Autor Thema: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens  (Gelesen 6710 mal)

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Offline Isegrim

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #50 am: 23.08.2021 | 15:46 »
Die Frage mit den Fußstapfen Tolkiens habe ich mir auch schon gestellt. Warum hatte ich seinerzeit mit einem (nicht eben unterkomplexen) Mittelerde keine Probleme? (...)

Ich denke, dass hat viel damit zu tun, wie Tolkien... ich nenn es mal "Politik" präsentiert (den ganzen Kram, den man halt wissen muss, um zu verstehen, warum die Leute handeln, wie sie handeln). Der Grundkonflikt ist, wie du sagst, mehr als simpel: Dieser neu erwachte Dunkle Herrscher will diesen verflixten Ring, und wenn er den kriegt ist Sense; simpel. Wenn Politik für die Geschichte wichtig wird, wird sie da erklärt, wo sie auftritt (Elrond, Rohan, Denethor etc).

Die "tiefe Geschichte", die ganze Mythologie und die Jahrtausende, die da dran hängen, spielen für den Herrn der Ringe kaum eine Rolle. Und wenn sie erwähnt werden, dann selber als Geschichten innerhalb der Geschichte.

Und dennoch muss man auch bei Tolkien erst mal seitenweise Weltbeschreibung lesen (oder überblättern...), bevor man zu dem gemächlichen Einstieg kommt, den heute vermutlich wirklich kein Lektor akzptieren würde, da stimm ich zu.

gibt es den am ende von solchen Büchern nicht oft einen Index der Namen und begriffe erklärt ?

Ist auf jeden Fall ne hilfreiche Sachen, sollte heutzutage eigentlich Standard bei solchen Büchern seien.

Und wenn die Namen von Charakteren oder Orten Apostrophe haben, ist bei mir sofort Schluss

Erinnert mich an nen LARP-SC eines Freundes: "Morkatai mit Apostroph". Aber er hat nie verraten, an welcher Stelle...
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Swafnir

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #51 am: 23.08.2021 | 15:51 »
Ich habe definitiv ein Problem mit der Aufmerksamkeitsspanne, wobei das meines Erachtens nur indirekt mit dem Alter zusammenhängt. In jüngeren Jahren war ich halt lange Student und noch länger Single, heute habe ich Job, Frau und zwei kleine Kinder, was nicht die Reihenfolge der Prioritäten ausdrücken soll. Zum Lesen brauche ich Muße. Das mache ich nicht, wenn ich mal nen Stündchen Zeit habe, außer Kurzgeschichten. Für zwischendurch liegen Netflix und Videospiele einfach vorne.

Das kann aber auch an eurem digitalen Konsum liegen. Ich empfehle da von Maryanne Wolf "Schnelles Lesen, langsames Lesen: Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen". Englischer Originaltitel: "The Reading Brain in a Digital World". Die ist Lese- und Neurowissenschaftlerin. Da werden die Sachen die ihr erzählt, auch aufgegriffen.
Ich habs an mir auch bemerkt, und das ohne ein Smartphone zu nutzen.

Offline Crimson King

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #52 am: 23.08.2021 | 16:09 »
Das kann aber auch an eurem digitalen Konsum liegen. Ich empfehle da von Maryanne Wolf "Schnelles Lesen, langsames Lesen: Warum wir das Bücherlesen nicht verlernen dürfen". Englischer Originaltitel: "The Reading Brain in a Digital World". Die ist Lese- und Neurowissenschaftlerin. Da werden die Sachen die ihr erzählt, auch aufgegriffen.
Ich habs an mir auch bemerkt, und das ohne ein Smartphone zu nutzen.

Ich kann das nicht ausschließen, aber ich habe mir zum Romanelesen schon immer viel Zeit genommen, d.h. in der Phase, in der ich den Roman gelesen habe, wenig anderes gemacht. Außer schlafen. Das ist noch ein Unterschied von früher zu heute. Mein mittlerer Schlafkonsum ist im Wesentlichen aufgrund der Familiensituation deutlich niedriger. Ich bin eine klassische Eule, 6:30 aufstehen ist aktuell der Standard, aber nix, womit mein Biorhythmus sich arrangieren könnte. Um vor halb 12 einzuschlafen, muss ich schon extrem müde sein. Letzten Endes liegt meine durchschnittliche Nachtschlafzeit 1 bis 2 Stunden unter dem, was bei mir vor der Geburt meines ersten Kindes normal war. Das wirkt sich definitiv auf die Konzentrationsfähigkeit aus und betrifft nicht nur die Fähigkeit, dicke Bücher zu lesen. Für mich ist Bücherlesen seit eh und je anstrengender als Filme zu schauen.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
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J.W. von Goethe

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #53 am: 23.08.2021 | 16:12 »
Ich denke, dass hat viel damit zu tun, wie Tolkien... ich nenn es mal "Politik" präsentiert (den ganzen Kram, den man halt wissen muss, um zu verstehen, warum die Leute handeln, wie sie handeln). Der Grundkonflikt ist, wie du sagst, mehr als simpel: Dieser neu erwachte Dunkle Herrscher will diesen verflixten Ring, und wenn er den kriegt ist Sense; simpel. Wenn Politik für die Geschichte wichtig wird, wird sie da erklärt, wo sie auftritt (Elrond, Rohan, Denethor etc).

Die "tiefe Geschichte", die ganze Mythologie und die Jahrtausende, die da dran hängen, spielen für den Herrn der Ringe kaum eine Rolle. Und wenn sie erwähnt werden, dann selber als Geschichten innerhalb der Geschichte.
Jepp
Das ist auch ( Schreib )Handwerk.

Was man in den Romanen findet, ist eigentlich nur die Spitze des (Informations) Eisberges.

Daraus ein halbes " Simarillion" zu machen, hätte der Unterhaltung mMn. auch mehr geschadet als genutzt.

Swafnir

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #54 am: 23.08.2021 | 16:13 »
Ich kann das nicht ausschließen, aber ich habe mir zum Romanelesen schon immer viel Zeit genommen, d.h. in der Phase, in der ich den Roman gelesen habe, wenig anderes gemacht. Außer schlafen. Das ist noch ein Unterschied von früher zu heute. Mein mittlerer Schlafkonsum ist im Wesentlichen aufgrund der Familiensituation deutlich niedriger. Ich bin eine klassische Eule, 6:30 aufstehen ist aktuell der Standard, aber nix, womit mein Biorhythmus sich arrangieren könnte. Um vor halb 12 einzuschlafen, muss ich schon extrem müde sein. Letzten Endes liegt meine durchschnittliche Nachtschlafzeit 1 bis 2 Stunden unter dem, was bei mir vor der Geburt meines ersten Kindes normal war. Das wirkt sich definitiv auf die Konzentrationsfähigkeit aus und betrifft nicht nur die Fähigkeit, dicke Bücher zu lesen. Für mich ist Bücherlesen seit eh und je anstrengender als Filme zu schauen.

Ich hab gemerkt, dass ich beim Lesen unruhig wurde. Es ging mir nicht schnell genug und ich hab mich immer leichter ablenken lassen. Daher nehme ich mir jetzt bewusst die Zeit zum Lesen.

Offline Weltengeist

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #55 am: 23.08.2021 | 18:34 »
Aber mal zum Testen: welche Titel waren es denn, die du trotz Interesse weggelegt hast?

Wolltest du damit deine These belegen, dass deine Aufmerksamkeitsspanne nachlässt? ~;D
Steht nur wenige Postings über deinem:

Einige Beispiele: (...) In letzter Zeit bin ich dagegen beispielsweise an Stephen Hunts "Königreich der Lüfte", an Arkady Martines "A Memory Called Empire" und an Neal Stevensons Baroque-Zyklus komplett gescheitert, habe mit Jim Butchers "The Aeronaut's Windlass" hart gekämpft und überlege derzeit, S. A Chakrabortys "The City of Brass" abzubrechen.

gibt es den am ende von solchen Büchern nicht oft einen Index der Namen und begriffe erklärt ?

Ist auf jeden Fall ne hilfreiche Sachen, sollte heutzutage eigentlich Standard bei solchen Büchern seien.

Außer man macht es so dämlich wie Splittermond oder die Wikipedia und schreibt da auch gleich die Romanauflösung mit rein ("Figur X ist der Präfekt der Universität und das geheime Oberhaupt des Meuchlerordens der Roten Hand").  ;)
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Offline Feuersänger

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #56 am: 23.08.2021 | 19:03 »
Ja hab ich inzwischen auch gemerkt -- lag aber tatsächlich v.a. daran, dass ich gerade am Handy war und es da so unkommod zu lesen ist. ^^
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #57 am: 23.08.2021 | 19:33 »
Was sich viele gut merken können, sind Bilder.
Ne gute Weltkarte ist wichtig.
Auch Wappen können helfen, falls es verschiedene Fraktionen gibt (wie für " House Slytherin" oder" House Stark" , oder die " Altruan " whatever)
« Letzte Änderung: 23.08.2021 | 19:36 von Issi »

Offline Zeus

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #58 am: 23.08.2021 | 19:37 »
Ist auf jeden Fall ne hilfreiche Sachen, sollte heutzutage eigentlich Standard bei solchen Büchern seien.

Wie unterschiedlich doch Präferenzen sein können. Für mich sind solche Indices in/zu (?) fiktionalen Werken eine sehr deutliche Nichtkaufempfehlung. Wer nicht so schreiben kann, dass die relevanten Figuren einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der verdient meine Lebenszeit nicht. (Wir sprechen hier nicht von Theatertexten, bei denen vorne kurz die vorkommenden Rollen aufgezählt werden.)
"Das schmerzliche Geheimnis der Götter und der Könige: daß die Menschen frei sind ... " (Zeus in Sartres "Die Fliegen")

Offline Irian

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #59 am: 23.08.2021 | 20:49 »
Was sich viele gut merken können, sind Bilder.
Ne gute Weltkarte ist wichtig.

Ist bei mir genau anders rum, Karten interessieren mich kaum und helfen mir auch selten, meistens blättere ich da drüber.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #60 am: 23.08.2021 | 21:30 »
Ist bei mir genau anders rum, Karten interessieren mich kaum und helfen mir auch selten, meistens blättere ich da drüber.
Interessant

Wobei die Karten glaube ich häufig gar nicht studiert werden. Da reicht ein kurzer Blick um zu erkennen wo was ungefähr ist.
(A la "Ah Ok, da ist also der Schicksalsberg")
Wäre interessant, ob was fehlen würde, wenn es keine gäbe.
« Letzte Änderung: 23.08.2021 | 21:36 von Issi »

Vecna

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #61 am: 24.08.2021 | 00:24 »
Ganz allgemein, unpersönlich und vielleicht unpopulär:

* So wie auch das eigene strategische Langzeitschach unter zuviel Online-Blitzschach leidet, so hat auch das bei Rollenspielern auftretende Binge-Reading von haufenweise Rollo-Texten einen negativen Einfluss auf die Lesefreude/-kompetenz bei Romanen und groß angelegten Erzählungen.

* Das ist ein Effekt der Bubble. Hier sind halt "hauptberuflich" Rollenspieler, die ihre Interessen anders priorisieren.

Genausogut gibt es leidenschaftliche Leser, die einen Schmöker nach dem anderen suchten, sich aber gleichzeitig nicht so gut in andere Texte (geschweige denn RPG-"Bedienungsanleitungen") vertiefen können.
In deren Bubble werden Fantasy-Bücher so heiß-innig konsumiert und debattiert wie hier im Forum der nächste OSR-Klon oder Hausregeln für das Favoritensystem.

Das Tanelorn und seine User kann man insofern mehr mit einem Technikforum als mit einem Literaturforum vergleichen.

Offline Aedin Madasohn

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #62 am: 24.08.2021 | 09:09 »
mal als meine 50 Cent

hier im  :t: sind ja auch viele (in breite und tiefe) Fäntel-fantastisch Vorgeprägte unterwegs.

da sind "Dinge" viel "besser" gesetzt (also als mentale Anspielstation schon da, bevor das neue Buch auch nur aufgeschlagen wird)
als bei einem Jugendlichen, für den alles neu ist und der erst mal in Edo, Fäntel-Setting, Mystic-Magic und gleizendes Götterwirken eingeführt werden möchte.

dementsprechend ist es wie mit Lehrgängen  >;D

für blutige Anfänger - mit rechtsklick du öffnen, mit linksklick du machen klick!   
"boah, das funzt" "ich langweile mich zu tode!"

Ilias und Edda sind voller "dunkler/nicht mehr deutbarer" Anspielungen, welche sich uns heute mangels Detailwissens über das "Setting" Olympus/Asgard nicht mehr erschließen. Das "eingeweihte" Originalpublikum wäre aber wohl arg gelangweilt gewesen, wenn da zu viel Hintergrund jedes Mal auserzählt worden wäre.

 

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #63 am: 24.08.2021 | 09:23 »
Jeder der bereits eine eigene Welt entworfen hat, ( ob nun für Bücher oder Rollenspiele - scheinen ja doch einige hier zu sein), weiß dass das ( entschuldigt meinen Ausdruck): Scheiße viel Arbeit ist.
Zumindest wenn das alles plausibel sein, und funktionieren soll.
Bei Rollenspielen kannste das alles sehr gut verwursten und der Öffentlichkeit zugänglich machen. In Regelwerken, Quellenbänden ( da kann man dann auch Entstehungsgeschichten & Co reinpacken),
Und natürlich Abenteuer zu jeder Region.
( Mit tausend und einer Beschreibung, am besten noch Sandbox-artig)

In Romanen : Fehlanzeige.
Obwohl du, jetzt Mal abgesehen, von Rollenspiel Regeln, ja trotzdem eine ganze Welt entworfen hast.
Damit es die Lesenden nicht langweilt, darfste aber, nur einen Bruchteil davon reinpacken. Und das auch nur an den Stellen, an denen es passt.
( Der Rest des Eisberges bleibt idR. unsichtbar)

Glaube die Gefahr es dennoch sichtbar machen zu wollen ( wegen all der Arbeit) ist da. ( Dann wird es den Lesenden aber vielleicht zuviel, und der Text zu Informationsüberfrachtet).
« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 09:54 von Issi »

Offline Alex

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #64 am: 24.08.2021 | 10:17 »
Jeder der bereits eine eigene Welt entworfen hat, ( ob nun für Bücher oder Rollenspiele - scheinen ja doch einige hier zu sein), weiß dass das ( entschuldigt meinen Ausdruck): Scheiße viel Arbeit ist.
Zumindest wenn das alles plausibel sein, und funktionieren soll.
Bei Rollenspielen kannste das alles sehr gut verwursten und der Öffentlichkeit zugänglich machen. In Regelwerken, Quellenbänden ( da kann man dann auch Entstehungsgeschichten & Co reinpacken),
Und natürlich Abenteuer zu jeder Region.
( Mit tausend und einer Beschreibung, am besten noch Sandbox-artig)

In Romanen : Fehlanzeige.
Obwohl du, jetzt Mal abgesehen, von Rollenspiel Regeln, ja trotzdem eine ganze Welt entworfen hast.
Damit es die Lesenden nicht langweilt, darfste aber, nur einen Bruchteil davon reinpacken. Und das auch nur an den Stellen, an denen es passt.
( Der Rest des Eisberges bleibt idR. unsichtbar)

Glaube die Gefahr es dennoch sichtbar machen zu wollen ( wegen all der Arbeit) ist da. ( Dann wird es den Lesenden aber vielleicht zuviel, und der Text zu Informationsüberfrachtet).
Eine perfekte Zusammenfassung (auch) meines Problems, nämlich die Kunst zu entscheiden, was  relevant für die Geschichte ist und was eben nicht.

Natürlich muss eine Fantasy-Welt sehr viel weiter ausgearbeitet sein, als es im Buch steht , aber je mehr man in die Breite (viele Völker) und die Tiefe (geschichtliche Ereignisse) geht, umso größer und unübersichtlicher wird alles. In meinem Fall habe ich einen Großteil der Völker einfach weggelassen, wenn sie nicht für die Geschichte notwendig waren und auch nicht erwähnt, denn es gibt nichts Dümmeres als Name-Dropping über Völker, die nicht beschrieben werden und nicht weiter vorkommen. Das ist einerseits schade, denn es nimmt viel Atmosphäre und Magie aus der Welt, andererseits ist diese Form von Kürzung aber unabdingbar, damit das Buch lesbar bleibt.
« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 10:19 von Alex »

Offline Weltengeist

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #65 am: 24.08.2021 | 12:22 »
Eine perfekte Zusammenfassung (auch) meines Problems, nämlich die Kunst zu entscheiden, was  relevant für die Geschichte ist und was eben nicht.

Dem kann ich nur zustimmen. Das Problem, dass sich Autoren schwer tun mit dem Weglassen, beobachte ich auch in anderen Genres. Besonders schlimm sind hier oft historische Romane: Der Autor hat natürlich jede Menge Zeug recherchiert, und dann wird es eben auf Biegen und Brechen auch noch in die Handlung eingebaut. Was besagter Handlung meist nicht gut tut.

Ganz allgemein, unpersönlich und vielleicht unpopulär:

* So wie auch das eigene strategische Langzeitschach unter zuviel Online-Blitzschach leidet, so hat auch das bei Rollenspielern auftretende Binge-Reading von haufenweise Rollo-Texten einen negativen Einfluss auf die Lesefreude/-kompetenz bei Romanen und groß angelegten Erzählungen.

Klar, natürlich gibt es solche Leute, aber ich denke nicht, dass das mein Problem ist. Ich lese etliche Dutzend Bücher pro Jahr, und die meisten davon ohne Probleme. Doch ausgerechnet die Fantastik-Bücher (die mir ja aufgrund jahrezehntelanger Beschäftigung mit dem Genre besonders liegen sollten) machen mir in letzter Zeit zunehmend Probleme.
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Offline Crimson King

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #66 am: 24.08.2021 | 12:35 »
Natürlich muss eine Fantasy-Welt sehr viel weiter ausgearbeitet sein, als es im Buch steht , aber je mehr man in die Breite (viele Völker) und die Tiefe (geschichtliche Ereignisse) geht, umso größer und unübersichtlicher wird alles.

Es gibt grundsätzlich Worldbuilding-Ansätze, die das anders handhaben und das Worldbuilding zum einen in großem Maß sukzessive betreiben und zum anderen weniger Wert auf Plausibilität legen, sondern eher darauf achten, dass die Dinge thematisch passen und die Stimmung unterstützen. In Europa und Nordamerika wird wohl ein eher harter Top-Down-Ansatz bevorzugt. Deshalb sehen wir das oft als Goldstandard oder sogar die einzig mögliche Methode des Worldbuildings an. Aber das nur am Rande.

Wobei ich nicht ausschließen will, dass da ggf. was im Argen liegt. Speziell Moorcock, Zelazny oder Leiber betrieben definitiv ein deutliches weicheres, auf Stimmung abzielendes Worldbuilding, als heute üblich ist, wieder andere wie beispielsweise Howard beschränkten sich weitgehend auf die Reproduktion von Stereotypen, die aufgrund ihres Wiedererkennungswertes und ihrer Einfachheit leicht zugänglich sind.
« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 12:37 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
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Offline Xemides

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #67 am: 24.08.2021 | 12:55 »
Und ich glaube, hier liegt der Hund begraben: Früher haben Fantasy-Autoren Tolkien nachgeeifert, heute George R.R. Martin. IMHO nicht unbedingt die beste Wahl

Für mich mittlerweile die bessere Wahl.

Auf Tolkien-Kopien hatte ich schon vor 30 Jahren keinen Bock mehr, weshalb ich Shanara nie gelesen habe und statt dessen lieber Feist zum Beispiel gelesen habe. Auf politische Intrigen ala Martin habe ich immer wieder Lust, wobei auch der das Thema ja nicht erfunden hat.


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Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #68 am: 24.08.2021 | 13:37 »
Es gibt grundsätzlich Worldbuilding-Ansätze, die das anders handhaben und das Worldbuilding zum einen in großem Maß sukzessive betreiben und zum anderen weniger Wert auf Plausibilität legen, sondern eher darauf achten, dass die Dinge thematisch passen und die Stimmung unterstützen. In Europa und Nordamerika wird wohl ein eher harter Top-Down-Ansatz bevorzugt. Deshalb sehen wir das oft als Goldstandard oder sogar die einzig mögliche Methode des Worldbuildings an. Aber das nur am Rande.
Im Idealfall ist Wordbuilding sowohl stimmungsvoll als auch plausibel.
Wobei auf Plausibilität sicher leichter verzichtet wird ( solange es stimmungsvoll genug ist)
Andererseits gibt es bei Film und Buch Konsumenten auch solche, die sich über ein Mangel an Plausibilität so aufregen, dass sie aus der Geschichte aussteigen.

( Natürlich gibt es auch noch jede Menge schwammigen Kram dazwischen, wie z.B. die Frage, warum die Riesenadler Frodo nicht gleich bis zum Schicksalsberg geflogen haben........Aber warum auch immer - ist völlig egal- Ihr Auftritt war cool.)

« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 13:42 von Issi »

Offline Huhn

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #69 am: 24.08.2021 | 13:41 »
Es gibt grundsätzlich Worldbuilding-Ansätze, die das anders handhaben und das Worldbuilding zum einen in großem Maß sukzessive betreiben und zum anderen weniger Wert auf Plausibilität legen, sondern eher darauf achten, dass die Dinge thematisch passen und die Stimmung unterstützen. In Europa und Nordamerika wird wohl ein eher harter Top-Down-Ansatz bevorzugt. Deshalb sehen wir das oft als Goldstandard oder sogar die einzig mögliche Methode des Worldbuildings an. Aber das nur am Rande.
Hm, ich finde ja auch, dass eine gute Weltenbeschreibung in einem Roman vor allem eine ist, die organisch in die Handlung eingeflochten ist und die der Handlung dient. Lange Infodrops zu Beginn der Geschichte oder ausufernde Tabellenanhänge durfte Tolkien, der ja auch ein eher akademisches Interesse an seiner Welt hatte - aber das geht im Sinne einer schön erzählten Geschichte auch besser.

In diesem Sinne finde ich tatsächlich das Worldbuilding in Harry Potter recht gelungen. Die Autorin hatte zu Beginn ein paar coole Ideen und baut die im Verlauf der Bände immer dann aus, wenn sie gerade irgendwas Neues für ihre Handlung braucht. Entstehende Logiklücken werden als Chancen betrachtet, passende Erklärungen zu ersinnen oder sie werden einfach ignoriert, wo sie nicht weiter stören. Die entstehende Welt ist beliebig erweiterbar und von und für Fans personalisierbar, weil statt langer Weltenerklärungen eher ein "Weltengefühl" vermittelt wird.

Ganz cool finde ich z. B. auch diverse Sword&Sorcery-Welten - was auch immer Cugel in Vances Romanen bereist oder Elric bei Moorcock. Da wird oft mehr angedeutet als wirklich gezeigt und erklärt. Und ich bin der festen Überzeugung, dass die Autoren da nicht zuvor private Atlanten und ethnologische Studien erstellt hatten. :D

Ich finds ja ausreichend, wenn eine Welt so wirkt, als sei viel dahinter - ob dann der Autor/die Autorin wirklich viel dahintergelegt hat oder ob alles bloß Kulisse ist, ist völlig irrelevant. Wegen mir muss ein Baum, der ungesehen im Wald umfällt, kein Geräusch machen. :D

Und um den Bogen zu Weltengeist Ausgangsposts zu schlagen - ich find die meiste Fantasy, die ich in der Buchhandlung so ausliegen sehe, auch eher uninteressant. Auch weil sie sich so damit aufhalten, tolle neue Welten nach Schema F zu generieren, statt Zeit in eine interessantere Handlung oder spannendere Figuren zu investieren. Und ja, ich habe bei solchen Büchern, gerade auch jenen mit diesem nervigen Fokus auf politische Ränkespiele mit tausend Beteiligten, das Problem, dass ich nach der Hälfte keinen Dunst mehr habe, wer wer ist.
« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 13:43 von Huhn »

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #70 am: 24.08.2021 | 14:08 »
Glaube je weiter eine Geschichte fortgeschritten ist, desto wichtiger wird es Antworten auf Fragen zu finden, die bereits zu Beginn gestellt wurden. ( Und die sollten halbwegs Sinn ergeben)
Wo man Anfangs noch "Gärtnern" konnte ( Mal gucken, was so entsteht), muss man später dann doch mehr "Architekt" werden ( Wo soll es ungefähr hin wachsen?)

Edit.
Politik innerhalb einer Fantasy-Welt ist auf jeden Fall ne Herausforderung. Dass das weder überfordert noch langweilt - keine leichte Aufgabe.
Spätestens hier kommt man mMn. nicht mehr um ein vertiefendes Wordbuilding herum.





« Letzte Änderung: 24.08.2021 | 14:28 von Issi »

Offline Alex

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #71 am: 24.08.2021 | 14:44 »
Edit.
Politik innerhalb einer Fantasy-Welt ist auf jeden Fall ne Herausforderung. Dass das weder überfordert noch langweilt - keine leichte Aufgabe.
Spätestens hier kommt man mMn. nicht mehr um ein vertiefendes Wordbuilding herum.
Auch da würde ich echt gerne weiter diskutieren, habe aber wieder Angst, dass der thread völlig in eine andere Richtung (als die vorgesehene) geht. Vielleicht können wir ein Thema bei "Schreiben" aufmachen?

Offline Issi

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #72 am: 24.08.2021 | 14:46 »
Auch da würde ich echt gerne weiter diskutieren, habe aber wieder Angst, dass der thread völlig in eine andere Richtung (als die vorgesehene) geht. Vielleicht können wir ein Thema bei "Schreiben" aufmachen?
Mach!
 :)

Offline Alex

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #73 am: 24.08.2021 | 14:58 »
Mach!
 :)
Ok.  :)
Ich habe den (etwas geschwollenen) Titel "Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer" für weitere Diskussionen gewählt.


Offline Timberwere

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Re: Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens
« Antwort #74 am: 24.08.2021 | 15:17 »
Ok.  :)
Ich habe den (etwas geschwollenen) Titel "Schreiben in Fantasy-Welten und die Ausarbeitung derer" für weitere Diskussionen gewählt.

Hast du den Thread absichtlich im "Sehen" geöffnet?
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!