Das werden sie doch, wenn ich sie nicht grade auswürfle, aus einem Buch nehme oder im Vorfeld vorbereite, immer. Damit wäre ja improvisiertes Rollenspiel von Vornherein eine Form des Schummelns, oder nicht?
Was Jiba sagt. 🙂
Schummeln: Die Voraussetzung fürs Schummeln sind glasklare Spielregeln und ein völlig transparentes Spielfeld gegen das jemand verstößt. Wer bei Mensch-ärgere-Dich-nicht eine fünf Würfelt und sechs Felder setzt, schummelt. Wer bei bei Mensch-ärgere-Dich-nicht das Spielfeld „abkürzt“, schummelt.
Beim Rollenspiel sind die Regeln nicht immer eindeutig, dafür viel komplexer: Was in der einen Spielgruppe als genialer taktischer Einsatz eines Zaubers gilt, gilt in einer anderen Spielgruppe als Interpretation eines Zaubers, die broken ist. Ein Irrtum oder eine falsche Einschätzung beim Schreiben des Abenteuerschreibens kann auch ein unnötiges Problem machen - und dann kann deren Korrektur auch kein Schummeln sein.
Das Spielfeld beim Rollenspiel ist nicht transparent. Nicht nur die Karte ist zumeist außerhalb des Wahrnehmungskreises unklar, auch kennt im häufigsten Fall niemand die Begegnungen, die dort stattfinden werden. Zudem sind die Begegnungen im besten Fall nicht statisch, sondern nehmen Bezug aufeinander: Wenn im Abenteuer nichts davon steht, dass der Sturmriese eine Falle stellt, die Gruppe jedoch die Tage zuvor in den Räumen vor der Riesenhalle all seine Bediensteten weggefegt hat, so wird er wissen, was ihn erwartet und vielleicht Verstärkung holen oder Fallen stellen. Für den einen wäre diese Improvisation gleichbedeutend mit Schummeln, weil Fallen oder Verstärkung in der Riesenhöhle nicht im Abenteuer standen, für jemand anderen wäre dies eine besonders gut ausgespielte Umwelt.
Daher: Wer auf das Wort „Schummeln“ besteht, muss erklären, wieso das Spielfeld (inkl. Begegnungen) plötzlich unberührbar sein müssen. Warum die Spielleitung auf einmal keinen Zugriff auf das Spielfeld haben darf und es unangetastet so herunterspielleitern „muss“.
Noch ein Beispiel: Das Abenteuer ist von jemandem geschrieben, der (bei genauem Hinsehen) nicht das Detailniveau getroffen hat, dass die Gruppe erwartet (Stichwort: Warum ist nicht klar, wovon die Monster hier unten eigentlich leben, wenn 100 Jahre lang zuvor niemand mehr hier war? Und wo kriegen die ihr Trinkwasser her?). Ist jede Nachbesserung schon Schummeln? Und wenn die Nachbesserung spontan erfolgt?
Ich nenne es „gestalten“.
Dass bedeutet NICHT, dass es sinnvoll ist, jeden Würfelwurf nach belieben umzudeuten oder jeden Raum spontan neu auszustatten. Die Grundlage sollte ein faires und sinnvolles Spiel sein.