Die Frage ist ja weniger, ob man das braucht - streng logisch betrachtet natürlich nicht. Sondern vielmehr, warum man darauf verzichten sollte.
D&D-mäßige Progression ist ja einfach mal ein ganz großes Erfolgsmodell. Es gibt dir einen (zusätzlichen) Anreiz, weiterzuspielen, ein (zusätzliches) Ziel, auf das du hin arbeiten kannst, den ganz handfesten Beleg dafür, wie weit du schon gekommen bist, was du alles schon erreicht hast. Es schaltet neue Gegner und Schauplätze frei, sodass die Kampagne nicht eintönig wird. Es fügt nach und nach neue taktische Optionen hinzu, sodass du einerseits nicht das Gefühl hast, immer das gleiche zu machen, andererseits aber auch nicht gleich zu Anfang mit deinen Optionen überfordert wirst.
Wenn man natürlich sehr freeformig und story-orientiert spielt, sind viele dieser Effekte nicht so wichtig. Allerdings ist es dann meiner Erfahrung nach auch so, dass man ein und denselben Charakter gar nicht über 100+ Spielsitzungen spielen will, weil seine Geschichte lange vorher fertig erzählt ist. Jetzt könnte man natürlich sagen, 5-10 Sitzungen Story Gaming sind auch eine Kampagne. Ist ja reine Definitionsfrage. Es wird aber wohl niemand behaupten, dass man bei 5 Sitzungen Progression braucht. Selbst in D&D wäre bei 5 Sitzungen nicht zwangsläufig ein Levelaufstieg dazwischen.