Ja, die Wikipedia-Artikel (DE und EN) sind da echt erfreulich ausführlich, hab mich da gestern auch durchgeschmökert. ^^
Guter Punkt! Wobei man das jetzt genau genommen natürlich auf so ziemlich jede der typischen Fantasyrassen ausdehenen kann. Wozu brauche ich Zwerge, wenn ich menschliche Bergleute habe und wozu Hobbits, wenn ich verfressene Bauern habe?
Historisch entstand ja, soweit ich gehört habe, der ganze Topos von bergarbeitenden Zwergen daher, dass man eben früher, als Minen und Stollen noch händisch in den Berg zu treiben waren, da vorzugsweise kleine Arbeiter beschäftigt hat (Kinder und/oder kurz geratene Erwachsene), weil die eben auch mit kleineren Gängen auskamen. ^^
Der "Sinn" von Hobbits hingegen war ja bei Tolkien, dem modernen Leser einen Haltepunkt zu liefern wo er sich zurechtfindet, so eine kleinbürgerliche Idylle deren Bewohner von der großen gefährlichen Fantasywelt um sie herum keine Ahnung haben, mit dem praktischen Effekt dass jede Info an den Leser bequem als eine Info an den putzigen Hobbit verpackt werden kann.
Ansonsten verallgemeinere ich meinen obigen Ansatz -- jede Fantasyrasse hat idealerweise Eigenschaften, die Menschen nicht bieten können. Das kann meinetwegen schon bei Langlebigkeit losgehen ("Ah, ich kannte deinen Urururgroßvater"), auch übermenschliches handwerkliches oder magisches Talent - das sind ja so die üblichen Topoi gerade für Zwerge und Elfen/Elben.
Wo es nicht ganz so exklusiv zugeht, ist es immerhin noch praktisch, wenn man auf die Weise schon auf den ersten Blick weiß, in welche Schublade man eine Figur packen darf: kurz, rund, bärtig? -> Vermutlich meisterlicher Handwerker. Grün, breit, Unterbiss? Eher kein Magier.
Aber wenn jetzt auch noch diese Stereotype über den Haufen geworden werden, und der Chefmagier der Akademie ein Ork ist und der Anführer der Räuberbande ein Elb -- dann mag das mit Glück erfrischend sein wenn es gut gemacht ist, aber die Gefahr ist groß dass es bemüht wirkt, und vor allem muss sich der Demiurg dann wirklich die Frage gefallen lassen, welche Funktion die nichtmenschlichen Rassen dann überhaupt im Setting erfüllen.
Anekdotal dazu: das Pathfinder-Setting etwa ist schon lange ein derartiger Schmelztiegel, dass quasi jegliche Rassen (edit: und derer gibt es Dutzende!) eigentlich nur noch die rein spielmechanische Funktion haben, besonders gute Paladine oder Stealth Archer oder sonstwas abzugeben. Da kann es schonmal passieren, dass in einer Beschreibung im Abenteuer steht "soundso ist ein Ulfen Ranger, der dies und das", und weil ich die Volksgruppen nicht auswendig kenne weiß ich nicht ob Ulfen jetzt eine menschliche Ethnie oder eine Furry-Werwolfrasse oder sonstwas sind, und es
spielt auch überhaupt keine Rolle! weil die Reaktion der Spielwelt auf ihn und seine Funktion im Abenteuer in beiden Fällen die gleiche ist.
Und an dem Punkt kann man den ganzen Rassenkokolores dann auch echt in die Tonne kloppen.