Ja. Und da beißt einen halt der hermeneutische Zirkel ein bisschen in den Hintern. Ab einer bestimmten Komplexitätsschwelle kann man einfach nicht absehen, ob man auf das Spiel Bock hat, man muss es erst (mehrfach) spielen. Und das ist halt schon eine ziemliche Zumutung, sagen wir mal, "drei Samstage" zu investieren, um dann am Ende festzustellen, man hätte auch was anderes spielen können. Der mit Abstand krasseste Problemfall hier ist Root, finde ich.
Weiterhin stehen die großen, komplexen Brummer in Konkurrenz zueinander, und das ist auch ein Problem, denn: Sobald du glückliche fünf Mann an der Hand hast, die bereit sind, sich das anzutun, dann sind das mit Sicherheit auch fünf Mann, die ihre eigenen großen und komplexen Brummer haben, die sie auf den Tisch bringen wollen. Und dann ist die Angelegenheit plötzlich ein exponentielles Problem.
Das ist alles nicht so einfach zu lösen. Ich gehe folgendermaßen damit um:
- ich bin Spezialist für doofe, schnelle Spiele, die unmittelbar auf den Tisch zu bringen sind und die einen bewährten Effekt haben
- komplexe Brummer kaufe ich nicht, sorry
- ich bin aufgeschlossen gegenüber dem Leidensdruck meiner Lebenskreise, die dringend irgendeinen komplexen Brummer auf den Tisch bringen wollen und spiele, wo das sinnvoll möglich ist, erst mal mit und helfe dabei, es auf den Tisch zu bringen
Zwei Erkenntnisse ziehe ich daraus:
- Mitspieler sind eine wertvollere Ressource als teure, komplexe Brettspiele
- Nicht der, der das Spiel anschleppt, bringt die größere Serviceleistung, sondern der, der es mitspielt. Wer also bei mir mit einem wuchtigen Kickstarterspiel angedackelt kommt, bei dem er die Regeln nicht gut beherrscht und vermitteln kann, der kriegt in meinem inneren Buch des Grolls einen roten Strich eingetragen. Zwei Striche, wenn das Spiel auf Englisch ist.