- Was es noch schwerer macht ist nicht etwa, dass keine Vorbilder vorhanden wären, sondern dass richtig gute Vorbilder vorhanden sind. Als ich mein erstes mal "gemeistert" habe, kannte ich absolut niemanden, der so etwas spielt. Da gab es demnach auch keine Erwartungshaltung - weder bei mir noch bei den Spielern. Das ist heute sehr anders: man weiß aus den Medien (oder vom erfahrenen Spielleiter am eigenen Tisch), wie es bei guten Spielleitern aussieht, und man weiß, dass man es (zumindest am Anfang) so nicht hinkriegen würde. Nicht mal annähernd. Das schreckt ab.
- Wurzel des Ganzen ist also letztlich das Bedürfnis, "es richtig machen zu wollen", und das Gefühl, noch nicht bereit zu sein. Das gibt es im wirklichen Leben ja auch reichlich, sogar wenn es offensichtlicher Unsinn ist (deshalb lassen ja Leute einen Verletzten auch lieber auf der Straße verbluten, als "schlecht" Erste Hilfe zu leisten).
- Eine Lösung nach meiner Erfahrung: Anfangen, wenn man noch ein Kind ist. Kinder haben diese "ich mache das vielleicht nicht richtig"-Angst noch nicht so sehr, und sie sind besser darin, sich für Ronaldo zu halten, obwohl sie gerade erst gelernt haben, gegen einen Ball zu treten. Aber: Heutige Kinder holt man nicht mehr mit 300-Seiten-Regelbüchern ab, die man erst mal lesen muss. Auch nicht mit 100-Seiten-Heften in Einsteigerboxen. Klar, den einen oder anderen schon, aber in der Masse: Nö. Da braucht es Video-Tutorials, Gamification, Online-Ressourcen etc. So gesehen könnte es sein, dass WotC (egal wie sehr wie alten Säcke das hassen) auf dem richtigen Weg ist.
- Eine andere Lösung wäre ein Neustart mit deutlich regelleichteren Spielen. Klar, die gibt es, aber die sind für die Masse der Spielinteressierten nicht sichtbar und vielleicht auch gar nicht erwünscht. Wie der Artikel erwähnt (und das deckt sich mit meinem Eindruck): Die Leute wollen am Anfang nicht Rollenspiele ausprobieren, sie wollen D&D spielen "wie die Großen". Und das ist ein Problem, wenn die Großen sie nicht mitspielen lassen.
- Dieses neue, leichtgewichtige Einsteiger-Rollenspiel müsste aber genauso gut sichtbar sein und als genauso cool wahrgenommen werden wie D&D. Das ist eine Mammutaufgabe, dazu bräuchte es einen entschlossenen kommerziellen Anbieter, der das (auch in Sachen Vermarktung) in Angriff nimmt. Und dazu braucht es einen ganz anderen Businessplan als bisher: nix "drei fette neue 60-Euro-Regelbücher pro Jahr", dafür haufenweise optionale coole Gadgets, Online-Tools, Abos, Merchandise...
Und spätestens an der Stelle merke ich: Der Weg, der vermutlich nötig ist, um das neu erwachte Interesse auch tatsächlich in eine aktive Spielerschaft zu übersetzen, wird nicht mehr meiner sein. Vielleicht macht es jemand - WotC versucht es ja gerade - aber an mir wird das vorbeigehen. Neue Generationen brauchen neue Spiele, und ich bin die alte Generation...
Hab mal die Punkte rausgepickt die zumindest noch nicht so oft hier erwähnt wurden.
Beim ersten gehe ich mit, wie gesagt auch mit der dem umgekehrten Fall das es auch echt schlechte Streamer gibt wo ich nie mitspielen wollte.
Das der Effekt existiert aus Spielleitersicht und es wohl auch genug Spieler mit unrealistischen Vorstellungen gibt ist klar. Aber ich kann ihn persönlich nicht nachvollziehen. Wenn ich als jemand der noch nie Tennis gespielt hat auf den Platz gehe, wäre selbst bei einer Ballmaschiene doch klar das ich viele Schläge nicht dahin schlage wo sie hin sollen und nach kurzer Zeit Pudding Arme hätte. Das es aber komische Vögel gibt die meinen bei Rollenspiel wäre/müsste man instant perfekt sein ist echt komisch. Ich hab jetzt auch wieder die Bekanntschaft von ein paar Rollenspielern gemacht die sogar mehrmals die Woche spielen. Aber deren Spielstiel hat für mein dafürhalten nix mit Rollenspiel zu tun. Also auch Spieler brauchen mal irgend jemand der ihnen Zeigt was geht und das Spiel über ein Brettspiel erhebt.
Bei was wichtigem wie einem Menschenleben hätte ich auch angst es falsch zu machen, bei was unwichtigem wie Spielleiten war mein erstes Rangehen "Ach mal schauen was dabei rauskommt", ging und das obwohl ich echt zwei Spieler hatte die zum Kotzen waren, aber das ist eine andere Story. Aber ja auch da denke ich schwinnt dieses "Wenn ich es schlecht mache, hab ich mehreren anderen ihren Abend versaut". Ich finde den Absatz aus "Arbiter of Worlds" super, der sollte in jedem Spielleiterhandbuch dick am Anfang stehen. Spielleiter sein ist wie eine Party ausrichten. Man kann nicht dafür sorgen das alle auf der Party Spaß haben. Man kann nur die Rahmenbedingungen setzte das alle die Möglichkeit haben Spaß zu haben (Musik, Snacks, Deko,...).
Deepl übersetzt
Wenn du der Spielleiter bist, ist es nicht deine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Leute Spaß haben. Der Glaube, dass, wenn ein Spieler keinen Spaß hat, dies bedeutet, dass der Spielleiter versagt hat, hat mehr Spielleitern Kummer und Sodbrennen bereitet als jeder andere Mythos im Spiel. Man kann ein hervorragender Spielleiter sein, aber ein Spieler hat vielleicht keinen Spaß. Denn ob die Spieler Spaß haben oder nicht, hängt von Faktoren ab, die außerhalb deiner Kontrolle liegen: Wie hat ihr Ehepartner sie auf dem Weg hierher behandelt? Wie war ihr Tag auf der Arbeit? Wie gut können sie würfeln? Spielen sie das Spiel so gut wie die anderen Spieler? Sie können diese Dinge nicht kontrollieren und sollten sich deshalb auch nicht für sie verantwortlich fühlen. Das ist Stoizismus 101.
Sie sollten sich dafür verantwortlich fühlen, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Spaß haben können. Stellen Sie sich vor, Sie sind Gastgeber einer Party: Ihre Aufgabe ist es, für die richtige Mischung aus Häppchen, Getränken, Ambiente und Publikum zu sorgen, damit die Leute Spaß haben können. Es geht nicht darum, sich wie ein Clown aufzuführen, weil Rob einen schlechten Tag bei der Arbeit hatte. Das ist ein subtiler Punkt, aber wenn Sie ihn im Hinterkopf behalten, vermeiden Sie eine Menge selbstverschuldeter Zweifel und Stress in Bezug auf Ihre Rolle.
Kinder sind in der Tat ein sehr wichtiger Ansatzpunkt. Ich selbst nicht, aber viele haben ja in Schul-/Studienzeit angefangen mit dem Rollenspiel. Deshalb versuche ich ja immer mit allen Kindern in der Verwandtschaft deren Interesse zu wecken. Gibt ja einige einfach gehaltene Systeme. Aber auch hier ist es gar nicht so einfach zu sagen "Hier einfaches Ding, Spiel das mal mit freunden Familie". Hatte zu Weinachten "Mein erstes Rollenspiel" an meine Nichte verschenkt. Ist so halb Brett halb Rollenspiel. Als Spielleiter wäre es für mich kein Problem das Kindgerecht cool umzusetzen (hab's auch angeboten). Sie wollten es aber, soweit ich weiß, beim Familien Spieleabend Spielen. Und auch wenn ich es denke ich gut erklärt hab, denke ich das es schon beim "Spieler/Spielleiter" Wissen trennen scheitern wird, das keiner aus der einfachen Raum Beschreibung eine Spannende erzählung am Tisch macht,...
Ist also echt schwer Interesse zu wecken, wenn es für manche keine wirklichen Schnittpunkte gibt. Außer mal bei Stranger Things einen Mini ausschnitt von Rollenspiel gesehen zu haben. Was eigentlich interessant ist, so viele Sachen wie Rollenspiel (Speziell DnD) in Beeinflusst hat, hat es das ehr im Hintergrund gemacht ohne irgendwie "Nicht Rollenspielern" aufzufallen.