Das Problem ist die ethische und ästhetische Bewertung. (Es gibt vermutlich einen Zusammenhang zwischen beiden). Einige möchten ihr Hobby gern von Geldaustausch frei halten. Anderen ist das egal.
Für mich ist Rollenspiel etwas, was vom Austausch zwischen den Personen lebt. Und da möchte ich keine Geschäftsbeziehung dabei haben. Ich mag es generell nicht so gern, Leute für Dienstleistungen zu bezahlen. Das mag vor dem Hintergrund der Welt-wie-sie-ist irrational sein. In einer Welt-wie-sie-sein-sollte wäre es, meines Ermessens, anders. Entsprechend möchte ich die von mir selbst gestalteten Teile meiner Welt, in denen das möglich ist, gern von sowas frei halten.
Man kann das sicher anders sehen und Rollenspiel als Dienstleistung genießen. Die möglichen Argumentationen sind sehr vielfältig.
Aber ist dir das nicht unbelassen, unabhängig davon, dass es getan wird? Wenn es nur noch dieses Angebot gäbe: Ja, klar, dann kann ich dieses Argument verstehen. Ansonsten tu ich mir gerade schwer, das Problem zu verstehen, ich möchte aber nicht einschränken, dass ich es einfach nicht kapiere. Sowohl auf einer ethischen als auch auf einer ästhetischen Ebene sehe ich hier keinerlei Einschränkung für dein Hobby.
Ich möchte einen Vergleich heranziehen:
Im Tabletop Bereich gab es irgendwann mal eine erste Schwemme von Angeboten von Auftragsmalerei und auch da gab es viel Diskussion. Ist es zulässig? Ist es richtig? Kann man dann die Armeebemalung noch in die Endwertung von Turniere einfließen lassen, weil man sich ja so den Sieg kaufen könnte (in diesem Zug wurde dann natürlich auch die Diskussion geführt, ob bei einem Spieleturnier die Bemalung in das Endergebnis gerechnet werden sollte, was ich tatsächlich viel wichtiger fand).
Ende vom Lied: Es gab erst einmal richtig viele Auftragsmalerinnen und Auftragsmaler. Es war auch ein bisschen wilder Westen, ich selbst bin beispielsweise auch jemanden "auf den Leim gegangen". Stand heute ist es für niemanden ein Problem, wenn sich Leute Armeen oder Einzelmodelle bemalen lassen und am Ende des Tages stehen mehr bemalte Puppen auf den Spieltischen.
Ich selbst male unglaublich gerne, nutze das als wichtige kreative Rückzugsmöglichkeit. Mein Hobby hat sich durch die Auftragsmalerei genau gar nicht negativ verändert, eher positiv in die Richtung, dass da nun mehr bemalte Armeen am Tisch stehen.
Die Verbindung zum Rollenspiel: Durch solche Angebote können Menschen Rollenspielen, die es ansonsten nicht können. Sie nutzen die Services, um vielleicht in einer Online-Runde einen Platz zu bekommen, weil sie niemanden kennen, der ihnen mehr als einen kurzen One- oder Fewshot bietet, sondern eine Kampagne. Sie haben also die Chance, das Hobby zu genießen, was sie davor aus verschiedenen, uns nicht bekannten Gründen, nicht konnten.
Aber jetzt gehen wir davon aus, dass du vielleicht doch davon betroffen wärst: Der/die Spielleiter/-in in deinem Umkreis, der bisher alles geschmissen hat, sagt: Ich will nun Kohlen sehen, mindestens 10 Euro pro Teilnahme pro Person, ansonsten mach ich es nicht mehr. Dann hast du weiterhin überhaupt keine Einschränkung dadurch, als dass du einfach selbst Runden anbieten kannst, kostenfrei, ohne jegliche Dienstleistungsgedanken dahinter. Meinst du nicht, dass du dann dennoch eine Rollenspielrunde voll kriegst?
Ich verstehe also nicht, warum die Tatsache, dass es grundlegend stattfindet (Rollenspiel für Geld), irgendeine Auswirkung auf dein Hobby oder deinen Tisch hätte, dass ich dein Hobby dadurch also verändert. Du weißt nicht, wie an anderen Tischen gespielt wird, entsprechend kannst du es ja auch nicht beurteilen, dass es nicht jetzt schon stattfinden könnte. Oder anders gesagt: Die Tatsache, dass ich als Spielleiter Geld von meinen Mitspieler:innen verlange, die meine Kosten decken, ist ja schon ein gewisses Dienstleistungsverhältnis oder es findet zumindest ein Austausch von Geld statt. Schränkt es dich ein? Bis heute Vormittag war es dir ja quasi nicht bewusst, also kann es eigentlich keine Einschränkung darstellen.
Und darum erneut die Aussage: "Ich sehe das Problem nicht - das ist ein Angebot, manche nutzen es, zahlen dafür und sind zufrieden, andere finden es doof und lassen es."
Aber wie gesagt: Eventuell verstehe ich die Argumente einfach nicht und freue mich über eine Aufklärung