Autor Thema: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?  (Gelesen 11837 mal)

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Offline YY

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #100 am: 24.12.2021 | 11:49 »
Beispiele wurden genannt.

z.B. Gummipunkte
Die müssen eben nicht in jedem modernen RPG vorkommen um als Innovation zu gelten.

Wann gab es die denn zuerst? ;)
Das ist doch ein Paradebeispiel für Mechaniken, die schon vor einer kleinen Ewigkeit eben in genau jenem Zeitfenster der ersten großen Entwicklungsschwemme erdacht wurden.

Und ich habe nicht gesagt, dass danach nichts mehr kam, sondern dass vieles, was danach kam, eine (ggf. stärker ausgeprägte) Wiederholung früherer Entwicklungen war.
Dass es Moden in der spielmechanischen Entwicklung gibt, ist ja recht offensichtlich.

Und die Behauptung eigentlich ist alles DnD ist allemal streitbar, weil es eben schon in den 70ern Systeme gab, die sich da deutlich abgrenzten.

Die kam allerdings nicht von mir.
Ich stelle da - wenn überhaupt - eher auf die frühe Dualität und die enormen spielmechanischen und konzeptionellen Unterschiede von D&D und Traveller ab. Aber eigentlich darf und sollte man dann auch auf ein paar recht zeitnah folgende Systeme schauen.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline takti der blonde?

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #101 am: 24.12.2021 | 12:00 »

Die kam allerdings nicht von mir.
Ich stelle da - wenn überhaupt - eher auf die frühe Dualität und die enormen spielmechanischen und konzeptionellen Unterschiede von D&D und Traveller ab. Aber eigentlich darf und sollte man dann auch auf ein paar recht zeitnah folgende Systeme schauen.

Die Behauptung gab es noch von niemandem ernsthaft. Eingänglich habe ich auf eine Provokation von Jiba augenzwinkernd geschrieben, alles sei nur ein D&D Homebrew.

Historisch halte ich es weiterhin für hilfreich von D&D, RuneQuest und Traveller aus zu denken. Hat zumindest eine recht hohe Erklärkraft.

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #102 am: 24.12.2021 | 12:30 »
Historisch halte ich es weiterhin für hilfreich von D&D, RuneQuest und Traveller aus zu denken. Hat zumindest eine recht hohe Erklärkraft.

Und sind nebenbei alle drei neben einer Vielzahl anderer früher Systeme noch solche, in denen man seinen Charakter schön brav "auswürfelt", weil der Gedanke, bei der Charaktererstellung auch mal ohne Zufallselement auszukommen und einfach zu spielen, was man von vornherein wollte, in der Frühzeit des Hobbys zumindest bei den jeweiligen offiziellen Regelmachern (wie individuelle Gruppen das für sich am Tisch separat verhausregelt haben mögen, ist sicher historisch interessant, aber für eine "Innovations"diskussion vermutlich weniger relevant) in der Form scheinbar noch gar nicht aufgekommen ist. In dem Punkt hat sich also, denke ich, zum Beispiel schon ganz objektiv etwas getan.

Offline takti der blonde?

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #103 am: 24.12.2021 | 12:43 »
Und sind nebenbei alle drei neben einer Vielzahl anderer früher Systeme noch solche, in denen man seinen Charakter schön brav "auswürfelt", weil der Gedanke, bei der Charaktererstellung auch mal ohne Zufallselement auszukommen und einfach zu spielen, was man von vornherein wollte, in der Frühzeit des Hobbys zumindest bei den jeweiligen offiziellen Regelmachern (wie individuelle Gruppen das für sich am Tisch separat verhausregelt haben mögen, ist sicher historisch interessant, aber für eine "Innovations"diskussion vermutlich weniger relevant) in der Form scheinbar noch gar nicht aufgekommen ist. In dem Punkt hat sich also, denke ich, zum Beispiel schon ganz objektiv etwas getan.

Du ordnest das gleich ideologisch ein. Eine Figur bei Classic Traveller ist z.B. deutlich schneller erstellt als bei Traveller: New Era. TNE erlaubt dir dafür mehr zu "basteln".

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #104 am: 24.12.2021 | 13:35 »
Du ordnest das gleich ideologisch ein. Eine Figur bei Classic Traveller ist z.B. deutlich schneller erstellt als bei Traveller: New Era. TNE erlaubt dir dafür mehr zu "basteln".

Ich stelle eine historische Tatsache fest (jedenfalls im Rahmen meiner persönlichen Erfahrung -- bis mal tatsächlich auch nur ein Rollenspiel in meinem Gesichtsfeld aufgetaucht ist, das mit der "natürlich werden Charaktere ausgewürfelt"-Gewohnheit gebrochen hat, sind mit Sachen wie DSA1, Mentzer-D&D, Midgard, frühem Traveller usw. schon ein paar erste Jahre vergangen). Woher da ein "ideologisches" Element überhaupt kommen soll, müßtest du mir erst einmal erklären.

Offline takti der blonde?

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #105 am: 24.12.2021 | 13:42 »
Ich stelle eine historische Tatsache fest (jedenfalls im Rahmen meiner persönlichen Erfahrung -- bis mal tatsächlich auch nur ein Rollenspiel in meinem Gesichtsfeld aufgetaucht ist, das mit der "natürlich werden Charaktere ausgewürfelt"-Gewohnheit gebrochen hat, sind mit Sachen wie DSA1, Mentzer-D&D, Midgard, frühem Traveller usw. schon ein paar erste Jahre vergangen). Woher da ein "ideologisches" Element überhaupt kommen soll, müßtest du mir erst einmal erklären.

Figuren werden vorher "schön brav ausgewürfelt" schreibst du und suggerierst, es handelte sich um Fortschritt.

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #106 am: 24.12.2021 | 14:29 »
Figuren werden vorher "schön brav ausgewürfelt" schreibst du und suggerierst, es handelte sich um Fortschritt.

Ist es das denn nicht? Wenn ich schon ein Charakterkonzept im Kopf habe, das ich gerne spielen möchte, dann ist das beste Ergebnis, auf das ich bei einer Zufallsmethode hoffen kann, doch nur, daß sie mir durch pures Glück mal keine Knüppel zwischen die Beine wirft(*). Ist mir umgekehrt eh egal, wen ich spielen soll, Hauptsache, irgendwen überhaupt...dann ist das mit einem zufallsbefreiten "reinen" Bausystem immer noch kompatibler als der Zufallsansatz mit der vorigen Position.

(*) Tatsächlich drängt sich mir da eine gewisse konzeptionelle Ähnlichkeit zum klassischen Bogosort-Algorithmus auf; der besteht im Wesentlichen auch darin, Elemente einer unsortierten Liste ohne Anschauen einfach so lange rein zufällig zu vertauschen, bis hoffentlich irgendwann mal ein sortiertes und damit das gewünschte Ergebnis herauskommt...

Offline ArneBab

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #107 am: 24.12.2021 | 14:39 »
Im Grunde gibts bis jetzt nur RPG's, zumindest solche die ich kenne, die 1-2 Seiten haben: Spieler*in und Leitung. Manchmal wird die Leitung durch eine Mechanik gesteuert oder die Rechte werden aufgeteilt. Eine Veränderung wäre beispielsweise eine dritte Seite zu etabilieren: das Publikum und dieses dann auch Spielmechanisch zu verankern.
Damit rückt es dann näher ans Theater — nachdem inzwischen Runden Geld durch Streaming verdienen, wäre das eine plausible Entwicklung. Für Streamer-Systeme.
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Offline ArneBab

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #108 am: 24.12.2021 | 14:46 »
Ich sehe deutliche Innovationen darin, dass bestimmte Kampagnenkonzepte mit neueren Systemen besser gehen.

Unsere aktuelle Science-Fiction Runde mit Fate würde mit DnD oder Traveller nicht so laufen wie mit Fate.
Ob sie jetzt besser läuft ist Bewertungsfrage. Dass sie anders laufen würde, dürfte aber unstrittig sein.
Für all die, die sich diesen Ablauf wünschen, ist Fate ein Fortschritt gegenüber DnD.

Die Breite der nach den kanonischen Regeln spielbaren Kampagnen hat sich erhöht.
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Offline Eismann

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #109 am: 24.12.2021 | 14:49 »
Damit rückt es dann näher ans Theater — nachdem inzwischen Runden Geld durch Streaming verdienen, wäre das eine plausible Entwicklung. Für Streamer-Systeme.

Das wird ja durchaus bereits praktiziert. Bei einigen Formaten der Rocketbeans können bestimmte Details im Spiel durch Onlineabstimmungen etc. beeinflusst werden.

HEXer

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #110 am: 24.12.2021 | 15:28 »
Yep. Auch bei Kollock1991 für Kids on Bikes war das so.

Offline Maarzan

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #111 am: 24.12.2021 | 15:54 »
So langsam drängt mir da Bild auf, dass Wrestlings shows und Sportfilme in Kino auch als eine "Innovation" gesehen würden, welche das lahme Sport selbst schauen oder gar selbst machen berechtigterweise ablösen.

Was machen die Streamer? Sie ziehen aus einer von Beteiligung lebenden Handlung das Produkt eines passives Konsumgut. Das hat dann mit Rollenspiel selbst denke ich absolut nichts zu tun.
Wenn das Klicks gäbe, würden die genauso vor der Kamera häkeln.
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Offline Eismann

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #112 am: 24.12.2021 | 16:06 »
Das kann man vermutlich über fast jede Kultur- oder Kunstform sagen, die Zuschauer anzieht.

Pyromancer

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #113 am: 24.12.2021 | 17:20 »
Ist es das denn nicht?

Punktkaufsysteme sind in sofern kein Fortschritt, als ja in der Ursuppe der Rollenspielvorläufer Punktkaufsysteme vorhanden waren. Und das ist tatsächlich eine Entscheidung, die sich mir nicht erschließt: Warum ist man bei D&D zur Zufallserschaffung übergegangen? Hat hier jemand historische Einblicke?

Offline Jiba

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #114 am: 26.12.2021 | 21:18 »
Ist Biebers My Girl denn fortschrittlicher als Queens Bicycle Girl?

Ich nehme an, du meinst folgende Songs: Justin Biebers "Favorite Girl" (?) und Queens "Bicylce Race". Was natürlich die Frage aufwirft, was du da vergleichen willst und wo bereits die Wahl der Vergleichsobjekte eine Wertung suggerieren kann. "Favorite Girl" war kein Nummer-1-Hit von Bieber, "Bicycle Race" keiner von Queen. Letzterer war wegen des Musikvideos einigermaßen kontrovers. Wenn wir also den Wert dieser Künstler und ihrer Werke bewerten wollten, dann sollten wir die Beispiele entsprechend wählen, dass sie auch vergleichbar sind. Besonders wenn wir noch Beethovens 9te da mit reinwerfen. Also, ist jetzt Beethovens 9te das fortschrittlichere Musikstück oder Queens "Bohemian Rhapsody"? Und: Unter welchen Gesichtspunkten eigentlich.

Was ich sagen will: Schon die Wahl der zu vergleichenden Datenpunkte kann dazu führen, dass wir gewichtete Aussagen erstellen.

Zitat
"Die Projektgruppe Ergebnisoffenheit, Selbermachen und Abenteuer ist ein deutschlandweiter Zusammenschluß von Mitgliedern des NEXUS e. V. zur Förderung der DIY- und Abenteuerspielkultur. Als Abenteuerspiele verstehen wir alle Elemente der Fantastik, die es den Spielern ermöglichen, spannende und abenteuerliche Dinge zu erleben. Dabei werden insbesondere die Spiele, Rollenspiele und Spielformen gefördert, die einen ergebnisoffenen Verlauf des Spielgeschehens ausdrücklich befürworten und zum Ziele haben, sowie die Förderung aller Selbermachkulturen."
Und warum sind dann das "Idee!"-Rollenspiel oder Fate nicht PESA-approved?  ;)
Nein, müssen sie auch nicht, denn schon was "spannend", "ergebnisoffen", "abenteuerlich" oder sogar "selbermachen" im Rollenspielkontext heißt... darüber kann doch trefflich gestritten werden und das ist subjektiven Setzungen ohne Allgemeinheitsanspruch unterworfen. Wie eben auch, was wir unter "fortschrittlich" verstehen.  :)

Damit rückt es dann näher ans Theater — nachdem inzwischen Runden Geld durch Streaming verdienen, wäre das eine plausible Entwicklung. Für Streamer-Systeme.
Danke, dass mal wer diese Verbindung anspricht. Obwohl ich statt von "Theater" im Zusammenhang mit Actual-Play-Streams vielleicht eher von "Performances" sprechen würde. Für die klassische Theater-Situation fehlen einfach bestimmte Elemente, würde ich sagen. Etwa ein physisch anwesendes Publikum, ein im Vorfeld einstudierter Text, das Fehlen einer "Post-Production", also Schnitt, Nachvertonung, SFX, Bildschirmtext, etc.

Trotzdem: Auch wenn das im frühen D&D natürlich nicht explizit intendiert wurde, meines Verständnisses nach, dann ist der Teil des Rollenspiels, der fiktionale Inhalte am Tisch erschafft, nicht nur diegetisch (erzählerisch beschreibend) sondern auch mimetisch (gestisch/sprachlich nachahmend, schauspielerisch darstellend). In der Art, wie Rollenspiel üblicherweise gespielt wird, bleibt es nicht aus, dass wir schauspielern. Vielleicht schauspielern wir nicht "gut". Aber gerade wenn wir eine Immersion im Spiel anstreben, ist das Versenken in eine fremde Rolle eine Nachahmende, mimetische Handlung.

Da ist es auch nicht verwunderlich, dass aus dieser Richtung Einflüsse ins Hobby eingesickert sind, die abseits des im Ur-D&D ausformulierten Modellierens der Spielwelt liegen. Die ganze Traditionslinie Schauspiel => Improtheater => Character Play => Storygaming wäre ja so ein Einfluss von außen.

Insofern würde ich das hier
Zitat
Was machen die Streamer? Sie ziehen aus einer von Beteiligung lebenden Handlung das Produkt eines passives Konsumgut. Das hat dann mit Rollenspiel selbst denke ich absolut nichts zu tun.
Wenn das Klicks gäbe, würden die genauso vor der Kamera häkeln.
als Zuspitzung verstehen. Schauspiel ist natürlich auch eine Handlung, die von Beteiligung lebt, weil die Spielenden, egal ob auf der Bühne, am Filmset, im Comedy-Club oder im Impro-Workshop, natürlich auch etwas tun müssen, damit Schauspiel stattfindet. Trotzdem würden wir ja nicht auf die Idee kommen, das Anschauen eines Theaterstücke oder Films grundsätzlich moralisch als etwas Verwerfliches zu bewerten ("Schaut euch diese Schauspieler bei 'Breaking Bad' an, die wollen doch nur Geld verdienen! Und Spielberg, Nolan und Anderson würden auch jemanden beim Häkeln filmen, wenn sie dafür Geld bekämen!").

Rollenspiele sind eben keine Sportveranstaltungen. Sport ist Sport. Rollenspiel ist Rollenspiel. Sport produziert aus sich selbst heraus keine fiktionalen Inhalte. Rollenspiel tut das. Und beides ist für Zuschauende attraktiv. (Und "Wrestling Shows" sind ein besonders schlechtes Beispiel, weil die natürlich auch eben "Shows" sind, also Performances).

Ganz ehrlich, vom kommerziellen Aspekt von Actual-Play-Streaming aus kann man natürlich seine Kunst- und Konsumkritik anbringen... aber dass solche Formate mit "Rollenspiel selbst" nichts zu tun hätten, das ist angesichts der unverbrüchlichen Verbindung zwischen dem "Spiel"- und dem "Rollen"-Aspekt von RPG eben einfach nicht richtig.

Ja, ich finde letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Rollenspielrunde mit hohem Unterhaltungswert vor der Kamera leiten würde und sich das Leute anschauen. Dass Rollenspiel als Performance funktioniert, folgt ganz zwingend daraus was Rollenspiel (auch) ist. Und dass das sogar eine Geldquelle destillieren kann, das ist letztlich nicht verwerflich, weil man aus allem, was man performativ vor Zuschauern tut, eine Geldquelle machen kann.

Die Critical-Role-Crew würde sich eben nicht häkelnd vor die Kamera setzen, weil die (mutmaßlich) Häkeln eben nicht so gut beherrschen wie Voice Acting (und vermutlich auch selbst nicht so einen großen Spaß daran hätten... ich meine Matt Mercer hat ja nicht erst "für die Kamera" mit Rollenspiel angefangen, sondern das auch zuvor schon als Hobby betrieben).
« Letzte Änderung: 26.12.2021 | 21:20 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Maarzan

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #115 am: 26.12.2021 | 21:43 »
Insofern würde ich das hierals Zuspitzung verstehen. Schauspiel ist natürlich auch eine Handlung, die von Beteiligung lebt, weil die Spielenden, egal ob auf der Bühne, am Filmset, im Comedy-Club oder im Impro-Workshop, natürlich auch etwas tun müssen, damit Schauspiel stattfindet. Trotzdem würden wir ja nicht auf die Idee kommen, das Anschauen eines Theaterstücke oder Films grundsätzlich moralisch als etwas Verwerfliches zu bewerten ("Schaut euch diese Schauspieler bei 'Breaking Bad' an, die wollen doch nur Geld verdienen! Und Spielberg, Nolan und Anderson würden auch jemanden beim Häkeln filmen, wenn sie dafür Geld bekämen!").

Rollenspiele sind eben keine Sportveranstaltungen. Sport ist Sport. Rollenspiel ist Rollenspiel. Sport produziert aus sich selbst heraus keine fiktionalen Inhalte. Rollenspiel tut das. Und beides ist für Zuschauende attraktiv. (Und "Wrestling Shows" sind ein besonders schlechtes Beispiel, weil die natürlich auch eben "Shows" sind, also Performances).

Ganz ehrlich, vom kommerziellen Aspekt von Actual-Play-Streaming aus kann man natürlich seine Kunst- und Konsumkritik anbringen... aber dass solche Formate mit "Rollenspiel selbst" nichts zu tun hätten, das ist angesichts der unverbrüchlichen Verbindung zwischen dem "Spiel"- und dem "Rollen"-Aspekt von RPG eben einfach nicht richtig.

Ja, ich finde letztlich war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand eine Rollenspielrunde mit hohem Unterhaltungswert vor der Kamera leiten würde und sich das Leute anschauen. Dass Rollenspiel als Performance funktioniert, folgt ganz zwingend daraus was Rollenspiel (auch) ist. Und dass das sogar eine Geldquelle destillieren kann, das ist letztlich nicht verwerflich, weil man aus allem, was man performativ vor Zuschauern tut, eine Geldquelle machen kann.

Die Critical-Role-Crew würde sich eben nicht häkelnd vor die Kamera setzen, weil die (mutmaßlich) Häkeln eben nicht so gut beherrschen wie Voice Acting (und vermutlich auch selbst nicht so einen großen Spaß daran hätten... ich meine Matt Mercer hat ja nicht erst "für die Kamera" mit Rollenspiel angefangen, sondern das auch zuvor schon als Hobby betrieben).

Es ging mir an der Stelle um den Aspekt "ist streamen eine Innovation fürs Rollenspiel".
Und meine Aussage dazu war: Das Streamen hat mit dem Rollenspiel gar nichts zu tun.
Rollenspiel ist und bleibt, was die Leute am Spieltisch machen (oder je nach Art ist auch das schon diskutabel und sieht nur so aus.) Aber ob das jetzt jemand aufnimmt und sendet oder nicht (oder ib das jetzt jemand überhaupt schaut) , hat da nichts weiter mit dem Thema Rollenspiel an sich zu tun. 
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Offline takti der blonde?

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #116 am: 26.12.2021 | 22:22 »

Und warum sind dann das "Idee!"-Rollenspiel oder Fate nicht PESA-approved?  ;)




Bubblegum

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #117 am: 26.12.2021 | 22:48 »
"genehmigt"?

Offline Alexandro

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #118 am: 26.12.2021 | 23:08 »
So langsam drängt mir da Bild auf, dass Wrestlings shows und Sportfilme in Kino auch als eine "Innovation" gesehen würden, welche das lahme Sport selbst schauen oder gar selbst machen berechtigterweise ablösen.

Was machen die Streamer? Sie ziehen aus einer von Beteiligung lebenden Handlung das Produkt eines passives Konsumgut. Das hat dann mit Rollenspiel selbst denke ich absolut nichts zu tun.
Wenn das Klicks gäbe, würden die genauso vor der Kamera häkeln.

Die Analogie ist ziemlich kaputt.

1) Sport schauen ist erstmal auch ein sehr passives Konsumgut (eher was für Gewohnheitstiere oder das "Drumherum" - die Veranstaltungen z.B. der Bundesliga sind es schon lange nicht mehr wert angeschaut zu werden - persönliches Investment habe ich nicht zu kickenden Millionären, sondern eher im Kreisligaspiel der Mannschaft meiner Cousinen).
2) Der Sportfilm wäre dem überlegen, wenn dieser nicht seit mehr als 70 Jahren die selbe Geschichte erzählen würde und sich dabei nicht weiterentwickelt hätte (Sport-Serien sind da dankbarer, weil sie allein durch ihre Sendestruktur gezwungen sind, die "Formel" des Sportfilms aufzubrechen).
3) Trotz allem werden Filme über Sport als "Sportfilme" bezeichnet, das Genre wird "Sport" zugehörig betrachtet (so wird z.B. "Rocky" beim Austausch über Filme als "Boxerfilm" bezeichnet und nicht (wie es korrekter wäre) als "im Boxermilieu angesiedelte Soap").
4) In der Regel sind diese Filme immer noch weniger fabriziert und künstlich, als die durchschnittliche Massensportveranstaltung

Wenn also Sportfilme umgangssprachlich der Kategorie Sport zugerechnet werden und Sport das Definierende ist, was diese Filme ausmacht... warum sollten dann Rollenspielstreams nicht dem Rollenspiel zugerechnet werden? Dass Leuten beim Rollenspiel zuzuschauen nicht dasselbe ist wie es auszuüben ist klar (genau wie Sport schauen (egal ob fiktiv oder semi-fiktiv) nicht dasselbe ist, wie selber Sport zu betreiben), aber die Sachen stehen ja nicht in Konkurrenz (sich Bundesligaspiele anzuschauen hält dich nicht davon ab selber auf dem Bolzplatz zu toben und viele Leute in meinem Bekanntenkreis sind durch CR zu eigenen Rollenspielrunden gekommen, das ist eher etwas, was sich gegenseitig befruchtet, als dass es streng getrennt wäre).
« Letzte Änderung: 26.12.2021 | 23:23 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Zed

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #119 am: 26.12.2021 | 23:20 »
"genehmigt"?
Ja, Bubblegum, "genehmigt".

Du bist gerade Zeugin eines hier länger existierenden Dissens', ob/welches Rollenspielsystem der Höhepunkt der Rollenspielhistorie darstellt und welche Systeme nur Schwundstufen des Urvatersystemes sind. In meinen Augen argumentiert eine Seite, die aus gebildeten, eloquenten, hochinteressanten Diskutanten besteht, überspitzt gesagt bei diesem Thema mit religiösem Eifer.

Du kannst Dir aber vielleicht selbst ein Bild machen, wenn Du Lust hast, an ihren Auslegungs- und Diskussionsrunden zum Spielleiterhandbuch des ersten AD&D teilzunehmen.
« Letzte Änderung: 26.12.2021 | 23:22 von Zed »

Offline Maarzan

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #120 am: 26.12.2021 | 23:26 »
Die Analogie ist ziemlich kaputt.
...

Ich hätte wohl noch mehr Lehrzeilen dazwischen machen müssen um das als 2 Aussagen zu kennzeichnen... 

Die erste bezog sich auf den Hype der "richtigen Story" über die ursprüngliche Aktivität.
Die zweite bezog sich darauf, dass der Umstand der medialen Sekundärverwertung an sich nichts an der ursprünglichen Aktivität ändert, also da auch keine "In
novation" zu sein kann.
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Offline Ma tetz

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #121 am: 26.12.2021 | 23:28 »
@ YY: Wann in welchem RPG gab des denn die ersten Gummipunkte? Ich lerne gerne dazu. In meiner Wahrnehmung ist das Post 2000er Spieldesign, aber ich bin da sicherlich kein Fachmann, mit zig Uraltsystemen im Regal (no Offense :) )

« Letzte Änderung: 26.12.2021 | 23:32 von Ma tetz »
Ihr interessiert Euch für den Schatten des Dämonefürsten? Dann kommt zur Höllenpforte (Discordserver).

Offline takti der blonde?

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #122 am: 26.12.2021 | 23:28 »
Ja, Bubblegum, "genehmigt".

Du bist gerade Zeugin eines hier länger existierenden Dissens', ob/welches Rollenspielsystem der Höhepunkt der Rollenspielhistorie darstellt und welche Systeme nur Schwundstufen des Urvatersystemes sind. In meinen Augen argumentiert eine Seite, die aus gebildeten, eloquenten, hochinteressanten Diskutanten besteht, überspitzt gesagt bei diesem Thema mit religiösem Eifer.

Du kannst Dir aber vielleicht selbst ein Bild machen, wenn Du Lust hast, an ihren Auslegungs- und Diskussionsrunden zum Spielleiterhandbuch des ersten AD&D teilzunehmen.

Dein religiöses Framing ist gerade zu Weihnachten fast schon rührend. :)

@bubblegum

Das ganze hatte zu Beginn starke satirische Züge. Die Wurzeln dessen sind immer noch zu erkennen und auch irgendwo beschrieben. Die Empfehlungen sollten aber hoffentlich selbsterklärend sein; es wird erklärt, welche Kriterien diskutiert und kommentiert werden und die "Gestalt" der Idee ist jenseits von Stilmitteln erkennbar. Zeds Zusammenfassung ist jedenfalls falsch. :)

Offline Alexandro

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #123 am: 26.12.2021 | 23:36 »
Zitat
Die zweite bezog sich darauf, dass der Umstand der medialen Sekundärverwertung an sich nichts an der ursprünglichen Aktivität ändert, also da auch keine "In
novation" zu sein kann.

Nicht für die Art wie die Personen spielen, nichtmal durch den Konsum selbst... allein durch die Permanenz einer Spielrunde, dass man sie in der Gesamtheit mitverfolgen kann und nicht auf (subjektive) Erzählungen und Anekdoten angewiesen ist (oder das nachträgliche framing in der eigenen Erinnerung). Und dass man dadurch sich einzelne Momente anschauen kann (so wie beim "play-by-play" in der Sportschau) und sich darüber Gedanken machen kann "Was ist da eigentlich gerade passiert (und warum)?". Das passiert bei einer nicht-aufgezeichneten Runde in der Regel nicht.

Ist jetzt keine große Innovation und (imo) auch keine, welche auf lange Sicht groß etwas an der Art wie wir das Hobby betreiben ändern wird, aber es ist schon eine Innovation und sollte daher zumindest erwähnt werden.
« Letzte Änderung: 26.12.2021 | 23:40 von Alexandro »
Wer beim Rollenspiel eine Excel-Tabelle verwendet, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Offline Zed

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Re: Rollenspiel und Innovation, war: Bezahltes Spielleiten?
« Antwort #124 am: 26.12.2021 | 23:37 »
Zeds Zusammenfassung ist jedenfalls falsch. :)
Zu wieviel Prozent und an welcher Stelle ist's am falschesten?