So in etwa wie man beim Sportwagen nicht kritisieren soll, dass er teuer ist, viel verbraucht und ein kleines Kofferraumvolumen hat?
In dem konkretem Fall halt noch mit dem dazukommenden Kritikpunkt, dass der Sportwagen eher langsam daherkommt und nicht gerade das eleganteste Design hat. Manchmal schlingern die Räder etwas, man kann aber andere dran bauen.
Es ist ja nicht so als ob man sagen könnte: für diesen konkreten Zweck bietet die 5e tolle Regeln, das ist die Stärke im Regelwerk. Oder anders gesagt: Auch als Familienwagen deklariert wird der Kofferraum der 5e nicht größer.
Wenn man Regeln bewertet so muss man eigentlich als erstes Fragen: Was möchte ich denn von den Regeln?
Ich könnte dann sowas sagen wir:
- Ich will, dass sie einfach sind und ohne viel Nachschlagen nutzbar sind.
- Ich will spannende Kämpfe
- Ich will Abwechslung im Spielstil
- Improvisation ist mir wichtig, das Regelwerk sollte dabei helfen, nicht im Weg stehen
- Ich will schnell eigene Dinge bauen können, eigene Monster, eigene Zauber und so.
Und es gibt hunderte solche möglichen Wünsche. Man kann anschließend auf die Regelwerke schauen und sagen: So hilft Regelwerk X dabei dies zu ermöglichen. Gar sagen: Ja, und das macht es besser (oder schlechter) als andere.
Und auch zu jeder dieser Anforderungen eine oder mehrere Regelungen finden die am besten funktionieren.
5e taucht dort dann nur kaum auf. Es ist in der Ausarbeitung für konkreten Regelmechaniken nicht einfacher als andere Regelwerke sondern oftmals eher unnötig kompliziert, hat einen eingeschränkteren Spielfokus, braucht mehr Nachfragen und Nachschlagen und viele Regeln sind halt nicht aus einem Guss designed sondern Hilfsmittel um andere Probleme die aus vorherigen Designentscheidungen entstanden zu beheben.
Wenn ich konkrete Spielsituationen umsetze ist bei gleichem IG Geschehen und gleichem Spielerlebnis die 5e Variante der Regeln aufwändiger, schon bei so simplen Herausforderungen wie "ich bau mir einen neuen Gegner" oder "dahinten steht ein Magier, den will ich hauen aber seine Beschützer sind im Weg. Wie viele Gelegenheitsattacken kriegen die?"
Und natürlich kann man dann Dinge vereinfachen, entweder indem man halt nicht die gleiche Spielerfahrung haben will (aber auch dann wären andere Regeln einfacher) oder anfängt Hausregeln zu nutzen.
Aber um bei der Analogie zu den Autos zu bleiben: Das was die 5e gut macht ist es Leute anzuziehen. Manchmal ist das genug, manchmal geht es nicht darum ob der Sportwagen schnell, hübsch oder gut verarbeitet ist und es reicht wenn die Leute drum herum stehen.