Moin,
ich buddel nach etwa 15 Jahren die Würfel wieder aus. Es hat sich ja einiges in der RPG Landschaft getan - super für mich, die neusten Entwicklungen nachzurecherchieren.
Ich hab eine Spielrunde zusammentrommeln können, wir überlegen gerad noch, welches System/Setting es werden soll. The One Ring wäre die eine Option (um die es aber jetzt nicht gehen soll), Dungeon World die andere. Das PbtA System und die Spielweise konnte mich in mehrerer Hinsicht überzeugen, sich das ganze mal näher anzuschauen. Neben vielen Vorzügen, die ich in dem System sehe, habe ich aufgrund der Rezis, Actual Plays und kurze Blicke über das Material aber auch ein paar Fragezeichen, die sich letztlich nur mit Erfahrung lösen lassen. Vielleicht könnt ihr mir mit eurer Erfahrung helfen und meine Vorbehalte auflösen oder bestätigen?
Folgende Bedenken habe ich:
Wie ulkig / ironisch ist das Spiel? Die meisten Actual Plays (und Quellenmaterialien) sind mit vielen Gags, ob nun Slapstick oder ironischer Metakommentar, gespickt. Wie ist da eure Erfahrung? Natürlich kann man alles so oder so spielen (ist ja in erster Linie abhängig vom Setting), aber möglicherweise wird ein tendenziell humoriges Spiel ja auch durch die überzeichneten Mechanismen von DW provoziert.
Wie tiefgründig kann das Charakterspiel in DW sein? Dass DW sehr narrativ und sozialinteraktiv (auch SC interaktiv) ist/sein soll habe ich verstanden, aber lassen sich auch tiefgründigere Charaktere entwickeln oder bleiben die in erster Linie Over-the-top Abziehbildlichen von Fantasytropes? Charakterspiel muss ja nicht gleich in einer gruppentherapeutischen Sitzung à la Vampire münden, aber ein bisschen Subtilität in der Charakterzeichnung und langfristige Entwicklung wären nicht verkehrt.
Ich bin Freund von thematisch tendenziell konsistenten Welten. Wie kompatibel ist DW mit vorgegebenen Settings (z.B. die alten 2nd Edition DnD Settings - wie FR Bloodstones oder Dark Sun - oder Mittelerde)? Wenn ich es richtig verstehe, besteht einer der narrativen Spielreize darin, dass die Spieler die Welt gemeinsam ausgestalten. Eine vorgebene Welt könnte - je nach Grad der Kanon-Orientierung - dem entgegen stehen oder hohe Einarbeitungszeit für alle beteiligten bedeuten. Stimmt das?
Bitte missversteht obige Fragen und Kommentare nicht als Abwertung irgendeines Systems oder einer Spielweise. Ich habe ein relativ breites Spektrum in der entfernteren Vergangenheit auf dem Buckel und hatte sowohl mit lustigen/ironischen, konsistenten, Kintop- oder charakterzentrierten Spielen meine Freude.
Danke euch!