35. Schreine und Götterbilder sind allgegenwärtig, vor allem solche der Lichtgöttin, die zur Abwehr gegen Untote angerufen wird. Nicht immer werden diese Bilder aus Frömmigkeit aufgestellt. Teils ist es auch Selbstdarstellung oder die Abwehr politischer Verdächtigung. Wer die Lichtgöttin anbetet, gilt als konform.
36. Für die Anhänger des alten Systems gibt es diverse Schimpfwörter: Leichenschänder, Gebeinquäler, Gruftaufbrecher und dergleichen. Diese werden auch pauschal gegen Kritiker des Stadtrates eingesetzt. Wer sich z.B. darüber beschwert, dass der Abwasserkanal verstopft ist oder die Straßen zuviele Schlaglöcher haben, wird rasch als Anhänger des Lichs diffamiert. Der Stadtrat kann nämlich ganz schlecht mit Kritik umgehen.
37. Man sagt den Bürgern der Stadt eine gewisse geistige Trägheit nach. Böse Zungen behaupten, sie würden immer noch darauf warten, dass der Nekromant ihnen Befehle gibt. So etwas sagt man aber gewiss nicht laut, wenn man keinen Ärger will. Vielleicht hat die Schreckensherrschaft des Lichs tatsächlich so tiefe Spuren hinterlassen.
38. Schlachtungen finden in Gegenwart eines Priesters statt. Das Fleisch wird stets am gleichen Tag verzehrt oder zur Aufbewahrung in möglichst kleine Stücke zerlegt. Die Knochen werden noch am gleichen Tag verbrannt.
39. Zur Aufbewahrung von Fleisch benutzt man äußerst massive, mit heiligen Symbolen geschmückte Töpfe, deren Deckel von schweren Steinen niedergehalten werden. Teilweise sind diese mit Glocken versehen, die bimmeln, sobald sich der Stein bewegt.
40. Unter der Stadt gibt es eine Höhle, in der z.B. Salz oder Kalkstein abgebaut wird. Dort schuften immer noch Zombies, ohne dass jemand etwas davon weiß. Im Stadtviertel darüber kommt es immer wieder zu Senkungen des Bodens, deren Ursache unbekannt ist. Gerüchte über eine Untotenarmee, die an den Grundfesten der Stadt rüttelt, kommen immer wieder auf. Der Stadtrat hingegen erklärt es mit sandigem Baugrund, obwohl alle wissen, dass die Stadt auf massivem Fels gebaut ist.
41. Die Orgel im Haupttempel (ursprünglich dem Gott der Untoten geweiht, heute der Lichtgöttin) ist immernoch intakt. Ein prachtvolles Instrument mit vier Manualen, Pedal und Dutzenden von Registern. Organisten reisen von weither an, um dort ihr Können unter Beweis zu stellen. Da die große Orgel viel Luft braucht, ermüden die Balgtreter schnell. Früher mit den Zombies war das kein Problem. Der Hohepriester möchte die Pfeifen, welche aus Menschenknochen hergestellt sind, durch solche aus Metall ersetzen, hat aber noch nicht genug Geld dafür aufgetrieben.
42. Die Knochenflöte ist immernoch ein beliebtes Instrument. Allerdings verwendet man heute Tierknochen dafür. In gehobener Gesellschaft gelten mittlerweile alle Flöten als anstößig. Wer konform ist, spielt den goldfarbenen Gong der Lichtgöttin. Diese Musik ist aber so eintönig, dass sie beim Volk keine Verbreitung findet.