Also wenn ich die Keynote anschaue, drängt sich mir folgendes auf:
"Die alten Regeln gelten nicht mehr" hat für mich sofort den unausgesprochenen Nachsatz: "und Ulisses schafft es nicht die neuen Regeln erfolgrech anzuwenden." Das höre ich bei Markus Plötz irgendwie raus. Sonst ist der ganze Teil seiner Keynote für die (schwarze) Katz'.
"Läden sind Event-Plätze" - da wird dann sofort ausgeführt, warum Rollenspiele nicht als Event taugen. Was ich nicht so unterschreiben würde. WotC schafft das mit D&D auch. Es gibt den GRT und den Free RPG Day. Und da nehmen auch Firmen dran teil.
"Der Verkauf findet direkt statt" - Stimmt tatsächlich so. Wobei Direktverkauf nicht immer über Crowdfundings stattfinden muss. Oft ist es auch Vorbestellung direkt beim Verlag. Das nutzt auch Ulisses. Der Satz, wenn etablierte Firmen keine Crowdfundings machen, sind sie pleite ignoriert zumindest den Elefanten im Raum: D&D. WotC macht das Geschäft fast genauso wie früher.
"Produktionskosten" - da stimme ich zu. Aber das trifft alle. Und das wird vorbeigehen. Das bleibt so nicht in alle Ewigkeit.
"Inflation" - haben wir immer. Nur jetzt halt extrem hoch. Und im letzten Jahrzehnt war die Inflation praktisch bei Null. Damit ist das ein Schock. Seine Verallgemeinerungen halte ich platt. Die Big-Player haben Leute, welche die Wirtschaftlichkeit kalkulieren. Übrigens auch Ulisses, wenn man sich das Team auf der Homepage mal genau anschaut. Aber klar, es kokettiert sich leichter mit "Wir sind doch alle nur Fans".
"Krisen, Angst & Unsicherheit" - könnte ein DSA Titel sein. Die Corona-Krise war für die Branche nicht negativ. Im Gegenteil, zumindest bei D&D sind Verkaufszahlen von Rekord zu Rekord gesprungen. Fun Fact: EN World meint, D&D ist in zwischen die bekannteste Hasbro-Marke (und die haben auch Monopoly). Die aktuellen Krisen sind natürlich existentiellerer Natur, fließen aber geradewegs in das Thema Inflation ein. Ja, das verfügbare Einkommen für Rollenspiele wird knapper und unter Umständen kauft sich jemand nicht mehr alles, was früher im Regal gelandet wäre. Umgekehrt heißt das vermutlich, der Umsatz landet eher beim Platzhirsch als in der Nische. D&D hat auch in Deutschland DSA vom Sockel verdrängt und damit hat spezifisch Ulisses natürlich ein Problem, obwohl die an sich solide geführt sind.
Die Maßnahmen von Ulisses: Vernünftig und sinnvoll. Führt aber nicht zum Ende des Rollenspiels. Hut ab, dass er darüber informiert. Für die Let's Plays/Actual Plays keine Vergütung zu zahlen, zeigt, dass Ulisses die neuen Spielregeln nicht verstanden hat. Bei WotC fließt Geld an die Influencer genauso bei anderen Firmen. Jetzt noch ein Patreon erstellen, bedeutet einen hybriden Ansatz zwischen (un?)professionellem Verlag und professionellem Hobby.
Oh, jetzt geht es ans Eingemachte... die Szene schafft sich ab.
Überalterung sehe ich anders. Es kommen gerade viele junge Spielende nach. Vielleicht kommen sie nicht bei DSA rein, aber bei D&D.
Gatekeeping & Toxizität. Boah. Schwierig. Gibt es, aber sicherlich nicht flächendeckend. Und wahrscheinlich mehr bei den 10% Spielenden, die online in Foren und Sozialen Medien unterwegs sind als bei dem 90%, die einfach nur spielen.
Hm... insgesamt haben wir in diesem Thema wahrscheinlich mehr Text über das "Problem" produziert als Plötz in seiner Keynote.