Autor Thema: mediale Sichtbarkeit in den 90-er (war aus Wheel of Time auf Amazon Prime)  (Gelesen 2011 mal)

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Offline Sosthenes

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Um es brutal zu sagen: 1990 hat sich die breite Öffentlichkeit um derartige Themen schlicht nicht gekümmert (u.a. in Ermangelung des Internets).
Oookay, da haben wir wohl andere 90er in Erinnerung. (wobei, die 1890er ja auch die "Gay 90s" genannt wurden ;) )

Offline Raven Nash

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Oookay, da haben wir wohl andere 90er in Erinnerung. (wobei, die 1890er ja auch die "Gay 90s" genannt wurden ;) )
Könnte das u.U. an unterschiedlichen demographischen und sozialen Umfeldern liegen? Oder an einer verfälschten Erinnerung? In meinem Umfeld war das Thema damals jedenfalls maximal in Witzen gegenwärtig (und eventuell hinter vorgehaltener Hand als Gerücht). In den Medien (TV und Print, was anderes gab es damals nicht) ebenso.

Aber lassen wir das. Ist OT und führt eh zu nichts.
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Offline takti der blonde?

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In meinem Umfeld war das Thema damals jedenfalls maximal in Witzen gegenwärtig (und eventuell hinter vorgehaltener Hand als Gerücht). In den Medien (TV und Print, was anderes gab es damals nicht) ebenso.

Das liest sich ja schon deutlich anders als:

"Um es brutal zu sagen: 1990 hat sich die breite Öffentlichkeit um derartige Themen schlicht nicht gekümmert (u.a. in Ermangelung des Internets)."

Freddy Mercury ist 1991 verstorben, die ersten CSD-Veranstaltungen gab es in Deutschland bereits 1979. 2000 nahm dann das erste Mal Wolfang Thierse, der damalige Präsident des Bundestages, das an einer CSD-Veranstaltung teil.

Ich vermute also eher selection bias in Bezug auf Medien und Inhalte als Erklärung, warum Homosexualität in deinem Umfeld kaum stattgefunden hat.

Offline Raven Nash

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Ich vermute also eher selection bias in Bezug auf Medien und Inhalte als Erklärung, warum Homosexualität in deinem Umfeld kaum stattgefunden hat.
Andersrum wird ein Schuh draus: Wer damals nicht selbst betroffen war, hat sich nicht wirklich drum gekümmert.

Was in D-Land lief, kann ich nicht beurteilen - südlich der Alpen ist das bis heute deutlich anders.  ;) Aber mir war und ist die sexuelle Orientierung von Leuten völlig egal. Und das gilt für jede Orientierung - ist Privatsache und will ich gar nicht wissen.
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Offline charapo

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Ha! Da habe ich ja was losgetreten mit meiner Frage.   ;D

Mal schauen, was da noch in der Serie kommt.
Meine Meinung zu dem Ganzen behalte ich mal für mich.

Offline Teylen

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Um es brutal zu sagen: 1990 hat sich die breite Öffentlichkeit um derartige Themen schlicht nicht gekümmert (u.a. in Ermangelung des Internets).
Meine Perspektive als Person die '80 geboren wurde: Ja und Nein.
Es war den Menschen klar das es Homosexualität gibt und die Medienlandschaft ist in den 90ern als Konsequenz der AIDS Epedemie etwas offener geworden.
Heißt man hatte Serien wie Will & Grace und in den späten 90ern durfte sich eine von Marges Schwestern in den Simpsons outen.
Wobei die Darstellung von Homosexualität und Transpersonen sehr häufig mit Vorurteilen und Humor auf Kosten der Gruppen einherging.

Für das Umfeld, in meinem Fall ein 5000 Seelen Ort in der Eifel, war es etwas das existierte, jedoch nicht wirklich im Ort.
Es gab ein paar Personen die unter dem Verdacht standen das sie Homosexuell sein könnten [jeder männliche Friseur, Pastor und ein paar Tratsch Opfer].
Im Grunde waren es jedoch in der Regel "die anderen, die sowas erfahren" und nach der Darstellung würde man vermutlich auch "homosexuell aussehen" - also quasi wie Hella von Sinnen. Themen wie Transpersonen kamen noch weniger bis gar nicht auf. Allenfalls in der Form von Drag. Das kam dann eher im soäteren Verlauf der 00er.
Plus es gab Sprüche wie "Das ist ein 175er", als Hinweis das die Person Homosexuell ist, mit dem Verweis auf den Paragraphen des Strafgesetzbuch nachdem homosexuelle Handlungen zwischen Männern eine Straftat waren.

In dem Rahmen haben sich, nach meiner Einschätzung nach, viele Personen die ggf. auch im eigenen Umfeld waren, entweder nicht geoutet wegen Angst vor Vorurteilen und Diskriminierung, oder weil der Umstand das man Trans sein kann nicht bekannt war - und wohl noch zu deutlich mehr Problemen geführt hätte.

Edit: Selbst wenn es einem selbst scheiß egal ist, respektive das man denkt das es einem scheiß egal wäre, die Personen haben dahingehend immernoch das Problem das eine Enthüllung der Abweichung von der wahrgenommen Norm dazu führt das sie von anderen scheiße behandelt werden.
« Letzte Änderung: 16.12.2021 | 13:35 von Teylen »
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Offline Lyonesse

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Wirklich auf die Agenda kam das Thema erst mit dem Privatfernsehen, wo schon nachmittags
über dieses und jenes diskutiert wurde und damit auch ''ausgefallenere'' Themen in der breiteren
Gesellschaft einen Zugang fanden. Aber das ist ein langsam fortschreitender Prozess, der allerdings
sicher in den letzten 10-15 Jahren an Dynamik gewonnen hat, und mit der Ehe für alle in Deutschland
einen vorläufigen Abschluss gefunden hat.
Es gab den ersten Kuss zwischen zwei Männern im Fernsehen in der Lindenstrasse 1990 (übrigens war
eine Reaktion aus dem Publikum: Nach TV-Kuss hieß es: "Du schwule Sau, ab ins KZ!") ::),
es gab den schwulen Regisseur Rosa von Praunheim, der in seinen Filmen auf die Situation homosexuel-
ler Menschen aufmerksam machte, aber kein sonderlich großes Publikum fand. Es gab Disco, wobei die
wenigsten in den 70ern wußten, dass die Musik aus dem schwulen amerikanischen Underground kam.
Es gab die Comics von Ralf König - u.a. Der bewegte Mann -, die eine größere Öffentlichkeit erreichten, vor
allem mit der gleichnamigen Kinokomödie. Es gab den Erfolg der Love-Parade. Es gab unfreiwillige Fremd-
Outings von deutschen Fernseh-VIPs wie Alfred Biolek.
Allerdings wurde AIDS zu Beginn die Schwulenpest und eine Strafe Gottes genannt. Die gesamte Geburtsstation
wurde 1985 in einem Krankenhaus in Paris geräumt, als sich herumsprach, dass der todkranke Rock Hudson ein
Stockwerk höher liegt.
Das Thema war also schon in gewisser Weise in der Öffentlichkeit, aber als Schwuler, zumal in der
Öffentlichkeit stehend, war es damals (wie auch heute noch etwa als Fußballer) ratsam, seine sexuelle Orientierung
nicht preiszugeben - siehe Rex Gildo. Wer ungestört leben wollte, der zog in eine größere Stadt mit einer Szene
wie Köln, Berlin, München oder Zürich.
Das sich Menschen mit einer anderen als einer heterosexuellen Orientierung organisieren und selbstbewusst auf-
treten, würde ich auch erst ins Internetzeitalter verlegen. Wobei wir ja in Bezug auf die sexuelle Orientierung und
ihre Relativität, inzwischen auch schon viel mehr wissen als vor 40 Jahren.
In der Wheel of Time Serie wird das Thema behandelt, auch wenn es sich - für meinen Geschmack - etwas zu auf-
dringlich in den Vordergrund spielt ohne eigentliche Relevanz für die Story zu haben. Es scheint jedenfalls in dieser
Welt so normal zu sein wie im Florenz von Romeo und Julia, was ich in einem, selbst byzantinisch angehauchten,
Fäntelalter-Setting nicht unbedingt erwartet hätte, aber vielleicht kommen die Homohasser ja noch irgendwann aus
den Büschen gesprungen.
Sorry wegen offtopic.

PS: Mir ist vorhin noch eingefallen, dass Romeo & Julia natürlich in Verona spielt, ich meinte aber auch eher die
Anything-goes-Haltung bei jungen Adligen und Patriziern in den oberitalienischen Stadtstaaten jener Zeit, die
dazu führte, dass Homosexualität in diesen Kreisen unter der Hand eine zeitlang mehr oder weniger toleriert wurde.
Ähnlich wie im Nachtleben Berlins in den 20er Jahren, wo auch mehr ging als gemeinhin üblich war.
« Letzte Änderung: 16.12.2021 | 16:23 von Lyonesse »
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Offline Faras Damion

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Es ist ein großes Thema, inwieweit Medien abgeändert werden sollten, um aktuellen ethischen Standards zu genügen. 

Bin nicht homosexuell, habe aber aus anderen Gründen die üblichen Probleme gehabt.

Ich persönlich bin immer dankbar, wenn sich Medienschaffende Gedanken machen und finde es meistens gut, wenn eine Anpassung erfolgt. Wobei auch eine 1:1 Umsetzung in Ordnung ist, Hauptsache, es nimmt meine negativen Erfahrungen ernst.

Das projeziere ich auf andere Gruppen wie Homosexuelle, daher finde ich solche Diskussionen wichtig.
Und ich bin gespannt wie sie WoTs gestalten.

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Offline Raven Nash

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Für das Umfeld, in meinem Fall ein 5000 Seelen Ort in der Eifel, war es etwas das existierte, jedoch nicht wirklich im Ort.
Genau das meinte ich - es war etwas, das irgendwen betraf, niemals aber einen selbst oder einen Bekannten. Es wurde gemunkelt, aber nie offen angesprochen.
Dementsprechend waren wohl auch viele Ideen darüber im Umlauf, was "die" denn dann so treiben...

Und genau da kommen dann Jordan's Ideen wohl auch her. Vorstellungen von etwas, von dem man keine konkrete Vorstellung hat. Und in dem Kontext muss man das eben auch betrachten.

Was Amazon dann draus macht, tja, darüber kann man dann ja urteilen, wenn es passiert.
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Offline Sosthenes

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Robert Jordan war in der Navy.

Offline Lyonesse

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Robert Jordan war in der Navy.
Wenn ich vom Künstlernamen ausgehe, war er aber auch wohl Ernest Hemingway Fan, allerdings
war das in der Zeit ja fast jeder (Mann).
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Offline Sosthenes

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Laut der Wikipediaseite/einem Interview war der Name ja eher zufällig gewählt. Hemingway hat ja definitiv Kenntnisse gehabt...

Mir ging's ja eigentlich ursprünglich um die "Pillow friends" als Internatssoftcore. Da versteh' ich jetzt immer noch nicht wieso das in dem zeitlichen Kontext so anders zu bewerten wäre, das ist kindisch egal wann.

Dass ein Genre-Autor keine nicht-hetero-cis Protagonisten hat ist jetzt nicht so verwunderlich. Das seh' ich heut auch in Fantasy-Romanen noch nicht _so_ viel verbreiteter als damals. Taktvoll erst recht.

Offline Raven Nash

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Robert Jordan war in der Navy.
Das hat jetzt mit dem Thema was genau zu tun?
Ich war auch in den 90ern beim Militär - besonders aufgeklärt über Schwule hat mich das nicht. Damals wurden diese sogar noch aus dem Dienst entlassen, wenn man dahinter kam.
Klingt jetzt als habe jemand ohne Militärerfahrung da auch irgendwelche Vorstellungen.
Zitat
Da versteh' ich jetzt immer noch nicht wieso das in dem zeitlichen Kontext so anders zu bewerten wäre, das ist kindisch egal wann.
Weil es zu den Vorstellungen gehört, die man damals eben davon hatte. Demnach darüber nicht gesprochen wurde, konnte sich jeder alles vorstellen - und das geht ja bis heute in die Richtung, die man auf Youporn gezeigt bekommt.
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Offline Jiba

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Wirklich auf die Agenda kam das Thema erst mit dem Privatfernsehen, wo schon nachmittags
über dieses und jenes diskutiert wurde und damit auch ''ausgefallenere'' Themen in der breiteren
Gesellschaft einen Zugang fanden. Aber das ist ein langsam fortschreitender Prozess, der allerdings
sicher in den letzten 10-15 Jahren an Dynamik gewonnen hat, und mit der Ehe für alle in Deutschland
einen vorläufigen Abschluss gefunden hat.

Okay, darauf muss ich eingehen.
Es hat überhaupt nichts einen "vorläufigen Abschluss" gefunden. Das Ringen um Sichtbarkeit und Teilhabe durch LGBTQI+-Menschen geht doch ganz offensichtlich weiter. Es stimmt, dass diesen Menschen so viele Rechte und so viel Wahrnehmung zuteil wird wie sonst nie – und dass die Akzeptanz in Deutschland auch insgesamt sehr groß ist. Tatsächlich nehmen wir im öffentlichen Diskurs auch Backlashes wahr, Homosexuellenfeinde haben große, öffentliche Lobbys... und es gilt in der Gesellschaft immer noch "Don't ask, don't tell... except when you're heterosexual." 

Es wird ja (auch hier wieder) ständig davon gesprochen, dass die LGBTQI+-Gruppe sich ja erst durch das Internet organisiert habe und erst dann breit sichtbar geworden sei (was auch eine etwas unterkomplexe Darstellung ist, gerade auch im Angesicht dessen, dass Homosexuelle stets wahrnehmbar genug waren, dass man sie gezielt als Gesamtgesellschaft verfolgen konnte). Dazu muss dann aber auch gesagt werden, dass das für homosexuellen-feindliche Gruppen ganz genauso gilt. Und diese Gruppen bestimmen den Diskurs ebenfalls mit. Reaktionäre, rechtsextremistische und sexistische Bewegungen sind medial so präsent wie noch nie zuvor – und können, im Grunde ebenso wie die woken Internetgruppierungen, eine unglaubliche Wirkmacht entfalten.

Zitat
Weil es zu den Vorstellungen gehört, die man damals eben davon hatte.
Ja, wer zum Geier ist denn "man"? Ich meine, das Argument "Die Leute haben halt damals so gedacht" ist doch kein Freifahrtsschein unkritisch alles an Denkmustern aus einer solchen Zeit verpflichtend übernehmen zu müssen, erst recht nicht in fiktiven Fantasystoffen! Ich meine, mit demselben Argument könntest du einen völlig empathielosen Film über die Kriegsverbrechen der Deutschen im 2. Weltkrieg oder die Sklaverei in Amerika drehen, die die Opferperspektive völlig außen vorlässt. Und kritisieren dürftest du das dann nicht. Und abwandeln auch nicht, denn "Die Leute haben damals ja so gedacht."

Filme, Bücher und Videospiele sind immer kreative Aufarbeitungen und Einordnungen. Der Blick darauf ist von Haus aus bereits ein moderner. Die Damaligen mögen (vielleicht, mutmaßlich, der Gedankenscanner ist ja noch nicht erfunden) auf eine bestimmte Weise "gedacht haben" (= sozialisiert worden sein), das ändert aber nichts daran, dass wir auch auf eine bestimmte Weise darüber denken, wie die gedacht haben. Und das sickert in die ästhetischen Entscheidungen mit ein, die wir treffen. Ich meine, man hat ja in den Spät-80ern über die sexploitativen Filme der 60er und 70er auch nicht gesagt "Och, lass mal, die Leute haben damals halt so gedacht." Nein, es gab eine "Rekonservativisierung" (for lack of a better term) im Umgang mit Sexualität in fiktionalen Stoffen. Dieses Auf und Ab können wir immer wieder beobachten.

Wie sollen wir denn überhaupt gesellschaftliche Fortschritte machen, wenn wir uns auf den relativistischen Standpunkt stellen und sagen "Ja, das war halt damals so"? Mit einer solchen Argumentation kann man theoretisch jede beliebige, schauerliche Denkweise rechtfertigen.

Ich weiß noch, dass wir zu Hause "Downton Abbey" abgebrochen haben, weil...
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Nicht die Tatsache, dass es passiert ist, hat uns daran gestört. Auch nicht die Einordnung in die Zeit, sowas ist passiert. Sondern mehr der massive Umbruch im Ton der Serie, die um sexuelle Dinge eigentlich immer einen Bogen gemacht hat und deren Konflikte sich (nicht ausschließlich, aber schon primär) auf Situationen beschränkt haben wie "Wer gewinnt den Rosenzüchterwettbewerb im Ort". Auch wenn aus der Situation interessante Charakterkonflikte erwuchsen, erschien sie uns als Bruch und effektheischerisch.

Und das Argument, was wir gehört haben, von Leuten, die trotzdem weitergeschaut haben, war: "Ja, mein Gott. Das war damals halt so..."
Was für eine Serie, die sonst immer eine dicke Schicht Politur über das Verhältnis Dienstboten-Herrschaften gelegt hat, nun wirklich kein Argument sein kann.

Zitat
In der Wheel of Time Serie wird das Thema behandelt, auch wenn es sich - für meinen Geschmack - etwas zu auf-
dringlich in den Vordergrund spielt ohne eigentliche Relevanz für die Story zu haben.
Und hier muss ich auch mal einhaken: Muss ein solches Thema denn zwingend Relevanz für die Story haben?
Also kann die Darstellung von Sexualität egal welcher Spielart nur dann existieren, wenn seine Implikationen und Konflikte auch mit thematisiert werden? Also wenn das irgendwie Druck und Probleme und Erklärungen mit sich bringt.

Ich meine, bei "Game of Thrones" machen wir doch auch keine Anstalten, uns darüber zu echauffieren, dass die Serie ein veritables, heterosexuelles Fuck-Fest war.

(Von der typischen D&Debauchery im Rollenspiel gar nicht zu reden. Das hat in der Regel doch auch alles 0 Storyrelevanz.  ;) )
« Letzte Änderung: 17.12.2021 | 09:53 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Sosthenes

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Das hat jetzt mit dem Thema was genau zu tun?
Rum, Sodomy and the Lash, wie Churchill so schön sagte.
Die Marine war schon immer ein Refugium für homosexuelle Männer. Da steigt die Chance dass man in dem Umfeld etwas mehr davon weiß als "medial" sichtbar ist.

Weil es zu den Vorstellungen gehört, die man damals eben davon hatte.

Ich verstehe immer noch nicht worauf du hinaus willst. Klar gab's das schon immer, sicher auch genügend Porno Heftchen dazu in den 90ern. Genau wie Klempner mit expliziten Snüffelstücken. Aber halt eindeutig als Fantasie. Sprich, die Darstellung desselben, gerade mangels jedweder Kontraste, etwas adoleszent herüberkommen mag. Schlimmstenfalls der Stereotyp dass Homosexualität nur eine Phase ist. (bei den Amis gerne im College, IIRC auch schon bei 90er Stand-Up-Comedians breit gestreut)

Du meinst also dass Robert Jordan sich keiner anderen Auslebungsart weiblicher oder allgemeiner Homosexualität bewusst war und das ein Versuch war... was genau zu sagen/machen?

Offline Waldviech

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Zitat
Filme, Bücher und Videospiele sind immer kreative Aufarbeitungen und Einordnungen. Der Blick darauf ist von Haus aus bereits ein moderner. Die Damaligen mögen (vielleicht, mutmaßlich, der Gedankenscanner ist ja noch nicht erfunden) auf eine bestimmte Weise "gedacht haben" (= sozialisiert worden sein), das ändert aber nichts daran, dass wir auch auf eine bestimmte Weise darüber denken, wie die gedacht haben.

Letzteres halte ich für einen ganz, ganz wichtigen Punkt, der aber immens gerne vergessen wird. Schaut man in die Tiefe, geht es nämlich sehr oft nicht darum, was "man" "damals" so gedacht hat, sondern welche Aspekte wir heute in den Fokus nehmen. Ich beispielsweise die 1980er als Epoche des fröhlichen, bunten Hedonismus darstellen ODER als Epoche radikalchristlicher Paranoiker. Im einen Fall betrachte ich die Partyszene, im anderen die Satanic Panic. Und in beiden Fällen kann ich völlig überzeugt behaupten "man hat damals so gedacht". Ich habe zwar nicht unrecht, verschweige aber dass ich mich nur mit einem Ausschnitt beschäftige.
Darüber hinaus hängt sehr viel von meinen eigenen Überzeugungen ab, wenn es darum geht, wie ich was bewerte. Und das kann sich im Laufe der Zeit sehr verschieben. Kann man übrigens sehr schön sehen, wenn man sich anschaut, wie Leute in verschiedenen Epochen mit dem selben Stoff umgegangen sind.
« Letzte Änderung: 17.12.2021 | 09:58 von Waldviech »
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Offline JollyOrc

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Ich beispielsweise die 1980er als Epoche des fröhlichen, bunten Hedonismus darstellen ODER als Epoche radikalchristlicher Paranoiker. Im einen Fall betrachte ich die Partyszene, im anderen die Satanic Panic.

da mag ich übrigens The Deuce empfehlen, eine Serie die New York so sleazy zeigt, dass es zwei James Francos brauchte.

Aber die Serie zeigt eben sowohl den bunten Hedonismus, als auch wie "Das Establishment" dagegen vorging, und wo Fortschritt gemacht und dann wieder aufgegeben wurde.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Waldviech

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Danke für den Tipp! Die Serie kannte ich noch nicht  :d
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Offline JollyOrc

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Wo läuft die?  :)

das war eine HBO Serie, schon eine Weile her. Amazon hat sie zum Kaufen.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Teylen

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Für das Umfeld, in meinem Fall ein 5000 Seelen Ort in der Eifel, war es etwas das existierte, jedoch nicht wirklich im Ort.
Genau das meinte ich - es war etwas, das irgendwen betraf, niemals aber einen selbst oder einen Bekannten. Es wurde gemunkelt, aber nie offen angesprochen.
Dementsprechend waren wohl auch viele Ideen darüber im Umlauf, was "die" denn dann so treiben...
Das Problem dabei ist, das es Leute wie beispielsweise Bekannten oder gar einen selbst betraf oder betrifft.
In Bezug auf mein Heimatdorf, also irgendwann kam heraus das auf dem Achterspannerhof (ein Bauernhof der einen halben km ausserhalb ist) offenbar eine Disco für homosexuelle war bzw. ist. Da werden jetzt nicht nur der Pastor und der Friseur hingegangen sein. In Bezug auf meine Familie ist einer meiner Brüder, der der ein Jahr nach mir geboren wurde, homosexuell.
Dennoch hat sich meine Familie zu 95 so durch die 90er hindurch gedacht das es bestimmt jetzt keine homosexuelle Person in der Familie gibt.

Zitat
Und genau da kommen dann Jordan's Ideen wohl auch her. Vorstellungen von etwas, von dem man keine konkrete Vorstellung hat. Und in de[]m Kontext muss man das eben auch betrachten.
Ich kenne jetzt Wheel of Time respektive Jordan nicht.
Es war jedoch nicht unmöglich sich in den 90ern zu informieren, soweit man von der Existenz entsprechender Personen erfuhr.
Nachdem realisierte das es Transpersonen gibt respektive was Trans ist, habe ich mich auch informiert, anstelle meine Thesen basierend auf der Darstellung von Drag, eventuell der Rocky Horror Picture Show und Conchita Wurst zu kolportieren.
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Offline Jiba

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In Bezug auf meine Familie ist einer meiner Brüder, der der ein Jahr nach mir geboren wurde, homosexuell.
Dennoch hat sich meine Familie zu 95 so durch die 90er hindurch gedacht das es bestimmt jetzt keine homosexuelle Person in der Familie gibt.

Und wenn man dann noch von der oberflächlichen Binärität "homosexuell - heterosexuell" abgeht und graduelle und auch sich verändernde sexuelle Anziehung einbezieht, dann werden die Dinge noch komplizierter.

Zitat
Heißt man hatte Serien wie Will & Grace und in den späten 90ern durfte sich eine von Marges Schwestern in den Simpsons outen.

Okay, das muss ich als Simpsons-Fan etwas korrigieren.  ;)

Patty Bouvier, Marge's Schwester, outete sich in der Episode "There Is Something About Marrying", Season 16, Episode 10. Das war 2005. Zuvor waren die Simpsons immerhin schon 16 Jahre auf Sendung. Und Patty war wahrscheinlich auch nicht von Anfang an als lesbisch gesetzt. Tatsächlich datet sie Rektor Skinner in der Episode "Principal Charming", Season 2, Episode 14. Und sie schwärmt immer wieder zwischendurch von Richard Dean Anderson in seiner Rolle als MacGyver.

Allerdings, und das ist wichtig zu erwähnen, waren die "Simpsons", auch in den 80er- und 90er-Jahren tatsächlich vergleichsweise zahm, was Witze über sexuelle Minderheiten anging (zumindest in meiner Wahrnehmung). Das änderte sich eigentlich erst für einige Zeit, als Mike Scully als Showrunner übernahm. Vorher gab es durchaus ambivalente Darstellungen bis hin zum Queercoding (z.B. bei Lenny & Carl). Mit Waylon Smithers ist sogar ein relativ klar homosexueller Charakter eine der prominenteren Nebenfiguren der Serie.

1997, in der Episode "Homer's Phobia", Season 8, Episode 15 wird allerdings Homosexualität als Hauptthema behandelt und das auch nicht mal schlecht, im Kontext der 1990er. Die Episode ringt sich noch nicht zu einem so umfassenden Symbol der Akzeptanz durch wie "There Is Something About Marriage" (die in seiner Darstellung von Drag auch so seine Probleme hat), aber das war schon alles ziemlich progressiv.
« Letzte Änderung: 17.12.2021 | 14:18 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline KhornedBeef

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Ich hatte in den 90ern definitiv Null Vorstellung von nicht-binären Menschen und LGQBT-Communities über den CSD hinaus, aber das war auch meine Kindheit. Da braucht es mehr als Zufall, um auf das Thema zu kommen.
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Online Haukrinn

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Ich hatte schon den Eindruck das zumindest sexuelle Orientierung abseits der heteronormativen Ausprägung in den 90ern deutlich vertreten war. Viele meiner Bekanntschaften und Freunde an der Uni waren offen homo- oder bisexuell, Radio und Fernsehen hatten das Thema (der WDR sowieso, aber auch das Programm in ARD uund ZDF,  RTL und SAT1 sowieso) fest auf der Agenda. Was aber sicher auch einigen Vorreiterpersonen, insbesondere Hella von Sinnen und Alfred Biolek fallen mir da ein, zu verdanken war.

Abtrennen kann man das (als LGB) aber sicher klar von der Genderthematik (also TQx). Das war tatsächlich etwas, was mir in der 90ern fast gar nicht begegnet ist.
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Offline Jiba

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Ich hatte schon den Eindruck das zumindest sexuelle Orientierung abseits der heteronormativen Ausprägung in den 90ern deutlich vertreten war. Viele meiner Bekanntschaften und Freunde an der Uni waren offen homo- oder bisexuell, Radio und Fernsehen hatten das Thema (der WDR sowieso, aber auch das Programm in ARD uund ZDF,  RTL und SAT1 sowieso) fest auf der Agenda. Was aber sicher auch einigen Vorreiterpersonen, insbesondere Hella von Sinnen und Alfred Biolek fallen mir da ein, zu verdanken war.

Und Xena. Vergessen wir bitte nicht Xena. Und etwas später dann Willow und Tara bei "Buffy".

Wobei, selbst Nickelodeon hatte das... sort of. Es gibt zum Beispiel den Charakter Eugene in "Hey Arnold", bei dem Hinweise gestreut werden. Bei Rocko aus "Rockos Modernes Leben" kann man auch argumentieren.

Abtrennen kann man das (als LGB) aber sicher klar von der Genderthematik (also TQx). Das war tatsächlich etwas, was mir in der 90ern fast gar nicht begegnet ist.
Das stimmt. Es gibt zwar eine Menge Medienprodukte über schwule Männer in Drag, aber eine wirkliche Geschichte um Transsexualität gibt es nicht – außer vielleicht in "Ace Ventura", bei dieser furchtbar ätzenden Kotzszene.

Einiges mag uns allerdings in der Nachbetrachtung aber doch als diskursvorgreifend erscheinen. Wie zum Beispiel der Film "Boy Don't Cry" mit Hillary Swank aus dem Jahr 1999.
Ab den 0er Jahren war das bei den "Simpsons" im Übrigen auch immer mal Thema, wenn auch ganz am Rande. So gibt Rod Flanders in einer Episode von 2003 zu verstehen, er sei neidisch auf Mädchen, weil die Kleider tragen dürften. 
« Letzte Änderung: 17.12.2021 | 12:51 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Sosthenes

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Puh, ich würde sagen die erste mediale Transperson an die ich mich erinnern kann war bei Harry's Wundersames Strafgericht, wo ein ehemaliger "Bro" von Dan Fielding etwas verändert wiederkam. War IIRC relativ gut gemacht. Ich glaub Al Bundy hatte einen ähnlichen Moment, aber nicht gerade die Serie für Nuancen. Denke auch Golden Girls...

Sonst war die Thematik ja eher schlecht gehandelt - The Crying Game, Schweigen der Lämmer (ichweissichweiss), David Duchovny in Twin Peaks.

Beim LG Teil muss ich da neben Erfahrungen aus dem echten Leben (HIV, Praunheims Outing) auch an "Unter Brüdern" denken, eine 80er Sitcom wo einer von drei Brüdern homosexuell war und das auch ständig Thema.

Lindenstraße, natürlich. Und gerade im Zuge der AIDS-Pandemie kam mir das schon recht häufig thematisiert vor. Im Verlauf der 90er wurde das ja noch stärker. Ellen DeGeneres Coming Out 1997 war ja grade für viele Amis ein Schlüsselmoment. Will und Grace (und Xena) gabs ja auch noch.

In der Genre-Literatur fällt mir aber praktisch nix ein aus der Zeit. Imajica, '91. Aber das ist ja auch eher Horror, das ist nicht ganz so erzkonservativ wie Fantasy.
« Letzte Änderung: 17.12.2021 | 13:28 von Sosthenes »