Meinst du mit Kontrollillusion sowie wie, dass Regeln z.B. Kreaturen und Kampfprozeduren relativ detailliert behandeln aber der Spielleiter immer noch entscheidet, welche Anzahl feindseliger Kreaturen auftauchen?
Beispielsweise, ja.
Ich nehme mal Pathfinder als Beispiel, weil es für mich der Inbegriff von Rules-Heavy ist. Da passiert dann sowas: Ich weiß sehr genau, was meine Stufe-4-Figur im Kampf kann, und ich bin stolz drauf. Aber dann steht in einem offiziellen Pathfinder-Abenteuer (kein Scherz), dass der Türsteher (!!!) Stufe 5 hat. Dann kann ich mein ganzes "Ich bin doch jetzt einer von den krassen Typen" gleich wieder in die Tonne treten. Natürlich ist das völlig regelkonform, aber das, was ich eigentlich von den ganzen Regeln wollte - nämlich irgendwann zu wissen, dass ich gut bin - kann ich dank mitwachsender Spielweltherausforderungen gleich wieder vergessen.
Genauso wachsen ja auch ständig alle anderen Herausforderungen mit. Typischerweise wird das Szenario so angepasst, dass die effektive Schwierigkeit wieder die gleiche ist. Früher war da halt eine Mauer, jetzt ist es eine regennasse, überhängende, gegen Magie gesicherte Mauer ohne Griffmöglichkeiten im Dunkeln und unter gegnerischem Beschuss. Das, was sich der Regel-Fan erhofft hat - die Mauer, die er jetzt einfach locker hochklettern kann, weil er so gut ist - kommt einfach nicht mehr vor, weil langweilig.
Am Ende läuft es dann meist darauf hinaus, dass die tatsächlichen Schwierigkeiten (im Kampf, bei Proben etc.) immer ähnlich sind. Idealerweise sollte das wenigstens daran liegen, dass die Herausforderungen auch echt größer geworden sind, aber das geben die Abenteuer/Kampagnen oft gar nicht her. Also schickt die gleiche Diebesgilde, die uns am Anfang Stufe-1-Gegner geschickt hatte, irgendwann eben Stufe-12-Gegner. Nicht weil es logisch wäre, dass sie die überhaupt hat, sondern einfach nur, damit die SC was zu tun haben.
Und da rede ich bisher nur von Spielleitern, die erreichen wollen, dass die Sache irgendwie spannend bleibt, und habe noch gar nicht von solchen angefangen, die - aus welchen Gründen auch immer - tatsächlich gegen die Gruppe oder einzelne Spieler spielen (die mit der echten Spielleiterwillkür). Kennt sicher auch der eine oder andere - da kriegt man 15 Gegner geschickt, weil jetzt eine gescriptete Gefangennahme auf dem Programm steht. Man gewinnt aus Versehen und dank fettem Würfelglück sogar - tja, dann kommen eben nochmal 15. Gegen so etwas hilft natürlich auch das dickste Regelwerk nicht.