Übersättigung ist sicher ein massives Thema. Es gibt so viel und man teilt seine Aufmerksamkeit auf, so dass für einzelne Projekte weniger übrig bleibt. Außerdem ist dadurch die Messlatte unglaublich hoch. Zeit ist begrenzt und ein Projekt, dass für sich genommen sehr gut ist, kommt oft trotzdem nicht zum Zug, weil es durch die schiere Menge noch viele Sachen gibt, die einen noch mehr ansprechen.
Wie oft ich mir gedacht habe, ich sollte bei einem interessanten Podcast ausführliches Feedback geben und es dann doch nicht gemacht habe, weil x andere Sachen wichtiger waren...
Bei der Hochglanz-Sucht muss ich mich schuldig erklären. Bücher (oder Webseiten) die aussehen wie aus den 80ern/90ern schau ich mir nicht mehr an, außer ich bekomme sie von mehreren Seiten explizit empfohlen und das Thema und der Schreibstil sprechen mich extrem an. Das ist in vielen Fällen sicher nicht fair, aber siehe den vorigen Absatz. Ich kann meine Zeit halt auch mit 10 anderen Büchern verbringen, die mich sowohl inhaltlich als auch optisch ansprechen.
Bei Rezensionen (und deine sind immer super gewesen) kommt etwas dazu, was im letzten DorpCast angesprochen wurde: Die meisten Rollenspieler:innen lesen keine Rezensionen mehr, sie schauen Videopräsentationen auf Twitch oder YouTube. Mir war das vorher gar nicht aufgefallen aber zumindest für mich kann ich sagen: Es stimmt. Das ging schleichend, aber tatsächlich lese ich kaum mehr Rezensionen, sondern konsumiere sie primär auf YouTube.
Das Feedback-Problem als Content Creator kenne ich selbst gut. Feedback ist selten, wenn dann tatsächlich konstruktives kommt ist das ein gewaltiger Motivationsschub und negatives setzt einem stark zu und lässt zweifeln. Da kann man wohl wirklich nur versuchen zu lernen, damit um zu gehen. Ich möchte nicht in der Haut von YouTube-Produzent:innen stecken, die das noch in deutlich größerem Umfang und Härte abkriegen.
Ich habe mir da ähnliches im Uhrwerk-Smalltalk gedacht. Die Kritiken mögen gerechtfertigt sein, aber ich verstehe es, wenn sich Uhrwerk-Sprecher:innen im Tanelorn nicht mehr zu Wort melden wollen. Würde ich auch nicht. Das Gefühl, dass man zerrissen wird egal was man sagt, ist da sicher stark und nicht angenehm. Und damit sind wir bei einem zentralen Problem: Man vergisst gerade bei Textkommentaren zu leicht, dass auf der anderen Seite Menschen stehen. Menschen, denen solche Kommentare nahe gehen, denen man das Gefühl gibt, dass alles was sie tun, eigentlich bedeutungslos ist, weil es ohnehin nicht genug sein wird. Dabei ist es egal, ob das stimmt oder nicht oder wer im Recht ist. Es sind Menschen. Menschen haben Emotionen. Und die können dazu führen, dass man kaputt geht. Und das ist es oft nicht wert. Vor allem weil man niemals alle zufrieden stellen kann.
Von Diskussionen über neue Serien und Filme halte ich mich inzwischen komplett fern. Ich merke einfach, dass mein persönliches Empfinden sehr oft nicht im Geringsten der "Meinung im Netz" entspricht und ich die Auswürfe selbsternannter Kritiker, die mir erklären wollen, was mir gefallen darf und was nicht, weder brauche noch will. Mir haben Wheel of Time und Ringe der Macht gefallen - Da habt ihr es!