Autor Thema: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting  (Gelesen 5772 mal)

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #25 am: 21.12.2022 | 20:17 »
Noch ein kleiner Nachtrag für heute.
Ich bin nach etwas Suche auf eine interessante Webseite gestoßen:
https://coastal.climatecentral.org/map/9/9.442/53.4705/?theme=sea_level_rise&map_type=year&basemap=roadmap&contiguous=true&elevation_model=best_available&forecast_year=2080&pathway=ssp3rcp70&percentile=p50&refresh=true&return_level=return_level_0&rl_model=gtsr&slr_model=ipcc_2021_med

Zeigt, wie sich Deutschland mutmaßlich verändern wird, wenn die Entwicklungen so bleiben, wie sie aussehen. Spoiler: Die Küsten werden sich ganz schön verändern und in Hamburg wird man mehr als nur Gummistiefel brauchen :D

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #26 am: 27.12.2022 | 23:06 »
Beim Zusammenschreiben der bisherigen Settingideen hab ich nochmal etwas tiefer über Jaylees Idee nachgedacht:

Die breite Masse klinkt sich so oft es geht in Virtuellen Urlaub ein, weil im echten Leben gibts kaum lebenswertes. Man ist eh irgendwie einsam und das betäubt das Gefühl durch Adrenalinkicks.
Was die Mächtigen nicht bedacht haben: In diesen virtuellen Szenarien hat eine kleine Gruppe von Menschen (aka die Spielerschaft) tatsächlich Fähigkeiten erworben, mit denen sie jetzt in der echten Welt was bewegen und eben auf "Runs" gehen können.

Mir gefällt die Idee immer besser. Die Einstiegsszeanrios beginnen als harmlose "Urlaubsabenteuer", bei denen die Spieler aber irgendjemanden kennenlernen, sich irgendwelche Beziehungen ergeben, die sich dann entweder als Drahtzieher hinter Rebellengruppen, Recruiter oder eben Freiheitskämpfer herausstellen.
Quasi wie bei Matrix.

Und so kommt man dann im Verlauf von ein paar Einstiegsszenarios auf die Meta-Ebene dahinter.

Und das hier:

Vom Spannungsbogen könnte man dadurch natürlich auch die Spieler immer mehr reinziehen. Zuerst eben ein nettes Hobby, hier und da spannende Szenarien aka virtueller Urlaub, aber dann fallen immer mehr Punkte auf, wo das mit der Spielwelt/dem Hintergrund verflochten ist, bis mal ne Anfrage von einer revolutionären Untergrundgruppierung kommt, ob man nicht wirklich was ändern will.

könnte man dann als sagway ins LARP verwenden...
Fänd ich eigentlich ziemlich geil...
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #27 am: 28.12.2022 | 09:02 »
Zitat
Quasi wie bei Matrix.

Wobei es hier interessant wäre, die "Matrix" mal anders zu betrachten - und zwar ein wenig so wie beispielsweise Ready Player One oder Trinity Continuum Anima das machen. Denn was wäre, wenn die "Matrix" oder der "Digitale Urlaub" aus einer gewissen Perspektive heraus mal kein unterdrückerisches Blendwerk der pösen Großkonzerne wäre, sondern im Gegenteil einer der besten Wege, sich ein Stück Lebensqualität zu erhalten, während die reale Welt ja ein ziemlicher Misthaufen ist.
Klar sind irgendwelche Cybersimulationen "nicht real". Aber die Gemeinschaften, die man mit anderen "Spielern" bildet, sind real. Die gemeinsamen Erlebnisse, die man hat, sind es ebenfalls. Und solche Dinge sind ja etwas wert!
Was also, wenn ein nicht unbeträchtlicher Part des sozialen Lebens sich im Cyberspace abspielt und das in Anbetracht der Umstände eigentlich mal eine gute Entwicklung darstellt, weil es die Leute in diesen schwierigen Zeiten gewissermaßen "geistig gesund" hält?
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #28 am: 28.12.2022 | 09:40 »
bei einer Verlagerung des Spiels in "digitalen Urlaub" lässt sich übrigens die elende EXP vs Geld für Steigerung-Diskussion vermeiden

im Urlaub wird mittels Token (ihr kennt das Modell sicherlich, wie man echtes Geld in Spiel-Währungen transferiert) bezahlt bzw. man/frau gönnt sich ein upgrad seines Avatars

zu den Inhalten des Spiels gehört also, dass Jobs in Token bezahlt werden bzw. wie man Token klaut bzw. wie man durch den Verkauf von geraubtem anderen Gut per Hehlerei an Token kommt

am Ende der Session kaufen sich die Spieler dann das hoch, was sie wollen

(und keine elende, der SR-Mage hat Geld ohne Ende und braucht nur Karma-Klippe)

- Dinge funktionieren halt SO im Spiel, weil halt Isso2000-Konform
- Sprungbeine Stufe 1 bringen einen Hüpfer und Stufe 5 katapultiert dich durch die Schallmauer.
  Isso, freu dich an Stufe 5 (oder spar dir das upgrade), bitte keine Pseudophysik zum Thema Reibungswärme bei dieser Beschleunigung
  und das dir dabei die Frisur absengen müsste

mystische Tokenquellen im "virtuellem/Matrix Urlaub" als "Drachenhort"-Ersatz sind ebenfalls drin, falls das halt zum Spielstil passen würde

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #29 am: 28.12.2022 | 20:09 »
Denn was wäre, wenn die "Matrix" oder der "Digitale Urlaub" aus einer gewissen Perspektive heraus mal kein unterdrückerisches Blendwerk der pösen Großkonzerne wäre, sondern im Gegenteil einer der besten Wege, sich ein Stück Lebensqualität zu erhalten, während die reale Welt ja ein ziemlicher Misthaufen ist.

Ein guter Gedanke, der es lohnt zuende gedacht zu werden.
Angenommen die digitale Welt bietet Flucht vor einer auf einer oder mehreren beliebigen Dimensionen zerstörten realen Welt (Klima, politisches System kaputt, eben doch Großkonzerne mit zu viel Macht, was auch immer). Das hätte viele Vorteile, gesellschaftlich überlegt.
Aber: Macht das dann nicht das Spiel auch ein Stück weit kaputt? Wo ist dann der Konflikt?

Je mehr ich über das Setting nachdenke, umso mehr lande ich eigentlich, abgesehen vom Thema Klimakatastrophe, bei einer Utopie, keiner Dystopie mehr - was, versteht mich nicht falsch, mich überhaupt nicht stört. Ich will nur verhindern, dass die spannenden Konflikte im Spiel flöten gehen...
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #30 am: 28.12.2022 | 20:14 »
im Urlaub wird mittels Token (ihr kennt das Modell sicherlich, wie man echtes Geld in Spiel-Währungen transferiert) bezahlt bzw. man/frau gönnt sich ein upgrad seines Avatars

Würdest du also quasi eine Ingame Währung, nennen wir sie der Einfachheit halber SpielEuro, und eine MetaWährung, nennen wir sie MetaEuro, trennen, oder beides zusammen führen wollen?
Also quasi: Hey, mach diesen Auftrag, dafür bekommst du 100 SpielEuro und 5 MetaEuro, damit kannst du dir n neues paar Schuhe und eine neue Fähigkeit kaufen?
Oder eher: Hey, mach diesen Auftrag, und du bekommst 100 Euro. Damit kannst du dir dann ENTWEDER neue Schuhe oder eine neue Fähigkeit kaufen...

Glaube ich stehe da noch auf dem Schlauch
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #31 am: 28.12.2022 | 22:54 »
Okay. Hat etwas länger gedauert, als gedacht, und ist etwas länger geworden :D
Aber das ist ein gutes Zeichen. Denn das heißt, dass wir schon ein Stück weit gekommen sind. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Noch haben wir ein paar Tage, aber dieser Thread ist am Leben und es gibt viele Ideen.

Danke dafür!

Damit habe ich das erste Ziel erreicht. Eine kleine Subcommunity im Tanelorn zu aktivieren, die die Idee mindestens spannend finden und bereit sind, in welchem Umfang auch immer, egal wie klein, egal wie groß, zu kommentieren, mitzudenken, zu unterstützen.

Vieles von dem, was hier zusammengekommen ist, finde ich klasse, und es hat mir wahnsinnig weitergeholfen! Ihr habt meine kleine Idee genommen und bereichert.

Auch dafür Danke!!! Wirklich. Vielen vielen Dank.

Und damit komme ich zum zentralen Inhalt dieses Posts. Einer Zusammenfassung des bisherigen Status quo.
Bis jetzt sieht das Setting, wenn ich nichts vergessen habe, in etwa wie folgt aus:


Irgendwann in der Zukunft, so in ca. ein, zwei Generationen (momentan schwanke ich immer zwischen irgendetwas in den späten 2040ern, was das ganze etwas planbarer macht, aber eben irgendwann - hoffentlich – von uns eingeholt wird, und irgendetwas in den 2080ern... das kann sich also noch ändern).

Die Klimakrise hat sich deutlich verschärft, das 1,5 Grad Ziel wurde mit Ansage verpasst. Die Gletscher sind Ende der 2020er Jahre gekippt, der Meeresspiegel permanent gestiegen. Ganze Küstenregionen wurden überflutet, weil nicht rechtzeitig mit dem Bau entsprechender Schutzmaßnahmen begonnen wurde. Und dort, wo begonnen wurde, wurden sie von hinten überspült.
Bremen existiert nicht mehr, liegt jetzt am Meeresgrund.
Der Hamburger Süden ist überflutet. Man nennt die Stadt jetzt auch spöttisch „Neu-Venedig“, da viele Gebäude mit Brücken verbunden, das Erdgeschoss aber aufgegeben wurde. Zweimal im Jahr wird die Stadt komplett geflutet. Aber daran haben sich die Bewohner gewöhnt.
Man verlässt das innere von Gebäuden ja sowieso nur noch selten, und auch nur dann, wenn es unbedingt sein muss. Hitze, Stürme, Sturzregen, Hagel – es macht die meiste Zeit wenig Spaß, ungeschützt im Außenbereich zu sein.
Aber dafür gibt es ja zum Glück mittlerweile Flugtaxis und Vollautonome Autos, sodass auch kürzeste Wege klimatisiert und effizient hinter sich gebracht werden können – wenn das denn überhaupt notwendig ist. Der größte Teil des Lebens findet mittlerweile ohnehin in rein digitalen Welten statt.

Die globalen Krisen der 10er und 20er Jahre haben sich fortgesetzt und gesellschaftlich wie politisch ihre Spuren hinterlassen. Allen voran sind hier die beiden Weltmächte, die USA und China zu nennen, die trotz immenser wirtschaftlicher Verflechtungen mehr und mehr auf sich selbst und ihre nationalen Interessen fokussieren. Die USA, getrieben durch immer häufiger werdende republikanische Präsidentschaften und fortwährend erstarkenden Nationalismus, haben das „America First“ Narrativ zu einem „The American Way - for Everyone, Anytime“ weiterentwickelt. Mehr denn je gilt, hier ist jeder seines eigenen Glückes Schmied. Der Konkurrenzkampf um die wenigen (gut) bezahlten Jobs ist hart, viele Millionen Amerikaner bieten ihre Arbeitskraft für einen Appel und ein Ei an, in der Hoffnung irgendwo eine Anstellung zu erhalten. Doch Dank künstlicher Intelligenz und Robotik wurden so viele Jobs automatisiert, dass weit mehr als die Hälfte von ihnen unter prekären Umständen leben und sich den Großkonzernen geradezu anbiedern. Ohne jeden Zweifel: Im politischen Westen haben die Mega-Konzerne die eigentliche Macht übernommen, sie entscheiden, wer in Washington gewählt wird, welche Gesetze erlassen werden und wer sich aus der Gosse erheben darf.
China, auf der anderen Seite, hat seinen Einfluss weit ausgebaut und mit einem zentralistisch gesteuerten, kommunistisch orientierten Staatskapitalismus quasi den Gegenentwurf geschaffen – wenngleich mit ähnlichem Ausgang. Das 2013 gestartete Projekt „Neue Seidenstraße“ erstreckt sich mittlerweile über die ganze Welt – exklusive USA. China stellt über die Hälfte der globalen Infrastruktur in den Bereichen Öl, Gas, Schiene, Häfen und Flughäfen, sowie digitale Infrastruktur.  Das Netz mag Englisch sprechen – aber das Blut, das durch dieses Netz fließt, ist kommunistisch rot. Eine Hand voll Staatskonzerne leitet die Geschicke der mittlerweile größten Volkswirtschaft der Welt – und alle Fäden laufen zusammen in der chinesischen Regierung. Anders als in den USA wird kein treuer Bürger der Volksrepublik alleingelassen – vorausgesetzt er läuft stets auf Linie der Partei. Und auch ihre Partner und Verbündeten lassen die Chinesen nicht im Stich. Wenngleich ihnen natürlich jederzeit aktiv bewusst gemacht wird, dass sie eben keine Chinesen sind.

Zwischen diesen beiden Supermächten hat sich die Europäische Union als dritte Kraft der Weltpolitik etabliert – wenngleich ihr geopolitischer Einfluss zu nicht mehr reicht als zum wichtigsten Spielball im Wettstreit der beiden Großmächte. Der Traum einer kompletten europäischen Einheit ist, zumindest auf dem Papier, längst Wirklichkeit geworden – zu sehr war man im Angesicht immer neuer Krisen auf einen „gesamt-europäischen Weg“ angewiesen. Doch wenngleich das Europäische Parlament von außen nach einem intakten Staatsapparat mit weitreichenden Befugnissen und rechtskräftiger Verbindlichkeit für alle Mitgliedstaaten, gestützt und getrieben durch ein deutsch-französisches Herz aussieht, entpuppt es sich im politischen Alltag doch immer wieder aufs neue als bloße Scheinregierung. Die Mitgliedsstaaten der EU und ihre vermehrt nationalistisch eingestellten Regierungen haben gelernt, wie sie die Geldtöpfe der EU für sich nutzen können, ohne sich allzu sklavisch an ihre rechtlichen Vorgaben halten zu müssen. Zwar gibt es eine Europol mit weitreichenden Befugnissen über Grenzen hinweg – doch sind sie chronisch unterbesetzt und heillos überfordert. Die Staaten des europäischen Bundes haben ihre Polizeirecht an die EU abgegeben und somit einen faktisch rechtsfreien, weil unkontrollierten Raum geschaffen. Und wer es sich leisten kann, beschäftigt ohnehin lieber private Sicherheitsleute oder, weil zuverlässiger, Sicherheitsroboter.
Längst wird unter der Hand wieder mit Mark, Franc und Lire gezahlt, wenn etwas nicht in den Büchern auftauchen soll. Der Euro, noch immer offizielle Währung, dient nur noch dem offiziellen Zahlungsverkehr. Bündnisse auf Nationalstaatlicher, teilweise sogar regionaler Ebene mit US amerikanischen oder chinesischen Konzernen verhindern weitreichende Durchsetzungsmöglichkeiten der Beschlüsse des europäischen Parlaments und so sind es je nach Region mal eher amerikanische, mal eher chinesische Interessen, die das lokalpolitische Klima bestimmen.

Aber ganz egal, wer gerade die Oberhand hat: Das politische Klima ist rau.

Die Klimakrise und der gesellschaftliche Umgang damit hat zu einer Spaltung der Gesellschaft geführt – eine Spaltung zwischen denen, die besitzen und sich trotz Extremwetter, Hitze und Krankheitserregern in der Luft ihre individuelle Freiheit leisten können, und… allen anderen.

Der technologische Fortschritt der letzten Jahrzehnte ist zwar immens…

- Autos fahren autonom, gesteuert von einer (je nach Bauart des Automodells) amerikanischen oder chinesischen KI. Unfälle sind damit quasi nicht mehr existent – naja… quasi
- Drohnen haben den Himmel erobert und transportieren Güter, (wohlhabende) Menschen und (Überwachungs-)Informationen,
- direkte Eingriffe in die Genetik ermöglichen es selbst schwere Krankheiten zu heilen, das Immunsystem gezielt zu trainieren und, das nötige Kleingeld vorausgesetzt, ganze Menschen vor der Geburt zu „designen“, wodurch eine kleine Gruppe „Übermenschen“ entstanden ist
- Nanotechnologie und Biotechnologie/Bionik ermöglichen medizinische Wunder wie Spontanheilung, sich verändernde Materialien und Schnittstellen zwischen Körper und Technik
- Quantencomputer sagen – in begrenztem Maße und auf der Basis verfügbarer Datenströme – für Großkonzerne die Zukunft vorher. Mit nahezu absoluter Präzision
- die Kernfusion hat zu sauberer, nahezu grenzenloser Energie geführt – und zu einer kompletten Dezentralisierung der Energieversorgung. Jenseits der großen Städte, die noch immer Ballungsraum für ihre Bewohner sind, gibt es auf dem Land autark lebende und sich selbst versorgende Zellen – moderne Technik macht es möglich.
- VR und AR sind allgegenwärtig

Aber dieser technische Fortschritt steht nun mal nicht allen im gleichen Maße zur Verfügung. Er steht jenen zur Verfügung, die ihn sich leisten können. Mehr denn je gilt, Geld regiert die Welt, und da Roboter und KIs den Arbeitsmarkt haben kollabieren lassen, ist dieses Geld in der Spitze ungleicher verteilt, als je zuvor. Die Sozialsysteme sind kollabiert, die Rente, Arbeitslosenabsicherung, Sozialleistungen, all das ist ein Relikt vergangener Tage, da das Solidaritätsprinzip nicht mehr gilt. Nicht mehr gelten kann. Wenn zu wenige in den Topf einzahlen, zu viele sich aus dem Topf bedienen – bleibt am Ende nichts mehr übrig. Wer nicht arbeitet, bekommt kein Geld, so einfach ist das System. Egal, was die Umstände sind. Egal, wie die individuellen Bedingungen. Und während nicht in seine Leistungsfähigkeit investiert, mit genetischem Enhancement, Biohacking und voll-integrierten Prothesen, läuft Gefahr abgehängt zu werden. Je älter, desto mehr.
Man arbeitet entweder bis zum Tod oder stirbt bei dem Versuch an Arbeit zu gelangen. Auch das spielt den Konzernen in die Karten. Sie nehmen sich, was und wen sie brauchen, den Rest lassen sie links liegen. Es ist schwer, ihre Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.

Und doch sind die ganz großen Umwälzungen ausgeblieben.
Nicht, weil es keinen Grund gäbe, sich aufzulehnen.
Sondern weil es genügend Ablenkung gibt.

Noch kurz vorm Hereinbrechen der Klimakatastrophe wurde jià veröffentlicht: das Chinesische Wort für Urlaub, digitaler Urlaub, ein immersives Spiel in der digitalen Welt, das es ermöglicht die Realität komplett zu vergessen.
Es hilft, den tristen Alltag zu vergessen.
Es hilft, die grausame, eintönige Welt da draußen hinter sich zu lassen und etwas zu erleben, die Schönheit der Welt neu zu begreifen.
Es vernetzt Menschen miteinander, die in der realen Welt keinen Kontakt mehr haben.

Für die Reichen und Mächtigen mag es eine weitere Möglichkeit sein, die große Masse zu kontrollieren und manipulieren.
Für die Ärmsten der Armen ist es kaum erschwinglich – wenngleich man darüber staut, wie doch immer wieder Wege gefunden werden das letzte Geld zusammen zu kratzen, um Zugang zu jià zu bekommen. Es ist wie eine Droge. Opium fürs Volk. Denn für die große Mehrheit, die globale Masse, ist jià ein Stück Lebensqualität.



Und das wars bis hierhin.
Hab ich irgendetwas vergessen?
Irgendein Punkt, der so gar nicht plausibel scheint?
Noch irgendwelche Ergänzungen, Logiklöcher, Kritikpunkte, Ideen?
Feuer frei, ich glaube wir sind auf einem guten Weg.

Nächster Schritt wäre dann die konkreten Inhalte des Spiels und so langsam würde ich mir auch anfangen über Regeln Gedanken zu machen… aber dazu dann mehr im neuen Jahr ;)
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Online Nebelwanderer

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #32 am: 29.12.2022 | 11:35 »
Ich würde mich eher dazu entscheiden die EU entweder für gescheitert zu erklären, dann würde es mit der übertragung von hoheitlichen Aufgaben an die EU nicht mehr passen aber es gibt mehr Sinn das sie als Spielball zwischen den beiden Großmächten agiert.

Oder die EU als Erfolg betrachten, dann ist sie aber kein "Spielball" mehr, sondern eine eigenständige Großmacht, die mit Gewalt oder Panikmache (Ihr müsst unserem Wirtschafsbündniss nicht beitreten, aber wir können euch dann nicht beschützen wenn die rote Armee vor eurer Türe steht) kleinere Staaten ans EU Recht "harmonisiert", wobei ich Brüssel  durch Koruption und Vetternwirtschaft immer mehr Macht gegönnt hat und eine zwei Klassengesellschaft, unterschwelliger Rassismus gegen Migration obwohl wichtig aufgrund der Überalterung der Gesellschaft, sowie ausgeprägter Sozialneid und Sozialrassismus durch Förderung und Ausbeutung des Niedriglohnsektors gebildet hat.
Großkonzerne werden bevorzugt, Konkurrenten aus dem Mittelstand aufgekauft oder durch den Vorschriftendjungel ausgebremst. Gutlaufende Kleinindustrien in Serbien müssen wegen der Gesetzgebung und Normen schließen, die Arbeiter  haben die möglichkeit durch Schikane und Willkür durch Arbeitsargenturen eine geringe Lohnsicherung  zu beziehen die gerade so fürs Überleben reicht (Ergänzt durch Sinnlose, Willensbrechende Maßnahmen, der verschobenen Wahrnehmung) oder für einen "Mindestlohn" in den Industrieherzen Europas auf Zeitarbeit zu schufften.

Das zweite Szenario liegt näher an der derzeitigen Entwickelung und wäre mal ein schöner Ausgleich zu  der "kalten Krieg" Thematik.
« Letzte Änderung: 29.12.2022 | 11:41 von Nebelwanderer »

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #33 am: 29.12.2022 | 12:04 »
Was ich auch zu bedenken geben würde, ist wie irgendwo oben schon erwähnt: China steht momentan vor ziemlich immensen Problemen, wirtschaftlich, demographisch und politisch. Gut möglich, dass dort einiges sehr viel schneller sehr viel deftiger den Bach runtergehen wird als hierzulande.
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #34 am: 29.12.2022 | 12:09 »
Ich würde im Zuge des Cberpunkgedankens auch bei den digitalen Prozessen intervenieren, den wenn China tatsächlich eine so große Kontrolle haben würde, dann wäre ein Großteil des Netztes vermutlich zensiert und mit Propaganda gefüllt. Zudem wird sich jede Nation bewusstsein, das wenn jemand das Internet beherscht, er die ganze Welt beherscht.

Vieleicht also als einziges Zugeständniss der Globalisierung eine unabhängige Institution zur Sicherung und Freiheit der digitalen Welt mit Hauptsitz in der Schweiz. Natürlich steht es jedem Staat frei zusätzlich zum Globalen Netz, ein regionales Anzubieten, vllt sogar den eigenen Bürgern das Globale versagen (oder durch Paywalls und Berechtigungen nur ausgesuchten Bürgern zur Verfügung zu stellen) aber Grundsätzlich Datenfreiheit möglich ist (Was jedoch heißt das jeder Konzern und jeder Staat eine nicht unbeträchtliche Summe in PR und Meinungsmache investiert) Das hat auch den Vorteil das es wirkliche "Urlaube" gibt, da sich die Datenserver von Land zu Land untescheiden, verbunden durch das große, Globale Netzwerk.

Eine Reise in den Datenserver von Peking, der rot gefärbte Propaganda an jeder Stelle von sich gibt, jedoch auch einige, beeindruckende Digitale Bauwerke besitzt und mit Special wie dem "Chinesischen Staatsballet - Live übertragen in der digitalen Arena von Peking"  aufwartet.

Eine Reise in den Datenserver von Washington, neben dem Patriotismus und der größten Bibliothek über Waffen, kann man hier jedes Footballspiel der Arena - Durchschaltbar durch jeden Spieler - Verfolgen. Ferner gibt es in Subnetzten und mehr oder weniger legalen, geduldeten Server die besten Goreshooter der Welt (Spoiler weil moralisch schwierig)
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Vieleicht ist das globale Netzwerk sogar kostenfrei, ersetzen eventuell die staatlichen Schulen und so etwas wie "Internet ist ein Grundrecht". Doch die einzelnen, spezifischeren Server werden nur durch kostenpflichte "Reisen" oder "Zollgebühren" ermöglicht. Ich mag hierbei den Gedanken aus dem Roman "Ready player one" Du kannst eigentlich alles machen, bist ber Gefangen auf einer kleinen, langweiligen Welt mit wenig Inhalten, während gut betuchtere sich überall hinporten oder Reisen können.

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #35 am: 29.12.2022 | 12:22 »
Während ich so ein wenig drüber nachdenke, fällt mir auf das mir persönlich auch mehr und mehr die Zielsetzung fehlt -

Soll der Fokus auf die VR gelegt werden in Stile von Ready Player one? Dann müssen halt alle Spieler auch in dieser Welt "leben".

Oder soll es nur ein netter Nebeneffekt sein und es geht mehr ums Überleben draußen und das zusammen klauben von Tokens) Das wäre dann eine Art Shadowrun und das potential dder VR geht verloren.

Ich persönlich wäre für ein Cyberspace Setting, Avalon, Ready Player one, Tron bei der die Protagonisten aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen und sich ihr "Leben" im Cyberspace verdienen

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #36 am: 30.12.2022 | 21:33 »
Wow, danke für die vielen und ausführlichen Rückmeldungen.
Muss mal schauen, wann ich dazu komme alles zu berücksichtigen und in Ruhe zu durchdenken. Aber die gröbsten Punkte schonmal vorab.

Ich würde mich eher dazu entscheiden die EU entweder für gescheitert zu erklären, dann würde es mit der übertragung von hoheitlichen Aufgaben an die EU nicht mehr passen aber es gibt mehr Sinn das sie als Spielball zwischen den beiden Großmächten agiert.

Oder die EU als Erfolg betrachten, dann ist sie aber kein "Spielball" mehr, sondern eine eigenständige Großmacht [...]
Das zweite Szenario liegt näher an der derzeitigen Entwickelung und wäre mal ein schöner Ausgleich zu  der "kalten Krieg" Thematik.

Puh, ja, fairer Punkt.
Als ich die Zusammenfassung geschrieben habe, war das der Punkt, den ich auch zich-fach überarbeitet habe. Denn so eine ganz glasklare Vision hab ich da auch noch nicht.

Im Prinzip gebe ich dir Recht, das zweite Szenario ist näher an der aktuellen Realität und wahrscheinlich auch das spannendere. Letztendlich will ich die USA in ihrer Rolle als Welt-Sheriff entmachten, denn ich glaube darauf wird es irgendwann hinauslaufen, ich will ein asiatisches Gegengewicht - und Russland taugt da irgendwie nicht mehr, Japan genauso wenig, und China ist da dann einfach naheliegend, deswegen habe ich das beibehalten, auch wenn sie aktuell ein bisschen vor, sagen wir Herausforderungen stehen - und Europa ist halt die große Frage.

Mein erster Gedanke, den ich versucht habe zu beschreiben, war eigentlich dein erster Punkt: EU ist zwar auf dem Papier noch existent und hat einige Hoheitsrechte, die ihr in der Vergangenheit zuerkannt wurden, als es notwendig schien, aber faktisch ist sie eigentlich gescheitert und zerfällt.
Gibt halt viel Chaos und viele Möglichkeiten.

Allerdings gefällt mir dein Alternativszenario. Die USA schwächen sich durch zunehmenden Nationalismus selbst, die EU erstarkt, verharrt aber ein wenig in alten Prinzipien, und China im Osten. Drei globale Player. Kein kalter Krieg. Die drei müssen sich irgendwie arrangieren und man hat immer zwei, die zusammen den dritten übermannen könnten und damit ein globales Gleichgewicht.

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #37 am: 30.12.2022 | 21:37 »
Was ich auch zu bedenken geben würde, ist wie irgendwo oben schon erwähnt: China steht momentan vor ziemlich immensen Problemen, wirtschaftlich, demographisch und politisch. Gut möglich, dass dort einiges sehr viel schneller sehr viel deftiger den Bach runtergehen wird als hierzulande.

Ja, absolut. Vor allem da sie wahrscheinlich von der Klimakrise mit am stärksten getroffen werden.
Aber trotzdem sehe ich sie als mindestens dritten im Konzert der Großen. Die schiere Größe, der Einfluss im Osten, die Militärmacht, die Digitalmacht...
Ich sehe schlicht aktuell keine wirkliche Alternative.

Plus, ich meine mich daran zu erinnern, dass ein großer Teil der Schulden der US Amis von den Chinesen aufgekauft wurde. Meine mal gelesen zu haben, dass die USA ein massives Interesse daran haben, dass China seine Währung unterbwertet hält, da sie sonst in arge finanzielle Nöte geraten könnten.
Auch diese Verflechtung finde ich spannend.
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #38 am: 30.12.2022 | 21:44 »
Ich würde im Zuge des Cberpunkgedankens auch bei den digitalen Prozessen intervenieren, den wenn China tatsächlich eine so große Kontrolle haben würde, dann wäre ein Großteil des Netztes vermutlich zensiert und mit Propaganda gefüllt. Zudem wird sich jede Nation bewusstsein, das wenn jemand das Internet beherscht, er die ganze Welt beherscht.

[...]

Vieleicht ist das globale Netzwerk sogar kostenfrei, ersetzen eventuell die staatlichen Schulen und so etwas wie "Internet ist ein Grundrecht". Doch die einzelnen, spezifischeren Server werden nur durch kostenpflichte "Reisen" oder "Zollgebühren" ermöglicht. Ich mag hierbei den Gedanken aus dem Roman "Ready player one" Du kannst eigentlich alles machen, bist ber Gefangen auf einer kleinen, langweiligen Welt mit wenig Inhalten, während gut betuchtere sich überall hinporten oder Reisen können.

Nice!
Ich glaube ich würde das "freie, globale" Internet von vornherein als eine Aktion von Hacker, Rebellen und Punks anlegen, und die nationalen Internette (:D) dann als Layer obendrauf. So hat man quasi eine Art Darknet, und je nach Nation wird halt der Zugang zu bestimmten, durch die Nation kontrollierten Teile einfacher gemacht.
Aber du hast vollkommen Recht, da bin ich übers Ziel hinausgeschossen.

Klasse Idee.
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #39 am: 30.12.2022 | 21:54 »
Während ich so ein wenig drüber nachdenke, fällt mir auf das mir persönlich auch mehr und mehr die Zielsetzung fehlt -

Ja, genau das ist der Punkt, der mir auch aufgefallen ist.
Es ist jetzt so viel zum Konzept digitaler Urlaub geacht worden, dass der Rest ein bisschen in den Hintergrund rückte.

Ich würde mich - Stand heute - ungern auf rein digitalen Urlaub beschränken wollen. Mein Gedanke ging eher in die Matrix Richtung:
Es gibt das Spiel zu digitalem Urlaub.
Die Leute suchten es.
Die Realität gerät darüber in Vergessenheit.
Und über das Spiel werden Runner rekrutiert, die versuchen sollen wieder für ein bisschen eine bessere Realität zu sorgen - mit oder ohne Spiel.

Aber das ist, wie gesagt, die Baustelle die ich als nächstes angehen wollte. Daher später dazu mehr...
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #40 am: 2.01.2023 | 21:37 »
Hallo in die Runde,

ich hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gestartet.
Wie angekündigt hab ich mir die letzten Tage - neben ein paar anderen Dingen - mal ein paar Gedanken dazu gemacht, in welche Richtung ich gern weitergehen wollen würde. Zufällig bin ich dabei über folgenden Artikel gestolpert (leider mittlerweile hinter einer Paywall):
https://www.zeit.de/2023/01/mckinsey-beratungsunternehmen-bundesverteidigungsministerium-russland

Das offensichtliche dabei ist, dass die großen Konzerne (in dem Fall McKinsey) ihre Finger überall im Spiel haben, auch wenn es sich scheinbar widersprechende Richtungen sind. Zumindest von einem moralischen Standpunkt aus. Und dass dieses Cyberpunk Trope schon heute Realität ist.

Viel spannender fand ich daran aber die Tatsache, wie viel vor unser aller Augen passiert, ohne dass wir es mitbekommen.

Und das wiederum fand ich einen spannenden neuen Blickwinkel auf Cyberpunk.
Was, wenn das ganze Schlimme gar nicht so offensichtlich ist, wie es normalerweise der Fall ist? Was, wenn das alles hinter verschlossenen Türen passiert?

Dann wären Cyberpunks letztlich diejenigen, die all den Dreck versuchen selber zu lösen - weil ein "an die Öffentlichkeit zerren" gar nichts bringen würde. Und je nachdem, an welcher Stelle sie ansetzen und welche Perspektive sie stützen, werden sie selber Teil des Problems.

Der digitale Urlaub ist dann nur eine "Verschleierung" von vielen. Ich würde die Welt und die Komplexität der Welt gern groß lassen und den digitalen Urlaub "nur" als Einstieg - aber dahinter Schicht für Schicht für Schicht mehr Dreck...

Das wäre vielleicht ein noch nicht ganz verbrauchter Blick auf das Cynerpunk Genre
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #41 am: 3.01.2023 | 00:08 »


Der digitale Urlaub ist dann nur eine "Verschleierung" von vielen. Ich würde die Welt und die Komplexität der Welt gern groß lassen und den digitalen Urlaub "nur" als Einstieg - aber dahinter Schicht für Schicht für Schicht mehr Dreck...

Das wäre vielleicht ein noch nicht ganz verbrauchter Blick auf das Cynerpunk Genre

Puh, ich glaube das wird nicht funktionieren - Rollenspiel ist nicht gut darin mehrere Ebenen zu vermischen, man sieht es deutlich in der Sr3 Edition mit Matrix und realer Welt - Beides funktioniert auf ihre weise gut, und man kann entweder geileAbenteuer in der Matrix mit einer Runde aus Deckern erleben, oder eine geile Runde als StreetSams haben. Beides zusammen funktioniert nicht. Darum wurde das auch von Edition zu Edition immer weiter verschoben und spielbarer gemacht.

Welten Mischen führt immer zu einer passiven Seite, sei es die Reale Welt oder der Urlaub. Während der Spieler der auf den "Urlaub" spezialisiert ist dort teile des Plots löst langweilt sich der Spieler der sich auf die echte Welt fokussiert hat und umgekehrt

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #42 am: 3.01.2023 | 08:59 »
Fairer Punkt, so hatte ich das noch gar nicht gesehen.

Dieses extreme Spezialistentum in manchen Spielen ist tatsächlich ein Problem, das müsste man sinnvoll vermeiden.

Wie hat SR das denn aktuell gelöst? Kenne die neueste Version gar nicht mehr...
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #43 am: 3.01.2023 | 11:21 »
Zitat
Und dass dieses Cyberpunk Trope schon heute Realität ist.
Stimmt wohl - das liegt aber auch ein Stück weit daran, dass es schon seit vielen hundert Jahren Realität ist. Irgendwelche fiktiven Cyberpunk-Megakonzerne und Miet-Polizisten machen letztlich nichts anderes, als das, was vor langer langer Weile solche "Sympathieträger" wie die Hudson-Bay-Company oder die Pinkerton-Detektei in der Realität (und mitunter um Längen grausiger und schamloser) abgezogen haben. Nur halt bei Gaslicht und Ölfunzeln und nicht im Schein pinker Neon-Hologramme. Deswegen ist Cyberpunk IMHO auch so ein "Evergreen der Sci-Fi". Nicht nur, weil sich darin tolle Noir- und Action-Stories erzählen lassen, sondern auch weil Cyberpunk in einigen Punkten nur die etwas überdrehte Version der normalen Gegenwart ist.

Zitat
Wie hat SR das denn aktuell gelöst? Kenne die neueste Version gar nicht mehr...
Dito - aber ich würde das Ganze "lösen", indem ich sowas wie Kampagnen-Foki einbauen würde. Es geht halt nicht immer alles in der selben Kampagne. Spiele ich irgendwelche hammerharten Street-Sams, dreht sich die Kampagne um Street-Sam-Dinge, gehts um Technomystiker im Cyberspace, dann ist die Kampagne darauf konzentriert, usw.
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #44 am: 5.01.2023 | 13:16 »
Ich hab die letzten Tage nochmal über die unterschiedlichen offenen Fragen gebrütet und verschiedenes gelesen. Zum Beispiel haben die Teilzeithelden gerade eine Rezi zu CY_BORG veröffentlicht (https://www.teilzeithelden.de/2022/12/29/ersteindruck-cy_borg-stockholm-kartell-a-ggglitch-in-th__e-s-yst3m/), das fand ich ganz interessant. Ist quasi eine auf die Spitze getriebene Dystopie und steht damit in krassem Kontrast zu einem Buch, das ich gerade lese (factfulness: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1048688144?ProvID=11000522&gclid=EAIaIQobChMIzrPmkbOs_AIVNO7mCh2DGAwWEAQYAiABEgL8f_D_BwE), laut dem die Welt eigentlich immer besser wird. Bemerkenswert fand ich bei CY_BORG vor allem, dass das Spiel gar nicht in einem festen Jahr spielt, wie ich es sonst kenne, sondern in 20X3. Das fand ich einen spannenden Einfall, das ganze einfach nicht genau zu terminieren.
Beim Aufräumen ist mir außerdem ein altes RPG Design Zine in die Hände gefallen, dass ich mir (nochmal) genauer angeschaut habe (https://ndpdesign.itch.io/rpg-design-zine). Der wichtigste Punkt, den Nathan Paoletta in diesem Zine gleich zu Beginn macht, ist: Schreib auf, was dein Ziel mit dem Design eines Rollenspiels ist – ganz egal was es ist – denn nur dann kannst du jeden weiteren Designschritt gegen dieses Ziel vergleichen und schauen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist.

Das hab ich mir zu Herzen genommen und nochmal alles, was wir Settingseitig besprochen haben, gegen das eigentliche Ziel, Rollenspiel neu zu denken, jenseits des bisherigen Branchen-Status-Quo, um so neue Zielgruppen zu erschließen, abgeglichen.
Folgendes ist dabei herausgekommen:

Der Grund, weshalb ich Rollenspiel so mag – nicht nur, aber hauptsächlich in seiner Pen und Paper Form – ist das ich als Spieler einen wirklichen Einfluss auf die Spielwelt entwickeln kann. Das geht einerseits im Kleinen, am Spieltisch, und hier am besten über Sandboxes. Das geht aber auch im Großen, über solche Dinge wie offizielle Cons, Briefspiel und all diese kleinen „tools“, nenne ich sie jetzt mal, die einen Einfluss auf einen eventuellen Metaplot haben.
Wenn das Spiel an sich aber sowieso hauptsächlich digital stattfindet – und nein, jeder kann, darf und soll gern weiterhin am Tisch mit seinen Freunden spielen, aber der default, von dem ich erstmal weiterhin ausgehe, ist das Spiel über digitale Kanäle – dann verschwimmen plötzlich die Abgrenzungen. Dann kann jede Runde wie eine Con-Runde gespielt werden. Dann kann jedes Spiel in gewisser Weise dokumentiert und damit zu einer Art Briefspiel werden. Und damit kann wiederum jede Sitzung mehr oder weniger Einfluss nehmen auf den Metaplot.
Wobei ich hier Metaplot anders verstehen wollen würde, als klassischerweise, nämlich nicht einen von einer Redaktion oder so mehr oder weniger vorgegebenen, strukturierten Plot, der sich auf Teufel-komm-raus entfaltet (mein Gott hat mich das Railroading im Jahr des Feuers bei DSA gestört), sondern tatsächlich dichter am Konzept einer Sandbox.

Stellt euch ungefähr folgendes Szenario (erstmal rein fiktiv, soll nur zur Veranschaulichung des Gedankens dienen) vor:
Die Plattform, über die unser Rollenspiel veröffentlicht und gespielt wird geht live, es gibt mit dem Launch 5 Einsteigerszenarios, die alle parallel veröffentlicht werden. Zusätzlich wird ein Jahr lang  jeden Monat ein neues, weiterführendes Szenario veröffentlicht, das die Spieler spielen können. Also insgesamt 17 Szenarios.
Jedes dieser Szenarios handelt in irgendeiner Weise von Konflikten zwischen zwei oder mehreren „Playern“ der Spielwelt. Also als Beispiel: Die chinesische Bing-Jao-Corporation beauftragt die Runner damit eine Politikerin in Brandenburg unter Druck zu setzen, damit dort keine neue Fabrik für das Lesta E-Auto gebaut werden kann. Die Runner setzen sich also mit der Politikerin in Kontakt, fangen an Druck aufzubauen – da kriegen sie ein unmoralisches Angebot von einem Konzernbonzen von Lesta, nennen wir ihn Melon Usk, stattdessen den Auftraggeber preiszugeben und damit die Chinesen unter Druck zu setzen. Jetzt liegt es an den Spielern selbst – wen wollen sie unterstützen, wen sich zu Feind machen?
Nehmen wir an, die Spieler entscheiden sich dafür die Chinesen weiterhin zu unterstützen – immerhin stehen sie bei denen im Wort. Das Szenario endet mit einem Erfolg der Runner und damit der Chinesen. Der SL vermerkt dies am Ende der Session in einem Feedback-Bogen: die Chinesen werden gestärkt, die Bing-Jao-Corp wird gestärkt, Lesta und die Amis werden geschwächt. Und so macht es jeder SL nach jeder Sitzung. In hunderten Sitzungen, quer durch alle Szenarios. Einige Szenarios werden dabei sicherlich weniger gespielt werden als andere, einige Fraktionen werden vielleicht lieber unterstützt werden als andere. Es entsteht aber eine kleinere oder größere Verschiebung der Mächte in der Sandbox – und genau diese Verschiebung der Mächte wird dann berücksichtigt in den 12 Szenarien, die im zweiten Jahr veröffentlicht werden. So hat jeder Spieler mit seinen Entscheidungen Einfluss (und wenn es nur ein sehr kleiner ist) auf eine große Sandbox Welt, bzw. auf die Macht der einzelnen Player innerhalb dieser Welt.
Und mehr noch.
Dadurch, dass es idealerweise eine Art Marktplatz geben wird, in der SLs Runden anbieten und Spieler sich, notfalls auch spontan, den Runden anschließen können, bzw. anders herum, dass Spieler Gesuche stellen können und somit jeder Spieler selbst auswählen kann, an welchen Szenarien er oder sie teilnimmt, bekommt das ganze sogar ein bisschen den Flair einer West Marches Kampagne, ist mir mal aufgefallen. Nur eben mit mehreren SL. Aber das nur am Rande...

Wenn man diese Überlegungen als Ausgangspunkt nimmt, ergeben sich eine Reihe weiterer Fragen:
Wer sind die großen Player innerhalb dieser Sandbox?
Und: Was sind die zentralen Konflikte, die in der Sandbox angelegt werden?
Um dann daraus ableiten zu können: Was ist es konkret, was die Spieler tun sollen?

Zu Frage 1: Wer sind die großen Player?

Ich würde gerne weiterhin dabei bleiben, das Setting – und um dieses geht es ja hier – möglichst dicht an der Realität zu belassen. Aus zweierlei Gründen: Erstens erleichtert es den Zugang für Neuspieler. Mit Europa, den USA und China kann jeder etwas anfangen, man hat sofort bestimmte Erwartungen, wie alles dort jeweils in etwa funktioniert und muss nicht erst Seitenweise Hintergrundinfos lesen. Und Zugänglichkeit ist mir ein wirklich wichtiger Punkt. Gleiches gilt bei großen Unternehmen. Bei Myranor, Aventurien und Riesland (oder beliebigen anderen Kontinenten) wäre das anders.
Und zweitens liefert die Realität einfach wahnsinnig viel Inspiration, die recht einfach zu übernehmen ist, wenn man dicht an den realen Verflechtungen bleibt.
Im Endeffekt ist es also das Ziel, die Realität ein bisschen zu überhöhen, gezielt zu dramatisieren, in die Zukunft zu denken, kritische Technologien einzuführen… und das wars. Das Spiel wird damit dann keine wirkliche Dystopie. Es wird keine Utopie. Es wird eine Welt mit Stärken und Schwächen, mit viel grau und wenig gut und böse, aber zahlreichen Konflikten. Ich würde durch die Klimakrise die Umweltbedingungen weiterhin drastisch verschärfen, würde die Schwere zwischen Superreich und Rest weiter aufreißen, die breite Masse durch eine Meta-Realität wie dem digitalen Urlaub ablenken - Ich glaube, auf dieser Basis sollte man sehr viel Spiel generieren können.
Natürlich gibt es das Problem, dass die Realität das Spiel überholen kann. Dass es größere Veränderungen in der Realität gibt, die im Spiel nicht vorhergesehen wurden. Aber auch das ist glaube ich nicht schwer zu lösen. Wir versetzen das Spiel auf unbestimmte Zeit in die Zukunft, fünf Jahre nachdem der Meerespiegel schlagartig anstieg – sagen aber nicht, wann genau das gewesen ist. Damit kann man jede Entwicklung der Realität schnell übernehmen und einbauen. Fertig.

Und damit sind die großen Player die gleichen, wie heute. Auf Staatenebene haben wir die USA, als Sheriff der Welt, die aber zunehmend nationalistischer werden, wir haben China, die Kapitalismus und Kommunismus durch weitgehende Totalüberwachung verbinden, wie haben Europa als Zentrum des Spiels, wo alles etwas langsamer, kontrollierter, bürokratischer, demokratischer verläuft. Allerdings zu langsam für die schnellen Veränderungen der Welt. Eigentlich hätte ich gern noch ein viertes staatliches System im Mix, ein Königreich oder soetwas. Vielleicht Saudi-Arabien. Mal schauen.
Wir haben die großen, global agierenden Konzerne. Die Finanzindustrie. Die Techindustrie. Die Pharmaindustrie. In Deutschland noch die langsam verkümmernde Automobilindustrie. Jede Industrie mit drei, vier großen Playern. Da kann man sich gut hier inspirieren lassen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Unternehmen_der_Welt
Und wir haben die Einzelpersonen, die dahinter stehen. Mit unendlich viel Macht und Einfluss.

Insgesamt ist das eine Liste von vielleicht 30-40 Playern, die langfristig wichtig und miteinander irgendwie verwoben sind und die gesamten Zügel der Welt in der Hand haben ausreichend, denke ich. Man muss es ja nicht übertreiben. Wenn wir uns auf Europa konzentrieren, bleiben vielleicht noch 15, 20 Player übrig. Eher weniger.

Die definieren wir zu Beginn, auf Basis von ein paar Rahmenbedingungen der Welt. Und dann entwickeln wir ein paar Szenarios, die direkt oder, besser noch, indirekt diese Player in Wettstreit miteinander schicken, lassen das ganze loslaufen und schauen mal, was passiert.
Komme gleich nach darauf zurück, was die Spieler eigentlich machen sollen…


Frage 2: Was sind die zentralen Konflikte?

Hierüber habe ich wahrscheinlich am längsten nachgedacht.
Es gibt viele Konflikte, die ich spannend finde. Moralische Dilemma. Das richtige Tun oder das Einfache tun. Der Konflikt zwischen Wahrheit und schönerem Schein. Der Konflikt zwischen dem, was Zielführend ist und dem, was erlaubt.
Alles Dinge, die ich einbauen möchte.
Aber der zentrale Konflikt, der alles überschattende Konflikt, muss etwas anderes sein. Er muss die Spieler involvieren, ins Zentrum setzen.

Deswegen glaube ich, dass der zentrale Konflikt in der Sandbox der Konflikt zwischen Individuum und übergeordneter Struktur, sei es eine Organisation, eine Gesellschaftsform oder Staatensystem, sein sollte. Die Frage danach, wie viel Person, wie viel Mensch, wie viel Individuum noch in einem steckt, wenn man in Strukturen funktionieren muss, die von der Umwelt vorgegeben sind. Die Freiheit des Einzelnen im Kontrast zur Freiheit der anderen. Der Kampf um Entscheidungsgewalt, um Macht.

So ziemlich alles, was wir hier besprochen haben, läuft darauf hinaus. Digitaler Urlaub? Je nach Lesart stellt es die Massen ruhig, damit sie nicht aufbegehren, oder es ist die einzige Zuflucht in Individualität in einer Welt, in der alles nur noch funktioniert und schrecklich ist. Der Run auf einen Konzern? Ausdruck der Rebellion gegen ein repressives System. Die unterschiedlichen Großkonzerne wetteifern miteinander nicht nur um Geld – davon haben sie genug. Sie wetteifern um die Macht über die Zeit des Konsumenten. Der Mensch ist nur noch Ressource. Die USA können als Blaupause für althergebrachten Cyberpunk dienen, die wesentliche Macht liegt bereits bei Großkonzernen und wenige Individuen im Hintergrund vereinen alles Geld und allen Einfluss auf sich. Sie können machen, was sie wollen. Die große Masse ist mittlerweile gezwungen, bis an ihr Lebensende für die Konzerne zu schuften, um das eigene Leben finanzieren zu können. Die Vereinsamung ist groß, der Drogenkonsum und das Self-Enhancement mittels Cyberware, Biohacking und Gen-Splicing (für die, die es sich leisten können) sind noch größer.
Europa hat einen etwas anderen Weg gewählt. Hier wird die große Masse mit einem Grundeinkommen am Leben gehalten. Das reicht, um zu überleben – für Teilhabe ist es zu wenig. Die Gesellschaft ist komplett überaltert, überall verlangsamen Regulierungen und Bürokratie den Fortschritt. Als Wirtschaftsnation ist man längst abgeschlagen hinter den USA, China und eventuell auch Saudi Arabien, der Lebensstandard ist gesunken, aber man kann sich die Annehmlichkeiten des Lebens bei den Amerikanern und Chinesen einkaufen. Und weil man das kann, kauft man sich gleich noch das Gefühl mit, ebenfalls zur Elite zu gehören. Dabei ist man eigentlich abhängig. Veränderungen würden breite Mehrheiten in Europa erfordern. Leider gibt es die nicht mehr. Die Demokratie hat sich im Wesentlichen selbst lahmgelegt.

In Deutschland würde ich also ein Gefühl der Hilflosigkeit und Stagnation als beherrschende Stimmung aufbauen wollen. Man ist ein wenig den Krisen der Zeit ausgeliefert, ohne wirklich etwas dagegen tun zu können. Wirklichen Fortschritt gibt es nur noch auf Pump aus dem Ausland. Man kann zwar ein Grundeinkommen beziehen, das führt aber nur dazu, dass man in winzig kleinen Appartements in riesigen Gebäuden ein Zimmer mieten, etwas essen, trinken, und sich im www ablenken kann. Für mehr reicht es nicht.
Die wenigen, die sich damit nicht zufrieden geben wollen, wetteifern um die viel zu wenigen Jobs, auf deren Profil sie eigentlich nicht passen, im Wettlauf gegen die Zeit, ehe KIs oder Roboter auch diese Aufgaben übernehmen können. Europäer haben quasi die Wahl zwischen konstanter Unterforderung oder konstanter Überforderung. Auf dem Papier ist man stolzer Europäer, der, anders als in den USA, wo die Konzerne und Einzelpersonen die Politik bestimmen, und anders als in China, wo die KPCh seit Jahrzehnten an der Macht bestätigt wird und allein durchregiert, der Meinung ist, dass die eigene Stimme noch Bedeutung hat. Regierungen können nur noch mit Koalitionen aus vier oder fünf Parteien gebildet werden – womit effektive Gestaltung unmöglich wird.

Ein bisschen wie Realität eben. Nur leicht überspitzt.

Was uns zu Frage 3 bringt: Was ist es, was die Spieler(Charaktere) konkret tun?

Einer der Ausgangspunkte meiner Überlegungen, weshalb ich ein Cyberpunk Setting gut geeignet für diese Art von Spiel empfinde, war die einfache Zugänglichkeit zu Szenarioaufhängern. In allen Cyberpunk-Spielen, die ich kenne, spielt man im Endeffekt Missionen. Man wird angerufen von einem Mr. Smith oder sonstwem, kriegt einen Auftrag und kämpft gegen das System (und trägt damit selbst zu seinem Erhalt bei).
Die zentrale Frage lautet nur immer: Wie weit bist du bereit zu gehen um die Missionsziele (und deine eigenen) zu erreichen?

Diese Grundideen oder fast schon Mechaniken würde ich gern beibehalten (auch wenn natürlich links und rechts davon noch mehr missionsloses Spiel ermöglicht werden soll).

Wann immer ein Spieler Zeit und Lust hat zu spielen, loggt er sich ins System ein und sucht sich eine Mission, die gerade verfügbar ist (sprich: die ein SL anbietet). Einsteigermissionen, also solche, die auch gleichzeitig einen neuen Charakter bauen und in die Welt einführen, müssen gleich die Motivation des Charakters mit einbauen. Vielleicht ist der Char wirklich erstmal nur jemand aus der breiten Masse, der einen digitalen Urlaub konsumiert und mehr oder weniger zufällig in einen Datenklau verwickelt wird – bei dem er dann merkt, dass die Hacker tatsächlich lautere Motive haben. Vielleicht ist er selbst Ex-Militär bei einer privaten Sicherheitsfirma, merkt, wie sehr die Reichen unterdrückerisch tätig sind – und begehrt dagegen auf. Oder – Achtung, Verschwörungstheorie – vielleicht möchte sich der Charakter auch einfach nur mit der Nachbarin treffen, aber die rigiden Infektions- und Klimaschutzgesetze untersagen das. Und als er dann dagegen verstößt, wissentlich oder unwissentlich, merkt er, dass die Infektion gar nicht so gefährlich ist, wie immer behauptet, bewegt sich weg von den staatlich kontrollierten Medien und findet heraus, wie viele Menschen eigentlich massiv davon profitieren, wenn der größte Teil der Menschheit einfach nur zuhause sitzt und passiv konsumiert.

Ganz egal, was der Aufhänger ist… irgendwie kommen die Charaktere in Kontakt mit einer kleinen Gruppe von Menschen, die versuchen, Dinge zu ändern. Notfalls mit Gewalt. Notfalls gegen die Gesetze.
Cyberpunks.

Und je länger er versucht, seine Individualität, seine Menschlichkeit zurück zu gewinnen, umso mehr merkt er, dass jede seiner Aktionen eventuell wieder anderen Großmächten in die Karten spielt. Was ihn dann wieder zurück bringt zu der Frage: Wo ist seine persönliche Grenze, die er nicht gewillt ist zu überschreiten? Wie weit ist er bereit zu gehen, um ein Individuum zu sein in einer Welt der Masse?



Was meint ihr?
Sind das tragfähige Rahmenbedingungen für eine Kitchensink Cyberpunk Setting?
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #45 am: 5.01.2023 | 13:26 »
Zitat
Eigentlich hätte ich gern noch ein viertes staatliches System im Mix, ein Königreich oder soetwas. Vielleicht Saudi-Arabien. Mal schauen.
So als fixer Vorschlag: Nimm Indien! Der Subkontinent wird zwar traditionell echt gerne ignoriert, ist aber wirtschaftlich unlängst auf einem ziemlich guten Weg und schmeißt wie China auch eine knappe Milliarde an Bevölkerung in die Waagschale. Daher sind die Inder als fette Nummero Vier nicht so unwahrscheinlich.
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #46 am: 5.01.2023 | 20:08 »
Uh, netter Gedanke!
Indien gefällt mir! Hab zwar selber keine Ahnung davon, aber die Idee ist gut! Danke!
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #47 am: 5.01.2023 | 23:06 »

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Dann bist du bei einem Universalsystem, und hier tut sich das Problem auf, das du quasi doppelte Zeit/Kreativität/Text investieren musst und viele Spieler nur die hälfte davon Nutzen. Davon abgesehen musst du für beide "Welten" ein in sich geschlossenes System benutzen

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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #48 am: 6.01.2023 | 19:58 »
Im Thread über Unterschiede von Charakteren ist ja auch schon das Thema aufgekommen, dass Kampf, Rigging, Hacking, usw. mitunter eigene Subspiele innerhalb des Spiels sind.

Ich überlege immernoch, wie man das ganze organisch zusammen bekommt.

Eigentlich bin ich kein Fan von einzelnen Minigames im Game. Das fügt weitere Komplexität hinzu, ohne wirklichen Mehrwert in meinen Augen.

Ich bin davon überzeugt, dass man zumindest Hacking und Kampf irgendwie zusammenbringen können muss. Aber eine gute Lösung habe ich bisher auch noch nicht...
Bin da für Ideen sehr offen.



Hat noch jemand Ideen/Kommentare/Kritik/Meinungen zu den Settingideen weiter oben?
Mir reicht auch ein "sieht gut aus in meinen Augen" oder so. Bin mir nur nicht sicher ob ich in die komplett falsche Richtung gehe und alle sind zu höflich etwas zu sagen ;)
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Re: Cyberpunk-Community-Projekt: Das Setting
« Antwort #49 am: 6.01.2023 | 23:50 »
Schreib mich mal per PN an für Discord, ich habe da eine rictig gute Idee