Zufallstabellen zum Auswürfeln von Gebäuden und Gegenden: Sie sind eine Beleidigung der Intelligenz der Gruppe.
Im schlimmsten Fall sind per Zufall ermittelte Informationen eine zusammenhanglose, bunte Sammlung, die für vielleicht für einen kurzen Momente der Gruppe eine echte Herkunft der Gebäude und Gegenden, einen möglichen Zusammenhang vorgaukelt. Enttäuschend, wenn man irgendwann merkt, dass die Puzzleteile einfach nur erwürfelt sind, und alle Theorien über ihren Zusammenhang niemals stimmen können. Im besten Fall bieten die zufällig gewürfelten Infos der SL Inspiration für eine Ausarbeitung der in der Vergangenheit verborgenen Geschichte.
Ich meine, um eine zumindest in den Grundzügen erdachte und sinnhaft zusammenhängende Informationen kommt man nicht herum, wenn die Gruppe ernst nehmen soll, was sie erkunden will/soll.
Es geht um die Erkundung und die Schatzsuche einer verschütteten Stadt. Die SL lehnt sie in den Grundzügen an Pompeji an, und baut sie als Fantasyvariante Ipempoj aus.
Hier eine Skizze der chronologischen Ereignisse:
- Ein Orden weckt mit einem missglückten Ritual in Ipempoj den "Zorn Warkons", so der alte Name des nahen Vulkans. Der Orden wird im Laufe des Ausbruchs ausgelöscht, und seine Geister sind bis heute von dem schlechten Gewissen geplagt, dass sie für den Untergang Ipempojs verantwortlich sind: Sie hatten doch wie vorgeschrieben die 13 Teile von Warkons Krone zusammengefügt, um Warkon zu beschwichtigen, warum brach Warkons Zorn daraufhin aus?
- Erdbeben, Vulkanaktivität, die meisten Menschen bringen ihre Reichtümer in Sicherheit und verlassen die Stadt über teils mit Wagen verstopfte Straßen, andere besorgen sich Wachen, um das eigene Hab und Gut im Chaos vor Ort zu sichern. Viele Einzelschicksale sorgen dafür, dass doch Einige in der Stadt bleiben, zB weil sie auf die ihnen liebste Person warten wollen, ohne die sie die Stadt nicht verlassen möchten. Manche schließen sich in magische Panic-Rooms ein, in denen sie bis heute (als intelligente Untote) ausharren.
- Erste Gesteinsbrocken gehen auf die Stadt nieder, erschlagen einige und sorgen für mehr Chaos und Panik.
- Ein mythoplastischer Strom wälzt sich über die Stadt und versteinert alles Fleischliche. Menschen, Pferde, Katzen und Hunde werden zu irre genau gestalteten Statuen.
- Die Wolken über dem "Zorn Warkons" sind wie Luftballons aufgebaut. Sie platzen nun, entlassen ihre Gase, und ihre Hüllen aus feinstem, noch formbarem Glas legen sich über Ipempoj wie Leichentücher, wo sie langsam aushärten
- Bimsstein regnet herab, und bedeckt die Landschaft. An nur wenigen Stellen zerbricht der Bimsstein die gläsernen Leichentücher, wo er in die nun in Dunkelheit gehüllte Stadt rieselt.
- Über die Jahrhunderte bildet sich Humus über dem Bimsstein und die Lage Ipempojs wird von den meisten vergessen.
Heutige Ausgangslage:
Die feinst gearbeiteten und grauenhaftsten Statuen, Menschen und Tiere im letzten Moment ihres Lebens, die es zu kaufen gibt, kommen irgendwo aus der Gegend um "Warkons Zorn". Es geht die Nachricht herum, dass sie aus einer längst untergegangenen Stadt stammen, der sündigen und von Schwarzmagiern durchsetzten Stadt Ipempoj. Es wird gesagt, dass schwarzmagische Zirkel und auf veramte Glücksritter sich dorthin aufgemacht haben, um Schätze zu finden.
Das Abenteuer:
Die Gruppe reist im Auftrag oder aus eigener Neugierde in die Gegend von Warkons Zorn. Sie finden einen Eingang in die Stadt, und ist man erst einmal unter dem gläsernen Leichentuch, kann man sich im alten Ipempoj gut bewegen, auch wenn es immer wieder Stellen gibt, wo das gläserne Dach eingebrochen ist und Gebäude unter sich verschüttet hat. Allerlei Monster haben sich in diesem besonderen Biotop eingenistet. Untote aller Art sind aus dem Untergang der Stadt hervorgegangen, Menschen, die noch immer ihre Liebsten suchen; die Geister des Warkonordens, die noch immer nicht verstehen, was schief gegangen ist; die Insassen der Panic-Rooms, die jedes Zeitgefühl verloren haben und endlich rausgelassen werden wollen.
Das Erkunden:
Ich als SL bemühe mich, die Indizien, die einen Hinweis geben, wie eine Katastrophe abgelaufen ist, neutral zu beschreiben. So, dass die Gruppe Spaß hat, die Indizien zusammen zu setzen. Sie treffen nicht wahllos auf Gebäude, Untote und Monster: Die vielen sinnvollen Geschichten von Gebäuden und denen, die sie bewohnten, werden einfach auf die Gebäude verteilt, die die Gruppe betritt.
Dieses Zusammensetzen von in Puzzleteile zerschlagenen Zusammenhänge macht der Gruppe in der Regel viel Freude. Ab und zu kann zB über einen Geist/Untoten auch eine direkte menschliche Geschichte erzählt werden, oder durch jüngst eingewanderte Monster oder konkurrierende Gruppen "Leben" in die Rätsel gebracht werden.
Fragen, die die Gruppe durch das Zusammensuchen von Hinweisen und Erzählungen von Untoten klären könnte: Wie lief der Ausbruch chronologisch ab? Warum sind einige Menschen in der Stadt geblieben? Auf wen wartete die eine oder andere Person? (Hier lassen sich einige postmortale Wiederbegegnungen von Geistern arrangieren.) Alleine im Beschreiben der Statuen - inspiriert von
Schicksalen der in Gips gegossenen Verstorbenen Pompejis - lassen sich ganze Geschichten dechiffrieren.
Trifft die Gruppe irgendwann auf die Geister des Warkonsordens, so finden sie nur 12 Geister vor, die die 13 Stücke der Krone zusammengesetzt hatten. Warum fehlt einer? Warum sieht eins der 13 Teile wie eine Fälschung aus? Die Gruppe kämpft sich gegen Untote, Montser und konkurrierende Schatzsuchgruppen bis in das Anwesenden des 13 Ordensmitglieds vor, und findet Hinweise darauf, dass dieses 13. Mitglied ein Agent der heute dominierenden Stadt Mor war, das seinen Teil der Krone gegen eine Fälschung ausgetauscht hatte. Es ist wahrscheinlich, dass so der Zorn Warkons ausgelöst wurde.
Irgendwo in Mor muss das echte 13. Teil der Krone zu finden sein. Die Ordensgeister glauben, dass alle Untoten Ipempojs auf einen Schlag erlöst sein werden, wenn das Ritual - diesmal richtig - erneut durchgeführt wird. Also auf nach Mor, um das fehlende 13. Teil zu finden!
Tl;dr: Förderlich für das Gefühl von Entdeckungen/Exploration: Wirklich sinnhaft zusammenhängende (nicht ausgewürfelte) Informationen in einem interessanten, begrenzten Setting. Der Gruppe Indizien präsentieren, die sich zu einer Geschichte zusammensetzen lässt.