Hallo,
ich nutze einmal die Gelegenheit mich als Autor der Box zu äußern:
- Ich kann es empfehlen. Insgesamt war es sehr spaßig, auch wenn man schnell ahnt, dass sich der Spaßgewinn des Spiels grundsätzlich auf "Hahaha, ich schnurre jetzt, denn ich bin eine Katze" stützt, also sehr einseitig einen Gag bedient.
Es freut mich, dass es spaßig war. Wie die Spieler am Tisch das Grundsetting auslegen, kann und will ich nicht beeinflussen. Für mich persönlich ist die Herangehensweise einer Katze an die Welt nihilistischer und hedonistischer. Zusätzlich bewegst du dich ja in der Welt der Menschen, die du nicht wirklich verstehst, aber mit der Grundeinstellung "das sind halt Menschlinge und die sind ein bisschen dumm" alles erklärst. Aber so sehe ich das.
- Bis zum Schluss hat niemand so recht kapiert, ob wir jetzt echte Katzen, oder Menschen in Katzengestalt, oder sprechende Katzen spielen oder was auch immer, also war dieses ganze zentrale Grundsetup insgesamt sehr, sehr rumpelig und sperrig. Und das ist schon ein Problem, weil an dieser Grundentscheidung dann sehr viel hängt. Am Ende waren wir dann "total normale Helden, die bei guten Gelegenheiten Katzenblödsinn machen".
Hier ist schon drauf hingewiesen worden, dass das ein Designproblem ist. Ich kann einen seitenweisen Text vorlesen lassen, der das Grundsetting in allen Details erklärt, aber was hat das mit Spielspaß zu tun? Und auch hier kann wieder jeder selbst entscheiden, wie er Die Schwarze Katze angeht. Ihr habt einen Weg gefunden, ist doch super. Ich verstehe nicht, was daran sperrig ist. Ihr sollt das Spiel ja nicht spielen, wie ich es mir denke, sondern einfach spielen und zwar so wie ihr Bock habt. Ansonsten waren die Texte vorhanden, ich habe aber keinen Einfluss darauf, wer genau was liest und erklärt.
- Unser Spielleiter hat sich sehr darüber geärgert, dass die Box als "mit zwei Abenteuern" beworben wurde, aber eigentlich wurde ein schmales Abenteuer an einer äußerst komischen Stelle durchgeschnitten, so dass nun eben zwei sehr schmale Abenteuer drin sind. Auf mich wirkte das ebenfalls befremdlich, aber die rollenspielphilosophische Frage, wo denn eigentlich ein Abenteuer anfängt und wo es aufhört, hat mich dann eher auf einer prinzipiellen Ebene interessiert.
Wir haben die Box ausgiebig getestet und kamen auf im Schnitt 20 Stunden Spielzeit. Das kürzeste waren 16, das längste 30. Das finden wir für 29 Euro in Ordnung. Die Unterteilung des Abenteuers folgt der Lernkurve von Nichtrollenspielern. Der erste Teil ist ein gemeinsames Erlernen des Spielprinzip, weswegen ja auch alle zusammen lesen. Der zweite Teil ist Spielleiten "light". Der Spielleiter wird noch viel an die Hand genommen. Ihm werden Optionen aufgezeigt und Empfehlungen gegeben. Der dritte Teil muss dann schon richtig geleitet werden. In den Tests zeigte sich, dass Leute, die zum ersten Mal ein Rollenspiel spielen mit dieser Lernkurve die Berührungsangst verlieren, da der Weg von "gemeinsam lesen" zu "stark betreut" leiten zu "richtig" leiten, eine enorme Hilfe ist.
- Wir waren fünf Spieler und haben die Archetypen eingesetzt. Zwei Spieler und zwei Spielerinnen hatten Figuren in der Hand, die unmittelbar einleuchtend waren (Krieger, Heiler, Dieb, Lebemann), aber die vierte Rolle war wirklich off. Schamanen-Tiefen-Knochenrüstungs-Nekromantenkater oder was sollte das bitte sein? Hätte es nicht ein "Gaukler" sein können? Diese komische Rolle hilft in dem komischen Setup nicht weiter.
Auch hier haben die Spieltests gezeigt, dass Kieran Nachtgesicht der beliebteste Charakter ist. Zusätzlich steht er für die dunklere Seite von Die Schwarze Katze, denn einige der Abenteuer (nicht in der Einsteigerbox) enthalten Themen wie Mord an Katzenjungen, Geistergeschichten etc. die Welt ist eben nicht nur knuddelig, sondern bietet sowohl sehr leichte Themen wie auch sehr ernste. Die Einsteigerbox soll ja helfen in die Welt von Die Schwarze Katze einzutauchen. Außerdem wollten wir zwei Ahnenkinder und da boten sich Nurti und Zerzal einfach an.
Fazit: Schön, dass es Spaß gemacht hat. Ich verstehe die Kritikpunkte, aber dies sind alles Dinge, die bewusst so sind, wie sie sind. Die Box soll vor allem (nicht nur) Einsteiger ansprechen. Sie sollte nicht zu teuer sein, wodurch der Umfang selbstverständlich nicht überbordend ist. Außerdem war es mir ganz persönlich wichtig, dass keiner in Stillarbeit lesen muss, sondern man direkt, ohne Vorkenntnisse losspielen kann. Deswegen habe ich im Einstieg auf weitschweifige Erklärungen der Welt verzichtet, denn diese schrecken ab. Dafür nehme ich im Kauf, dass Leute das Setting nicht in Tiefe nahe gebracht wird. In den Tests hat das super funktioniert.
Das Grundmotto: Du willst Rollenspiele spielen und hast keinen Plan? Egal, mach auf, leg los, keine Vorbereitung und sei die Katze, die du sein willst.
Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen. Wenn dich das Setting in der Tiefe interessiert, muss ich dich aufs Grundregelwerk verweisen.