Autor Thema: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"  (Gelesen 2899 mal)

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Offline Megavolt

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Ich zitiere den geschätzten Boba aus dem "Was hält euch von Systemen ab?"-Thread:

Zitat
"- kein guter Support an Kauf-Abenteuern (ich möchte wissen, wie die Autoren sich vorstellen, was man in ihrem Rollenspiel spielt.)

Ich spüre hier eine Intuition, die bei mir ebenfalls vorhanden ist. Mich interessiert (eigentlich per se) nicht nur der Text an sich, sondern auch sämtliche Welten hinter dem Text. Ich möchte grundsätzlich wissen: Wie und warum ist ein Abenteuer entstanden? Was wollte der Autor erreichen, was lag ihm auf dem Herzen? Womit hat er gerungen? Was sind eine Inspirationsqellen? Welche Elemente haben eine Eigendynamik entwickelt? Welche Hinweise würde der Autor den Spielern und Spielleitern gerne noch geben? Welche Erweiterungen zum Abenteuer würde er gerne noch nachreichen? - kurz: die Gedankenwelt, die ein gewisser oller Podcast gerne mal etwas intensiver zelebriert hat.

Spannend wird die Angelegenheit ja auch dadurch, dass Rollenspieltexte zirkulär sind, starken interpretativen Gewalten ausgesetzt sind und rückwirkende Resonanzen erzeugen, d.h. dass ein Abenteuer, wenn es 25 Mal gespielt wurde, fast zwingend relevantes Feedback produziert und sich dadurch in den Wahrnehmungen mehr und mehr zurechtrückt. Leider erzeugt das praktisch nie einen Niederschlag, denn das Abenteuer wurde ja bereits gedruckt und war daher bislang eigentlich ab einem bestimmten Zeitpunkt wie "in Stein gemeißelt".

Mit den heutigen Möglichkeiten der digitalen Verbreitung wäre es aber doch ein Leichtes, Kranzmaterial zu Abenteuern zu liefern und dieses Kranzmaterial gegebenenfalls upzudaten.  Ich hätte die oben genannten - freilich sehr luxuriösen - Informationen gerne als "Beipackzettel" zu Abenteuern. Nennen wir sie "Autorenkommentare" oder so. Im Idealfall hätte ich sie gerne als "living" Beipackzettel, d.h. in der Version 1.0, 1.1, 1.2 usw.,

Meine Frage: Was haltet ihr denn grundsätzlich davon? Empfindet ihr das ebenfalls als interessant oder eher als zusätzlichen Textaufwand, den man sich aufbürdet? Würdet ihr "Die retrospektiven Badewannengedanken Megavolts zu seinem 1954 erschienenen Abenteuer 'Der Super-Krieg der Super-Magier' (o.ä.) " exemplarisch eher lesen wollen oder schreckt euch sowas eher ab? Oder fällt euch sonst noch etwas zu der Idee an sich ein?
« Letzte Änderung: 8.04.2023 | 10:33 von Megavolt »

Offline Zeus

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #1 am: 8.04.2023 | 10:47 »
Du willst also quasi einen Audiokommentar des Regisseurs zum Film - nur bei Rollenspiel-Abenteuern? Fände ich grundsätzlich spannend, aber ist auch einiges an Mehraufwand. Leisten können sich das am Ende oft nur die Großen. Obwohl ich gerade Kommentare dazu, wie sich ein Abenteuer in verschiedenen Runden gespielt hat, schon das ein oder andere Mal gelesen habe.

Als "Living Document" finde ich das auch schwierig. Natürlich ändern sich Meinungen und Gedanken, aber in Echtzeit muss ich das nicht haben ("Ich hab das Abenteuer gestern zum 21. Mal gespielt und dabei sind mir noch folgende Gedanken gekommen ..."). Ich finde es viel spannender zu hören, was John Carpenter 30 Jahre nach dem Release eines Films jetzt über sein Werk denkt, als alle fünf Minuten ein Update zu bekommen. Und manchmal interessiert mich zwar das Making-Of, aber der Kommentar überhaupt nicht, weil ich weiß, dass das eh vorher durch die Marketing/PR-Abteilung gefiltert wurde.

Also: Hintergründe und Kommentare gerne, aber in Maßen und großen Abständen (vielleicht jeweils mit einer neuen Auflage/Edition).


_______________________________________
P.S.: Diese ständige Update-Möglichkeit verleitet meiner Meinung nach auch oft zur Schludrigkeit und zur Veröffentlichung von Halbgarem. Ich würde mir ja eher wünschen, dass ein Produkt ordentlich fertig entwickelt und getestet wurde, bevor es dann auf den Markt kommt. Dann brauchts auch nicht ständig Updates.
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Offline aikar

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #2 am: 8.04.2023 | 10:51 »
Als zusätzliche Information finde ich das gut. Aber wahrscheinlich eher am Blog des Autors (wo es das ja schon zum Teil gibt) oder als freies pdf zum Download, anstatt das Kaufabenteuer damit aufzublasen und damit teurer zu machen. Vor allem kann man in einem Blog auch ein FAQ machen, das im Laufe der Zeit wächst.

Spannend wird die Angelegenheit ja auch dadurch, dass Rollenspieltexte zirkulär sind, starken interpretativen Gewalten ausgesetzt sind und rückwirkende Resonanzen erzeugen, d.h. dass ein Abenteuer, wenn es 25 Mal gespielt wurde, fast zwingend relevantes Feedback produziert und sich dadurch in den Wahrnehmungen mehr und mehr zurechtrückt. Leider erzeugt das praktisch nie einen Niederschlag, denn das Abenteuer wurde ja bereits gedruckt und war daher bislang eigentlich ab einem bestimmten Zeitpunkt wie "in Stein gemeißelt".

Mit den heutigen Möglichkeiten der digitalen Verbreitung wäre es aber doch ein Leichtes, Kranzmaterial zu Abenteuern zu liefern und dieses Kranzmaterial gegebenenfalls upzudaten.
Zum Teil gibt es das schon, z.B. in Form der verschiedenen Compendium-pdf in der DMGuild, wo Fans Zusatzmaterial und Hilfestellungen zu offiziellen Abenteuern liefern und das z.T. sehr umfangreich und qualitativ.
Und manchmal gibt es ja auch überarbeitete Neuauflagen (oft in späteren Editionen), wo solches Feedback eingearbeitet wird. Zum Beispiel beim Inneren Feind (Warhammer) oder der Gezeichneten-Kampagne (DSA).
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Offline Megavolt

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #3 am: 8.04.2023 | 10:54 »
Sehr interessant, vielen Dank.

Mir fällt ein, dass es sowas in abgespeckter Form schon gibt und mir auch entsprechend deutlich ins Auge gefallen ist - ich glaube bei Pathfinder in diesen Abenteuerpfaden ist das der Fall, kann das sein? Dass die Seite 1 der "Rechtfertigung des Autors" dient?

"Ich habe dieses Abenteuer geschrieben, weil ich von der Schatzjagd auf Oak Island schon immer so fasziniert war", das meine ich mal gelesen zu haben. War das beim Schlangeninsel-Abenteuerpfad? Ich bin leider ein Pathfinder-Supernoob.

Das ist doch höllisch interessant, denn da könnte ja alles Mögliche andere auch stehen, falls jemand aus einer strukturellen oder formalen Ecke kommt, falls jemand sich explizit auf ein anderes Werk bezieht, falls jemand experimentell arbeiten will, falls jemand eine Herzensangelegenheit hat, was weiß ich.

Offline aikar

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #4 am: 8.04.2023 | 11:31 »
Ein Punkt, der mir dazu gerade noch einfällt: So starke Einblicke in die Gedankenwelt des Autors machen es dann halt auch schwerer, Autor und Werk zu trennen.
Wie man in den letzten Jahren mehrfach gesehen hat, ist das durchaus ein Thema, wenn der Autor aus irgendeinem Grund (rassistische oder sexistische Kommentare o.Ä.) negativ in die "Schlagzeilen" gerät.
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Offline Alter Weißer Pottwal

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #5 am: 8.04.2023 | 11:42 »
Find ich interessant. Gerade bei DCC und den meisten Oldschool-Abenteuern gibt es ja wenig mehr als Lokalitäten und Monsterwerte. Ich finde das eigentlich sehr entspannend. Ich muss nicht wissen, was der Autor sich gedacht hat. Das bringt mich nur in die Lage was richtig oder falsch zu machen.
Viel wichtiger sind mir bei komplexeren Abenteuern sowas wie Spielleiter-Spickzettel, wo die wichtigen Infos gebündelt sind.
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Offline Radulf St. Germain

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #6 am: 8.04.2023 | 12:00 »
Ein Punkt, der mir dazu gerade noch einfällt: So starke Einblicke in die Gedankenwelt des Autors machen es dann halt auch schwerer, Autor und Werk zu trennen.
Wie man in den letzten Jahren mehrfach gesehen hat, ist das durchaus ein Thema, wenn der Autor aus irgendeinem Grund (rassistische oder sexistische Kommentare o.Ä.) negativ in die "Schlagzeilen" gerät.

Oder leichter. Wenn der Autor sagt, dass er die Hauptfigur seines Werks eigentlich hasst aber es interessant findet, wie so eine Person mit der Umgebung interagiert...

Ich finde tatsächlich, dass das mittlerweile fast schon Standard ist. Mir fallen einige Werke ein, in denen sich der Autor vom Inhalt distanziert. (Also ideologisch nicht als Ganzes.)

Offline Arkam

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #7 am: 8.04.2023 | 12:04 »
Hallo zusammen,

das was der Auitor sich dabei gedacht hat interessiert mich im Bezug auf ein konkrfetes Abenteuer das ich leiten möchte eher nicht.
Aber Zusatzmaterialien von Fans, Erweiterungen die der Autor noch auf der Platte hat aber der Verlag nicht rausgebracht hat und wie andere Gruppen dieses Abenteuer gelöst haben würden mich interessieren. Mir wäre es wichtig das Material als Download zu bekommen und nicht nur als Text in einem Blog, einer Wiki, einem Discord oder einem Forum.
Denn solche Zusätze gehen mit der Zeit gerne Mal verloren und dann ist ein vergessener Download in den Tiefen von Dateiordnern die seid Jahzehnten nicht mehr angefasst wurden durchaus interessant.

Gruß Jochen
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Offline Megavolt

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #8 am: 8.04.2023 | 13:05 »
Oder leichter. Wenn der Autor sagt, dass er die Hauptfigur seines Werks eigentlich hasst aber es interessant findet, wie so eine Person mit der Umgebung interagiert...

Ich finde tatsächlich, dass das mittlerweile fast schon Standard ist. Mir fallen einige Werke ein, in denen sich der Autor vom Inhalt distanziert. (Also ideologisch nicht als Ganzes.)

Sowas gibts? Also dass man sich vom Feudalismus distanzieren muss, weil man was über einen Ritter geschrieben hat oder so?

Offline Radulf St. Germain

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #9 am: 8.04.2023 | 13:18 »
Sowas gibts? Also dass man sich vom Feudalismus distanzieren muss, weil man was über einen Ritter geschrieben hat oder so?

Ja. In einem alten Bretonnia Source Book (Warhammer 2e) sagen die Autoren, dass in ihrem Buch Frauen zwar nur Ritter werden können, wenn sie sich verkleiden. Aber das solle nicht heissen, dass Frauen in der Realität nicht jeden Beruf ausüben können sollten.

Bei der "Cop Kampagne" für Pathfinder schrieben die Autoren, dass damit keinesfalls der Beruf des Polizisten glorifiziert werden solle und dass man Verständnis dafür aufbringe, dass viele der Käufer der Polizei eher kritisch und ängstlich gegenüber stehen würden.


Im ersteren Fall fand ich es gut, im zweiten... naja.

Offline nobody@home

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #10 am: 8.04.2023 | 13:22 »
Sowas gibts? Also dass man sich vom Feudalismus distanzieren muss, weil man was über einen Ritter geschrieben hat oder so?

Ich denke, so was kann man in den meisten Fällen in der gängigen "Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind nicht beabsichtigt"-Fußnote mit unterbringen. Eventuell noch ein paar klärende Absätze extra, wenn man bewußt einen "geschönten" Feudalismus präsentiert (so mit strahlenden Rittern und glücklichen Leibeigenen, wie es sie real wohl höchstens in seltenen Ausnahmefällen gegeben hat)...derartiges gehört dann aber mMn eigentlich schon eher in die Settingbeschreibung insgesamt als ins einzelne Kaufabenteuer.

Offline Megavolt

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #11 am: 8.04.2023 | 13:30 »
Tja, was soll man dazu noch sagen? Wie immer: am besten gar nix.

@Arkham:
Du hast völlig Recht mit dem Downloadpaket. Das Internet wirkt immer so statisch, aber wenn ein Blog mal weg ist, dann ist er weg.

Aus eigener Erfahrung: Ich habe mal eine halbe Woche lang mit hohem Aufwand versucht, den Autor eines Rollenspielabenteuers ausfindig zu machen und ich bin trotz allem detektivischen Ergeiz schlicht gescheitert.
« Letzte Änderung: 8.04.2023 | 13:35 von Megavolt »

Offline Metamorphose

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #12 am: 8.04.2023 | 14:27 »
Betreffend was sich Autoren dazu gedacht haben: Das interessiert mich immer sehr, da ich das Spiel bzw. das beabsichtigte Spielgefühl dann meist besser greifen kann. Ich lese meist auch gerne was über die Autoren und was ihre Motivation war.

Bei meinem kommenden Rollenspiel habe ich selten Autorenkommentare eingefügt, die kann man wenn man will auch einfach überlesen. Zudem habe ich ein Wiki gemacht, bei dem ich zu diversem was Keys angeht, auch erläuterungen gebe. Leute können da auch eigenes Zeug (Welten, Abenteuer, ...) entwickeln und hochstellen. Ist aber alles noch nicht öffentlich ;) Finde aber so einen ausgegliederten Ort für die Meta-Ebene noch schön. Wenn es dort dann ein paar Einträge hat, würd ich dass dann auch (wenn alle einverstanden sind) auch Layouten und rausbringen. Aber da geht noch viel Wasser den Bach runter, bis dass dann soweit ist ;)
Keys RPG - Durchgeknalltes Universalrollenspiel in verschiedenen Welten
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Alles ist ein Spiel - Alles mögliche zu Brett- und Kartenspielen
Thread zu rezis von "Buffy - Im Bann der Dämonen"

Offline LushWoods

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #13 am: 8.04.2023 | 15:09 »
Lovecraft-Bashing-und-gleichzeitig-mit-ihm-möglichst-viel-Kohle-maching is ja total hip.  :cthulhu_smiley:
Den Vogel dabei schießt natürlich mal wieder Evil Hat mit seinem Fate of Cthulhu ab. Scheinheiliger/erbärmlicher geht kaum.  :headbang:

Offline Radulf St. Germain

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #14 am: 8.04.2023 | 15:37 »
Lovecraft-Bashing-und-gleichzeitig-mit-ihm-möglichst-viel-Kohle-maching is ja total hip.  :cthulhu_smiley:
Den Vogel dabei schießt natürlich mal wieder Evil Hat mit seinem Fate of Cthulhu ab. Scheinheiliger/erbärmlicher geht kaum.  :headbang:

Auf die Gefahr hin, dass das Tanelorn jetzt gleich brennt - jetzt bin ich neugierig. Meinst Du ihren Disclaimer, dass Lovecraft ein Rassist und Antisemit war? Die Vorschau ist so klein, ich kann es kaum lesen...

Offline klatschi

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #15 am: 8.04.2023 | 15:47 »
Ich fand hier die Designer-Kommentare bei 13th Age sehr erhellend und auch witzig. Einfach, weil sie drei Dinge tun: a) sie zeigen, dass zwei Autoren unterschiedlicher Meinung sein können und am Ende einen Kompromiss schließen, der b) nur ein Regelvorschlag ist, der am Tisch anders ausgelegt werden kann und c) dass alles immer zur Kampagne und zur Gruppe passen muss.

Beispiele:
Roll to recharge powers: For each recharge power that you used in the last battle, roll a d20 to see if you keep the power for your next battle or lose it until after your next battle. You have to roll the power’s recharge value or higher to use it again

Zitat von: Designerkommentar Rob Heinsoo
Jonathan and I disagree about how often you should roll to recharge powers. Jonathan says you should only get one recharge chance immediately
after the battle in which you used the power. Mathematically he’s right, and you shouldn’t let players abuse the system; they should only get one recharge roll after each real battle. But I think it’s more fun to let players use recharge powers, and then let them make recharge rolls for all used powers during a quick rest.
Jonathan disagrees with me. I quote his email on the topic:
Rob loves liberty and spontaneity. That’s what your version offers. Jonathan loves limits and denial. This seems to be a picky little rule that symbolizes our opposite spirits. Hard for us to agree.
I now agree with Jonathan enough that I give PCs extra attempts to recharge powers after fights only when they’ve acquitted themselves extremely well and deserve a cookie.

Zitat von: Designerkommentar Jonathan Tweet
I now agree with Rob enough that I wrote the glossary entry for recharge and used Rob’s rule.


Oder als Kommentar von Rob zum fixed Monster Damage:
Zitat
Except for the first half of his Elysombra campaign, Jonathan has always run d20 games using average results for monster damage instead of rolling
damage dice. I stuck to rolling monster damage dice, claiming that Jonathan’s version might make monsters predictable. Gradually I realized that isn’t true.
Designing 13th Age, I noticed that I had no interest in abilities that let monsters reroll damage; and if a reroll isn’t interesting, the original roll isn’t either. So we’ve moved to Jonathan’s system. It’s less swingy, simpler for the GM, and offers an illusory iota of player control over hit point outcomes that are easily complicated by monster abilities that trigger as surprises. The new system makes the attack roll more meaningful and preserves damage rolling for a few dramatic exceptions.
If you find that you can’t abide the new flat- damage method, you could opt to roll damage dice that have an average close to the listed result. But we don’t recommend it. The monsters are retooled to be interesting using fixed damage.

Ich denke, solche Kommentare könnten bei einigen Spielen helfen, die Designentscheidungen besser einzuschätzen.

Offline Radulf St. Germain

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #16 am: 8.04.2023 | 15:56 »
Ja, das fand ich auch gut. Auch wenn es auf die Dauer entwas zu viel davon wäre.


Offline Eismann

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #17 am: 8.04.2023 | 15:58 »
Grundsätzlich finde ich solche Designhintergründe ganz interessant, empfinde sie aber im Buch selbst als eher störend, zumindest wenn sie in irgendwelchen Kästen übers Buch verstreut sind. Da kann man besser einen Blogartikel o.ä. raus machen.

Offline nobody@home

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #18 am: 8.04.2023 | 15:58 »
Lovecraft-Bashing-und-gleichzeitig-mit-ihm-möglichst-viel-Kohle-maching is ja total hip.  :cthulhu_smiley:
Den Vogel dabei schießt natürlich mal wieder Evil Hat mit seinem Fate of Cthulhu ab. Scheinheiliger/erbärmlicher geht kaum.  :headbang:

Oh, scheinheiliger und erbärmlicher als "Ach ja, Lovecraft war Rassist und Antisemit" (was ja im Wesentlichen schlicht Stand der Forschung zu sein scheint) geht's eigentlich immer noch um einiges. Und: Genau solche Punkte will ich als SL bei potentiell "problematischem" Quellmaterial eigentlich auch angesprochen wissen, damit sie mich nicht erst bei der Vorstellung meinen Spielern gegenüber oder gar mitten im Spiel selbst kalt erwischen, sondern ich mir im Vorfeld schon selber meine Gedanken machen kann.

Offline Radulf St. Germain

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #19 am: 8.04.2023 | 16:19 »
Ich fände es auch trauriger, wenn man den ganzen Mythos einfach zum Unding erklärt. Und die Person Lovecraft muss ich nicht unbedingt mögen um ein paar Shoggothen mit dem Flammenwerfer abzufackeln.

Ich bin da mittlerweile entspannter. Manchmal finde ich es heuchlerisch, manchmal finde ich es vernünftig. Ich reagierte sehr allergisch auf das, was ich als oberlehrterhaften Ton empfand. Solange es sich nicht durch das ganze Buch zieht. Ich habe andere Sorgen.  ;)

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #20 am: 8.04.2023 | 17:11 »
Ich fand hier die Designer-Kommentare bei 13th Age sehr erhellend und auch witzig. Einfach, weil sie drei Dinge tun: a) sie zeigen, dass zwei Autoren unterschiedlicher Meinung sein können und am Ende einen Kompromiss schließen, der b) nur ein Regelvorschlag ist, der am Tisch anders ausgelegt werden kann und c) dass alles immer zur Kampagne und zur Gruppe passen muss.

Das kann ich toppen: Ich hab in mein RPG einen Kommentar eingefügt, in dem ich durch die Blumen sag, dass ich meine eigene Regel eigentlich nicht mag, hier aber dem Ballancing den Vorzug erteilt habe; es aber natürlich jede Spielrunde für sich selbst auch anders handhaben kann... ;D
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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #21 am: 8.04.2023 | 17:16 »
Ich fände es auch trauriger, wenn man den ganzen Mythos einfach zum Unding erklärt. Und die Person Lovecraft muss ich nicht unbedingt mögen um ein paar Shoggothen mit dem Flammenwerfer abzufackeln.

Ja, schon.

Leute, Lovecraft ist größtenteils Public Domain. Ich darf mit dem Material dieses rassistischen, antisemitischen Ar***lochs machen, was immer ich möchte. Auch einen Haufen Kohle. Ich muss den Mann nicht verehren oder verklären, um Teile seiner Werke gut zu finden. Und er hat auch nichts mehr davon: Keine Tantiemen, keinen Buzz.

Je "woker" die Rollenspielautorenschaft Lovecraft interpretiert, umso besser – so zumindest meine Meinung.

Aber zum Opening Post.
Auf jeden! Sollte es mehr von geben. Ich würde mich brennend für die Gedanken und Inspirationen hinter Weltenbau und Design interessieren.
« Letzte Änderung: 8.04.2023 | 17:19 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #22 am: 8.04.2023 | 17:28 »
Btw, wie seht ihr eigentlich das Thema Easter-Eggs? (Frohe Ostern, btw. ~;D) Sofern ihr die überhaupt mögt (manche sind ja noch immer von dem alten DSA Zeug gebrandmarkt ;D), wollt ihr die lieber selber finden oder fändet ihr eine Erläuterung im Anhang interessant? Und ich meine jetzt weniger Figuren, deren Namen Anagramme oder Anspielungen auf popkulturelle Vorbilder sind, sondern auch ganz konrekte Themen mit Designbezug, wie "Organisation xy" ist eine Anspielung auf folgende reale oder fiktionale Orgnisation und funktioniert im Grund sehr ähnlich.
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Offline nobody@home

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #23 am: 8.04.2023 | 18:00 »
Btw, wie seht ihr eigentlich das Thema Easter-Eggs? (Frohe Ostern, btw. ~;D) Sofern ihr die überhaupt mögt (manche sind ja noch immer von dem alten DSA Zeug gebrandmarkt ;D), wollt ihr die lieber selber finden oder fändet ihr eine Erläuterung im Anhang interessant? Und ich meine jetzt weniger Figuren, deren Namen Anagramme oder Anspielungen auf popkulturelle Vorbilder sind, sondern auch ganz konrekte Themen mit Designbezug, wie "Organisation xy" ist eine Anspielung auf folgende reale oder fiktionale Orgnisation und funktioniert im Grund sehr ähnlich.

Jacke wie Hose, würde ich für mich sagen. Daß buchstäblich jeder irgendwo mal klaut, gehört ja nur zum guten Rollenspiel-Umgangston. ;) Generell halte ich es für fair, wenn jemand seine unmittelbaren Inspirationsquellen auch mal nennt, eine konkrete "Dieses Settingdetail X steht übrigens direkt für Y woanders"-Beschreibung ist mir allerdings bisher, glaube ich, noch gar nicht begegnet.

Offline Doc-Byte

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Re: "Was hat sich der Autor eigentlich dabei gedacht?"
« Antwort #24 am: 8.04.2023 | 18:19 »
... eine konkrete "Dieses Settingdetail X steht übrigens direkt für Y woanders"-Beschreibung ist mir allerdings bisher, glaube ich, noch gar nicht begegnet.

Kenne ich aus dem RPG Bereich ehrlich gesagt auch nicht, aber es gab bspw. mal ein Buch, was die Quellen, Bezüge etc. von Dan Browns Da Vinci Code aufgeschlüsselt hat. Da hatte ich bei der Idee dran gedacht.

Konkretes Beispiel mit RPG Bezug:

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