank.
"Viele Machtgruppen hier am Raumhafen sind saumässig wenig erpicht auf weitere Hawkwoods die hier
on-planet ihr Glück versuchen wollen. Frömmelnde Pilger mit eingeschlossen!" Sie schaut nur kurz auf von ihrer Wartungsarbeit.
Eccoro setzt sich herüber zu ihr: "Es scheint mir fast so, als würde unverhältnismäßig viel Wirbel entstehen, nur wegen den beiden Adeligen die gestern der
Galatea entstiegen sind ...!"
Die Mechanikerin mustert Eccoro: "Ihr meint das Gerücht über das vereitelte Attentat in der Istakhr-Botschaft letzte Nacht?"
"Ich habe es selbst mit der Diebesgilde zu tun bekommen vorhin. Ich vermute, sie haben eine Niederlage eingesteckt im Botschaftsgebäude, die sie nicht gut verkraftet haben!"
"Was hat das mit dem Mann zu tun, den Ihr sucht?", fragt mit mäßigem Interesse die Gewerkschafterin, hantiert weiter mit ihren Werkzeugen.
"Nun ... Ich bin ein fahrender Ritter. Wenn ein Adeliger auf Pilgerfahrt sich hierher verirrt hat, ohne seine Entourage, obliegt es mir, ihm meinen Geleitschutz anzubieten. Die Hawkwoods sind ein gloreiches Adelshaus."
"Hanvon hat das etwas schnörkelloser gesehen. Er hat das Gesuch abgelehnt, für wenig Geld eine große Expedition zu organisieren."
"Und wohin soll die Pilgerfahrt führen?"
Die Rothaarige setzt ein fieses Grinsen auf: "Wahrscheinlich nach Nirgendwo, Sir! Die Wüstenei ist übersät mit den verdammten Knochen jener, die dachten, draußen im Kriegsgebiet den Symbioten irgendwelche verlorenen Schätze abtrotzen zu können. Wenn der olle Connoron Hawkwood sich nicht eines Besseren besinnt, endet er noch selber auf so einem Knochenhaufen." Sie nimmt amüsiert einen Schluck von ihrer Cervisia.
Eccoro legt den Kopf schief: "Gedenken wir den Gefallenen mit mehr Demut, ich bitt' Euch. Die Omega-Gospel gemahnt es uns."
Sie winkt ab, immer noch grinsend: "Schon recht, ich habe gehört, dass Ihr ein Mann der Kirche seid. Nur würde ich vermuten, dass Ihr weniger Zeit im Orbit verbringen müsstet und mehr Zeit im Kriegsgebiet, wenn Ihr die Leben dieser besagten Gerippe besser einschätzen können wollt!"
"Wie meint Ihr, ... junge Dame?"
"Min Corsoban. Ich meine, die Wüste dort draußen hat schon zahllose Narren gefressen, mit Stumpf und Stiel. Wenn er nicht schleunigst zurückkehrt zu seinem idyllischen Hawkwood-Heimatplaneten zu seinen Büchern, könnte es Eurem rechtschaffenen Pilger ebenso ergehen."
"Nachdem er heute früh hier war, wohin ist der Herr Hawkwood verschwunden?"
Min zuckt die Schultern: "Ich glaube, er hat ein Zimmer im Fröhlichen Spielmann genommen. Meine Fresse, keine sehr standesgemäße Bleibe für einen der hohen Hawkwoods. Entweder will er von nun an ein niedriges Profil wahren, oder er ist pleite. Der Raumflug hier raus zum Ende des Sprungnetzes kann mächtig teuer sein, wenn man nicht gerade auf einem der Legionärsschiffe hergebracht wird als Kanonenfutter. Und das wird bei ihm kaum der Fall gewesen sein."
"Ich sage Euch meinen Dank. Ich will versuchen, ihn im Fröhlichen Spielmann abzupassen."
Min kippt den Rest ihrer Cervisia herunter, und knurrt, "Ich bringe Euch hin, Édos. Ich muss mir sowieso die Füsse vertreten."