Thema: "Unruhige" Seitenhintergründe: Reine Geschmacksfrage?

[flaschengeist]

Eadee hat sich im Nachbarfaden (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,124101.msg135112994.html#msg135112994) an meinem Seitenhintergrund gestört und sowas habe ich nicht zum ersten mal gehört. Mich interessiert, ob es sich hier um eine reine Geschmacksfrage handelt oder ob es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, dass solche Hintergründe (jenseits von Kontrast, ich meine nur das "Unruhige") das Auge schneller ermüden.

[Doc-Byte]

Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen kann ich nicht dienen, aber bei meiner Druckvorbereitung hab ich das so verstanden, dass ein harter schwarz-weiß Kontrast bei "Lese-Texten" (primär natürlich Romane) gerne vermieden wird, um die Augen zu schonen und entsprechendes Papier deshalb mehr ins cremefarbene geht.

Persönlich mag ich vollfarbige RPG Bücher (dürfte jetzt keinen überraschen), aber man muss natürlich darauf achten, dass es hinter dem Text nicht zu ablenkend ist und der Kontrast passt.

Kann ich gerne auch ein Beispiel zu geben:

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[Shihan]

Was den Kontrast angeht, finde ich die Argumentation von dir, Doc-Byte, schon richtig. Knall-weiß ist manchmal ermüdend, vor allem am Monitor.
Aber zuviel Hintergrund verringert den Kontrast und kehrt damit den Effekt wieder um.

Z.B. wäre mir von deinen Beispielbildern weder das eine noch das andere angenehm. Eine Mischung hingegen schon:

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[Uebelator]

Da stimme ich Shihan zu. Abgesehen vom gelben Star Reeves Schriftzug oben wäre das für mich vom Kontrast her am angenehmsten.
Hintergründe sind vollkommen okay, solange sie nicht stören und ablenken.

Ich fand zum Beispiel Splittermond recht angenehm zu lesen und die Seiten vermitteln trotzdem ein bissl den Flair den Welt. (Wobei ich hier den inflationären Einsatz dieser Schnörkel-Ränder nicht so schön finde, aber das its ein anderes Thema.)



Gernerell würde ich erstmal möglichst clean layouten, zusehen dass die Inhalte alle gut stehen und sinnvoll verteilt sind und mich erst dann mit der detaillierteren Gestaltung wie Hintergründe, Zierschriften Farbigkeiten etc. beschäftigen.

[Schleicher]

https://www.cs.cmu.edu/~jbigham/pubs/pdfs/2017/colors.pdf

[sma]

In der Wikipedia findet man einiges zu dem Thema.

[Doc-Byte]

Hm, ich frage mich gerade, ob es vielleicht sinnvoll sein könnte, für Print und eBook unterschiedliche Hintergründe zu verwenden? (Zum optischen Vergleich hier noch mal das Unboxing der neusten Star Reeves Version.) Ich wüsste jetzt zwar spontan keinen Verlag, der das so machen würde (einzelne Bücher mal außen vor), aber das ist natürlich auch ein Zeit-/ Kostenfaktor.

[Uebelator]

Hm, ich frage mich gerade, ob es vielleicht sinnvoll sein könnte, für Print und eBook unterschiedliche Hintergründe zu verwenden? (Zum optischen Vergleich hier noch mal das Unboxing der neusten Star Reeves Version.) Ich wüsste jetzt zwar spontan keinen Verlag, der das so machen würde (einzelne Bücher mal außen vor), aber das ist natürlich auch ein Zeit-/ Kostenfaktor.

Das ist definitiv sinnvoll. Bildschirme leuchte ja in der Regel und da ist dann der Kontrast bei einer rein weissen Seite mit schwarzem Text nochmal höher als bei einer gedruckten Seite.

[Chobe]

Hm, ich frage mich gerade, ob es vielleicht sinnvoll sein könnte, für Print und eBook unterschiedliche Hintergründe zu verwenden? (Zum optischen Vergleich hier noch mal das Unboxing der neusten Star Reeves Version.) Ich wüsste jetzt zwar spontan keinen Verlag, der das so machen würde (einzelne Bücher mal außen vor), aber das ist natürlich auch ein Zeit-/ Kostenfaktor.

Meiner Meinung nach komplett unnötig, zuviel Kontrast gibt es nicht.
Das Monitor-Problem lässt sich dank einstellbarem Backlight doch problemlos beheben und ggf. mit einem Nacht-Modus in wärmeren Farben darstellen. Wir haben alle möglichen Mittel, um zu harten oder starken Kontrast problemlos an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Wenn aber die Datei an sich(!) schon mit begrenztem Kontrasten daherkommt und man mal bei starkem Licht etwas lesen will, dann wünsche ich viel Spaß bei dem Versuch, mehr Kontrast in eine begrenzte Darstellung zu zaubern.

[Frank G]

Da ich grad selber dabei bin für mein aktuelles Projekt ein passendes Layout zu erstellen, verfolge ich gespannt diesen und den Nachbar-Thread von flaschengeist. Die Wirkung von Farbkonzepten war mir bewusst. Aber ich muss zugeben, dass mir die Wirkung auf die Lesbarkeit/Lesegeschwindigkeit (wie im von Schleicher verlinkten PDF beschrieben) nicht bekannt war.

Zum Testen habe ich das Layout von meinem aktuellen Projekt mal von einem hellen auf einen dunklen Hintergrund umgestellt. Beide Varianten verwenden einen leicht strukturierten Hintergrund (der in der hellen Variante aber auch nicht Reinweiß ist). Da ist nun die Frage, was gedruckt und/oder auf dem Monitor besser aussieht und/oder lesbar ist... 

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

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Hinweis: Die Screenshots sind lediglich ein Test für das Layout, der Schriftsatz und die Illustrationen sind noch nicht final. Außerdem sind die Screenshots mit 75% Zoom entstanden, also von daher schon verwaschen. Aber es ging ja auch grundsätzlich um den Hintergrund bzw. die Wirkung bei hellem oder dunklen Hintergrund.

[Metamorphose]

Das finde ich sehr gelungen. Illustrator beauftragt oder selbst gemacht?

[Frank G]

Das finde ich sehr gelungen. Illustrator beauftragt oder selbst gemacht?

Selbst gemacht, nachdem ich nichts passendes (fertiges) gefunden habe, was mir gefallen hat und mir einen Illustrator (leider) nicht leisten kann. 

[Uebelator]

Da ich grad selber dabei bin für mein aktuelles Projekt ein passendes Layout zu erstellen, verfolge ich gespannt diesen und den Nachbar-Thread von flaschengeist. Die Wirkung von Farbkonzepten war mir bewusst. Aber ich muss zugeben, dass mir die Wirkung auf die Lesbarkeit/Lesegeschwindigkeit (wie im von Schleicher verlinkten PDF beschrieben) nicht bekannt war.

Zum Testen habe ich das Layout von meinem aktuellen Projekt mal von einem hellen auf einen dunklen Hintergrund umgestellt. Beide Varianten verwenden einen leicht strukturierten Hintergrund (der in der hellen Variante aber auch nicht Reinweiß ist). Da ist nun die Frage, was gedruckt und/oder auf dem Monitor besser aussieht und/oder lesbar ist... 

Das sieht sehr gut aus. An dem Beispiel kann man ziemlich gut sehen, dass es auch immer irgendwie ein Spagat zwischen Atmosphäre und Lesbarkeit ist. Der dunkle Hintergund ist vom Kontrast her zwar super, aber negative Texte (also weiss auf schwarz) lesen sich in der Regel nicht so gut wie andersherum. (Am Bildschirm ist das manchmal ein bissl anders - nicht umsonst bieten viele Programme einen Dark Mode an) Auf der anderen Seite finde ich die dunkle Variante aber gestalterisch deutlich stimmungsvoller.
Wenn ich wirklich viel Text lesen muss, würde ich aber immer die helle Variante lieber lesen.

[Doc-Byte]

Da muss ich mich anschließen. Die dunkle Version sieht stimmungsvoller aus, spontan würde ich aber sagen, dass sich die helle Version entspannter lesen lässt. - Was aber nicht heißen muss, das damit die Optionen ausgereizt wären. Das leichte Blau der Infokästen gefällt mir bspw. gut, auch wenn ich persönlich darauf keine blaue Schrift verwenden würde. Da würde ich entweder bei Schwarz bleiben oder im Comodore Stil weiße Schrift nutzen.

Btw, insgesamt sieht das schon ziemlich nice aus.

[HarbinWester]

Chapeau!

Sieht auf den ersten Blick super aus. Hier und da könnte man noch etwas feinschleifen. Aber solides Layout.

Das Blau auf Blau in der Infobox ist okayish. Vielleicht müsste man am Kontrast beider Blau was machen, sieht mobile erstmal nicht so verkehrt aus 😉

Schwarz wirkt spaciger, aber ich weiß nicht, ob man das gedruckt so lesen möchte. 🤷🏻‍♂️

[unicum]

Ich kann dazu nur sagen das ich mal wegen des Layoutes ein Regelwerk in die Tonne getreten habe,... wegen unlesbarkeit.
Irgendwie würde ich auch normalerweise zu eine dunken Schrift auf hellem Grund tendieren aber "wissenschaftlich begründen" kann ich das nicht.
Höchstens noch deswegen weil weiger Farbe benuzt wird und das gesünder für die Umwelt ist.

[flaschengeist]

https://www.cs.cmu.edu/~jbigham/pubs/pdfs/2017/colors.pdf

Danke für die Studie . Sie sagt zwar nichts über den Effekt von unruhigen Seitenhintergründen aus, dafür jedoch u.a. zum Einfluss der Hintergrundfarbe (bei schwarzer Schrift) auf die Lesegeschwindigkeit: Warme Hintergrundfarben wie „Pfirsich“, Orange oder Gelb werden demnach am schnellsten gelesen, kalte Töne wie Grau, Blau und Grün werden hingegen am langsamsten gelesen. Die Lesegeschwindigkeit auf Pfirsich Hintergrund ist 53% höher als auf Grau-Blau Hintergrund.

Für Science Nerds:

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Die Publikation stammt aus dem Konferenzband der ASSETS-Konferenz von 2017 und ist peer-reviewed.

Leider wurden im Paper keine Effektstärken angegeben. Daher habe ich den Effekt für die Differenz zwischen der langsamsten Farbe (Blau-Grau) und der schnellsten Farbe (Pfirsich) mal ausgerechnet. Das Ergebnis ist mit Vorsicht zu genießen, da aufgrund fehlenden Intervallskalenniveaus der korrekte Test hier der Mann-Whitney-U-Test wäre, für den mir aber die Rohdaten fehlen. Daher habe ich einfach Cohens d berechnet, womit sich eine Effektstärke von d = 1.18 ergibt.

Methodisch gibt es aus meiner Sicht einiges zu verbessern. Besonders kritisch finde ich, dass der Bildungsgrad der Probanden zwar erhoben, in der Auswertung aber nicht als Störvariable (in Interaktion mit der Lesereihenfolge der verschiedenen Hintergründe) kontrolliert wurde.

@Frank G: Beeindruckend . Welche Software hast du verwendet?

[Frank G]

Warme Hintergrundfarben wie „Pfirsich“, Orange oder Gelb werden demnach am schnellsten gelesen, kalte Töne wie Grau, Blau und Grün werden hingegen am langsamsten gelesen. Die Lesegeschwindigkeit auf Pfirsich Hintergrund ist 53% höher als auf Grau-Blau Hintergrund.

Wie gesagt, den Teil fand ich schon recht interessant und durchaus auch unerwartet. Spannend fände ich dabei jetzt noch, inwieweit es da einen Zusammenhang zu den farbpsychologischen Aspekten gibt, wenn überhaupt.

Für Science Nerds:

Hm... aha. Sorry, aber da hast du mich jetzt irgendo bei Intervallskalenniveau verloren...

@Frank G: Beeindruckend . Welche Software hast du verwendet?

Corel Draw und Photo-Paint für die grafischen Elemente und Scribus fürs DTP. Wobei ich die Beispiele zum Testen jetzt nur schnell mit Draw erstellt und ein erstes Basislayout in Scribus (um zu sehen, ob sich der Entwurf aus Draw so umsetzen lässt) angelegt hatte. Deswegen passt u.a. auch der Schriftsatz noch nicht.

[flaschengeist]

Hm... aha. Sorry, aber da hast du mich jetzt irgendo bei Intervallskalenniveau verloren...

Dann war der Disclaimer "Für Science Nerds" wohl angebracht  .

Corel Draw und Photo-Paint für die grafischen Elemente und Scribus fürs DTP. Wobei ich die Beispiele zum Testen jetzt nur schnell mit Draw erstellt und ein erstes Basislayout in Scribus (um zu sehen, ob sich der Entwurf aus Draw so umsetzen lässt) angelegt hatte. Deswegen passt u.a. auch der Schriftsatz noch nicht.

Respekt, ich hätte auf InDesign oder Affinity Publisher getippt.