Ausgehend von der Diskussion in "Meine 2. Krise des Fantasy-Lesens", dient dieser thread der Diskussion von Fantasy-Welten und wie man sie in Erzählungen umsetzen kann, ohne dass man den Lesern mit zu vielen Informationen überfordert.
Auch stellt sich die Frage, ob man überhaupt eine Fantasy-Welt vollständig ausarbeiten sollte und sie nicht organisch mit der Erzählung (und den daraus entstehenden Bedürfnissen) wachsen lassen sollte.
Das Problem ist meiner Meinung nach, dass viele Autorinnen und Autoren zu viel Wert auf Wordbuilding legen.
Besonders bei Self-Publishern aus der Rollenspielerecke, die viel Wert auf Details und Namen und Welt-Brimborium legen, aber am Schluss oftmals nur eine Heldentruppe aus dem Würfelarsenal der Rollenspielerbaukasten zusammenstellen – aus all den bekannten Klisches, die sich da so tummeln. Nimm einen Magier, einen Dieb, einen Söldner und schick sie auf eine Reise– am besten von Mykonoia, weil das so schön griechisch klingt, über War'al'Bashra, weil sich das "irgendwie" nach Wüste anhört nach Frøstheim in die Eishölle des Nordens.
Und weil sich diese Neuautorinnen und -autoren so viel Mühe mit dem Worldbuilding gegeben haben, bekommt man neben allerlei apostrophierten und vor Sønderzeichen strotzenden Namen am besten noch gleich neu erfundene Maß und Gewichtsangaben, Münzstückelungen und neue Zeitangaben.
Das liest sich dann ungefähr so:
"Es war am Mondtag der dritten Wucke im Monat des Bären im 2.145 Weltenumlauf altustianischer Zeitrechnung des vierten goldenen Zeitalters, als Jin'm' Chastitpupi, eine lodornische Würfelkämpferin aus dem Clan der Knobelbecher, einen Dunkelork vor ihren Doppelbogen bekam. "Oha", sagte sie pfiffig und stieß die Luft durch die grünschimmernden spitzen Zähne. "Dich werde ich mit meinen Farunpfeilen spicken, wie einen Whisk-Braten!", wisperte sie erregt, während sie spürte, wie sich bereit im ihrem Inneren die Mächte des M'rak in ihr breitmachten ...
Als Leser interessiert mich diese Details aber nur am Rande, und wenn, dann nicht so geballt. Infodump in Reinstform, von Dosierung keine Spur. Viel wichtiger als das Worldbuilding (Setting) sind aber die Charaktere, die leider viel zu oft vernachlässigt werden. Aber diese sind es, die die Leser bei der Stange halten. Das, was sie tun, wie sie Schwierigkeiten überwinden.
Ob ich nun Sickel verwende, wie Rothfuss, oder Knuts, wie Rowling, ist nebensächlich. Bells & Whistles, mehr nicht. Die Welt kann noch so toll ausgearbeitet sein: Für gute Geschichten ist das nicht das Wichtigste. Erst kommen die Charaktere, dann der Plot und erst am Schluss das Setting.