Zivile Berufe sind in manchen Kampagnen normal, sind dann aber eigentlich nur Hintergrund und spielen keine große Rolle; va solche in der realen Welt wie Cthulhu. In Fantasy-Settings hab ich auch schon einen Barden oder einen Drescher gespielt, aber wie du sagst: Das war dann mal eine Probe aus Musizieren oä. Eine Ausnahme war mal ein Reporter bei Cthulhu, der bei Recherche-Arbeit natürlich eine Reihe Fähigkeiten einsetzen konnte.
Ich frage mich da grade: Und wo ist da der Unterschied zu kriegerischen Berufen?
Ich meine, der klassische DSA-Krieger übt ja nur dann seinen Beruf aus, wenn praktischerweise jemand was auf die Mütze verdient und nutzt in einem Investigativ-Abenteuer seine beruflichen Fähigkeiten ja auch kaum bis gar nicht. Da gibt's dann ab und zu mal eine handvoll Proben auf "Schwerter" und gut ist.
Daneben gibt es einen ganzen Stoß an Spielen, die auf zivilen Berufen aufbauen. In "Wanderhome" zum Beispiel haben alle Charaktere einen zivilen Beruf (beim einzigen, kriegerischen Beruf ist sogar der Punkt, dass der Charakter diesen Beruf nicht mehr ausüben mag). Im japanischen "Ryuutama" gilt das ebenso: Da sind die Spielercharaktere Schäfer, Händler oder reisende Heckenadlige, die aber doch ganz klassische Abenteuer erleben. Bei modernen Settings ist der Fokus auf den Beruf sogar noch stärker: Neben solchen sehr aktiven Berufen wie Arzt oder Reporter, bestimmt die Wahl des zivilen Berufs für den Charakter natürlich auch das soziale Umfeld: Meine Vampire-Masquerade-Nosferatu, die eine Modelschule führt, führt halt eine Modelschule und greift auf entsprechende Kontakte zurück, kümmert sich um die Finanzen der Schule und gibt zu nachtschlafener Stunde auch Unterricht.
In Survival-Rollenspielen bemerke ich das aber auch. In "Zombie World" ziehen die Spieler Karten, die beschreiben, was ihre Charaktere vorm Outbreak so getan haben: Und das sind halt zum Großteil zivile Berufe, denen auch immer ein bestimmter Move oder Bonus zugeordnet sind. Der Kram kommt also vor.
Ich tatsächlich finde zivile Berufe hochgradig spannend und grounde meine eigenen Charaktere in im weitesten Sinne Urban-Fantasy-Settings gerne. Mein Shadowrun-Social-Chamaeleon fährt tagsüber giftigen Müll durch die Gegend. Das gibt der Figur eine zusätzliche Dimension. Und es ist nützlich, weil der Charakter ein regelmäßiges Einkommen hat, ihm giftiges Zeugs nicht so viel ausmacht und er sich mit dem Fahren großer Maschinen auskennt sowie mit den Abfällen der ganzen Stadt (und woher die kommen). Bei Fantasy mag das sicher anders sein: Zugegeben, der Seifensieder-Hintergrund meines Musketiers kam jetzt nicht so oft zum Tragen.
Und auch in Runden, die ich geleitet habe, hatten der Schiffsbauer, der Koch oder der Anwalt eigentlich immer wieder Situationen, in denen sie ihre beruflichen Fähigkeiten einsetzen konnten.