Bin das nur ich? Habe ich da einen Bias, weil mich immer weniger Sachen interessieren? Oder wird die Zahl speziell der Print-Produkte bei den halbwegs bekannten Rollenspielen tatsächlich immer geringer?
Tja, ich kenne deine Interessen nicht. Ich nehme es aber ganz anders wahr als du. Für mich gleichen die aktuellen Rollenspielproduktionen seit 5-10 Jahren einer Fülle unterschiedlich großer und komplett voneinander unabhängiger Fließbänder an Material! Eine
Shitload an RPG-Zeug jeglicher Coleur, was einem um die Ohren gehauen wird, wenn man neben Rollenspielläden mal die Augen aufhält bei:
- Kickstartern
- neuen kleinen und mittleren Verlagen (wie zBsp System Matters)
- Fanwerk auf drivethru und itch.io
- der jüngst erwachten Fanzine-Szene
- die
riesige und unglaublich kreative DIY-OSR-Szene
- Bundle of Holdings
- und auch: Second Hand-Verkäufen hier im Forum
- ...
Da kann man schonmal den Überblick verlieren
Ich für meinen Teil habe genug Systeme ausprobiert um zu wissen und schnell beurteilen zu können, was mir wohl gefallen wird, was nicht.
Dementsprechend: Es gibt imho nicht
weniger sondern eher mehr - dafür aber ausdifferenzierteren Kram.
Interessante Logik. Dann braucht es ja auch keine neuen Romane mehr - schließlich hat so gut wie jeder, der überhaupt Bücher besitzt, auch haufenweise ungelesene Romane im Schrank stehen.
Ich - für mich!- brauche
derzeit auch keine neuen Romane. Ich lese derzeit hauptsächlich zwei Bücher:
Ship of Theseus und "Klima" von Charles Eisenstein. Ersteres ein wunderschön aufwändig gestaltetes Kunstwerk mit vielen losen Blättern, mit Kommentaren in Schreibschrift an den Seitenrändern usw. Eines, was sicher ungelesen bei Vielen im Regal steht, weil es einfach nur hübsch ist.
Aber ich möchte sowas dann auch
lesen.
Aktuell ist es ist mein "Abendbuch" wo ich vor dem Einschlafen kaum mehr als 5 Seiten schaffe. Auf deutsch wären es bestimmt ein paar mehr, aber es ist schon komplizierter zu lesen.
"Klima" lese ich tagsüber, wenn ich dazu komme. Als philosophisches Buch auch nicht unbedingt eines, wo man lange am Stück liest.
Beide ziehen sich mittlerweile knapp >1 Jahr. Daneben hatte ich noch Zeit für ein paar Rollenspielbücher und ein paar Urlaubslektüren. Am Ende kommen <12 Bücher im Jahre heraus.
Das reicht mir. "Theseus" stand aber vorher schon Monate im Regal - aber mit dem festen Vorhaben, es zu lesen. Dafür brauchte ich aber Zeit. In der Zeit lese ich abends halt auch kein anderes Buch.
Ich "opfere" also "Möglichkeitszeit": Die Zeit, die ich für ein anderes Buch dann nicht habe.
Das ist bei allem so: Computerspiele. Bücher. Filme. Serien. Rollenspiele.
Alles konkurriert miteinander und der Zugang ist heutzutage extrem einfach und verlockend gleichermaßen - dank professionalisierter Vertrieb, Onlinehandel, Ebooks, Kickstarter, Bundles of Holding etc. s.o.
Ich habe in den letzten Jahren für mich erkannt, dass einfach nicht auf jeder medialen Hochzeit tanzen kann. Dafür reicht meine - deine, eure, unsere: Niemandens! - Lebenszeit nicht aus. Also muss ich mir überlegen: Für was möchte ich Teile meiner Lebenszeit ausgeben?
Und ich habe beschlossen: Nicht für Medien, die ich nur konsumiere, weil ich sie habe. Und die ich nur habe.. um sie zu haben. Nicht für Besitz, um Teil einer "Kultur" zu sein.
Das macht mich langfristig nur unglücklich.
Und wenn ich mich so in diversen Threads hier umschaue, scheint mir das derzeit eine Zwickmühle zu sein, in der sich viele befinden: Das Gefühl, man müsse alles haben und konsumieren, weil wir an alles drankommen.
Disclaimer:
Ich verstehe, das es
Sammeln als eigenständiges Hobby gibt. Das sehe ich als losgelöst von obigen Problem, weil Sammeln sich meist auf ein oder wenige Themen begrenzt. Wer fokussiert "Alle Rollenspiele zum Thema X" oder "Alle Bücher von Author·in Y" sammelt, befindet sich nicht in der obigen Konsumfalle.
Wer "Alles sammelt" macht sich dagegen meiner Ansicht nach was vor.
That said: Ich glaube, dass ich nicht der Einzige, der auf die Idee kommt, das weniger dann doch mehr ist. Und ich vermute mal, dass das sich in den Verkäufen so langsam auch wiederspiegelt und das sich der ungehemmte Markt von Riesen-Kickstartern und Mikro-Kleins-Fansachen in den nächsten Jahren etwas "gesundschrumpfen" wird.
Und ich persönlich halte das für eine gesunde Entwicklung, auch wenn ich mir damit jetzt wahrscheinlich ein paar Feinde gemacht habe