Ich hatte ihn bereits am 15. Dezember mit meiner Tochter gemeinsam im Kino geguckt. Dazu muss ich sagen ich bin natürlich 100% Zielgruppe, denn ich bin sowohl großer LotR- als auch Anime-Fan. Damit andere Anime-Fans das einordnen können: ich bin eher Fan der Story-Seite der Anime als auf der Action-Seite (Shonen), das heißt ich mag Prinzessin Mononoke und Higurashi aber kein Dragon Ball.
Ich fand ihn ziemlich gut. Die Story ist toll erzählt und Hèra ist ein interessanter Charakter. Wie alle Film-Prinzessinnen ist sie nicht glücklich damit einer politischen Heirat zuzustimmen aber sie fügt sich dennoch, weil sie weiß das dies das beste für Rohan wäre. Das dies durch die folgenden Ereignisse nicht zustande kommt steht auf einem anderen Blatt. Auch zeigt sich in der Figur sehr, dass sie viele Eigenschaften an ihre Nachfahren, bis hin zu Eowyn, weitergegeben hat. Sie ist weder Damsel-in-Distress noch Mary Sue, denn sie sucht aktiv selbst nach Lösungen, scheitert hier und da und erhebt sich schließlich als Anführerin, weil sie keine andere mehr Wahl hat.
Physik wird im Anime ja immer eher lächelnd betrachtet, und auch wenn es hier einige entsprechende Beispiele gab, wird das hier recht zurückhaltend durchgezogen, es gibt beinahe keine Stellen an denen überlebensgroße Handlungen (mit ein paar Sprüngen eine Felswand erklimmen oder andere total Over-the-Top Aktionen) durchführt. Einzige Ausnahme ist hier Helm Hammerhand selbst: er wird tatsächlich in der üblichen More-than-a-Man Weise von Anime dargestellt, bleibt dabei aber im unteren Power-Bereich, letztlich wurde er ja auch als übermenschlich bei Tolkien beschrieben. Er wird auch nicht als dämlich dargestellt, wie manche Schreihälse auf verschiedenen INet-Seiten meinen, sondern als ein sehr starker, stolzer und dementsprechend auch sturer König, der keine Widerworte duldet.
Die Story wird tatsächlich eher in einem westlichen Stil erzählt, als der typischen Struktur von Animes zu folgen. Eine bewusste Entscheidung denke ich, die hier total Sinn gemacht hat.
Zum Thema Logiklücken: als Anime-Fan kann ich damit einigermaßen leben. Auch im Rollenspielbereich ziehe ich ja den eher cineastischen Style-over-Substance Ansatz vor. Wer das anders sieht, hat vermutlich Probleme mit dem Film.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich aber auch an dem Film:
- Das Pacing ist in der ersten Hälfte des Films ein wenig aus der Spur, gefühlt passiert alles direkt nacheinander. Vielleicht hätte es sich hier angeboten eher mit Rückblenden zu arbeiten. In der zweiten Filmhälfte wird das aber besser und passt dann ziemlich perfekt.
- Die Remineszenzen an die Original-Trilogie hätten nicht so stark sein müssen. Da wäre weniger vermutlich mehr gewesen.
Fazit: Wer, wie ich, damit leben kann, das Filme nicht immer puren Realismus abbilden sondern gerne auch mal Larger-than-Life sein dürfen, wer LotR mag und Anime zumindest nicht verabscheut, der sollte diesen Film auf jeden Fall mal gucken. Ich jedenfalls freu mich schon drauf ihn im März in meine LotR Sammlung zu stellen.