Autor Thema: Settings in der Bronzezeit  (Gelesen 4221 mal)

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Offline Chaos

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Settings in der Bronzezeit
« am: 29.03.2023 | 17:05 »
Hallo zusammen!

Die Bronzezeit scheint mir als Hintergrund für eine Fantasy-Setting ziemlich unterrepräsentiert. Ich kann mir nicht wirklich erklären, woran das liegt, außer daran, dass die Bronzezeit auch in Film, Fernsehen und Literatur ziemlich unterrepräsentiert ist - mir fallen da spontan nur “Troja” und die verschiedenen Verfilmungen der Lebensgeschichte des Moses ein, zumindest was Werke mit halbwegs historischem Anspruch angeht (Werke wie die Fernsehserie “Herkules” zähle ich da eher nicht mit).

Der größte Teil der ägyptischen Geschichte, von der prädynastischen Zeit bis zum Neuen Königreich, fällt in die Bronzezeit, ebenso die Blütezeit der verschiedenen mesopotamischen Kulturen (Sumerer, Assyrer, Akkadier und wie sie alle heißen), die mykenäische und minoische Kultur in Griechenland (und die gesamte griechische Mythologie ist auch in der späten Bronzezeit angesiedelt). Die Indus-Kultur, oder die Shang- und Zhou-Dynastien in China, sind zwar hierzulande nicht ganz so bekannt, aber ebenfalls erwähnenswert. Und auch wenn es bei der Historizität teils in wenig hapert, auch ein ordentlicher Teil der Handlung des Alten Testaments findet in der Bronzezeit statt.

Vorlagen und Inspiration sind also zu Genüge vorhanden. Deshalb frage ich mich, wie ein Setting aussieht, das auf der Bronzezeit basiert, ohne bestimmte historische Kulturen direkt zu kopieren.

Kulturelle und Technologische Aspekte

- Eisen und Stahl sind (logischerweise) nicht vorhanden, womit auch die Auswahl an Waffen und Rüstungen ziemlich drastisch zusammenschmilzt.
- Streitwagen nehmen den Platz der Kavallerie ein; Pferde als Reittiere dürfte es geben, aber wenn es zum Kampf kommt, steigt man ab und kämpft zu Fuß.
- Münzgeld gab es damals historisch nicht, rein technologisch wäre es aber möglich. Tauschhandel, oder Edelmetall nach Gewicht als Wertmaßstab, passt wohl am Besten.
- Papier und Pergament gab es ebenfalls noch nicht; geschrieben wird je nach Gegend auf Papyrus, oder auf Ton- oder Holztafeln.
- Städte sind größtenteils eine Mischung aus massiven Steinbauten für Großprojekte (Paläste, Tempel, Stadtmauern, Monumente etc) und kleineren Häusern aus Lehmziegeln.
- Zivilisation gibt es vorrangig in den fruchtbarsten Regionen der Welt, vor allem entlang großer Flüsse. Generell sind zivilisierte Kulturen weltweit eine Minderheit, und nicht alle zivilisierten Kulturen sind auch Flächenstaaten.
- Die Grenze zwischen Staat und Religion ist oft sehr fließend; Priesterkönige und als Gottheiten verehrte Herrscher können durchaus die Regel sein anstatt die Ausnahme.
- Bedingt durch den Zinn-Handel (es gibt relativ wenige ergiebige Zinnvorkommen, und die sind selten da, wo es auch Kupfer gibt) gibt es relativ viele lange Handelsrouten, und die Welt, zumindest in den zivilisierten Teilen und entlang der Handelsrouten, ist relativ kosmopolitisch.
- Ohne magische oder göttliche Hilfe findet Seefahrt vor allem entlang Küsten und Flüssen statt; ozeantaugliche Schiffe und Navigationsinstrumente sind noch lange nicht erfunden.

Fantastische Elemente

Die gängigen EDO-Völker (plus optionale Extra wie Halblinge, Goblins etc) fände ich für so ein Setting eher nicht so stimmig. Zum einen sind sie für mich sehr stark mit Mittelalter-Fantasy assoziiert, zum anderen stammen die mythischen Gestalten, auf denen sie basieren, in der Regel aus dem keltischen und germanisch-nordischen Kulturbereich; diese Kulturen gabe es in der Bronzezeit noch nicht in erkennbarer Form, und die Regionen, in denen die Vorfahren der Germanen und Kelten lebten, waren, diplomatisch ausgedrückt, nicht gerade Mittelpunkt der Welt.
Ansonsten findet sich aber zum Beispiel im D&D-Monsterhandbuch so einiges, was auf passenderer Mythologie basiert, also griechisch, ägyptisch, mesopotamisch, indisch oder chinesisch. Zentauren, Satyre, Nymphen, Greife, Lamassu, Rakshasa, Vanara, Naga (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)… und die Gnolle brauchen auch nur einen neuen Anstrich, dann sind sie Kynokephaloi (”Hundeköpfige”).
Was Zauberei angeht… ich würde ja schreiben, dass der klassische fliegende, Feuerbälle schleudernder D&D-Zauberer nicht so wirklich in ein Setting auf Basis der Bronzezeit passt - aber eigentlich ist so ein Archetyp in jeder historischen Ära ein Fremdkörper. Angelehnt an das, was die Leute damals geglaubt haben, dürfte Magie sich wohl hauptsächlich um Flüche (und Schutz vor Flüchen), Hellseherei und den Umgang mit Geistern und Dämonen drehen - insgesamt eher in der Form von Ritualen und magischen Symbolen (Fluchtafeln, Schutzamulette etc etc) als in Form von Spruchzauberei.


Das ist alles, was mir im Moment einfällt. Was sagt ihr dazu? Habe ich irgendetwas Wichtiges übersehen? Seid ihr irgendwo anderer Meinung als ich?
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #1 am: 29.03.2023 | 17:22 »
Threadabonnier...

Du hast es eigentlich ganz gut zusammengefasst. Ich würde sowas auch gerne mal spielen, besonders mit pseudomykenischer Kultur, also quasi Ilias The RPG.

Da gibt es ja auch das wundervolle Buch vom Peter Connolly dazu:



...mit so stimmungsvollen Bildern:









Götter! Flüche! Totenbeschwörungen! Blutige Duelle wegen eingebildeter Ehrverletzungen! Yeah! :headbang:
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #2 am: 29.03.2023 | 17:26 »
Und fette Rüstungen!








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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #3 am: 29.03.2023 | 17:31 »
Wenn ich mir so die Geschichte beispielsweise des Zinns anschaue, dann würde ich nicht automatisch sagen, daß die germanischen und keltischen Kulturen da einfach nur deshalb unter ferner liefen rangieren dürften, weil halt weniger Leute speziell im Mittelmeerraum über sie geschrieben haben. Wir wissen gegebenenfalls einfach nur weniger Konkretes über sie, aber wenn z.B. die britischen Inseln und das Erzgebirge um die Zeit bereits längst wichtige Zinnquellen waren, dann können diese Gegenden ganz so weit ab vom Schuß auch wieder nicht gewesen sein -- und mindestens eignen sie sich eventuell als Vorbilder für exotische Gegenden, in die es Spielercharaktere aus anderen Teilen der Welt auf ihren Reisen auch mal hin verschlagen kann.

Außerdem liegen in der Bronzezeit zumindest den einschlägigen Mythen und Legenden nach die Welt der Menschen und die der Götter noch lange nicht so weit entfernt voneinander wie später -- wenn man die entsprechenden fantastischen Elemente also verwenden möchte, dann können die SC beispielsweise potentiell durchaus einer Flußgottheit direkt an deren Fluß über den Weg laufen, einfach, weil die natürlich auch da wohnt und nicht auf irgendeiner abgehobenen "äußeren Ebene", und sich dabei ihr Wohlwollen oder ihren Zorn zuziehen...

HEXer

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #4 am: 29.03.2023 | 17:32 »
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #5 am: 29.03.2023 | 17:34 »
Wenn ich mir so die Geschichte beispielsweise des Zinns anschaue, dann würde ich nicht automatisch sagen, daß die germanischen und keltischen Kulturen da einfach nur deshalb unter ferner liefen rangieren dürften, weil halt weniger Leute speziell im Mittelmeerraum über sie geschrieben haben. Wir wissen gegebenenfalls einfach nur weniger Konkretes über sie, aber wenn z.B. die britischen Inseln und das Erzgebirge um die Zeit bereits längst wichtige Zinnquellen waren, dann können diese Gegenden ganz so weit ab vom Schuß auch wieder nicht gewesen sein -- und mindestens eignen sie sich eventuell als Vorbilder für exotische Gegenden, in die es Spielercharaktere aus anderen Teilen der Welt auf ihren Reisen auch mal hin verschlagen kann.

Allein schon dadurch, dass Grabungsbefunde der letzten Jahre auf viel besser und großräumiger organisierte Gemeinwesen im schriftlosen protokeltisch/-germanischen  (Kelten und Germanen kann man diese Leute noch nicht nennen) Raum hindeuten, kann man da in einem RPG-Background so einiges an Fürstentümern reinpacken, ohne dass es herbeifantasiert wäre.

Beispiel: Schlacht von Tollense, und was man da bisher zu rausgefunden hat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlachtfeld_im_Tollensetal

Der großartige Künstler Samson Goetze hat das sogar mal wunderbar illustriert:

« Letzte Änderung: 29.03.2023 | 17:37 von KWÜTEG GRÄÜWÖLF »
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Offline Tomas Wanderer

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #6 am: 29.03.2023 | 18:00 »
Ich denke, in dem Zusammenhang sind Babylon On Which Fame and Jubilation Are Bestowed, Mythic Babylon, Blood & Bronze und Into the Bronze als bestehende Umsetzungen ggf. nennenswert, insbesondere ersteres interessiert mich sehr, da sehr gut recherchiert scheint.

Offline dicemice

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #7 am: 29.03.2023 | 18:29 »
Also Runequest hat ja als Vorbild schon die Bronzezeit, auch wenn das jetzt nicht unbedingt immer akkurat geschichtstreu ist und mit einem großen Teil 'Prinzessin Mononoke-Geister-Mystik-Anteil' durchmischt wurde, was Magie und Götter angeht.
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Online Arldwulf

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #8 am: 29.03.2023 | 18:33 »
Kommt natürlich auch so ein wenig auf den gewünschten Zeitraum und die historische Genauigkeit an. Beispielsweise werden oben Griechen und Inder genannt, diese sind aber erst deutlich später greifbar als Ägypter, Sumerer und dergleichen. Anders herum sind natürlich die von Pytheas beschriebenen britischen Zinnhandelswege in den Atlantik hinein wesentlich jünger.

Und gerade wenn die Welt glaubwürdig beschrieben werden soll (und sich an unserer Historie zumindest orientieren soll) macht es halt schon einen Unterschied ob gerade erst die ersten größeren Städte entstehen oder doch schon feste Kolonien über weite Entfernungen hinweg.

Offline Radulf St. Germain

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Offline Corsair

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #10 am: 29.03.2023 | 20:35 »
Ich habe schon länger den Eindruck, die Bronzezeit wäre eine viel bessere Blaupause für viele Fantasysettings als das Mittelalter. Das Mittelalter verbinde ich vor allem mit Feudalismus und Monotheismus, was für mich beides irgendwie nicht so recht zu vielen Vorstellungen von Fantasywelten passen mag.

Zur Bronzezeit fällt mir noch ein*:
Stadtstaaten. Möglicherweise kontrollieren die auch das Umland, eventuell sogar erhebliche Territorien, aber letztlich ist da draußen nicht die friedliche Provinz sondern die unbekannte Wildnis, bevölkert von Wilden und gefährlichen Ungeheuern.
Städte werden üblicherweise um zentrale (und monumentale) Tempel errichtet. MWn fingen erst die Griechen damit an, ihre Siedlungen um Handelsplätze herum zu errichten. Jede Stadt hat ihren lokalen Stadtgott, der womöglich nur dort verehrt wird. Wenn man woanders ist, können Religion aber auch Gebräuche und Lebensweisen ganz anders sein. Könige hatten nicht nur weltliche, sondern auch sehr wichtige sakrale Aufgaben.

Außerhalb der Städte leben Barbaren, also Jäger und Sammler oder (Halb-)Nomaden. Deren Beziehung zu den zivilisierten Staaten ist ambivalent. Sie sind Plünderer und wichtige Handelspartner. Ihre Lebensweise ist durch die Ausbreitung der Zivilisation bedroht, aber sie profitieren von der Existenz der Städte. Zu dem Thema kann ich James C. Scott, Against the Grain. A Deep History of the Earliest States empfehlen.

Es ist die Aufgabe von Königen und Helden, gegen die Naturgewalten zu kämpfen, sei es in Form von wilden Bestien (Herakles, Gilgamesch…) oder Naturkatastrophen (Yu der Große). Es gibt auch zahlreiche Reliefs, die Könige bei der Löwenjagd zeigen.

Es haben sich bereits Schriftsysteme entwickelt, die Schrift ist aber einer Elite vorbehalten. Sie wird zunächst hauptsächlich für Steuern, Inventar und ähnliches verwendet, erst später entwickelt sich eine niedergeschriebene Literatur. Religiöses und magisches Wissen wurde lange eher oral weitergegeben. In frühen literarischen Werken kann man sehen, dass sie auch immer wieder in längere Aufzählungen von Inventaren zurückfallen (Gilgamesch, Ilias)

* Das sind zum Teil reine Vorstellungen von mir, wie ich die Bronzezeit sehe. Ein kleines Bisschen weiß ich, aber ich bin weiß Gott kein Experte. Wenn ich also hier Quatsch schreibe, weist mich bitte darauf hin, ich lerne gern dazu und das Thema interessiert mich.

@KWÜTEG GRÄÜWÖLF: Connolly ist ein toller Tipp, danke! Ich habe hier Greece and Rome at War, aber da fehlte mir immer die mykenische Zeit. Ich werde mal schauen, ob man das Buch noch kriegt  :d

Offline Dr. Beckenstein

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #11 am: 29.03.2023 | 20:54 »
Mir fallen da - neben diversen Gurps Sachen - vor allem zwei Bücher ein:

-  Geoffrey Bibby:  Zu Abrahams Zeiten. Mensch und Kultur vor 4000 Jahren - gut, das Buch ist jetzt 60 Jahre alt, liest sich aber gut und ist alles andere als staubtrockene Fachliteratur

- Eric H. Cline: 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation - neueren Datums, und liefert Ideen für eine "bronze-dystopische" Kampagne

Ansonsten lohnt sich ein Besuch am Glauberg. So als Inspiration für Nicht-Mediterane Sachen.

Offline Chaos

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #12 am: 29.03.2023 | 21:36 »
Ich habe schon länger den Eindruck, die Bronzezeit wäre eine viel bessere Blaupause für viele Fantasysettings als das Mittelalter. Das Mittelalter verbinde ich vor allem mit Feudalismus und Monotheismus, was für mich beides irgendwie nicht so recht zu vielen Vorstellungen von Fantasywelten passen mag.

Eben.

Es ist vor allem alles ziemlich organisiert - kein Platz für abenteuerlustige Außenseiter wie die typische Party.

Zitat
Zur Bronzezeit fällt mir noch ein*:
Stadtstaaten. Möglicherweise kontrollieren die auch das Umland, eventuell sogar erhebliche Territorien, aber letztlich ist da draußen nicht die friedliche Provinz sondern die unbekannte Wildnis, bevölkert von Wilden und gefährlichen Ungeheuern.

Ich stelle mir das so vor, dass jeder Stadtstaat einen gewissen Umkreis, vielleicht so eine Tagesreise (also 10-20 Meilen je nach Gelände) einigermaßen kontrolliert; entlang Flüssen ist man schneller unterwegs, deshalb ist da (wie historisch in Ägypten oder Mesopotamien) die Kontrollreichweite auch größer. Solange die Kontrollbereiche der Städte einander überlappen, hast du einen (potentiellen) Flächenstaat.

Zitat
Es haben sich bereits Schriftsysteme entwickelt, die Schrift ist aber einer Elite vorbehalten. Sie wird zunächst hauptsächlich für Steuern, Inventar und ähnliches verwendet, erst später entwickelt sich eine niedergeschriebene Literatur. Religiöses und magisches Wissen wurde lange eher oral weitergegeben. In frühen literarischen Werken kann man sehen, dass sie auch immer wieder in längere Aufzählungen von Inventaren zurückfallen (Gilgamesch, Ilias)

Diese Elite ist dabei dann aber weniger der Adel als zum Einen die Priesterschaft, zum Anderen die Verwaltungsbeamten - wenn die Priester nicht auch gleichzeitig die Verwaltung übernehmen.

In einem Fantasy-Setting kämen dann noch Magie-Anwender aller Art dazu - magisches Wissen will detailgetreu aufgezeichnet werden, weil es auch bei kleinen Detailfehler gerne bestenfalls nutzlos ist, und einem schlimmstenfalls um die Ohren fliegt. Historisch wurde solches Wissen, wie du sagst, lange oral weitergegeben - was aber auch stark daran lag, dass das in der Regel eh nicht funktioniert hat, weshalb Übertragungsfehler nicht weiter gefährlich waren.

Wobei natürlich, anders als in der stereotypischen Mittelalter-Fantasy mit der Kirche als Feind der Magie, oft auch Priester die Hauptanwender von Magie aller Art sind.
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Offline AlucartDante

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #13 am: 29.03.2023 | 22:58 »
Das erinnert mich an meine damalige epische Ugaritkampagne im 14. Jahrhunder v. Chr. Als Teil des kleinen Ugarit war es immer wieder an den Spielern zu verhindern, dass Hethiter, Ägyper, Mittani oder Assyrer die Kontrolle über Ugarit übernehmen konnten. Aber auch die Mykener wollten bei Laune gehalten werden. Plötzlich kam die alphabetische Keilschrift auf und ermöglichte ganz neue Dinge. Ein Glück, dass es damals gelang, dass in Ugarit zu machen. Das spektakuläre Finale war dann der Kampf gegen Echnaton. Ganz knapp konnte im letzten Augenblick der Siegeszug des Monotheismus verhindert werden. Aber allen war klar, dass irgendwann der fiese Monotheismus wieder auftauchen könnte. Es war eine meiner drei Lieblingskampagnen, die ich bisher geleitet habe. Gespielt haben wir eine eigene altgriechische Ars Magicka Version, wobei unser Orden des Thot der Vorläufer des Orden des Hermes war.

In der Bronzezeit ist Runequest für mich auch immer zuhause. Ich war mal am Überlegen, das Hercules & Xena Roleplaying Game zu kaufen, aber dann habe ich gedacht, dafür kann man ja auch einfach Runequest nehmen...


Offline Lyonesse

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #14 am: 30.03.2023 | 01:43 »
   
Vielleicht wäre das auch noch was: Rollenspiel im Zweistromland.
« Letzte Änderung: 30.03.2023 | 01:47 von Lyonesse »
''Mi dispiace, ma io so' io e voi non siete un cazzo!''
Marchese del Grillo
''Servants quail, allies betray, friends die.''
Conan
Bree-land is generally a quiet place, excitement
being considered bad for the crops and the health
of the inhabitants.
MERP
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Vor Gericht mit Vanessa Lutz
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Offline aikar

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #15 am: 30.03.2023 | 06:50 »
Runequest ist sicher der heißeste Kandidat, wurde ja schon genannt.
Fallen nicht die meisten Sword & Sorcery - Settings in diese Zeit? Also z.B. Beasts & Barbarians und Conan (Wenn man Aquilonia ignoriert)
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Offline Raven Nash

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #16 am: 30.03.2023 | 07:38 »
Wenn man sich mal davon löst, dass Bronzezeit = Vorderasien ist, gibt das Ganze auch deutlich mehr her. Griechenland gehört da genauso dazu, aber eben auch die Kelten, und nicht nur die der britischen Inseln. Die Iberer sind weniger bekannt, waren aber nicht eben unbedeutend.

Das Problem mit dieser Zentrierung auf Vorderasien ist, dass es sich um ganz bestimmte geografische Gegebenheiten handelt: Wüste. Alles kreist um die wichtigste Resource: Wasser. Religiöse und politische Systeme entstehen in Abhängigkeit von Wasser und Ackerland.

Besonders spannend finde ich ja die Späte Bronzezeit, in der es bereits Überschneidungen mit der Eisenzeit I gibt. Hier haben wir plötzlich Völker, die militärisch durch technische Überlegenheit dominieren. Bezeichnend finde ich da die Sache mit dem Auszug des Volkes Israel, mit Jahwe als Feuersäule voran, die alle besiegen, bis sie an ein Volk kommen, das Waffen aus Eisen hat - und der "allmächtige" Jahwe meint, da könne er nicht helfen.  ;D

Zu dieser Zeit haben wir mit den Skythen auch ein besonders spannendes Volk, das ganz anders funktioniert als die Stadtstaaten.

China in der Bronzezeit ist auch extrem spannend, aber wenig beackert.
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Offline Quaint

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #17 am: 30.03.2023 | 07:46 »
Da kann man sicher spannende Settings basteln.
Ich werfe auch mal sowas wie die Azteken in den Raum. Die hatten zwar streng genommen keine Bronze (sondern sind Entwicklungstechnisch noch bei Stein) aber haben sonst viele Dinge die wie ich finde ganz gut in den bronzezeitlichen Rahmen passen (blutige Religion, Stadtstaat, Menschenopfer, eindrucksvolle Bauwerke, gut organisiertes Zusammenleben, ...) . Und man weiß über die halt tendentiell ne ganze Menge, weil sie halt vor vergleichsweise kurzer Zeit von Europäern angetroffen wurden.
Die oder ein daran angelegtes Volk könnte ich mir in einer Fantasy-Bronzezeit durchaus vorstellen.
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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #18 am: 30.03.2023 | 08:04 »
Fallen nicht die meisten Sword & Sorcery - Settings in diese Zeit? Also z.B. Beasts & Barbarians und Conan (Wenn man Aquilonia ignoriert)

Dummerweise fallen die meisten Settings, in denen die Leute schon mit Waffen und Rüstungen aus Eisen und Stahl hantieren, aus genau diesem einen Grund gerade nicht mehr in die Bronzezeit -- egal, wie sich die einzelnen dort existierenden Kulturen dann aus unserer Sicht präsentieren mögen.

Aber das ist halt so ein bißchen das Problem an dem Begriff "Bronzezeit" an sich. "Die" definitive Bronzezeit schlechthin hat's ja streng genommen genausowenig je gegeben wie die Steinzeit oder das Mittelalter; das sind schlicht nur vage Oberbegriffe, die erst spätere Historiker und Archäologen behelfsmäßig an Jahrhunderte und -tausende durchaus bewegter und auch sehr vom genauen Handlungsort abhängiger Menschheitsgeschichte geklatscht haben, um ihre Funde überhaupt halbwegs einsortieren zu können.

Offline Waldviech

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #19 am: 30.03.2023 | 08:54 »
Zitat
Wenn man sich mal davon löst, dass Bronzezeit = Vorderasien ist, gibt das Ganze auch deutlich mehr her. Griechenland gehört da genauso dazu, aber eben auch die Kelten, und nicht nur die der britischen Inseln. Die Iberer sind weniger bekannt, waren aber nicht eben unbedeutend.

Ebenso wie Zentralasien oder, was mich noch immer fasziniert, die sardinische Nuraghenkultur.
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #20 am: 30.03.2023 | 10:23 »
Eben.

Es ist vor allem alles ziemlich organisiert - kein Platz für abenteuerlustige Außenseiter wie die typische Party.

Da muss ich als Mediävist widersprechen - es gab jede Menge von überlieferten Laufbahnen, die man nicht anders erklären konnte als mit "außer Kontrolle geratener SC".  ^-^
Okay, wenn man es aufs Standard-D&D-Muster reduziert, ja, das passt da nicht so ganz. Aber das Mittelalter und durchorganisiert? Nicht mehr als die Antike.
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #21 am: 30.03.2023 | 10:25 »


Zu dieser Zeit haben wir mit den Skythen auch ein besonders spannendes Volk, das ganz anders funktioniert als die Stadtstaaten.

Da hast du eben 30.000 Sympathiepunkte bei mir gemacht!  :headbang:
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HEXer

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #22 am: 30.03.2023 | 10:31 »
Ich würde sowas gerne spielen können - kann ich aber irgendwie nicht. Irgendwas stößt mir bei all diesen Settings auf. Wahrscheinlich will ich es da vom Feeling her immer zu historisch korrekt oder zu immersiv. Schade.

Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #23 am: 30.03.2023 | 10:34 »
Auch nicht die oben genannten Systeme? Jackals z.B. ist ja ne hundertprozentige Fantasyneuschöpfung nach der Blaupause bronzezeitlicher Kulturen, ohne dass da historische Akkuratesse gefordert wäre. Da kann man sich doch genauso frei austoben wie z.B. in den Forgotten Realms.

https://ospreypublishing.com/us/jackals-9781472837424/
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Re: Settings in der Bronzezeit
« Antwort #24 am: 30.03.2023 | 10:39 »
Ja, interessanterweise war Jackals in dem Moment raus als ich las, dass es eben ein Fantasy Setting ist. Ich bin da seltsam.