Autor Thema: Entwicklung der Spielepräferenz  (Gelesen 1585 mal)

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Online Ludovico

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Entwicklung der Spielepräferenz
« am: 25.08.2022 | 11:37 »
Hey Leute!

Mich treibt gerade etwas um, nachdem ich mich ein bißchen in Selbstreflexion geübt habe (unterstützt durch bewusstseinserweiterte Getränke, die legal in Supermärkten erworben werden können).
Es geht darum, wie sich die Spielepräferenzen verändert haben.
Um es klarzustellen, welche Spiele ich mir heute kaufe und wieso und was ich früher gemacht habe.
Und mir geht es auch darum, wie das bei euch so ist.

Zu meiner Anfangszeit war das einfach.
Da gab es nicht viel und gespielt wurde, was auf den Tisch kam. Hab das erste Mal richtig mit dem Sammeln von 7te See (1st Edition) angefangen.
Dann ging es weiter und Spiele mussten mich mit innovativen Mechaniken packen und die Settings mussten auch etwas abgefahren sein.
Dann irgendwann wollte ich einfach bloß was Solides.

Und heute...
Heutzutage sind es die Spiele, bei denen ich das Gefühl habe, dass da richtig Herzblut drin steckt.
Bei Troubleshooters lese ich das Intro und die Aufmachung und denk mir "Wow! Die Autoren lieben das Genre aber so richtig." Klar, die Regeln müssen auch passen.
Ebenso geht es mir bei SLA Industries, Mutant Chronicles (von Modiphius) und Blue Planet und auch Nights Black Agents von Pelgrane Press (gibt sicher noch mehr).

Ich lese es und werde mit gepackt, weil die Autoren richtig was reinsteckten (und dabei die Regeln nicht versauten), die quasi ihrer Passion folgten.
Bevor ich es kaufe, lese ich mir natürlich den Klappentext durch und schaue mir Rezensionen an. Und wenn ich entäuscht bin, dann wird es weiter verkauft.

Nehme ich dagegen Spiele wie DnD mit Settings wie Eberron, Forgotten Realms... Das ist solide und gut. Aber (auch wenn es nicht stimmt) ist mein Eindruck, dass da routinierte Profis am Werk waren, die einfach ihren Job machten. Ja, sicher sind sie begeistert und voller Feuer in den Beruf gestartet und haben geschrieben, aber nach zu vielen Meetings mit dem Marketing-Team, dem Finance-Dpt,... wurde es dann halt ein Job.
Das Ergebnis ist dann ein professionelles Produkt, dass ich irgendwie ein bissl langweilig finde.
Ich würde es spielen, aber so wie das Autorenteam würde ich es nicht leiten wollen, weil ich kein Herzblut reinstecken würde, da das Spiel selbst mich nicht packen würde, weil die Autoren selbst nicht gepackt wurden.

So geht mir das ungefähr.

Wie ist es bei euch?
« Letzte Änderung: 25.08.2022 | 11:39 von Ludovico »

Offline KhornedBeef

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #1 am: 25.08.2022 | 13:07 »
Phase 1: Das Franchise ist cool. Ich will da drin etwas spielen - > Franchiseprodukt gekauft
Phase 2: Jemand hat viel Erfahrung in einem System und Setting und leitet -> nichts gekauft, viel zu kompliziertes System
Phase 3: Ich will dasselbe in grün, aber mit weniger Regeln -> SaWo angefangen
Phase 4: Neue Regelansätze sind interessant - > viel Fate gelesen und gekauft
Phase 5: Ich liebe es, wenn ein Spiel klarmacht, was gespielt wird, und genau das unterstützt - etwas PbtA, Band of Blades
Phase 6: Diversifizierung - Ich kaufe immer mal wieder etwas, das einfach nur einen anderen Spielstil verfolgt, oder eine tolleIdee für ein Setting hat (Cyberrats)
Insgesamt ist mir Layout und klare Unterstützung eines Spielstils heute wichtiger, früher Hintergrund. Regeln sollen schon lange nicht mehr im Weg sein, weil mir die Zeit fehlt
« Letzte Änderung: 25.08.2022 | 17:32 von KhornedBeef »
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Offline ArneBab

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #2 am: 25.08.2022 | 16:21 »
Ich lese es und werde mit gepackt, weil die Autoren richtig was reinsteckten (und dabei die Regeln nicht versauten), die quasi ihrer Passion folgten.
Also kaufst du eigentlich eine kreative Schöpfung und nicht einfach ein Spiel?

Bei mir:

1) Mit DSA habe ich angefangen. Ich kaufe alles mit Magie und Elfen ( :-) ), den aventurischen Boten und Abenteuer.
2) Shadowrun: Cyberpunks, Elfen und Drachen! Ich will alles mit Magie und Gesellschaftskritik!
3) Gurps ist eine tolle Grundlage für meine eigenen Kampagnen. Ich kaufe alles interessante, um mich an den Ideen zu freuen, und sie in meinen eigenen Runden zu nutzen. Ja, das wurde teuer … :-)
4) Jetzt habe ich mein eigenes Regelwerk. Aber Mechanical Dreams ist eine so geniale Schöpfung, ich will mehr. (es gab insgesamt leider nur 4 Bücher …)
5) Ich kaufe Rollenspiele als Ideengeber, was ich selbst an Regeln und Strukturen in meinem eigenen Rollenspiel noch bauen kann, und ich kaufe SL-Tipps und Basteltipps.
6) Ich spiele mit meinen Kindern. Rollenspiele, die ich direkt leiten kann, am Besten mit Abenteuern, weil ich plötzlich viel zu unsicher bin, ob ich das gut mache. Für die eigenen Kinder leiten ist irgendwie viel stressiger als für Freunde. Ich brauche Fremdkreativität, um mich dahinter zu verstecken.
1w6 – Ein-Würfel-System — konkret und direkt, einfach saubere Regeln.
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Camo

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #3 am: 25.08.2022 | 17:37 »
Nun ja, ich hab 1982 angefangen, da gab es schon einiges... wenn auch der Großteil auf englisch. Daran hat sich bis heute ehrlich gesagt nicht sooo viel geändert. Was aber nur meinem Englisch zugute kam.

1984 gab es international schon 100 Systeme, wenn ich das richtig im Kopf habe... und selbst damals bekam man über Versandhandelskataloge (Fantasy & Science Fiction in Hamburg, Morgenwelt in Berlin z.B.) recht viel davon. Inzwischen würde ich auf ein Vielfaches davon tippen, zum zählen bin ich tatsächlich viel zu faul.

Ich hab damals wie heute mir im Endeffekt das gekauft, was interessant klang, was zu einer Sammlung von über 200 verschiedenen Systemen führte (D&D in allen Editionen zählt da als ein System, ebenso wie DSA etc), von denen ich etwa 80% zumindest angespielt habe.  Generell kann ich aber sagen, dass ich - wenn ich die Wahl habe - das 70-100 Seiten starke Regelwerk immer dem 2-600 Seiten starken Regelwerk vorziehe. Was bedeutet, dass ich die meisten "modernen" Systeme nicht mag, die sind mir zu "verregelt"... und dabei meist noch unangenehm vage. Ich bevorzuge schlichte Systeme, sowas wie Abenteuer in Magira (das "Schwestersystem" von Midgard), Top Secret, Dlashing Blades, Privateers & Gentlemen, Bushido, Justice Inc,, Boot Hill, Toon, aber durchaus auch Pendragon, Runequest, Empire of the Petal Throne oder Traveller. Aber auch spannende Sachen wie Flabbergasted landen bei mir. Mainstream hat bei mir keine Chance mehr, es gibt zu viele andere tolle Sachen.

Kurz gesagt: Meine Präferenzen haben sich kaum geändert, ehrlich gesagt. Und ich finde trotzdem genug Spieler, auch weit abseits vom Mainstream.

Offline HarbinWester

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #4 am: 25.08.2022 | 20:56 »
1) Oh wow, es gibt was mit "Helden" auf deutsch? Das will ich auch haben.
2) Ahja, Vorlesekästen sind modern.
3) Attacke-Parade, Attacke-Parade ... was schon 3 Uhr morgens?
4) Oh, ich muss arbeiten. Mist keine Zeit mehr
5) Hm. Spielen würd' ich ja schon noch mal. Aber wer hat denn die Zeit, sich durch 3 Regalmeter Welt zu lesen?
6) Gibt's nicht was leichteres? Ahja, Indie-Games sind da leichtgewichtiger.
7) Cool, es gibt Spiele mit 2W6
8) Wow, es gibt Spiele mit 1W6 und einer Anleitung unter einer DIN-A4-Seite
9) Wer braucht schon Würfel?

In etwa ;)

Offline Weltengeist

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #5 am: 25.08.2022 | 22:44 »
Ich würde bei mir grob die folgenden Phasen unterscheiden:
  • (1985) Ich kenne nur ein Rollenspiel (DSA 1), also spielen wir das.
  • (1988) Ich entdecke, dass es auch noch andere Rollenspiele gibt und dass eigentlich jedes Spiel, das wir ausprobieren, mehr zu bieten hat als DSA.
  • (1991) Ich bin zum ersten Mal "nur" noch Spieler und spiele daher das, was unsere Spielleiter leiten wollen.
  • (1997) Ich erlebe Nerd-Rollenspieler Anfang/Mitte 20 zunehmend als infantile Spätpubertierer, die ohne Rücksicht auf Verluste ihre Grenzen austesten wollen. Darauf habe ich keinen Bock. Es folgt über ein Jahrzehnt Pause.
  • (2008) Oh, da ist aber zwischenzeitlich viel passiert! Midgard 4. Warhammer 2. DSA 4. Und wie riesig die alle geworden sind! Midgard funktioniert immer noch (hat sich ja auch kaum verändert). Warhammer funktioniert immer noch, ist aber nur für die Alte Welt zu gebrauchen. DSA funktioniert immer noch nicht (obwohl es sich total verändert hat). Trotzdem gibt es für DSA einfach dermaßen viele Gruppen und eine dermaßen ausgefeilte Welt, dass ich da hängenbleibe, obwohl "Spielvorliebe" echt zuviel gesagt ist.
  • (2012) Ich habe von DSA 4 die Schnauze endgültig voll und verkaufe die gesamte Sammlung. Dann starte ich das Projekt "neues Rollenspiel suchen", das schnell zur Besessenheit wird. Es beginnt mit Mythras und zieht schnell dutzende Systeme nach sich, die spielgetestet und dann wieder verworfen werden. Selbst der Intensivflirt mit Splittermond zwischendurch kann die Suche nicht wirklich beenden.
  • (2020) Frustriert von der vergeblichen Suche nach einem System, das meinen Vorstellungen entspricht, treffe ich einfach eine Entscheidung und wähle Savage Worlds als das neue Ding. Und das ist es seither auch geblieben.
Bei all dem hat sich meine Spielvorliebe (Universalsystem, Baukasten, crunchig, trotzdem flott am Spieltisch und nicht zu umfangreich) aber eigentlich nie verändert. Ich bin nur inzwischen besser darin, sie zu artikulieren, und radikaler darin, sie auszuleben. ;)
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Offline Space Pirate Hondo

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #6 am: 26.08.2022 | 09:02 »
Phase 1: Das Franchise ist cool. Ich will da drin etwas spielen - > Franchiseprodukt gekauft

In dieser Phase stecke ich seit meinen Anfängen vor 15 Jahren.

Online aikar

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #7 am: 26.08.2022 | 10:11 »
Phase 1: Einstieg und Unwissenheit. DSA (3/4). Ich wusste nicht, dass es was anderes gab und mochte die Abenteuer und die Welt.

Phase 2: Augen öffnen und überschäumende Begeisterung. Öffnung des größeren RP-Universums und verzweifelte Suche nach dem "perfekten" System. Savage Worlds, Barbarians of Lemuria, Gurps, Shadowrun 4, Traveller; Erste Beschäftigung mit Rollenspieltheorie durch Robin D. Laws Gutes Spielleiten; Blutschwerter/Aktion-Abenteuer-Forum, Kräftiges Hetzen gegen DSA  ;)

Phase 3: Reife. Akzeptanz unterschiedlicher Spielstile und -vorlieben,Vereinsaktivität, "Ausbilden" von Neuspieler:innen und Neu-SL, weiter Experimente mit vielen Systemen, aber stetig verstärkter Fokus auf regelleichte bis mittelschwere Systeme (Numenéra/Cypher System, Fate, Star Wars FFG, YZE, Dungeon World, Cortex+,...), Tests von Erzählspielen, Massiver Fokus auf Spielleiten, Sammelwut, verstärkter Austausch und Information im Internet, Tanelorn

Phase 4: Ruhe und Nostalgie. Und Verliese und Drachen. Leichte (!) Reduzierung der Sammelleidenschaft, Akzeptanz, dass man einfach nicht alles sammeln und spielen kann (oder muss/sollte), D&D5 als Near-perfect-Primärsystem, kurzes Schnuppern in OSR (ist nicht wirklich meins, aber Beyond the Wall ist spaßig)

So ganz bin ich mit dieser Einteilung noch nicht glücklich, evtl. noch einmal Überarbeitung wenn ich mehr Zeit habe ;)
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline sindar

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #8 am: 5.09.2022 | 17:04 »
Bei mir hat sich da gar nicht sooo viel geändert; allenfalls verstehe ich jetzt etwas besser, was mir paßt und was nicht.

Anfangs hat mich ein Klassenkamerad beim Schlaffitschen gepackt und in eine Runde geschleppt; das war noch DSA0 (mit nur fünf Eigenschaften, Attacke, Parade, LP und ASP). Ich habe seither eine Reihe andrer Systeme ausprobiert (fast alle DSA-Versionen, Savage Worlds, Shadowrun, Splittermond, mehrere D&D-Versionen, Earthdawn, einmal auch FATE) und folgendes festgestellt: Solange es eine klare Trennung von Spieler und Spielleiter gibt und in der Spielwelt keine Moraldilemmata auftauchen, paßt es. Ach ja: Mir ist eine gute Geschichte wichtig, in der meine Spielfigur auch etwas reißt. Charakterspiel, Drama und Ähnliches interessiert mich überhaupt nicht. Ob SciFi oder Fantasy macht keinen großen Unterschied (mit leichtem Vorzug für Fantasy). Was sich entwickelt hat, ist meine _Vorstellung_ davon, was mir taugt und was nicht. An den Präferenzen selbst hat sich nach meiner Wahrnehnung so gut wie nichts verändert. Allenfalls habe ich ein etwas dickeres Fell bekommen über die Jahre, aber das ist nicht rollenspielspezifisch, sondern eine Entwicklung meiner Persönlichkeit über die letzten ... 15 Jahre oder so.
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Offline Raven Nash

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #9 am: 6.09.2022 | 08:02 »
Hmm, meine Phasen waren da wohl eher seltsam...
Phase 1: Mit MERS und Rolemaster ins RPG eingestiegen.
Phase 2: RQ kennen gelernt - und gleich mal ein eigenes System auf dessen Basis geschrieben, zusammen mit einem eigenen Setting. Fast ein Jahrzehnt nichts anderes gespielt.
Phase 4: Der Drang nach Neuem kommt auf. AGONE gespielt, wieder ein neues System geschrieben. Rückkehr ins alte Setting.
Phase 5: StarWars wird interessant. Einige Jahre FFG SW gespielt, dann Genesys in Fantasy probiert und für untauglich befunden. TOR gespielt. Dann löst die alte Gruppe sich auf.
Phase 6: Neue Gruppe aufgebaut. Mit TOR begonnen, dann SW und schließlich über 13th Age zur 5e gewandert.

Aktuell habe ich mit 5e und (A5e) den kleinsten gemeinsamen Nenner gefunden. Im Moment hab ich auch keinen Bedarf an einem anderen System. Dafür habe ich einen neuen Leit-Stil entwickelt. Hatte ich davor ganze Bücher geschrieben, mit komplett ausgearbeiteten Abenteuern, arbeite ich jetzt vor allem am Setting selbst und lasse mich von Session zu Session treiben. Hin und wieder werfe ich Knochen hin und wenn die Gruppe sich an einem festbeißt, baue ich darauf auf. Ich weiß selbst nicht, wo die aktuelle Story hingeht, aber bis jetzt ist es eine spannende Geschichte.
Aktiv: Dragonbane
Vergangene: Runequest, Cthulhu, Ubiquity, FFG StarWars, The One Ring, 5e, SotDL, LevelUp! A5e, Vaesen
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Offline felixs

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #10 am: 6.09.2022 | 08:50 »
Eigentlich hat sich an meinem Geschmack nicht sehr viel getan. Ich mochte DSA 3 gleich am Anfang und mag es grundsätzlich auch immer noch.
Das "Problem" waren immer die Mitspieler und die Herausforderung, eine gemeinsame Verständigung darüber zu finden, was und wie gespielt werden sollte.
Anfangs habe ich versucht, mein Spielerlebnis durch andere Welten und Systeme zu verbessern. Aber Shadowrun und Cyberpuk waren nichts für mich; genausowenig wie ich schon damals Lust dazu hatte, DSA bei einer Gruppe mitzuspielen, die gern als "böse Gruppe" spielen wollte.
Nun ja. Castle Falkenstein gefiel mir dann vom Hintergrund her sehr gut, das System mit den Karten fand ich blöd. Gefällt mir auch immer noch nicht so richtig, wobei ich es heute vielleicht nochmal probieren würde.
Cthulhu hat mir auch von Anfang an gefallen und hat auch von Anfang an gut funktionert.
Dann kamen diverse Abstecher - D&D, ERPS, Dungeonslayers.

Und jetzt spiele ich in klassischen Fantasy-Welten, entweder mit Midgard oder mit irgendeinem sehr einfachen "OSR"-System, z.B. Blue Hack. Allerdings wird dann auch OSR im Stil von mittelaltem DSA gespielt, nicht das abgefahrene, crazy Zeug was viele mit "OSR" verbinden. Und andererseits Gruselsachen und Paranormale Sachen im Stil von H.P. Lovecraft, entweder mit den CoC-Regeln, oder mit Rats in the Walls, weil noch einfacher. (Zu einfach funktioniert für mich dann auch wieder nicht - Cthulhu Dark z.B. ist zuviel, bwz. zu wenig, des Guten). Für Castle Falkenstein hätte ich jede Menge Ideen.
Eine kleine Veränderung ist vielleicht, dass ich simulationistischer leite als früher und dass ich den Eindruck habe, dass das auch gut funktioniert.

Letztlich ist mein Geschmack gleich geblieben und die Entwicklung ist auf drei Ebenen zu sehen:
1) Regeln. Ich verstehe jetzt besser als früher, welche Komplexität für mich funktioniert und kann ungefähr einschätzen, was wahrscheinlich passiert, wenn die Regeln so oder so sind und wofür man die jeweils brauchen kann. Und ich weiß, dass ich es gern recht einfach habe, wenn auch nicht zu einfach.
2) Mispieler. Mit den Leuten muss es passen, sonst geht es nicht. Habe ich früher nicht so gut verstanden wie heute. Und man kann da über Regeln und Welten ein bisschen dran drehen, aber letztlich funktioniert es fast immer mit den gleichen Leuten gut oder schlecht. Und zwar egal was, egal wie.
3) Auch hier eher ein Findungsprozess: Ich mag keine sehr dunklen, grimmigen, dreckigen Welten. Ein bisschen ist OK, aber eine hoffnungslose Welt ist ja gerade das, wovor ich flüchten möchte.
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Offline Zanji123

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #11 am: 6.09.2022 | 09:53 »

1) mit 15 eine Grundbox "die Helden des Schwarzen Auges" bekommen und entdeckt "boha Rollenspiele gibt's nicht nur an der Konsole? Krass" ... mit 17 dann das erstemal gespielt (DSA 3 halt) Weils nix anderes gab bei DSA geblieben (wusste lange nicht das es überhaubt andere Systeme gab. D&D habe ich dann erst mit 16 "kennengelernt" dank Baldurs Gate (in so ner Komplettversion auf über 8 CDs oder so mit fettem Handbuch. Ich war aber überzeugt das dies nur in Ami land gibt da ich D&D bei uns in der Gegend (ländliche Gegend!) nie gesehen habe)

2) mit 22 dann vom ersten / zweiten Azubi Gehalt das "DSA 4.1" Komplettpaket gekauft (Wege der Helden, - Schwertes, - Magie) und MIND BLOWN was da auf einmal alles möglich war und omg wie geil und beste System und so.

3) gute 8 Jahre mindestens ausschließlich DSA 4 geleitet, kleinere Ausflüchte in "Hexer von Salem" RPG (quasi Pulp Cthulhu) aber sonst: Drachenberg Kampagne, ein Fan Abenteuer ausm Thorwal Standard das ewig dauerte, Winternacht, Feenflügel, Levthansband und Sumus Blut,.... tolle Abenteuer gespielt.

4) als Shadowrun 5 rausgekommen ist und ich den günstigen Preis gesehen habe, da mal reingeschnuppert und das System richtig toll gefunden... beginnende Systemmüdigkeit bei DSA 4 das irgendwie immer .... schwerwiegender wurde. Kämpfe wurden ausufernd (daher vermieden), Charaktere nur nicht sterben lassen (da Charaktergenerierung auch mit Heldenprogramm mindestens 30 min oder länger). Ich merke: ich mag die Welt... aber nicht mehr das System.

5) meinen Spielern gesagt: Ok ich möchte erstmal Pause vom leiten haben(wir hatten gerade die Südmeer Kampagne durch (Irrfahrt der Korisande usw).... ich mag das System nicht mehr bzw. es nervt mich es zu leiten. Teilweise minutenlange Diskussionen inkl. "das müssen wir jetzt umbedingt in den Regeln nachsehen" weil irgendwas gemacht werden wollte.... *aaaarg* Mein Großcousin den ich angelernt habe übernahm dann n bisschen Shadowrun und DSA. Ich beginne zu merken: Obwohl ich Aventurien mag... ist es mir teilweise ZU detailliert. Ich kann nicht einfach irgend ein Abenteuer ausm Kopf ziehen weil ich weis "irgendwo steht das garantiert anders bzw. es passt nicht in die Welt"

6) als System Matters dann Beyond the Wall rausgebracht hat war meine Begeisterung dann wieder da, es ist ein kleines einfaches System, man ist auf keine Welt beschränkt und es viel mir auf einmal viel einfacher da ausm Kopf einen mini Plot zu schaffen oder aus anderen Abenteuern aus verschiedensten Systemen etwas rauszuklauen. Da dann eine Kampagne gespielt für n knappes Jahr

7) Schatten des Dämonenfürsten kommt... und ich bin mind blown. Ein System das einfach ist (aber komplexer als Beyond the Wall), das High Fantasy mit etwas grimdark Hintergrund hat. Das keine X Sonderfähigkeiten hat die ich als SL beachten muss sei es das ich die Gegner führe oder bei den Spielern aufpassen muss.... genial. Auch hier (dank des nicht so dicht beschriebenen Hintergrunds) kann ich aus verschiedensten Settings / Regeln die Abenteuer klauen die mir gefallen sei es Pathfinder, D&D, Warhammer Fantasy, irgend n OSR Ding, Warmaschine..... und es passt einfach.
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline Arldwulf

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #12 am: 6.09.2022 | 12:24 »
Wenn man mal kleinere Abstecher raus nimmt und die ganz ersten Begegnungen mit Rollenspiel (z.B. einen DSA OneShot auf einem Manöver bei der Bundeswehr nachdem einer der anderen Soldaten in seinem Seesack statt Klamotten nur Regelwerke hatte) läuft es bei mir eigentlich auf vier Phasen hinaus.

  • Rollenspiel als Erzählung, ohne Würfel und ohne Regeln (außer: Die Spieler sagen was sie machen, der Spielleiter sagt ob es klappt). So haben wir jahrelang gespielt und auch heute würde ich das wohl jederzeit wieder so machen.
  • Rollenspiel als Bastelstube, mit D&D 3E und jeder Menge Bücher auf dem Tisch aus denen dann all die tollen Kombinationen herausgewühlt wurden. Der Aufwand um Charakter zu bauen oder regelgerechte Abenteuer zu leiten wurde mit der Zeit immer größer, die eigentliche Spielzeit immer kleiner. Aber es fühlte sich lange nicht so an, lange war es einfach auch der Spaß am basteln.
  • Rollenspiel als Abenteuerspielplatz, mit AD&D, Dungeon World und einigem mehr. Es ging meist eher darum die Gruppe zu mögen mit der man auf Abenteuer ging aber genau dies machte es auch besonders. Wir spielten lange Kampagnen und viele Kaufabenteuer oder selbst ausgedachte Sachen.
  • Rollenspiel zum Ausspielen einer Rolle und als Teil einer Spielwelt. - das klingt banal, aber letztlich ist das für mich irgendwo eine Rückkehr zu Phase 1, nur diesmal mit Regelwerken. Heute glaube ich einfach, dass Regeln nur dazu da sind die Spieler und den Spielleiter zu unterstützen und das ihre Qualität sich daran misst wie gut sie dies schaffen. Heute will ich Regeln die mir helfen meine Charaktere oder die Charaktere der Spieler in der Spielwelt darzustellen und die Ideen schnell umzusetzen ohne lange darüber nachlesen zu müssen.

Ganz grob kann man also sagen "Am Anfang wollte ich keine Regeln, dann wollte ich Regeln zum drin stöbern und entdecken. Heute will ich Regeln die mir helfen".
« Letzte Änderung: 6.09.2022 | 12:31 von Arldwulf »

Offline Tarin

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #13 am: 6.09.2022 | 13:36 »
Bei mir änderten sich die Spielephasen ziemlich stark mit der Zeit

Prä-RPG
Videospiele und kindertaugliche Brettspiele. Lesen von Abenteuer- und Fantasystories.
RPG
- Phase 1 war von DSA 3 und dem dort propagierten SL Stil geprägt
- Phase 2 war noch nah dran, Stimmungsspielversuche mit CoC, VtM
- Phase 3 zeigte dann langsam Metaüberlegungen zu Systemen, angestrebtem Spielstil und der Passung von System und Setting. Sehr Tanelorn-lastig.
- Phase 4 war OSR + Sandboxing und Blogging, generell ganz viel Communitykram, Conbesuche usw.
Eigentlich die für mich spannendste RPG Phase

Parallel dazu gab es immer mal wieder ein paar Tabletopversuche (WHFB, 40k, Confrontation), hat aber nie wirklich angezogen. Brettspiele waren dagegen komplett uninteressant.

Post-RPG
Nach einer Spielpause gab es dann einen Bruch, weil RPGs für mich nicht mehr funktionierten. Die Suche nach Ersatz führte zu einer kurzen Brettspielsammelphase, um Überblick zu generieren, die ist aber auch wieder vorbei.


Aktuell
Mit einer Gesamtreflexion und fokussiert auf das, was ich heute an Spielen schätze (Wettbewerb, einfache Regeln, spielerische Tiefe, simples & dennoch hübsches Material —> das steht alles für mich dem RPG Bereich entgegen, daher bin ich da mittlerweile wie gesagt ziemlich desinteressiert) bin ich vor einiger Zeit bei Backgammon als Maingame und klassischen Kartenspielen gelandet.

Was mir allerdings noch gefällt, sind coole RPG Settings zu lesen. Romane zu manchen Settings nähme ich gern :)
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline KhornedBeef

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #14 am: 6.09.2022 | 15:49 »
Übrigens schön dass du dann weiter hier postest :)
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Offline Tarin

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #15 am: 6.09.2022 | 17:53 »
Übrigens schön dass du dann weiter hier postest :)

Ist halt schön hier, alles in allem  :)
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Weltengeist

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #16 am: 6.09.2022 | 17:57 »
Ist halt schön hier, alles in allem  :)

Das ist aber nett, sowas auch mal zu hören! :d
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Offline Tarin

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Re: Entwicklung der Spielepräferenz
« Antwort #17 am: 7.09.2022 | 16:52 »
Danke!

Übrigens, wenn ich nochmal spielen würde, dann vermutlich entweder OSR Kram oder sowas wie ein gehacktes BoL.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.