Autor Thema: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?  (Gelesen 5131 mal)

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Offline 10aufmW30

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StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« am: 1.09.2022 | 07:10 »
In meiner Vaesen Facebook Gruppe bin ich gestern über folgendes Angebot gestolpert:



Also da möchte jemand 40$ für 4 Stunden Spielleitung ...

(Und das ist noch wenig: hier sind es bis zu 200$ je 2-5 Std-Session  :think:)

Ist das schon länger ein Trend? Ist das nur mir neu oder einfach nur die konsequente Entwicklung nachdem Youtube-Let´s Plays von professionellen Schauspielern dem Nachwuchs eine Glitzerwelt der Rollenspielerei vorgelebt haben?

Ich bin da wirklich zwiegespalten.

Auf der einen Seite sehe ich ein, dass jemand in die Vorbereitung viel Zeit investiert. Klar. Aber wenn ich Geld dafür bezahle, dass mich jemand bespaßt, hätte ich glaube das Problem, dass sich erstmal eine emotionale Barriere zwischen mir und ihm aufbaut. Er ist plötzlich mein Dienstleister und nicht nur ein gleichrangiger Rollenspiel-Enthusiast wie ich. Ich hätte eine andere Erwartungshaltung an den Abend.

Auf der anderen Seite hat mir jemand aus der Gegend angeboten, mir und meinen Freunden mal ein Rollenspielsystem vorzustellen. Da das schon 100 km Fahrt sind, wäre es für mich selbstverständlich ihm Spritgeld anzubieten. Das ist aber ja keine Bezahlung seiner GM-Leistung. Dafür gehe ich davon aus, dass ihm das eben auch Spaß macht.

Ja, vielleicht ist es genau das Thema: Die SL zu bezahlen erzeugt bei mir das Gefühl, dass das jemand nicht aus Spaß macht mit mir einen schönen Abend zu haben, sondern hauptsächlich weil ihn ihn dafür bezahle!

Immer wieder wird dann das "Kino-Ticket" als Vergleich herangezogen, aber ich finde der hinkt. Zahle ich 10€ für eine dreistündigen 250 Millarden CGI-Schlacht, kann ich danach beherzt sagen: "Was ein Rotz!", aber es hat eine ganz andere Fallhöhe als ein Rollenspielabend, in den ich mich einbringen muss, an dem ich mitarbeite und der mit oder ohne mich steht oder fällt. Oder halt meine Mitspieler ... Sitze ich mit drei Leuten, die ich nicht kenne an einem virtuellen Tisch, die meinen "SL bespaße mich", dann ist auch mein Geld, meine Zeit und mein Einsatz verschwendet. Das passiert mir bei kostenlosen Runden vielleicht auch, aber die Erwartungshalter aller Beteiligter ist glaube eine andere.

Und ganz nebenbei: Ich wäre niemals der Meinung, dass meine eigene SL-Befähigung eine Bezahlung rechtfertigen würde!

Offline Infernal Teddy

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #1 am: 1.09.2022 | 07:40 »
Hmm. Die ersten Diskussionen dazu gab es schon vor dem großen Streaming boom
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Teddy sucht Mage

Offline Haukrinn

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #2 am: 1.09.2022 | 07:44 »
Auf der einen Seite sehe ich ein, dass jemand in die Vorbereitung viel Zeit investiert. Klar. Aber wenn ich Geld dafür bezahle, dass mich jemand bespaßt, hätte ich glaube das Problem, dass sich erstmal eine emotionale Barriere zwischen mir und ihm aufbaut. Er ist plötzlich mein Dienstleister und nicht nur ein gleichrangiger Rollenspiel-Enthusiast wie ich. Ich hätte eine andere Erwartungshaltung an den Abend.

Naja, aber ist das anders als wenn du irgendeiner anderen Freizeitbeschäftigung nachgehst, ob jetzt Kino, Jahrmarkt, Skifahren oder Kletterpark?

Das erste was ich bei dem Bild gedacht habe war eher: Oh Mann, was für ein Trottel. Bei dem Stundensatz zahlt der aber kräftig selbst drauf, da bekommt der ja nicht mal das Regelwerk wieder mit rein. Aber ich bin auch selbstständig und habe keinerlei Hemmungen mich für alles, was ich für andere Leute tue, die nicht gerade Familie oder engste Freunde sind, bezahlen zu lassen. Und zwar so, dass ich davon auch leben kann.  :)
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Offline diogenes

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #3 am: 1.09.2022 | 07:56 »
Naja, aber ist das anders als wenn du irgendeiner anderen Freizeitbeschäftigung nachgehst, ob jetzt Kino, Jahrmarkt, Skifahren oder Kletterpark?

Ich sehe das ähnlich zwiegespalten wie 10aufmW30. Rollenspiel ist da schon noch ein bisschen was anderes, etwas kooperatives. Wenn man's auf die Spitze treiben will, könnte man beim Rollenspiel (bei den üblichen Verdächtigen jedenfalls) ja sagen, im Prinzip sind ja alle gleichberechtigte Spieler*innen, warum also bekommt nur die SL Geld? Klar, Vorbereitung, dies das, schon klar. Aber der Punkt ist, mir macht Rollenspiel Spaß, weil alle Beteiligten Spaß dran haben. Ob die Aufsicht im Kletterpark oder Karl Urban in The Boys Spaß haben, ist mir dagegen ziemlich Hupe, ich gehe einfach davon aus, die werden angemessen entlohnt (Wahrscheinlich bei Karl, fraglich im Kletterpark) und gut ist.

Das mit dem Stundensatz wieder stimmt. Da wird für mich auch deutlich, wie schief das ganze ist. Das scheint ja auf einen Markt hinzudeuten, der zwar bereit ist, grundsätzlich zu zahlen, aber kein Geld, das dem Aufwand tatsächlich gegenübersteht. Das lässt die Bezahlung dann wieder in die Nähe des Spritgeldes rücken oder zu der Idee, man schafft sich als Gruppe das benötigte Material gemeinsam an, statt nur die SL zahlen zu lassen.

Persönlich würde ich gern mal Mäuschen spielen, in so einer Runde. Frage mich nämlich auch, wie sich das so auswirkt und kann mir vorstellen, dass da schon so die eine oder andere merkwürdige Konstellation zusammenkommt. Andererseits hab ich mir auch nicht so recht vorstellen können, einfach mit Fremden/neuen Leuten zu spielen, bevor ich auf meiner ersten Con war.

Edit: jetzt wo ich's geschrieben hab, tatsächlich ist ja die Con-Runde durchaus noch aus dem anderen Grund vergleichbar, dass der SL da oft ja auch eine "Bezahlung" (in Form ermäßigten oder freien Eintritts) bekommt, die dem Aufwand nicht wirklich entspricht, sondern eher eine kleine Anerkennung ist.
« Letzte Änderung: 1.09.2022 | 07:59 von diogenes »
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Offline 10aufmW30

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #4 am: 1.09.2022 | 08:03 »
Das erste was ich bei dem Bild gedacht habe war eher: Oh Mann, was für ein Trottel. Bei dem Stundensatz zahlt der aber kräftig selbst drauf, da bekommt der ja nicht mal das Regelwerk wieder mit rein. Aber ich bin auch selbstständig und habe keinerlei Hemmungen mich für alles, was ich für andere Leute tue, die nicht gerade Familie oder engste Freunde sind, bezahlen zu lassen. Und zwar so, dass ich davon auch leben kann.  :)

Ob man sich nun das Arbeitsmaterial in einer einzigen Session bezahlen lassen muss, ist diskutabel.

Ja, man sollte sich seines Arbeitswertes bewusst sein, das stimmt. Daran hapert es leider bei mir gerne. Ich hab früher gerne kleine Bemalaufträge für lau gemacht. Und wenn man da Stunden an Zeit und Gedanken reinsteckt und bekommt weder Kohle noch auch nur ein Danke, ... egal, anderes Thema.

Wie gesagt, für mich sind Kino oder Jahrmarkt einfach ein anderes Erlebnis. Aber nur weil ich nicht zahlen wollen würde, muss man das ja nicht verurteilen. Vielleicht sind diese GMs auch wirklich wirklich gut und das Erlebnis "unbezahlbar". Ich meine ich habe schon mit SLs gespielt, wo ich dachte, die müssten mich bezahlen.  ;D
« Letzte Änderung: 1.09.2022 | 08:07 von 10aufmW30 »

Online ghoul

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Offline Baron_von_Butzhausen

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #6 am: 1.09.2022 | 08:32 »
Für mich sind 10 Euro ein sehr akzeptabler Preis pro Session. Warum denn nicht. Er hat in Material und Zeit investiert. Wenn er den Job dann auch noch mindestens ordentlich macht und die Gruppe Spaß hat bin ich komplett dabei. Ich würde das sofort zahlen.

Bei dem anderen Preis hingegen... da wird es mir doch zu teuer.

Gut, wo zieht man die Linie? Ab wann ist es einem zu teuer? Vermutlich bewertet das jeder für sich.

Ich selber stelle oft ein Sparschwein auf den Tisch und freue mich wenn die Leute die Kosten mittragen. Verlangen tue ich es aber nicht.
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Offline Zed

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #7 am: 1.09.2022 | 08:34 »
…und in einer denkwürdigen Folge des Eskapodcasts war ein bezahlter SL der Interviewpartner. Sympathischer Kerl, der SL!

Offline Lord Verminaard

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #8 am: 1.09.2022 | 08:39 »
Es gab ja schon mehrfach diese Diskussion hier im Forum, s.o. Ein neuer Gedanke, der mir letztens dazu kam: Die Generation Twitch/Discord hat insgesamt eine andere Herangehensweise an Pen & Paper. Da ist ein Performance-Gedanke stärker mit eingebaut, und als Spiegelbild dazu natürlich irgendwo auch ein Konsum-Gedanke. Auf Twitch ist der Zuschauer, Follower, Abonnent ja letztlich auch Kunde, der Streamer verkauft etwas. Das monetäre steht vielleicht für viele überhaupt nicht im Vordergrund, ist vielleicht je nach Zuschauerzahl auch zu vernachlässigen, aber das ändert nichts daran, dass Twitch auf genau diese Interaktion, oder besser Transaktion, ausgelegt ist. Insofern ist bezahlte Spielleitung absolut konsequent (noch konsequenter wäre es, auch als Spieler seine Dienste gegen Bezahlung anzubieten, wenn man zu den Performern gehört). Und wer über Twitch und YouTube zum P&P kommt (inzwischen die Norm), kennt es eben gar nicht anders.

Ich persönlich finde das nicht sehr reizvoll, aber ich bin auch ein antikapitalistischer alter Sack. ;)
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Offline Drantos

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #9 am: 1.09.2022 | 08:49 »
Ich finde das ok, dachte aber, es wären 40 $ pro Person. Das halte ich für eher angemessen.
Ist ja keine Zwangsabgabe. Es kann jeder selbst entscheiden, ob er teilnimmt.


cu Drantos

Samael

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #10 am: 1.09.2022 | 08:54 »
40$ für die Session ist ja eher ein Trinkgeld, wenn man Spielmaterialien, Vorbereitung mit einberechnet.

Aber vielleicht versteht der SL das gar nicht als Einkommen, sondern als Finanzierung seiner Hobbyausgaben oder so.

Um davon irgendwie prekär existieren zu können müsste er sicherlich auf 100$+ pro Sitzung kommen.

Offline 10aufmW30

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #11 am: 1.09.2022 | 08:58 »
Ich selber stelle oft ein Sparschwein auf den Tisch und freue mich wenn die Leute die Kosten mittragen. Verlangen tue ich es aber nicht.

Ach, Butze, dich würde ich immer bezahlen!  :-*

Um davon irgendwie prekär existieren zu können müsste er sicherlich auf 100$+ pro Sitzung kommen.

Ich hab keine Ahnung, wie ernst dieses "Professional Game Master" zu nehmen ist. Ich bezweifel, dass der das am Jahresende auf seiner gewerblichen Steuererklärung stehen hat.

« Letzte Änderung: 1.09.2022 | 09:03 von 10aufmW30 »

Online klatschi

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #12 am: 1.09.2022 | 09:21 »
Ich sehe das Problem nicht - das ist ein Angebot, manche nutzen es, zahlen dafür und sind zufrieden, andere finden es doof und lassen es.

Ich würde keine Paid-GM zahlen, einfach, weil ich in der wunderbaren Position bin, forever GM zu sein und quasi immer spielen kann, wenn ich will. Das klingt vermessen, liegt aber daran, dass ich um mich herum eine Gruppe von inzwischen etwa 15-18 Leuten habe, die Pen and Paper spielen wollen, aber nicht leiten. Ich bin quasi immer das Nadelöhr, was meine zeitlichen Ressourcen betrifft.

Wenn ich aber wirklich dringend Pen and Paper spielen will, bei mir ist aber keiner, der was anbietet oder mit dem es mir Spaß macht (nicht jeder GM, der es umsonst anbietet, passt zu jedem Spieler), dann ist das eine gute Möglichkeit, für die ich halt Geld in die Hand nehmen muss.

Ich halte es GM so, dass meine Mitspieler in Kampagnen einmal pro Halbjahr oder einmal im Jahr zur Kasse gebeten werden. Serverkosten, Patreons für Dungeondraft Assets, Regeln, Abenteuer etc pp summieren sich und ich bin nicht bereit, das für die Leute zu übernehmen. Das sind aber etwa maximal 50 Euro pro Spieler im Jahr, also lächerlich. Ich bin kein Freund von der Kaffeekasse auf dem Tisch sondern finde es besser, wenn der GM ehrlich sagt, was er braucht.

OneShots oder Schnupperrunden sind immer frei.

Sollte mich jemand ansprechen, er/sie will eine coole Kampagne und ich hätte Zeit und keine emotionale Bindung zu diesen Personen, würde ich da auch pro Spieler:in pro Abend mindestens 20 Euro+ verlangen.
« Letzte Änderung: 1.09.2022 | 09:53 von klatschi »

Offline felixs

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #13 am: 1.09.2022 | 15:03 »
Ich sehe das Problem nicht - das ist ein Angebot, manche nutzen es, zahlen dafür und sind zufrieden, andere finden es doof und lassen es.

Das Problem ist die ethische und ästhetische Bewertung. (Es gibt vermutlich einen Zusammenhang zwischen beiden). Einige möchten ihr Hobby gern von Geldaustausch frei halten. Anderen ist das egal.

Für mich ist Rollenspiel etwas, was vom Austausch zwischen den Personen lebt. Und da möchte ich keine Geschäftsbeziehung dabei haben. Ich mag es generell nicht so gern, Leute für Dienstleistungen zu bezahlen. Das mag vor dem Hintergrund der Welt-wie-sie-ist irrational sein. In einer Welt-wie-sie-sein-sollte wäre es, meines Ermessens, anders. Entsprechend möchte ich die von mir selbst gestalteten Teile meiner Welt, in denen das möglich ist, gern von sowas frei halten.

Man kann das sicher anders sehen und Rollenspiel als Dienstleistung genießen. Die möglichen Argumentationen sind sehr vielfältig.
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Online klatschi

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #14 am: 1.09.2022 | 20:56 »
Das Problem ist die ethische und ästhetische Bewertung. (Es gibt vermutlich einen Zusammenhang zwischen beiden). Einige möchten ihr Hobby gern von Geldaustausch frei halten. Anderen ist das egal.

Für mich ist Rollenspiel etwas, was vom Austausch zwischen den Personen lebt. Und da möchte ich keine Geschäftsbeziehung dabei haben. Ich mag es generell nicht so gern, Leute für Dienstleistungen zu bezahlen. Das mag vor dem Hintergrund der Welt-wie-sie-ist irrational sein. In einer Welt-wie-sie-sein-sollte wäre es, meines Ermessens, anders. Entsprechend möchte ich die von mir selbst gestalteten Teile meiner Welt, in denen das möglich ist, gern von sowas frei halten.

Man kann das sicher anders sehen und Rollenspiel als Dienstleistung genießen. Die möglichen Argumentationen sind sehr vielfältig.

Aber ist dir das nicht unbelassen, unabhängig davon, dass es getan wird? Wenn es nur noch dieses Angebot gäbe: Ja, klar, dann kann ich dieses Argument verstehen. Ansonsten tu ich mir gerade schwer, das Problem zu verstehen, ich möchte aber nicht einschränken, dass ich es einfach nicht kapiere. Sowohl auf einer ethischen als auch auf einer ästhetischen Ebene sehe ich hier keinerlei Einschränkung für dein Hobby.

Ich möchte einen Vergleich heranziehen:
Im Tabletop Bereich gab es irgendwann mal eine erste Schwemme von Angeboten von Auftragsmalerei und auch da gab es viel Diskussion. Ist es zulässig? Ist es richtig? Kann man dann die Armeebemalung noch in die Endwertung von Turniere einfließen lassen, weil man sich ja so den Sieg kaufen könnte (in diesem Zug wurde dann natürlich auch die Diskussion geführt, ob bei einem Spieleturnier die Bemalung in das Endergebnis gerechnet werden sollte, was ich tatsächlich viel wichtiger fand).
Ende vom Lied: Es gab erst einmal richtig viele Auftragsmalerinnen und Auftragsmaler. Es war auch ein bisschen wilder Westen, ich selbst bin beispielsweise auch jemanden "auf den Leim gegangen". Stand heute ist es für niemanden ein Problem, wenn sich Leute Armeen oder Einzelmodelle bemalen lassen und am Ende des Tages stehen mehr bemalte Puppen auf den Spieltischen.
Ich selbst male unglaublich gerne, nutze das als wichtige kreative Rückzugsmöglichkeit. Mein Hobby hat sich durch die Auftragsmalerei genau gar nicht negativ verändert, eher positiv in die Richtung, dass da nun mehr bemalte Armeen am Tisch stehen.

Die Verbindung zum Rollenspiel: Durch solche Angebote können Menschen Rollenspielen, die es ansonsten nicht können. Sie nutzen die Services, um vielleicht in einer Online-Runde einen Platz zu bekommen, weil sie niemanden kennen, der ihnen mehr als einen kurzen One- oder Fewshot bietet, sondern eine Kampagne. Sie haben also die Chance, das Hobby zu genießen, was sie davor aus verschiedenen, uns nicht bekannten Gründen, nicht konnten.

Aber jetzt gehen wir davon aus, dass du vielleicht doch davon betroffen wärst: Der/die Spielleiter/-in in deinem Umkreis, der bisher alles geschmissen hat, sagt: Ich will nun Kohlen sehen, mindestens 10 Euro pro Teilnahme pro Person, ansonsten mach ich es nicht mehr. Dann hast du weiterhin überhaupt keine Einschränkung dadurch, als dass du einfach selbst Runden anbieten kannst, kostenfrei, ohne jegliche Dienstleistungsgedanken dahinter. Meinst du nicht, dass du dann dennoch eine Rollenspielrunde voll kriegst?

Ich verstehe also nicht, warum die Tatsache, dass es grundlegend stattfindet (Rollenspiel für Geld), irgendeine Auswirkung auf dein Hobby oder deinen Tisch hätte, dass ich dein Hobby dadurch also verändert. Du weißt nicht, wie an anderen Tischen gespielt wird, entsprechend kannst du es ja auch nicht beurteilen, dass es nicht jetzt schon stattfinden könnte. Oder anders gesagt: Die Tatsache, dass ich als Spielleiter Geld von meinen Mitspieler:innen verlange, die meine Kosten decken, ist ja schon ein gewisses Dienstleistungsverhältnis oder es findet zumindest ein Austausch von Geld statt. Schränkt es dich ein? Bis heute Vormittag war es dir ja quasi nicht bewusst, also kann es eigentlich keine Einschränkung darstellen.

Und darum erneut die Aussage: "Ich sehe das Problem nicht - das ist ein Angebot, manche nutzen es, zahlen dafür und sind zufrieden, andere finden es doof und lassen es."

Aber wie gesagt: Eventuell verstehe ich die Argumente einfach nicht und freue mich über eine Aufklärung  :D
« Letzte Änderung: 1.09.2022 | 21:18 von klatschi »

Offline Infernal Teddy

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #15 am: 1.09.2022 | 21:01 »
Ich sehe es wie Klatschi
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Offline Alteisen

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #16 am: 1.09.2022 | 21:49 »
Ich könnte mir nicht vorstellen, andere fürs Spielleiten zu bezahlen, weil ich die meist nicht so gut finde. Ich könnte mir aber schon vorstellen, Geld anzunehmen (weil ich halt auch ziemlich gut bin, in dem was und wie ich leite). Als ich würde mich bezahlen... ;)
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Offline Blizzard

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #17 am: 2.09.2022 | 21:20 »
Ist das schon länger ein Trend? Ist das nur mir neu oder einfach nur die konsequente Entwicklung nachdem Youtube-Let´s Plays von professionellen Schauspielern dem Nachwuchs eine Glitzerwelt der Rollenspielerei vorgelebt haben?
Ob das ein Trend ist? Gute Frage. Ich würde pauschal sagen nein, denn dafür gibt's imho einfach zu wenig Leute, die das tatsächlich derart professionell betreiben (als dass man von einem Trend sprechen könnte). Und wenn man das Ganze doch als Trend ansehen oder bezeichnen möchte, dann würde ich sagen, ist das ein Trend, der sich nur sehr, sehr langsam entwickelt bzw. im Kommen ist.

Ich kann mir auch nicht so recht vorstellen, dass man davon leben kann, indem man das hauptberuflich macht. Nebenberuflich? Ja, vielleicht. Um sich gelegentlich ein nettes Zubrot zu verdienen? Wohl schon eher.  Wäre aber alles irgendwie nicht Meins. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, mich für das Übernehmen der Spielleitung bezahlen zu lassen. Für mich wäre da auch sowohl eine gedankliche als auch eine emotionale Barriere damit verbunden. Ich würde da nicht nur mit einer ganz anderen Erwartungshaltung an die Sache rangehen und nicht mehr so unbedarft und "frei", wie ich es sonst meistens tue. Da wäre dann ein innerlicher Druck da, der mich als SL eher (be)hindern & einschränken denn beflügeln würde.

Jemanden dafür bezahlen (als Spieler) würde ich übrigens auch nicht. Ich wage einfach mal mit aller Bescheidenheit und 20 Jahren SL-Erfahrung zu behaupten, dass es nichts gibt, was ich nicht mindestens genau so gut (bieten) kann, wie (so) ein "professionell" bezahlter SL. Wir hatten letztens auf der Hütte einen Gast-SL, der in einem großen deutschen Spieleverlag arbeitet und so was seit einigen Jahren macht (Runden gegen Bezahlung anbieten). Ich meine die Runde war gut, die Spieler hatten Spaß- keine Frage. Aber da war jetzt nichts dabei, von dem ich sagen würde, dass das eine Bezahlung gerechtfertigt hätte.
Nur der Vollständigkeit halber: Er wurde von uns für die Runde nicht bezahlt, kam auf Einladung. Aber in dem Wissen, dass er so was macht, habe ich die angebotene Runde eben unter diesem (besonderen) Aspekt betrachtet.

Ich stelle mir da nebenbei auch noch die Frage : Wird da bei sowas vorab bezahlt oder erst am Ende (des Abenteuers) ? Und was ist, wenn ich (als Spieler) mit der "SL-Leistung" nicht zufrieden bin ? Kann ich dann mein Geld zurück verlangen ?
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Offline RackNar

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #18 am: 2.09.2022 | 21:38 »
Ich stelle mir da nebenbei auch noch die Frage : Wird da bei sowas vorab bezahlt oder erst am Ende (des Abenteuers) ? Und was ist, wenn ich (als Spieler) mit der "SL-Leistung" nicht zufrieden bin ? Kann ich dann mein Geld zurück verlangen ?

Ich glaube eher nicht, da es sich wohl um einen Dienstvertrag und nicht um einen Werkvertrag handeln dürfte.
« Letzte Änderung: 2.09.2022 | 21:41 von RackNar »
„Ich gebe zu, dass ich mich irren kann, dass Du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spurkommen werden.“ - Frei nach Popper

Offline Marduk

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #19 am: 2.09.2022 | 21:44 »
Es geht doch gar nicht darum, ob man es nicht besser kann, sondern es ist eine Möglichkeit für Leute zu spielen, die eben mal nicht immer leiten wollen. Es gibt einige SL, die mit Soielern „gesegnet“ sind, die sich nun mal nicht bereit erklären ihrem SL auch mal eine Kampagne in ihrem Lieblingsspiel zu bieten. Und allein für die wäre es halt auch eventuell eine Alternative.

Ist ja schön, dass einige das besser können, aber leiten die dann auch kostenfrei eine Kampagne für die Leute, die eben keinen Zugriff auf eine SL haben?
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Offline Alteisen

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #20 am: 2.09.2022 | 21:58 »
Und andersrum bzw. weitergedacht: Bezahlen die Spieler, die die ganze Zeit kostenlos einen SL bekommen, diesem dann auch den kostenpflichtigen SL, wenn er selbst auch mal spielen will (und die Spieler natürlich wieder mal nicht meistern wollen)?
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Offline Zed

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #22 am: 2.09.2022 | 22:05 »
Die Frage die sich mir stellt:

Wie geht man als bezahlter SL mit Munchkins oder Taschenlampenfallenlasser u.ä. um? Alle haben dafür bezahlt, bespaßt zu werden, auch die "Spaßbremsen" - wie werde ich allen gerecht?

Da bräuchte man wohl einen Spielvertrag vorab, der das klärt. Sowas zu sehen würde mich interessieren.
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Offline Blizzard

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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #23 am: 2.09.2022 | 22:07 »
Es geht doch gar nicht darum, ob man es nicht besser kann, sondern es ist eine Möglichkeit für Leute zu spielen, die eben mal nicht immer leiten wollen. Es gibt einige SL, die mit Soielern „gesegnet“ sind, die sich nun mal nicht bereit erklären ihrem SL auch mal eine Kampagne in ihrem Lieblingsspiel zu bieten. Und allein für die wäre es halt auch eventuell eine Alternative.
Das bestreite ich ja auch gar nicht. Natürlich ist es eine Möglichkeit unter gewissen Voraussetzungen für Leute, sich "bespaßen" zu lassen. Andererseits könnte man genau so gut aber auch sagen: "Traurig, dass Leute einen SL dafür bezahlen müssen, dass er für sie leitet..."
Natürlich ist das eine Alternative. Und wer das machen will, und bereit ist, dafür Geld auszugeben, der kann das meinetwegen gerne tun. Aber ich werde das nicht tun- weder als SL Geld annehmen noch als Spieler für einen SL bezahlen. Wenn Spieler tatsächlich meinen, sie müssten mich (unbedingt) bezahlen, dann sollen sie mir ein Regelwerk schenken oder mich mal zum Essen einladen.

Zitat
Ist ja schön, dass einige das besser können, aber leiten die dann auch kostenfrei eine Kampagne für die Leute, die eben keinen Zugriff auf eine SL haben?
Wenn es nicht online und einigermaßen lokal in der Nähe ist, und es sich nicht um ein System handelt, das ich nicht leiden kann...und die Spieler mit mir als SL und als Gruppe kompatibel sind...klar, warum nicht ?
« Letzte Änderung: 2.09.2022 | 22:27 von Blizzard »
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Re: StartPlaying - Bezahlte Spielleitung?
« Antwort #24 am: 2.09.2022 | 22:08 »
Wird da bei sowas vorab bezahlt oder erst am Ende (des Abenteuers) ?

Man zahlt am Beginn der Session. Steht so auf der Seite. Du kannst halt im Nachgang den GM bewerten.