Autor Thema: Rant: Foundation Trilogie  (Gelesen 4791 mal)

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Online JollyOrc

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Rant: Foundation Trilogie
« am: 7.11.2021 | 18:04 »
Ich habe jetzt ja mit Ende 40endlich auch mal die Foundation Bücher von Asimov gelesen.

Und muss sagen: [Überspitzt]Wer die als erwachsene Person liest, (Edit 10.11.21: so wie hier von mir geschildert) versteht, und dann noch gut findet, kann kein guter Mensch sein![/Überspitzt]

Wie komme ich dazu?

Das Menschen- und Zivilisationsbild ist meiner Meinung nach grauenhaft: Dekadenz, Bürokratie und Stagnation führen zum Untergang eines Imperiums. Dieses kann nur wieder auferstehen weil eine Gruppe Superintellektueller im Hintergrund die Fäden zieht und, ohne dass die Menschheit überhaupt von ihnen wissen darf, diese in Konflikte stürzt, damit die Gesamtheit "gestärkt" daraus hervorgeht.

Der Kram mit "wir sammeln das Wissen der Menschheit um den Aufbau zu erleichtern" wird direkt in den ersten Kapiteln als "Ablenkung und bedeutungslos" verworfen.

Also, selbst wenn die Geschichte auch nur halbwegs zeitgemäße Geschlechterrollen hätte (was sie nicht hat), oder wenigstens gut geschrieben wäre (was sie nicht ist), und die einzelnen Seldon-Krisen nicht dauernd durch quasi deus ex machinas gelöst würden (was sie werden), dann wäre es immer noch eine verdammt schlechte utopische Vision, weil sie als einziges Heil der Menschheit ein undemokratisches, geheimes, und im Endeffekt sogar eugenisch zusammengesetztes Gremium sieht.
« Letzte Änderung: 10.11.2021 | 12:58 von JollyOrc »
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Grey

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #1 am: 7.11.2021 | 18:11 »
[Überspitzt]Wer die als erwachsene Person liest, versteht, und dann noch gut findet, kann kein guter Mensch sein![/Überspitzt]
Schließt du daraus auch, dass jemand, der George Orwells 1984 gut findet, von totalitären Überwachungsstaaten begeistert ist?

Wie ich Asimovs Foundation verstehe, ist sie kein Heldenepos, sondern ein Gedankenexperiment. Asimov ließ es wertungsfrei auf seine Leser los, weder als ausgewiesene Utopie noch als Dystopie. Wenn du es als letzteres empfindest, ist das doch völlig OK.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Offline Isegrim

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #2 am: 7.11.2021 | 18:13 »
 ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Was für ein Schwachsinn. Was du willst, ist kein Roman, der zum Nachdenken anregt, sondern ein ideologisches Pamphlet, was dich in deinen beschränkten Ansichten bestätigt. Du verhälst dich weder erwachsen, noch als ob du ein guter Mensch wärst.
"Klug hat der Mann gehandelt, der die Menschen lehrte, den Worten auch der Anderen Gehör zu schenken."  Euripides

Online JollyOrc

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #3 am: 7.11.2021 | 18:15 »
Wie ich Asimovs Foundation verstehe, ist sie kein Heldenepos, sondern ein Gedankenexperiment. Asimov ließ es wertungsfrei auf seine Leser los, weder als ausgewiesene Utopie noch als Dystopie. Wenn du es als letzteres empfindest, ist das doch völlig OK.

Wer es als Dystopie liest, ist natürlich kein schlechter Mensch. Bleibt halt (IMHO) noch der schlechte Stil. (Um die Freundin zu zitieren: "Wer 'turgid' ernsthaft als Wort verwendet, und nicht gerade eine Sex-Szene beschreibt, hat schon verloren!")
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Jiba

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #4 am: 7.11.2021 | 18:16 »
Was für ein Schwachsinn. Was du willst, ist kein Roman, der zum Nachdenken anregt, sondern ein ideologisches Pamphlet, was dich in deinen beschränkten Ansichten bestätigt. Du verhälst dich weder erwachsen, noch als ob du ein guter Mensch wärst.

Ist das jetzt auch überspitzt oder triffst du hier eine tatsächliche Ad-Hominem-Aussage gegenüber eines Users?
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

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Online JollyOrc

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #5 am: 7.11.2021 | 18:17 »
Nachtrag: Vielleicht bin ich auch einfach nur mit den falschen Vorstellungen an die Bücher gegangen. Mir hatten halt Leute vom "genialen Hari Seldon" erzählt, und den hab ich da nicht gefunden.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Isegrim

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #6 am: 7.11.2021 | 18:19 »
Ich antworte ausgewogen und angemessen auf solche Aussagen. ;)

Und muss sagen: [Überspitzt]Wer die als erwachsene Person liest, versteht, und dann noch gut findet, kann kein guter Mensch sein![/Überspitzt]

P.S.: Ausführlich antworte ich vielleicht morgen noch mal inhaltlich, was ich von dem Buch halte.
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Achamanian

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #7 am: 7.11.2021 | 18:22 »
Hmm. Ich hab das als junger Teenager gelesen und erinnere mich ehrlich gesagt kaum noch an etwas, außer die anfängliche Beschreibung des Foundation-Planeten mit seinen einfachen außerirdischen Insekten und an ein paar Szenen mit dem Fuchs (ich glaube, so hatten sie den "Mule" falsch übersetzt ...).
Dass Asimov in seinen Gedankenexperimenten nicht immer besonders sympathisch ist, habe ich aber auch irgendwie so abgespeichert, und die ganze Idee der Psychohystorik halte ich ehrlich gesagt auch, soweit ich sie anhand von Sekundärartikeln verstehe, für ziemlichen Humbug. Allein schon die Idee, sich bei einem galaktischen Imperium am römischen Reich zu orientieren und das dann als philosophisch-wissenschaftlichen Ansatz zu verkaufen, ist ja schon ziemlich gewagt und spricht halt eher für ein mystizistisches Verständnis von Geschichte als für ein materialistisches.

Offline JS

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #8 am: 7.11.2021 | 18:51 »
Nachtrag: Vielleicht bin ich auch einfach nur mit den falschen Vorstellungen an die Bücher gegangen. Mir hatten halt Leute vom "genialen Hari Seldon" erzählt, und den hab ich da nicht gefunden.

Bist nicht allein. Ich legte die Reihe nach dem ersten Band gelangweilt weg. Aber das ist kein Qualitätsurteil; sie war mir einfach zu langatmig und dafür nicht ergreifend genug geschrieben.
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Offline Lichtschwerttänzer

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #9 am: 7.11.2021 | 19:02 »
Asimov hat Gibbons gelesen und sich danach orientiert
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
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Offline Grey

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #10 am: 7.11.2021 | 19:26 »
Nachtrag: Vielleicht bin ich auch einfach nur mit den falschen Vorstellungen an die Bücher gegangen. Mir hatten halt Leute vom "genialen Hari Seldon" erzählt, und den hab ich da nicht gefunden.
wtf? "Genial" im Sinne eines (überzeugend dargestellten) hyperintelligenten Protagonisten? Oder "genial" im Sinne der zugrundeliegenden schriftstellerischen Idee hinter dem Wissenschaftler bzw. seinem Werk?

Ersteres sucht man darin tatsächlich vergebens. Was letzteres betrifft, bin ich allerdings bis heute fasziniert von dem weltenbauerischen Aspekt, dass Seldons Berechnungen zunächst als eine Art Prophezeiungen mystifiziert werden und die Sichtweise der Foundation-Bewohner auf den Seldon-Plan nach und nach die Form einer futuristischen Religion annimmt, für die es m.W. weder historisch noch literarisch irgendein Vorbild gäbe. Hier hat Asimov etwas Ureigenes geschaffen und dramaturgisch in einer Weise genutzt, die zumindest mich (a) als Teenager von den Socken gerissen hat und (b) bis heute fasziniert.

Noch eine Anmerkung zum Motiv einer Geheimgesellschaft im Hintergrund, die aus dem Verborgenen die Fäden zieht und die Menschen in Unwissenheit lässt: Das Unbehagen über diese Machtstruktur thematisiert Asimov doch sogar selbst. Noch in Band 3 der ursprünglichen Trilogie wendet sich die Erste Foundation vehement gegen die Bevormundung durch die Zweite. Und in "Foundation's Edge" wird die fragwürdige Rolle der Zweiten Foundation sehr detailliert ausgebreitet. Den Vorwurf, Asimov habe eine solche Gesellschaftsform als Utopie anpreisen wollen, kann ich daher beim besten Willen nicht nachvollziehen.
« Letzte Änderung: 7.11.2021 | 19:28 von Grey »
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Samael

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #11 am: 7.11.2021 | 19:46 »
Asimov hat Gibbons gelesen und sich danach orientiert

Du meinst wahrscheinlich Gibbon.
Wobei mir nicht klar ist, was speziell in Decline and Fall Vorbild für Foundation ist, also was Asimov nicht auch aus deutlich schlankeren Quellen haben könnte.

Samael

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #12 am: 7.11.2021 | 19:51 »
JollyOrc, ich glaube du liest etwas in die Reihe hinein, was Asimov da nicht reingeschrieben hat.

Online Trichter

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #13 am: 7.11.2021 | 20:29 »
Ist schon eine Weile her, dass ich die Foundation Bücher gelesen habe, aber ich fand die Idee mit der Psychohistorik genial. Quasi Thermodynamik für Zivilisationen. Da ich wie Asimov selbst Chemiker bin, sehe ich das aber vielleicht aus einem anderen Blickwinkel als andere Leute.

Offline Jiba

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #14 am: 7.11.2021 | 20:51 »
Ist schon eine Weile her, dass ich die Foundation Bücher gelesen habe, aber ich fand die Idee mit der Psychohistorik genial. Quasi Thermodynamik für Zivilisationen. Da ich wie Asimov selbst Chemiker bin, sehe ich das aber vielleicht aus einem anderen Blickwinkel als andere Leute.

Ich find das grundsätzlich eher gruselig als faszinierend. Und auch unwissenschaftlich, von einer gesellschaftswissenschaftlichen Warte aus betrachtet.
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“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Isegrim

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #15 am: 7.11.2021 | 21:12 »
Ich find das grundsätzlich eher gruselig als faszinierend. Und auch unwissenschaftlich, von einer gesellschaftswissenschaftlichen Warte aus betrachtet.

Oh, verdammt, unwissenschaftlich ist natürlich fatal. Im Gegensatz zu Zukunftsvisionen-verbreitende Drogen, oder übernatürlichen Energiefelder geht das natürlich gar nicht...
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Offline JS

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #16 am: 7.11.2021 | 21:26 »
Zukunftsvisionen-verbreitende Drogen

Hatten die nicht in den 1960ern ihren Höhepunkt?
 :think:
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Offline Alexandro

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #17 am: 7.11.2021 | 21:29 »
Ging mir genauso. Die Psychohistorik ist nicht als funktionierendes System beschrieben, sondern eher vergleichbar mit dem "Heisenberg Kompensator" bei Star Trek oder der Macht bei Star Wars. Sie funktioniert nur solange, wie Asimov sie in der Black Box lässt und sagt "denkt nicht darüber nach, akzeptiert einfach die Prämisse" - sobald man diese hinterfragt und tatsächlich versucht mathematische Modelle von Gesellschaftssystemen nach Asimov'schen Vorbild gedanklich nachzuvollziehen, erkennt man ziemlich schnell, dass allein die Idee so etwas könnte funktionieren der größte Humbug aller Zeiten ist.

Damit habe ich allerdings weniger Probleme, ich kann auch SciFi mit unrealistischen Prämissen gut finden, solange sie gut geschrieben ist.

Das ist bei Asimov allerdings nicht der Fall. Die Erzählung ist schleppend, dir Dialoge hölzern und der ganze Geschichtenaufbau doch schon ziemlich wertend, an der Grenze zu "preachy" (angesichts der Tatsache, dass ziemlich viele der Hauptfiguren - allen voran Salvor Hardin - gelinde gesagt unter die Kategorir "faschistoide Arschgeigen" fallen, sind die DeusSeldon-ex-Machinas, welche die Erzählung aus dem Hut zieht, um deren Handeln im Kontext einigermaßen gerechtfertigt erscheinen zu lassen, schon arg konstruiert).
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline JS

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #18 am: 7.11.2021 | 21:35 »
Das ist bei Asimov allerdings nicht der Fall. Die Erzählung ist schleppend, dir Dialoge hölzern und der ganze Geschichtenaufbau doch schon ziemlich wertend, an der Grenze zu "preachy" (angesichts der Tatsache, dass ziemlich viele der Hauptfiguren - allen voran Salvor Hardin - gelinde gesagt unter die Kategorir "faschistoide Arschgeigen" fallen, sind die DeusSeldon-ex-Machinas, welche die Erzählung aus dem Hut zieht, um deren Handeln im Kontext einigermaßen gerechtfertigt erscheinen zu lassen, schon arg konstruiert).

Ja, das hat mich ganz unerwartet getroffen, weil ich vorher dachte, Asimov sei als Ikone der SciFi auch literarisch eine solche. Ist der Foundation-Stil der seine? Oder sind andere Bücher und Geschichten wengier hölzern geschrieben?
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Offline Infernal Teddy

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #19 am: 7.11.2021 | 21:37 »
Der frühe Asimov ist sehr hölzern - er ist ein "Ideen-Autor", kein "Charakter-Autor"
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Offline Isegrim

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #20 am: 7.11.2021 | 21:38 »
Hatten die nicht in den 1960ern ihren Höhepunkt?
 :think:

Wenn man sich anguckt, was deren Zukunftsvorstellungen waren, und wie die Welt heute aussieht: Nein, da hatten nur Drogen ihren Höhepunkt... ;)
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Offline JS

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #21 am: 7.11.2021 | 21:56 »
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Offline Darius der Duellant

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #22 am: 7.11.2021 | 22:11 »
Was Isegrimm sagt.
Und ganz unüberspitzt ist die die vorgeblich "überspitzte" Meinungsäußerung von JollyOrc eigentlich eine ziemliche Unverschämtheit, unter der Berücksichtigung der hiesigen Forenregeln.
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Offline Isegrim

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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #23 am: 8.11.2021 | 00:08 »
Das Menschen- und Zivilisationsbild ist meiner Meinung nach grauenhaft: Dekadenz, Bürokratie und Stagnation führen zum Untergang eines Imperiums.

Warum ist das grauenhaft? Gibt doch genug Staaten, die an ihren verkursteten, nicht (mehr) reformfähigen Strukturen zugrunde gingen. Das letzte große Imperium, das so zerbrach, war die Sowjetunion.

Dieses kann nur wieder auferstehen weil eine Gruppe Superintellektueller im Hintergrund die Fäden zieht und, ohne dass die Menschheit überhaupt von ihnen wissen darf, diese in Konflikte stürzt, damit die Gesamtheit "gestärkt" daraus hervorgeht.

Ah, daher weht der Wind; Angst vor dem Bild der fiesen Konspirateure auf Prager Friedhöfen...

Der Wunsch des Menschen, die Zukunft vorherzusagen, ist so alt wie die Menschheit. Im Zeitalter der Wissenschaft heißt das natürlich, die Zukunft zu berechnen. Die Foundation-Trilogie macht nun etwas, was tausende SF-Geschichten vorher gemacht haben. Sie fragt: "Stell dir vor, dieser Menschheitstraum würde Wirklichkeit. Was wäre dann?" Und spielt mit diesem Gedanken.

Wie von anderen schon gesagt, werden dabei durchaus auch Probleme thematisiert. Der ganze Plan versagt durch das Maultier. Als die 1. von der Existenz der 2. Foundation erfährt, ist sie "not amused". Und im letzten Buch, das Asimov mWn über dieses Universum geschrieben hat, wird Seldons Plan durch einen anderen ersetzt. Weiß nicht, ob du auf hive minds stehst, aber da gehts hin... ;)

Der Kram mit "wir sammeln das Wissen der Menschheit um den Aufbau zu erleichtern" wird direkt in den ersten Kapiteln als "Ablenkung und bedeutungslos" verworfen.

Das stimmt nicht ganz. Klar war das nie das primäre Ziel, und die dann i-wann doch erschienene Encyclopädia Galactica nur ein Kollateralnutzen, aber die hohe Wissenschaftsaffinität der Foundation, eben dieses gesammelte Wissen, ist doch ein Kernpunkt des Seldon-Plans. Ohne das technologische Wissen wäre die Foundation von Anakreon geschluckt worden, und die Geschichte wär vorbei.

Also, selbst wenn die und die einzelnen Seldon-Krisen nicht dauernd durch quasi deus ex machinas gelöst würden (was sie werden), dann wäre es immer noch eine verdammt schlechte utopische Vision, weil sie als einziges Heil der Menschheit ein undemokratisches, geheimes, und im Endeffekt sogar eugenisch zusammengesetztes Gremium sieht.

Äh, der Seldon ex machina ist die eigentlich Idee. Darum geht es. Deswegen ist Seldon ein Genie.

Du machst den Fehler, es als Utopie zu lesen. Das ist es nicht. Ich glaube sogar, Asimov ist viel zu sehr... Realist im negativen Sinne, als dass er gesellschaftliche Utopien schreiben könnte. Ich wüsste kein Werk von ihm, dass man in diese Richtung interpretieren könnte oder sollte.

Das ist vielleicht ein Kernpunkt von Asimovs Schaffen. Offensichtlich ist er Anhänger von Hobbes (und nicht von Rousseau) in dem Sinne, dass er den Staat (auch in Form des Imperiums) als etwas Notwendiges ansieht, und zwar einen Staat; auch eine uralte Traumvorstellung, die Verwirklichung der Einheit des Menschengeschlechts, der Kriege unmöglich macht. Ohne diese Einheit der Menschheit drohen Krieg, und im schlimmsten Fall Chaos und Anarchie. Das kann man, denke ich, als Grundannahme Asimovs voraussetzen, oder zumindest des Teils von Asimov, der in Seldon und seiner ganzen Idee durchscheint. Wenn man das ganze mit Augen Rousseaus betrachtet, mags furchtbar sein, aber die philosophische Frage ist noch lange nicht entschieden...

Mit "Realist im negativen Sinne" meine ich, dass mE keine utopische Vorstellung bei Asimov kommt, ohne dass er die Probleme durchdenkt. Die ganze Roboter-Sache, sein vielleicht größtes Vermächtnis, läuft genau darauf hinaus. Er wollte mit seinen Roboter-Geschichten den zu seiner Zeit üblichen Schauderstories "Roboter drehen durch und attackieren/versklaven/vernichten die Menschheit" etwas entgegen setzen. Daher kommen die Roboter-Gesetze, die das unmöglich machen sollen. Dennoch, obwohl Roboter die perfekten, willigen Untertanen sind, die den Menschen ein sorgenfreies Leben im Luxus ermöglichen, wird diese Utopie verworfen und letztendlich als negativ dargestellt. (Dazu die Bailey-Romane, und die Inferno-Romane, wenn man an der Sicht der Roboter intererssiert ist).

In den Foundation-Romanen geschieht das gleiche mE mit der Idee, die Zukunft berechnen zu können sei etwas positives. Vielleicht nicht so drastisch, aber wie gesagt, in "Die Rückkehr zur Erde" kommt auch da die Absage.

Es ist keine Utopie, keine Traumvorstellung, dass das Leben der Menschen i-wann einfach und gut und aufgeklärt und emanzipiert und im großen und ganzen grandios sein wird. Asimov bringt einen zu der (von ihm angenommenen) Tatsache zurück, dass auch Roboter und Raumschiffe und andere wissenschaftliche Kinkerlitzchen nicht dafür sorgen werden, dass wir wieder in den Garten Eden zurück kehren dürfen. Auch die Fähigkeit der Zukunftsschau wird uns nur vor neue Probleme stellen.

Eine Überlegung zum Abschluss: ME ist Psychohistorik in der Realität soziologisch natürlich genauso unmöglich, wie es der Überlichtantrieb nach Aussage der Physiker physikalisch ist. Dennoch hat jemand in unserer Realität versucht, den Ablauf der künftigen Geschichte zumindest grob "vorherzusagen": Kalle Marx (von dem ich auch ziemlich viel halte...). Und was macht der Depp? Plaudert alles aus. Verflixt, hätte der Das Kapital nicht veröffentlicht, sondern sich nur im Stillen gedacht "So wirds kommen!", die Weltrevolution wär längst da, und wir würden alle im klassenlosen Kommunismus leben; so wahr mir Seldon helfe... ;)

P.S.: Damit wir uns aber zumindest in einigen Punkten einig sind...

Also, selbst wenn die Geschichte auch nur halbwegs zeitgemäße Geschlechterrollen hätte (was sie nicht hat), (...)

Dem kann ich nicht widersprechen. Weibliche Charaktere sind auch in anderen Büchern nicht Asimovs Stärke, mit Ausnahme von Susan Calvin, vielleicht.

oder wenigstens gut geschrieben wäre (was sie nicht ist),

Ja, Infernal Teddys "hölzern" trifft es ganz gut. Erinnert mich etwas an Zimmer-Bradley (auch wenn deren Stil ganz anders ist): ME nicht besonders gut geschrieben, aber die Geschichten, das world building und die angesprochenen Themen reissen das für mich locker raus.

P.P.S.: Hast du eigentlich Dune gelesen? ;)
« Letzte Änderung: 8.11.2021 | 00:50 von Isegrim »
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Re: Rant: Foundation Trilogie
« Antwort #24 am: 8.11.2021 | 07:21 »
@Isegrim: Danke für diese hervorragende Zusammenfassung! :) Ich sehe uns beide fast identisch auf einer Linie.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)