Das sind nur Worthülsen - zu denen man sich vielleicht auch veranlasst sieht, weil man 5e lange als ultimative und implizit letzte (!) Edition angepriesen hat.
Da ist es natürlich ungünstig jetzt zu sagen: Hey, wir basteln gerade an der 6. Edition. In diese undankbare Ecke hat man sich aber selbst manövriert.
Im Endeffekt wird man mit dieser Wortklauberei nur das verstärken, was man nicht nur in der 5e bereits gesehen hat: Dann gibt es eben keine saubere Trennlinie zwischen zwei Editionen, sondern die Unterscheidung "5e vor oder nach Quellenbuch X".
So wird es dann bei einem "editionslosen" D&D zwingend auch sein - es sei denn, daran würde nie wieder etwas geändert
Sehe ich anders!
Und zwar, weil ich denke, dass das nur im ersten Schritt eine Frage des Regeldesigns und danach, in den ganzen weiteren Schritten, eine Frage von Produktdesign, Publicity und dem tatsächlichen Spiel am Tisch zuhause ist.
Du hast aber insofern recht, dass es
historisch praktisch immer so war: Die neue Edition hat die alte ersetzt, und das war auch ganz entschieden
gewollt. Die Leuten SOLLTEN nicht mehr den alten Kram, sondern nur noch den neuen kaufen (und davon alles).
Es gibt zwar ein paar "Zwischenschritte" à la D&D3.5, aber die waren alle so ziemlich Bla-Bla, letztendlich neue Editionen mit ein paar seichten Handouts und genau, Publicity-Worthülsen drumherum. Deshalb waren die unsauberen Trennlinien ja auch oft ziemlich hart: Die Wizards hatten nie ein großes wirtschaftliches Interesse daran.
Für die
Zukunft gibt es aber durchaus Anhaltspunkte, die dafür sprechen, dass sie D&D als Regelsystem eher updaten statt ersetzen wollen, und die so bisher eher selten waren:
Allem voran scheint mir die neue Überarbeitung ziemlich genau darauf zu achten, kompatibel zu bleiben, was Kaufabenteuer und teilweise sogar Charakterregeln angeht. Wenn ich es richtig sehe, kannst du PHB-Charaktere neben den neuen spielen. (Was auch am eher schwammigen 5E-Regelgerüst liegt.) Klar, Regel-Freaks wie wir hier werden nach dem besten Shit gucken, aber das ist ja spääätestens seit der 5E nicht der Mainstream.
Es wird außerdem sehr interessant darauf geachtet, dass es ganz unterschiedliche Geldströme gibt, unabhängig vom Regelskelett und dem alten "Diktat der drei großen Bücher".
Und damit meine ich nicht nur den ganzen Lizenzkram, sondern auch so Sachen wie die ständig neu erscheinenden Grundboxen, das ganze größtenteils editionsneutrale Zubehör oder die PDFs der Abenteuer aus alten Editionen. Es gibt nicht mehr fünf Regelbände pro Jahr, sondern einen, und der wird jedes Mal als dickes Event aufgebaut. Außerdem enthält keiner dieser Bände
vorrangig Regeln!
Ich weiß noch nicht, wie ich D&D Beyond einordnen soll, auch weil ich keinen wirklich Überblick habe, ob und wie der Mainstream es eigentlich benutzt. xD Da passiert aber auch eine Menge, die verdammt interessant ist!
tl;dr ... Die Regeln werden wahrscheinlich imstande sein, ein tatsächliches "ONE D&D" zu unterstützen, aber das ist gerade in der sowieso recht schwammigen 5E nur die Grundlage. Entscheidender ist, dass die Wizards ein wirkliches Interesse zu haben scheinen, den Großteil ihrer Spielenden (wohlgemerkt: das sind nicht die Basic-D&D-Super-Nerds
) NICHT in erster Linie bei der aktuellen Edition und ihren drei großen Regelbüchern, sondern bei D&D zu behalten, egal in welcher Form. Und ich glaube, das ist ernsthaft
neu.
Ob in 6 Jahren dann eine weitere seichte 5E-Überarbeitung oder eine wirklich neue Edition kommt ... mal sehen!