Ich hatte euch ja ein paar Rezis versprochen. Die Drei Fragezeichen-Bücher lasse ich mal außen vor, ich lese die sowieso sehr selektiv und fand sie alle gut.
Ansonsten habe ich 2023 mehr Autorinnen gelesen als Autoren, aber lustigerweise sind es dann doch 51 Bücher von Autoren gegenüber 49 von Autorinnen geworden. Jetzt habe ich aber alle Drei ???-Bücher, die André Marx geschrieben hat, auch durch genau wie die Krimis von Anna Johannsen, die beiden können mir also 2024 nicht mehr den Schnitt versauen (wobei, es gibt zumindest ein neues Buch von Anna Johannsen im Februar, also schauen wir mal).
Papiergebundene Bücher habe ich tatsächlich so gut wie keine gelesen, fast nur E-Books, wobei ich meine drei Favoriten 2023 ("Devotion", "Year of the Reaper" und "Where the forest meets the stars") inzwischen als Taschenbücher habe.
Alexander Hartung – Am Faden des Spielers (Nik Pohl 5)
Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Das ist das bisher beste Buch von Alexander Hartung. Also, nicht falsch verstehen, ich mag sie alle und werde auch weiterlesen, aber das hier war halt richtig, richtig gut. Ich hatte zwar recht schnell eine Ahnung, wer der Drahtzieher war, aber das macht einen guten Krimi aus: Als Leserin weiß ich, wer der Täter ist, und ich lese trotzdem weiter, weil ich wissen will, ob die Ermittler ihm auch auf die Schliche kommen. Außerdem mag ich die Dialoge zwischen Nik und Balthasar, und nur soviel: Ein Nik Pohl-Krimi ist nur dann vollständig, wenn Nik und Balthasar ihre WG einmal pro Buch verlegt haben
Zum Fall selbst möchte ich nicht so viel sagen, der Privatermittler Nik Pohl bekommt es scheinbar mit einem klaren Fall zu tun: Der verurteilte Verbrecher Kevin Cuizek soll zwei Polizisten erschossen haben, beteuert aber bis zuletzt seine Unschuld. Natürlich ist nichts, wie es scheint, und Nik und seine Freunde Balthasar und Jon versuchen, Cuizeks Unschuld zu beweisen.
5 von 5 Lupen
Alexander Hartung – An einem dunklen Ort (Jan Tommen 10)
Der Klappentext und auch der Prolog verraten schon, dass dieser Krimi ziemlich harter Tobak ist. Aber dort, wo sich viele Kolleg:innen gerne in blutigen Details ergehen, blendet Alexander Hartung ab und überlässt das Schicksal der Figuren der Fantasie des Lesers. Das gefällt mir sehr gut, denn Spannung wird durch eine gute Schreibe erzeugt, nicht durch bis ins kleinste Detail beschriebene brutalen Morde.
Dabei ist der eigentliche Fall zunächst eher konventionell, ein Millionär wollte sich mit einigen Leuten aussöhnen, kurz bevor es dazu kam, wurde er erschossen.
Damit es nicht zu heftig wird, gibt es natürlich die altbewährten Frotzeleien des Teams untereinander und ihre kleinen Alltagsgeschichten, bis der Showdown kommt und ich als Leserin echt lange nicht sicher war, ob der 10. Band auch zugleich der letzte ist.
5 von 5 Lupen
Andreas Gruber – Das Eulentor
Eine Expedition zum Nordpol schlägt grausam fehl, statt mit den ersehnten Karten kehrt der selbsternannte Polarforscher Alexander Berger mit schweren Verlusten wieder heim nach Österreich. Doch er und seine Mitreisenden haben eine seltsame Entdeckung gemacht: Ein Schacht, der scheinbar unendlich in die Tief führt und der eine manische Anziehung auf die Forschenden hat – bis in die Gegenwart.
„Das Eulentor“ wurde mir von Amazon vorgeschlagen, und ich habe ja ein Faible für Horror in Eis und Schnee (keine Ahnung, wieso), und psychologischen Horror mag ich alle Mal lieber als Splatter (wobei es hier auch Splatter-Momente gibt, aber die sind wohldosiert und nicht Ausrede für mangelnde Handlung). Das Buch hat mich massiv gegruselt, irritiert hat mich nur die ständige Twin Peaks-Anspielung mit „Die Eulen sind nicht das, was sie zu sein scheinen.“ Aber gut, kann ich drüber wegsehen, ist ja auch eine gute Serie.
5 von 5 Eulen
Barbara Davis – The Last of the Moon Girls
Irgendwie bin ich dieses Jahr wieder bei sehr leichter Lektüre gelandet, in diesem Fall „The Last of the Moon Girls“.
Lizzy Moon ist eine erfolgreiche Marketing-Frau in einer Firma für Kosmetik/Parfüms, ihr Chef ist ein ganz toller sexy Franzose, der sie gerne vom Fleck weg heiraten will und sie lebt in dem New York, wo die Appartements bezahlbar und ständig Kaffee verfügbar ist.
Dann erbt sie die Farm ihrer Großmutter und sie muss sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen: Die Mutter, die nicht in der Lage war, ihre Tochter großzuziehen, ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist und die von den Leuten in der Kleinstadt in Maine zuerst als Hexe und später als Mörderin verschrien wurde.
Mit Hilfe von Andrew, einem Architekten und Evvie, der Freundin (es wird mMn bewusst offen gelassen, wie Althea und Evvie zueinander standen) von Althea, macht sich Lizzy daran, Altheas Unschuld zu beweisen, baut nebenbei die Farm auf und versöhnt sich mit ihrem alten Leben.
Natürlich ist das alles Schema F und furchtbar vorhersehbar, es ist schon beim Lesen des Klappentextes klar, dass Andrew und Lizzy sich ineinander verlieben und noch ein paar Kapitel „Will they – won’t they“ spielen.
Daneben gibt es aber immer auch düstere Klänge wie die Geschichte von Lizzys Mutter, sodass man nicht ganz im Kitsch-Sumpf versinkt. Sicher keine hohe Literatur, aber einfach eine schöne Geschichte mit Happy End.
4 von 5 Parfümflakons