Ich sehe bei den Spielen vor allem zwei wichtige Unterschiede: erstens ist Blades in the Dark thematisch sehr viel enger gefasst als das offizielle Dishonored RPG, und zweitens führt das Regelsystem bei Dishonored tendenziell zu hyperkompetenten Charakteren, während die SCs bei BitD zwar kompetent sind, aber durchaus immer wieder mit Rückschlägen und Limitierungen zu kämpfen haben.
Dishonored nennt zwar ein paar mögliche Kampagnenthemen, liefert es sonst aber nur allgemeine Regeln und eine grobe Settingsbeschreibung (vor allem Dunwall und Karnaca). Wo und was für Charaktere man spielt, welche Hintergründe und Ziele die eigene Gruppe hat etc. ist alles offen. BitD hingegen ist da viel stärker festgelegt: Man spielt eine Gruppe Verbrecher, in Doskvol, die versuchen, ihre Bande so groß wie möglich zu machen - evtl. auch über mehrere Charaktere hinweg, da hier die Gruppe viel stärker im Fokus steht als der individuelle Charakter (dafür gibt es entsprechend auch eigene Regeln).
Regelseitig habe ich leider keine Spielerfahrung mit BitD, aber das System scheint mir bei Proben PbtA-typisch "ja, aber"-Resultate zu fördern, die dafür Sorgen, dass die Charaktere immer wieder mit Schwierigkeiten und Dilemmata zu kämpfen haben; zusammen mit der recht strikten Erholungsregel scheint es vorgesehen, dass sich die Gruppe oftmals gerade so über Wasser halten kann. Das 2d20-System führt meiner Erfahrung mit Conan und Infinity zufolge eher zu sehr kompetenten, "superheldigen" Charakteren, die (bei halbwegs kluger Nutzung von Metaressourcen und Unterstützung) die meisten Herausforderungen problemlos bewältigen können.
Ich würde meine Wahl davon abhängig mache, welche Stimmung und welches Thema ich am Spieltisch umsetzen möchte: Will ich eine Schmugglerband o. ä. spielen, die vor allem in einer Stadt operiert und mit den harten Realitäten des Alltags zu kämpfen hat? Dann passt BitD besser. Für eine offenere Kampagne (bzw. generell ein anderes Thema, z. B. die Erkundung des pandyssischen Kontinents), bei der die Charaktere sich durchaus auch "superheldig" fühlen dürfen, bietet sich hingegen Dishonored an.