Mal meine 5 Cent zur Ausgangsfrage, jetzt mal unabhängig von Bobas Problemspieler:
Ich finde Minimaxen total harmlos und des "Austreibens" nicht würdig. Jedenfalls nicht, wie Fredi richtig sagte, wenn die Abenteuer andere Dinge belohnen. In diesem Fall werden die Spieler, die nicht Minimaxen, sich kaum daran stören, dass sie etwas "schwächere" Charaktere haben. Ich persönlich versuche, meine Abenteuer so viel wie möglich an den Hintergrund und die Persönlichkeit der Charaktere zu knüpfen und damit nicht irgend eine Geschichte zu erzählen, in die die Charaktere zufällig hinein geraten, sondern die Geschichte der Charaktere. Je interessanter, abgerundeter und konfliktreicher der Charakter, desto interessanter die Geschichte. Das ist dann die Belohnung.
Der geminimaxte Charakter hat vielleicht gegen die Goblins eine bessere Figur gemacht, aber der mit dem interessanten Hintergrund hat sich nach 20 Jahren mit seinem Vater versöhnt und sich an seinem Erzfeind gerächt. Wer ist jetzt mehr belohnt worden?
Natürlich kann auch ein geminimaxter Charakter einen guten Hintergrund haben. Ich habe sogar schon Charaktere geminimaxt, damit sie zu dem Hintergrund passten, den ich mir ausgedacht hatte. Darin sehe ich dann überhaupt kein Problem. Die 100% ausgewogene Gruppe wird es ohnehin nie geben, was die reine Kompetenz im Sinne von Spielwerten angeht. Und wenn die Spieler hin und wieder mal eine Herausforderung gerne haben, muss man als SL eben Mittel und Wege suchen, jedem seine 5 Minuten Heldentum zu gönnen, das ist ja nicht sooo schwer. Ich habe eigentlich gute Erfahrungen damit gemacht, eine überlegene "Kampfmaschine" in der Gruppe zu haben (Jedi bei Star Wars, Elfenkriegerin bei DSA4).
Okay, wenn der Dieb besser kämpft als der Elitekrieger, dann stört das natürlich die Plausibilität und wäre für mich auch dramaturgisch nicht mehr hinnehmbar (es sei denn es gibt eine plausible Erklärung dafür). Da gilt dann die eiserne Regel: die Werte müssen sich aus dem Charakterkonzept heraus rechtfertigen. Wenn das nicht mehr der Fall ist, lege ich als SL ein Veto ein. Also sollte ich meine Aussage von oben revidieren: Ich finde Minimaxen, das sich im Rahmen des Charakterkonzepts abspielt, total harmlos.
Dann gibt es natürlich noch eine ganz einfache und narrensichere Methode, Minimaxing komplett unmöglich zu machen, wenn man das denn wirklich will: weg mit dem Kaufsystem. Die Spieler wählen die Werte ihrer Charaktere frei nach ihrem Gutdünken. Fertig. Funktioniert bei jedem System.
P.S. @ Fredi: Minimaxen im Sinne von "den Charakter im Hinblick auf die Spielregeln optimieren" geht bei "The Pool" wunderbar. Ich will jetzt hier nicht OT werden, aber man kann aus seinem Charakterfokus schon gut die Füllworte rauskürzen und durch Satzumstellung noch ein Wort schinden, und man kann auch versuchen, die Merkmale so zu wählen, dass sie auf möglichst viele denkbare Konfliktsituationen passen. Überhaupt kein Problem.