Insgesamt ist in D&D5 der Kämpfer dem Schurken haushoch überlegen, was den Kampf betrifft.
Der Schurke ist gut im (wie der Name schon sagt) hinterhältigen Angriff. Er benötigt zwingend den Kämpfer, der einen Gegner nach dem anderen fällt, um dann aus der Sicherheit heraus den todbringenden Angriff gegen einen Obermotz anzubringen.
Wenn es um das Austeilen von reinem Schaden geht, sind beide wiederum dem Barbaren unterlegen.
Falsch. Rein statistisch hat der Schurke den höchsten Schadensoutput aller Klassen, sagt sogar Wizards selbst. Üblicherweise bringt er den hinterhältigen Angriff nicht nur "einmal gegen den Obermotz", sondern so gut wie jede Runde (Entweder durch Freund im Nahkampf oder Angriff aus der Deckung, nachdem er sich mit einer Bonusaktion versteckt hat oder als Draufgänger alleine oder seit Taschas mit Zielen). Von Wizards kam mal wo die Aussage, dass das Balancing des Schurken sogar davon ausgeht, dass er jede Runde seinen hinterhältigen Schaden macht.
Der Barbar ist vor allem der Einstecker der Gruppe, mit endlos vielen Lebenspunkten und Resistenzen. Aber beim durchschnittlichen Schadensoutput steht er üblicherweise weit hinter dem Schurken und vielen magischen Klassen zurück.
Und das alles ist gut so. Der Kampf bei D&D5 funktioniert als Teamaufgabe. Jeder hat was zu tun, jeder kann was beitragen.
Und die Einhaltung von gewissen Kernstereotypen ist der einzige Weg, einigermaßen Fairness zwischen den Charakteren zu garantieren. Ja, ich weiß, dass das manchen nicht wichtig ist. Mir schon. Ich habe oft genug erlebt, wie in klassenlosen Systemen genau einer der Gruppe Kompetenzen in einem Bereich hatte und der Rest der Gruppe über 1-2h zuschauen musste. Das ist einfach doof.
Sagen wir mal, die Möglichkeit besteht zumindest. Außerdem wird, denke ich mir, für wenigstens einige von uns das Problem weniger in den Stereotypen an sich liegen als in der Frage, ob das nun wenigstens unsere eigenen Klischees sein dürfen oder eben nur die, die das System uns vorschreiben will...
Nochmal: Die
Möglichkeit existiert auch bei D&D(5). Nimm einen Barbaren mit Intelligenz 15 und dem Hintergrund Gelehrten. Einen Krieger (oder Paladin!) mit Hintergrund Krimineller. Einen Goblin-Barden mit dem Hintergrund Volksheld. Einen Elfen-Magier mit INT8, CHA17 und Hintergrund Scharlatan, der sich durchs Leben schummelt.
Kannst du alles machen.
Wird nicht oft passieren, aber das wird es bei klassenlosen Systemen auch nicht.
In einer meiner laufenden Gruppen haben wir eine adelige Waldläuferin (Stichwort Merida) mit Feenpakt. Ihr Kernthema ist die adelige Tochter, dass sie Waldläufer ist, hat mit ihren Erlebnissen im Krieg zu tun und den Feenpakt hat sie in der Kampagne geschlossen (Was mit einem Subklassenwechsel von Jäger auf Fey Wanderer einherging).
Selbst viele Klassenfähigkeiten sind seit Taschas austauschbar. Und Subklassen gibt es sowieso jede Menge.
Das einzige woran es eben kein Rütteln gibt, sind die absoluten Kernkompetenzen der Klasse. Hinterhältiger Angriff, Bardische Inspiration, Hand auflegen, KI-Punkte ausgeben. Das sind aber nicht mehr als 1-3 Fähigkeiten pro Charakter. Und selbst die kannst du seit Taschas über Talente zum Teil in andere Klassen integrieren, du kannst sie nur der Hauptklasse nicht weg nehmen.
Hängt von der Kampagne ab -- an der Idee, daß man speziell als Dungeonplünderer entweder Kampf oder Magie unbedingt braucht, mag ja etwas dran sein, aber nicht mal jede D&D-Kampagne (oder zumindest nicht jede selbstgestrickte, über die Fertigangebote kann man sicher streiten) wird auch nur ihren Schwerpunkt da haben.
Jein. Nicht jede D&D-Kampagne ist eine Folge von Dungeon Crawls. In einer meiner Kampagnen hatte ich in 3 Jahren genau einen einzigen kurzen. Aber praktisch alle D&D(5)-Kampagnen sind kampforientiert. Nicht so extrem, wie es im DMG angegeben ist (mit zig Encountern pro Tag) und nicht so extrem wie es noch in D&D4 war, aber es wird doch immer wieder Kämpfe geben. Einfach weil die Klassen eben auf den Kampf gebalanced sind, viele Fähigkeiten vor allem im Kampf etwas bringen und die Spieler diese dann natürlich auch nutzen wollen.
Fun Fact: Das oft als "erzählerisches D&D" hingestellte 13th Age hat
ausschließlich Kampf-Sonderfähigkeiten und Talente. Was einer der Gründe war, warum wir von 13th Age zu D&D gewechselt sind.