Autor Thema: Wieso kommt mir die deutsche Rollenspiellandschaft so öde vor?  (Gelesen 11940 mal)

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Offline tartex

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Die Autoren des Rollenspieles haben damals an der Serie mitgerabeitet bzw. tun es heute noch, wenn auch nicht als aktive Autoren. Und tatsächlich würde ich schon sagen, dass man, wenn man ein Rhodan Rollenspiel machen will, schon auf das Setting Achtgeben muss, sonst sollte man lieber generische Space Opera machen.

Du hast das ja schön auf den Punkt gebracht: man darf das Setting nicht zum Spielen anfassen, weil es könnte ja was am Metaplot kaputt gehen! Und das würde echt allen weh tun, wenn das an einigen Spieltischen oder in zwei Kleinstpublikationen passiert...  8] Nachdem sich ein deutscher Kleinverlag keine eigene Rollenspiel-Polizei leisten kann, muss man die härtesten Kanonkraten fürs Spiel abstellen, denn Leute, die statt i-Pünktchen-Zählen andere Talente oder Visionen haben, sind aus dieser Perspektive fürs Rollenspielschreiben ein zu großes Risiko.

Und wenn die Zwerge kein regeltechnisch abgebildete Unverträglichkeit gegen Zisselkraut haben, dann sollte man lieber generische Fantasy machen, als den Frevel zu begehen, zu glauben man könnte Aventurien auch ohne dieses Detail spielen.
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Offline Ludovico

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Die Sache ist bei Rhodan und auch bei John Sinclair (letzteres liebe ich), dass es sehr alte Sachen sind mit einer festen Fanbase, die nur schwer erweiterbar ist.
Rollenspiele, die diese Settings bespielen, müssen sich gegen neue und hippere Konkurrenz durchsetzen, wenn sie außerhalb ihrer kleinen Blase raus wollen.

Und jo! Raumpatrouille Orion wäre auch cool als Rollenspiel.

Offline tartex

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Am Ende des Tages müssen Zeit, Befähigung, Interesse und Geld zusammenkommen, um ein neues Rollenspiel aufzuziehen, von Marketing, Vertrieb und Verkauf mal ganz zu schweigen. Und wofür? Im deutschsprachigen Raum ist es schon ein Grund zu feiern, wenn man von seinem Grundregelwerk 1000 Stück verkauft.

Die weitergehende Fragestellung war allerdings, warum produzieren andere europäische Länder für den englischsprachigen Markt, während aus Deutschland nichts kommt? (Bis auf The Dark Eye, was ja anscheinend wieder eingeschlafen ist.)

Sogar Österreich ist mit Gazer Press gut international aufgestellt, kriegt großartige Rezensionen und in der Folge wohl Übersetzungen in weitere Sprachen.

Sprich: warum kommt fast überall "Zeit, Befähigung, Interesse und Geld" zusammen, nur bei euch nicht?
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Offline nobody@home

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Du hast das ja schön auf den Punkt gebracht: man darf das Setting nicht zum Spielen anfassen, weil es könnte ja was am Metaplot kaputt gehen! Und das würde echt allen weh tun, wenn das an einigen Spieltischen oder in zwei Kleinstpublikationen passiert...  8] Nachdem sich ein deutscher Kleinverlag keine eigene Rollenspiel-Polizei leisten kann, muss man die härtesten Kanonkraten fürs Spiel abstellen, denn Leute, die statt i-Pünktchen-Zählen andere Talente oder Visionen haben, sind aus dieser Perspektive fürs Rollenspielschreiben ein zu großes Risiko.

Und wenn die Zwerge kein regeltechnisch abgebildete Unverträglichkeit gegen Zisselkraut haben, dann sollte man lieber generische Fantasy machen, als den Frevel zu begehen, zu glauben man könnte Aventurien auch ohne dieses Detail spielen.

Wobei der Witz speziell an Perry Rhodan ja darin besteht, daß man da tatsächlich ein Riesensetting hat (selbst im bescheidensten Fall immer noch große Teile der, wenn nicht gleich die komplette Milchstraße), in dem Leute, die nicht gerade zur kleinen Clique der Zellaktivatorträger gehören, ihr ganzes Leben lang interessante Abenteuer erleben könnten, ohne den "großen Metaplot" auch nur einmal ernsthaft zu stören. Solche Figuren kommen sogar in den Romanen regelmäßig vor und kriegen teilweise ganze Hefte aus ihrer eigenen Perspektive geschrieben, sind also als Idee schon seit Ewigkeiten etabliert...nur selber eigene erstellen und sie spielen müßte man halt noch!

Offline Ludovico

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Die weitergehende Fragestellung war allerdings, warum produzieren andere europäische Länder für den englischsprachigen Markt, während aus Deutschland nichts kommt? (Bis auf The Dark Eye, was ja anscheinend wieder eingeschlafen ist.)

Sogar Österreich ist mit Gazer Press gut international aufgestellt, kriegt großartige Rezensionen und in der Folge wohl Übersetzungen in weitere Sprachen.

Sprich: warum kommt fast überall "Zeit, Befähigung, Interesse und Geld" zusammen, nur bei euch nicht?

Genau! Danke!

Offline Eiserne Maske

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Warum ist das eigentlich wichtig, dass unsere deutschen Rollenspielverlage auf Englisch wahrgenommen werden? Wenn die deutschen Rollenspielhersteller auf eine ausreichend große deutschsprachige Kundschaft bauen könnten, so dass sie für den heimischen Markt profitabel produzieren würden, wäre es doch schon genug. Dass das in Europa möglich ist zeigt Frankreich, wo überwiegend für die eigene Bevölkerung geschrieben wird.

Offline rollsomedice

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Am Ende des Tages müssen Zeit, Befähigung, Interesse und Geld zusammenkommen, um ein neues Rollenspiel aufzuziehen, von Marketing, Vertrieb und Verkauf mal ganz zu schweigen. Und wofür? Im deutschsprachigen Raum ist es schon ein Grund zu feiern, wenn man von seinem Grundregelwerk 1000 Stück verkauft. Kommt selten genug vor. Da kaufen Verlage lieber Spiele ein, die bereits erfolgreich sind (und damit den ersten großen Filter überlebt haben), und übersetzen sie, statt in Eigenentwicklungen zu investieren. Ist traurig, aber aus verschiedenen Gesprächen in der Branche meine Erfahrung.
Bleiben dann noch die Hobbyisten, deren Startbedingungen aber mangels Marktposition nochmal deutlich schwieriger sind.
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Offline Ludovico

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Warum ist das eigentlich wichtig, dass unsere deutschen Rollenspielverlage auf Englisch wahrgenommen werden? Wenn die deutschen Rollenspielhersteller auf eine ausreichend große deutschsprachige Kundschaft bauen könnten, so dass sie für den heimischen Markt profitabel produzieren würden, wäre es doch schon genug. Dass das in Europa möglich ist zeigt Frankreich, wo überwiegend für die eigene Bevölkerung geschrieben wird.

Es wäre insofern wichtig, als dass es mehr Umsatz für die Verlage generieren würde und somit mehr Nachfrage nach Zusatzbänden oder neuen Regelwerken oder Settings.

Offline Eiserne Maske

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Dieselben Bedingungen wie von Eismann beschrieben herrschen doch auch in Frankreich. Und liegt es dann am bösen Kunden der so geizig ist, dass sich die deutschen Firmen so schwer tun, oder sind die Produkte unserer Verlage vielleicht qualitativ nicht überzeugend. Mein subjektiver Eindruck ist, sowohl was graphische Aufmachung als auch die inhaltliche Qualität anbelangt sind unsere Verlage im Durchschnitt  den Amerikanern und auch den Franzosen unterlegen.

Was das Marketing anbelangt, da kann ich mir keine Meinung erlauben, verstehe davon nichts. Aber das hartnäckige Bemühen der Franzosen mit ihren zahlreichen Einsteigerboxen kann ich in Deutschland zumindest nicht im vergleichbaren Maße finden.
« Letzte Änderung: 9.05.2023 | 11:51 von Eiserne Maske »

Offline Colgrevance

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Wie hoch sind denn so die Auflagen von französischen Rollenspielen, hat da jemand belastbare Zahlen zu?

Offline PzVIE

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Ich glaube nicht, dass es an der Qualität liegt. Bzgl. Frankreich:
Es gibt ungefähr 400 Millionen Menschen, die französisch sprechen. Dem gegenüber stehen 130 Millionen, die deutsch sprechen.
So gesehen ist der französische Markt lukrativer, und kaum mit dem deutschen zu vergleichen (abgesehen davon, dass im Gegensatz zu uns, eine unglaubliche Menge von französisch-sprechenden sich weigern, in einer anderen Sprache als der ihren zu kommunizieren). Bei uns kauft doch ein erquicklicher Teil englisch-sprachige Produkte - das ist z.B. in Frankreich oder Belgien nicht so. Und diese Klientel schneidet dann auch noch tief in die "deutschen" Marktanteile hinein. (Ich nehme mich da gar nicht aus - ich hab' miese Übersetzungen und nicht-übersetzte Bücher einfach satt und kaufe nur mehr die Originale [sofern sie auf Englisch sind]).

IMHO ist die deutsche Landschaft so öde, weil sie zu klein ist, um neben den großen Systemen viel Spielraum zu haben. Kleine Verlage können vielleicht mit 500er Auflagen leben, aber wie viele sind das?

Offline Eismann

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Die weitergehende Fragestellung war allerdings, warum produzieren andere europäische Länder für den englischsprachigen Markt, während aus Deutschland nichts kommt? (Bis auf The Dark Eye, was ja anscheinend wieder eingeschlafen ist.)

Ich habe auf die ursprüngliche Frage geantwortet. Was Übersetzungen ins Englische angeht, sollte sich dein "euch" vermutlich an die Entscheider in den Verlagen richten.

Aber das hartnäckige Bemühen der Franzosen mit ihren zahlreichen Einsteigerboxen kann ich in Deutschland zumindest nicht im vergleichbaren Maße finden.

So weit ich weiß gibt es für DSA, DSK, Hexxen, Splittermond und Cthulhu Einsteigerboxen. Vermutlich auch für andere, hab ich aber nicht spontan auf dem Schirm.
« Letzte Änderung: 9.05.2023 | 12:21 von Eismann »

Offline tartex

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Ich habe auf die ursprüngliche Frage geantwortet. Was Übersetzungen ins Englische angeht, sollte sich dein "euch" vermutlich an die Entscheider in den Verlagen richten.

Hätte man mit der ursprünglichen Frage auch machen können: warum selbst eine Antwort schreiben? Die Entscheider in den Verlagen haben dazu sicher substantielleres zu sagen.

(Nicht, dass keine hier anwesend wären.)
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Offline Eismann

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Hätte man mit der ursprünglichen Frage auch machen können: warum selbst eine Antwort schreiben? Die Entscheider in den Verlagen haben dazu sicher substantielleres zu sagen.

(Nicht, dass keine hier anwesend wären.)
Weil hier vermutlich deutlich mehr Leute unterwegs sind, die schonmal in Deutschland an einem deutschsprachigen Rollenspiel gearbeitet haben. Aber der Einfachheit halber: Du hast Recht.

Offline Maarzan

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Was ist schon öde?
Und wenn es um Übersetzungen geht, wären doch die entsprechenden Kunden der Zielsprache "zu geizig", oder?

Ich vermute eher, dass in D die spielorientierte, aber mainstreamnähere Mitte keine Unterstützung mehr erfährt (die simulationslastigere Seite international ja schon länger nicht mehr, aber wäre wohl eh nicht mehr massentauglich heutzutage) und daher die Masse der Spieler auch nicht mehr abgeholt wird und so zu D&D geht.
Dazu scheinen deutsche Themen (siehe ja auch Filme etc. ) international generell eher wenig Kassenpublikum ziehen und damit das Ganze meist schon im Ansatz am erwartbaren Ertrag scheitert.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Eiserne Maske

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Wie hoch sind denn so die Auflagen von französischen Rollenspielen, hat da jemand belastbare Zahlen zu?
Hier ein interview mit Damien Coltice, einem Verantwortlichen von Black Book Editions. Er beziffert einen französischen "Bestseller" auf 2000 verkaufte Exemplare.

Das mit der größeren französischen Sprecherschaft überzeugt mich auch nicht so ganz. Aufgrund der dortigen gesellschaftlichen Gegebenheiten glaube ich einfach nicht dass sich im arabischen beziehungsweise im gesamtafrikanischen Raum oder der Karibik größere Rollenspielgemeinden befinden - aber ich lasse mich  da gerne eines Besseren belehren.

So weit ich weiß gibt es für DSA, DSK, Hexxen, Splittermond und Cthulhu Einsteigerboxen. Vermutlich auch für andere, hab ich aber nicht spontan auf dem Schirm.

Ist mir bekannt. Aber die Franzosen haben a) mehr solcher Boxen und b) wie von Radulf St. Germain bereits beschrieben viel mehr in sich abgeschlossene Spiele. Man kauft ein Produkt (allerdings für einen happigen Preis) und bekommt Meisterbuch, Spielerbuch, Kampagne, Handouts, Meisterschirm zusammen und kann sofort loslegen (Aktuelles Beispiel : Égrégore, ein im Heute stattfindendes Veschwörungsspiel über einen deutschen Pharmakonzern mit cthulhuoider Nazivergangenheit. Warum haben die Deutschen das Riesenthema der zwielichten Vergangenheit unserer Konzerne nicht ausgeschlachtet?).

Offline felixs

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(Aktuelles Beispiel : Égrégore, ein im Heute stattfindendes Veschwörungsspiel über einen deutschen Pharmakonzern mit cthulhuoider Nazivergangenheit. Warum haben die Deutschen das Riesenthema der zwielichten Vergangenheit unserer Konzerne nicht ausgeschlachtet?).

Kann man ja so allgemein nicht behaupten. Es gibt sowas ja durchaus, halt nicht als vollständiges Rollenspiel.
Gründe gibt es reichlich; nur ein paar Beispiele: 1) Ziemlich nischig. 2) Nazi-Zeug ist in Deutschland nach wie vor ein schwieriges Thema. 3) Die Ästhetik von Égrégore ist recht speziell. Mich stößt das z.B. ab. 4) Warum braucht man dafür ein ganzes Rollenspiel? Ein Settingband oder so hätte es doch getan.

Ich verstehe vor allem Punkt 4 sehr oft nicht bei den französischen Sachen. Und ansonsten ist das mit der Ästhetik ja subjektiv - mich spricht aber nur sehr wenig davon an. Allgemein kann ich mit den "abgefahrerenen" Sachen nicht viel anfangen. Mir ist Numenera schon zu abgedreht. Ich vermute, das geht nicht wenigen so.

Abgesehen davon vermute ich, dass sich eine kleine Auflage hochwertig produzierter und sehr nischiger Rollenspielsachen auch in Deutschland durchaus verkaufen würde. Es ist halt ein kleiner Markt und wirklich Geld verdient man damit nicht (vermute ich).

Andererseits überrascht mich, dass z.B. Hexxen so viel zu verkaufen scheint. Hätte ich nicht gedacht.
Übrigens ist Hexxen auch ein gutes Beispiel dafür, dass die deutsche Rollenspiellandschaft so einseitig und öde nicht ist.


Ich glaube nicht, dass es an der Qualität liegt. Bzgl. Frankreich:
Es gibt ungefähr 400 Millionen Menschen, die französisch sprechen. Dem gegenüber stehen 130 Millionen, die deutsch sprechen.

Die Rechnung funktioniert nicht. Die 130 mio. Deutschsprecher leben fast alle in den reichsten Regionen der Welt. Von den 300 mio. (400 mio. ist sehr optimistisch) sind nur ca. 100 mio. Muttersprachler. Der Rest hat schwankende Kompetenz. Von den Französischsprechern leben außerdem über 100 mio. z.B. in afrikanischen Staaten und haben kein Geld für Rollenspiele. Für die Sprecher in der Karibik und Ozeanien gilt ähnliches. Das schrumpft dann ganz schön.

Abgesehen davon funktioniert die Rechnung so oder so nicht, da Rollenspiele ein kulturspezifisches Phänomen sind. Ansonsten müssten Rollenspiele auf Chinesisch, Hindi/Urdu, oder auch Arabisch ein riesiges Ding sein - sind sie aber nicht.
« Letzte Änderung: 9.05.2023 | 13:07 von felixs »
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Offline tartex

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Freude schöner Götterfunken ist ja ein tolles Gegenspiel vom deutschen Markt.



Spricht mich auch sehr an. Und auf Youtube haben die Let's Plays Zahlen (82K Views für Folge 1), wo wenig mithalten kann.

Vielleicht geht an den Tanelornis sowas ja einfach vorbei?
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Offline Ein Dämon auf Abwegen

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Warum ist das eigentlich wichtig, dass unsere deutschen Rollenspielverlage auf Englisch wahrgenommen werden? Wenn die deutschen Rollenspielhersteller auf eine ausreichend große deutschsprachige Kundschaft bauen könnten, so dass sie für den heimischen Markt profitabel produzieren würden, wäre es doch schon genug. Dass das in Europa möglich ist zeigt Frankreich, wo überwiegend für die eigene Bevölkerung geschrieben wird.
Ich denk auch es könnte zum Teil daran liegen das der deutschsprachige Markt potentiell groß genug ist, dass man mit einem Produkt nur für diesen Profit machen kann.

Wenn man hingegen in Schweden Rollenspiele produziert, muss man vermutlich auch auf den englisch einsprachigen Markt um was zu verdienen.
Merke: Neue Regeln zu erfinden ist nicht schwer, unnötige Regeln zu erkennen und über Bord zu werfen erfordert bedeutend mehr Mut und Sachverstand.

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Offline Horsinand

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Als deutscher Autor - und nicht nur als Verlag - könnte es auch interessant sein, von der englischsprachigen Welt wahrgenommen zu werden.

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Abgesehen davon funktioniert die Rechnung so oder so nicht, da Rollenspiele ein kulturspezifisches Phänomen sind. Ansonsten müssten Rollenspiele auf Chinesisch, Hindi/Urdu, oder auch Arabisch ein riesiges Ding sein - sind sie aber nicht.

Hm, weiß man das so sicher? Oder ist das vielleicht auch nur ein subjektiver Eindruck, dem dadurch nachgeholfen wird, daß deutsch- und englischsprachige "Experten" von dort eventuell auch stattfindenden Entwicklungen dank geographischer Entfernung und Sprach- und Kulturbarriere ihrerseits nur schlicht nichts mitbekommen? ;) Ich meine, für unsereinen ist ja schon das relativ "verwestlichte" Japan ziemlich weit weg und exotisch, und wenn von da keine Übersetzungen für den englischsprachigen Markt über den Pazifik geschwappt wären, wüßten wir von ihren eigenen Spielen wahrscheinlich auch bis heute kaum, daß es sie überhaupt gibt...

Offline Raven Nash

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Frankreich hat eine deutlich stärkere "Nerd-Kultur". Sieht man u.a. an solchen Sachen wie Lichtschwert-Fechten, das vom Fechtverband anerkannt ist, und massiv als Sport an Fahrt gewinnt. RPG war immer schon deutlich weniger "absonderlich" als in deutschsprachigen Ländern.

Das sprichwörtliche deutsche Spießertum hat da IMHO wesentlich Anteil am fehlenden Erfolg. Das bricht erst jetzt langsam auf, aber die Lebensphilosophie von "Familie, Haus, Karriere" lässt wenig Raum für solche Hobbies.
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Offline Zanji123

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ist die Diskussion eh nicht hinfällig weil die wenigsten Spieler von ihrem Hardcore Lieblingssystem weg gehen zu einem anderen?

Klar ein SL kauft sich querbeet mal Zeug aber wie viel wird davon gespielt? Und kommt mal was "aussergewöhnliches" wird die Nase gerümpft oder belächelt (DSK is da n gutes Beispiel) bzw. es kommt der Standardsatz "Warum brauche ich dafür ein Regelwerk, ein Settingband hätte auch gereicht"
9 von 10 Stimmen in meinem Kopf sagen ich bin nicht verrückt.... die zehnte sitzt in der Ecke und summt die Pokécenter Melodie

Offline JollyOrc

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Yup. Mein Mail Order Apocalypse Kickstarter hatte weit mehr Backer aus dem Ausland als in DE.
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Eiserne Maske

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Und wenn es um Übersetzungen geht, wären doch die entsprechenden Kunden der Zielsprache "zu geizig", oder?
Nüja, sicher, man muss alles immer in Relation setzen, dennoch...

Ecryme ist ein Steampunkspiel in einer Welt von Agone-Schöpfer Mathieu Gaborit, welches diesen Sommer auch auf Englisch erscheinen soll. Man deckt Verschwörungen über Verschwörungen auf und nähert sich dem "letzten" Geheimnis der Welt, weshalb ein Großteil der Erde von einer tödlichen Substanz namens Ecryme bedeckt ist. Optisch gibt es, glaube ich, wenig auszusetzen und ich kann als Besitzer nur versichern, der Inhalt ist einzigartig in seiner Qualität.

Noc ist ein retrofuturistisches, postsowjetisches Cyberpunkspiel in einem alternativen Prag, in welchem die Spielerhelden eine Widerstandszelle gegen die Diktatur einer monströsen Bürkokratie führen. Nach und nach werden die übernatürlichen Hintergründe der Verwaltung aufgedeckt und das an Hellraiser angelehnte Geheimnis der Spielwelt erklärt. Ja, speziell, aber auch für Leute die mit so etwas nichts anfangen können ist es schwer bestreitbar dass es sich um ein herausragend aufgemachtes, inhaltlich überdurchschnittliches Spiel handelt.

Pavillon Noir ist im Forum bereits besprochen worden.

Laelith ist eine gewaltige DnD-Stadt, ähnlich wie Ptolus,  mit einer geradezu absurd verschwenderisch ausgestatteten Weltbeschreibung, Karten und Abenteuern.  Ein sündhaft teures, aber auch erstklassiges Produkt.

Wastburg ist ein satirisches Spiel, in welchem man die frei nach Cohen "beautiful losers" in einer mittelalterlichen Fantasystadt spielt.

Yuigahama - Bad Seeds
ist ein kleineres Spiel, Stranger Things in einem heutigen japanischen Badeort.

Das alles ist nur ein Bruchteil dessen, was in den letzten 5 Jahren in Frankreich erschienen ist. Ist auch nicht jedes Mal mein Fall, aber ich glaube einfach nicht dass unsere Rollenspielfirmen im Moment so etwas auf die Beine stellen können. Die Franzosen sind da in einer anderen Liga.
« Letzte Änderung: 9.05.2023 | 13:31 von Eiserne Maske »