Aleksander von Bäcklund - Spaziergang durch Märsta
"Nun... Eine sehr direkte Frage..." Aleksanders Augen blicken an Helena vorbei und er kratzt sich geistesabwesend am Hinterkopf, als er langsam und nachdenklich zu sprechen beginnt. "Ich denke, ich war schon immer fasziniert von Geheimnissen. Auf den Geburtstagsfeiern meiner Kindheit waren oft Zauberer, die ihre Kunststückchen vorführten." Er macht eine kurze Pause um dann mit etwas Bitterkeit in der Stimme fortzufahren, "Ich weiß noch wie begeistert ich damals war... Jedenfalls begann ich erst während meiner Studienzeit in Stockholm mich mit dem Okkulten zu beschäftigen. Denn was für ein größeres Geheimnis gäbe es, als das Geheimnis des Lebens und des Todes? Es faszinierte mich irgendwie. Es dauerte nicht lang und ich traf auf Gleichgesinnte. Wir machten uns einen Spaß daraus uns mysteriös und geheimnisvoll zu geben, einmal gingen wir sogar eine ganze Woche in Mantel und Umhang gekleidet zu den Vorlesungen", berichtet er schmunzelnd "Und natürlich besorgten wir uns Literatur über Geister und Dämonen und dergleichen. Ich denke zu diesem Zeitpunkt glaubte keiner von uns wirklich an diese Dinge."
Aleksanders ernster Blick wandert zurück zu Helena und trifft dort auf ihr freundliches Lächeln. Vielleicht ist es dies, was ihn veranlasst weiter zu reden und vielleicht trägt auch dieser Ort, an dem der Himmel grenzenlos erscheint und der massive Fels unter den Füßen ein Gefühl von Beständigkeit und Ruhe ausstrahlt, zu seiner Entscheidung bei. "Etwas später sprach mich ein Professor der Universität an und nach einigen Hürden waren meine damaligen Freunde und ich tatsächlich Mitglieder einer Art Geheimgesellschaft. Diese Zeit war wie ein Rausch aus Farben, Eindrücken und Gefühlen!" Aleksanders Augen weiten sich bei diesen Erinnerungen und seine Stimme wird lauter und fahriger als er davon spricht. Er redet jetzt sehr schnell: "Es gab Séancen, Feste, Gelage und Abstürze. Geld spielte damals keine Rolle, die Mitglieder gehörten zur gut betuchten Gesellschaft, auch wenn Identitäten möglichst geheim gehalten wurden. Eine Maske verleiht unglaubliche Freiheit!..." Jetzt stockt Aleksander, als erinnere er sich wo er ist und mit wem er redet.
"Entschuldige Helena, ich habe mich etwas gehen lassen." Die Hände, die er während seine Redeschwalls erhoben hatte, lässt er jetzt wieder sinken. Mit gefestigter Stimme und leiser, fast flüsternd fährt er fort. "Du musst wissen, ich verbinde diese Zeit nicht nur mit angenehmen Dingen und die Erinnerung daran wühlt mich etwas auf. Was mich damals wirklich von der Existenz von andersartigen Wesen überzeugt und mich schließlich zur Gesellschaft gebracht hat, war die Begegnung mit einem echten Geist. Während einer der Séancen, die ich mittlerweile leitete, erschien wirklich der Geist einer Frau. Und es war keines Falls ein Erlebnis, wie wir es uns in unseren romantischen Vorstellungen ausgemalt hatten. Ich erinnere mich an nicht mehr viel aus dieser Nacht..." bei diesen Worten reibt er sich die behandschuhte linke Hand "... aber kurz danach brach ich mein Studium ab und kehrte nach Hause zurück. Ich glaube diese Nacht machte mich in gewisser Weise empfänglich für etwas. Es brach etwas in mir wie ein Damm, denn seitdem kann ich diese Wesen sehen und sie wollen nicht mehr aus meinem Kopf." Fest blickt Aleksander Helena in die Augen, seine Gesichtszüge haben etwas trauriges. "Du bist die Erste der ich davon erzähle und ich kann gar nicht genau sagen warum... So lange kennen wir uns nicht. Bitte behalte es für dich und lass uns jetzt von etwas Anderem reden. Wann warst du das letzte Mal in Stockholm und warum?"