Autor Thema: Stimmungsvolle Beschreibungen  (Gelesen 7081 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #25 am: 30.12.2008 | 17:21 »
Ja, aber du stempelst es ja als zufällig ab.
Und zwar genau wo?

Oder hast Du lediglich nicht verstanden, daß ich der Ansicht bin, man sollte besser nicht ohne Kenntnisse handeln? (Kenntnisse zu haben ist, nebenbei bemerkt, nicht gerade vom Zufall abhängig...)

Ludovico

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #26 am: 30.12.2008 | 20:41 »
1of3s Beschreibung ist mir persönlich zu neutral. Klar werden alle harten Fakten übermittelt, aber die emotionale Seite der Szene wird vollkommen ausgeblendet. Ist es düster und unheimlich oder hell und kalt... solche Dinge werden im ungenügenden Maße übermittelt. Dafür halte ich die Details für wichtig.

Wenn zwar auch manche hier behaupten, daß Beschreibungen in Details ertrinken können, so liegt zumindest die mir bekannte Schmerzgrenze, bis es dazu kommt, wesentlich höher als in den hier genannten Beispielen.

Es ist wie mit dem Kochen. Salz muß vorhanden sein, aber wenn man etwas mehr Geschmack haben will, sollte man auch mal zu Pfeffer, Rosmarin und Rosenpaprika greifen, je nach dem, was für einen Geschmack das Gericht haben soll. Man muß allerdings auch aufpassen, daß man nicht zuviel nimmt.

Die harten Fakten einer Szene sind für mich also das Salz.
"Der Raum ist düster."
Okay, die Beleuchtung in dem Raum ist schlecht. Es wird Abzüge für mangelnde Sicht geben. Alles klar.
Wenn man aber mehr als nur die Fakten transportieren will, sondern auch die Grundstimmung der Szenerie festlegen will, dann braucht man mehr Details. Diese Details sind dann bezogen auf den Vergleich weitere Gewürze.
Das Festlegen der Grundstimmung ist allerdings optional. Allerdings kenne ich Spieler, die es sehr schätzen, wenn der SL das übernimmt, zumal es den Vorteil genießt, daß die Wahrnehmung der Spieler gleichgeschaltet ist und nicht jemand eine Szene in einer unheimlichen Katakombe als fröhlichen lichten Spaziergang wahrnimmt (achtung! Überzogenes Beispiel!).
 

Offline Falcon

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #27 am: 31.12.2008 | 10:20 »
Zitat
Oder hast Du lediglich nicht verstanden, daß ich der Ansicht bin, man sollte besser nicht ohne Kenntnisse handeln? (Kenntnisse zu haben ist, nebenbei bemerkt, nicht gerade vom Zufall abhängig...)
Ja, Kenntnis über den Spieler. Das hast du gesagt. Und welche Kenntnis benutzt der Autor seines Buches, klingelt der bei dir an? Nein, der schreibt offensichtlich auf gut Glück! los in der Hoffnung, daß du die richtigen Assoziationen hast.
Man, wenn ich gewusst hätte, daß es so einfach ist ein Buch zu schreiben.

ich meine im Kontext(!) kann man einige Assoziationen schon gezielt verfolgen. Zumindest Klischees sind bei vielen Leuten ähnlich.
« Letzte Änderung: 31.12.2008 | 10:23 von Falcon »
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Offline Der Nârr

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #28 am: 31.12.2008 | 10:29 »
- es ist offensichtlich gutes Wetter, blauer Himmel, Sonne.
- Der Berg ist hoch und steil (keine Bäume, Felsen)
- es ist nicht sonderlich windig.
- Man ist weit weg vom Ziel
- Das Land ist offen
habt ihr an irgendetwas davon gedacht?
Nein, bei mir kam auch eher eine düstere, unnatürliche Vorstellung eines Horror-Gebirges. Warum bringst du deine Stichpunkte nicht als Beschreibung? Das ist doch offensichtlich das, was du bei den Spielern rüberkommen möchtest, also sag es doch so.
Ich möchte weder groß Assoziationen leisten müssen noch ausschweifende Beschreibungen die mich mit überflüssigen Details langweilen, sondern ich möchte Wissen, was Sache ist, und es soll ein Ansatzpunkt für Handlungsmöglichkeiten geboten werden, wenn es sich um eine Szeneneröffnung handelt, die mir signalisiert, was in dieser Szene geschehen soll oder welchem Zweck sie dient.
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Offline Gaming Cat

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #29 am: 31.12.2008 | 10:58 »
Hmmmm...einige sehr interessante Standpunkte...
Würde allgemein zustimmen, dass Beschreibung gruppenabhängig und spielstilabhängig sein sollte (aber was nicht?  ;)).
Grundsätzlich würde ich allerdings immer versuchen mögl. unemotional zu beschreiben (ohne zu klingen wie eine Gebrauchsanleitung), da ich die emotionalen Reaktionen der Chars nicht vorwegnehmen möchte und außerdem mag sich ja bspw. ein unerschrockener Held selbst im gruseligsten Haunted House noch wie daheim fühlen (Spieler-Entscheidung!).
Ohnehin rutscht man aber im Eifer des Gefechts oftmals in eine "weniger technische" Ebene - und das ist ja hin und wieder auch nicht übel...
Im Übrigen: wenn ich als Spieler noch Info brauche, dann bin ich so frei danach zu fragen - ist ja nicht wild, wenn der SL ein Detail vergessen hat. Realität erschafft im Rollenspiel doch sowieso der Dialog und nicht der SL für sich... ;D
Hatte zum Glück noch NIE einen SL der permanent in ein Extrem verfallen wäre, wenn es um Beschreibung ging (In ca. 10 Jahren RPG) - bin ich da die Ausnahme? wtf?
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Offline Falcon

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #30 am: 31.12.2008 | 11:26 »
Zitat
Nein, bei mir kam auch eher eine düstere, unnatürliche Vorstellung eines Horror-Gebirges. Warum bringst du deine Stichpunkte nicht als Beschreibung? Das ist doch offensichtlich das, was du bei den Spielern rüberkommen möchtest, also sag es doch so.
Die Aufmerksamkeitsspanne vieler Spieler, die ich kenne geht 20Sekunden und nach ca. 25Sekunden steigt die Wahrscheinlichkeit für störende Zwischenbemerkungen rapide an.
Und wenn man 5min. Monologe hält heissts es ist öde, weil man in der Zeit selber nicht handeln kann.
Ist natürlich auch nicht bei jedem so.

das doofe, so eine Beschreibung müsste ich auch vorbereiten, weil Improvisation eben schwer ist. Dann greife ich auch lieber auf längere Beschreibungen zurück. Mir mehr Worte ist es eben einfacher. Nur erntet man dann selten Anerkennung (siehe 1of3).


@Stichpunkte: wie gesagt, der Kontext fehlt. Und zwei bis drei Sätze könnten dem EINEN SATZ sicher gut tun.

@Master Bam: ich würde die Stmmungsvorlage durch den SL nicht unterschätzen. Wenn du eine düstere Dungeonstimmung auslässt kann ein Spieler auch auf die Idee kommen da heurmzukaspern und sich dann rechtfertigen so hätte er sich die Stimmung halt vorgestellt (keine Übertreibung!).
« Letzte Änderung: 31.12.2008 | 11:29 von Falcon »
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Offline Merlin Emrys

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #31 am: 31.12.2008 | 13:24 »
Nein, der schreibt offensichtlich auf gut Glück! los in der Hoffnung, daß du die richtigen Assoziationen hast.
Du übersiehst schon wieder, was ich geschrieben habe. Es ist nämlich keineswegs notwendig, "auf gut Glück" loszuschreiben. Sprache ist ein sehr gut analysiertes Feld, und man kann sehr viel darüber in Erfahrung bringen - wenn man es sich nicht einfach machen möchte. Es ist kein Zufall, ob man die Sprache eines gewünschten Lesers trifft oder nicht, man kann darauf eine Menge Einfluß nehmen. Natürlich nicht, indem man wild drauflosschreibt (oder, im Falle von Rollenspiel, einfach drauflosredet).

Die Aufmerksamkeitsspanne vieler Spieler, die ich kenne geht 20Sekunden und nach ca. 25Sekunden steigt die Wahrscheinlichkeit für störende Zwischenbemerkungen rapide an.
Komisch... wenn ich rede, hören meine Spieler mir auch zu, solange ich beschreibe.
Allerdings versuche ich auch, Spannungskurven einzubringen, d.h. Zeiten, in denen die Spieler die Handlung tragen (und in denen ich mich so kurz wie möglich fasse), und andere, in denen sie nichts drängt und in denen sie nicht die Angst haben, die Handlung könnte ihnen davonlaufen. Die Annahmen und auch Befürchtungen der Spieler, ihre Charaktere könnten zu kurz kommen oder etwas verpassen, muß man halt immer im Auge behalten. Wenn sie auf "ruhige Situation, in der man sich mal orientieren kann" eingestellt sind, habe ich auch mal einige Minuten Zeit, mich mit ihnen über die Umgebung usw. zu unterhalten (Monologe von der Länge müssen es ja nicht sein).

Offline Tudor the Traveller

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #32 am: 31.12.2008 | 13:59 »
Ich finde 1of3 Erzählstil langweilig und wenig unterhaltsam, aber das ist wieder eine Frage des Geschmacks. Meine Spieler haben Spaß an ausgeschmückten Erzählungen, bei denen sie sich mal einige Minuten zurücklehnen können, um die Szene in sich aufzunehmen. Aber der Spieler von heute hat ja für sowas gar keine Zeit mehr, weil er Angst hat, sein Charakter könnte Opfer von Railroading, SL-Willkür und allgemeiner Handlungsunfähigkeit werden...  ::)

Langatmige Erzählungen des SL haben ihren Platz. Das heißt nicht, dass alles immer detailliert beschrieben worden sein will. Die schwüle Luft des Dschungels finde ich wichtig (und ich glaube nicht, dass die irgendjemand wirklich mögen kann; wer hat schon gerne Atemprobleme?) und sie fängt in einem kurzen Satz ein wichtiges Element der Atmosphäre ein. Anderenfalls könnte man in Romanen ja auch darauf verzichten.

Das Aufmerksamkeitsproblem der Spieler mag bei einigen Spielern bestehen. Prinzipiell habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass Spieler erst dann ungeduldig werden, wenn man ihnen ein Element der Szene beschreibt, mit dem sie möglichst schnell interagieren wollen, die Erzählung danach aber weitergeht. Dafür klassisch sind Gegner, die zu früh oder an falscher Stelle  erwähnt werden. Wenn ich als Spieler zusehen muss, wie ein Gegner etwas tut, ich aber nicht handeln kann, braucht es dafür schon einen Grund.

Die besten Szenen entstehen m.E. dann, wenn die Spieler auch erzählerische Elemente übernehmen; wenn sie beschreiben, dass sie sich den Schweiß vom Gesicht wischen oder mal erschöpft innehalten und sich an einen Baum lehnen. Aber sowas ist halt nichts für Action-orientierte Runden.
NOT EVIL - JUST GENIUS

"Da ist es mit dem Klima und der Umweltzerstörung nämlich wie mit Corona: Wenn man zu lange wartet, ist es einfach zu spät. Dann ist die Katastrophe da."

This town isn’t big enough for two supervillains!
Oh, you’re a villain all right, just not a super one!
Yeah? What’s the difference?
PRESENTATION!

Ludovico

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Re: Stimmungsvolle Beschreibungen
« Antwort #33 am: 1.01.2009 | 15:06 »
Wenn ich so drüber nachdenke, dann muß der SL in manchen Rollenspielen seine Beschreibungen mit Massen an emotionalen Details ausschmücken. Ich denke hierbei gerade an Cthulhu. Ob das allerdings nun einen Sonderstatus besitzt oder nicht, kann ich nicht sagen.