Ich persönlich würde, sofern ein spezifisches Genre gespielt wird, das Genre stark in die Überlegungen mit einbeziehen. Klassische epische Fantasy baut üblicherweise auf übernatürlichen dunklen Bedrohungen auf. Dämonenfürsten, Nekromanten, die durch den langen Umgang mit Magie korrumpiert wurden, Führer untoter Armeen, etc. pp. Da brauche ich keine weiterführende Motivation. Die sind, wie sie sind.
Anders sieht es in dieser Hinsicht aus, wenn man aus der schwarz-weißen Welt der epischen Fantasy hinaus kommt in Bereiche mit deutlich stärker nuancierten moralischen Farben. Ich finde es immer sehr charmant, wenn die Antagonisten plausible Motivationen haben und nicht aus Spaß an der Freude Schlimme Dinge treiben. Antagonisten müssen dementsprechend nicht mal nach gängigen moralischen Bewertungsmaßstäben böse sein. Warum auch? Die wenigsten Menschen sind das. An der Stelle muss man sich dann och zwischen vordergründiger und hintergründiger Motivation unterscheiden (Want vs. Need). Das geht von "Will Rivalen um den Thron beseitigen, damit seine Kinder und Enkelkinder dort sitzen können, weil die Familie ihm über alles geht" über "will Macht und Reichtum, um seine narzistische Kränkung aus Kindheitszeiten zu kompensieren" bis "beseitigt alle, die seinen Machtansprüchen im Weg stehen, weil er davon überzeugt ist, der bestmögliche Herrscher überhaupt zu sein, der der Welt Segnung und Frieden bringt". Gerade bei psychischen Schädigungen finde ich es auch immer interessant, diese vernünftig zu begründen. Viele Soziopathen werden erst durch ihre Erfahrungen zu solchen gemacht.
Meines Erachtens können aber auch sehr schlicht-böse Antagonisten hochinteressant sein, wenn ihre Pläne spannend sind.