Thema: Wikinger im Rollenspiel

[Quaint]

Tag auch
Einer meiner Spieler wünscht sich eine Wikingerkampagne. Dabei soll es Fantasyelemente geben (z.B. göttliches Eingreifen, Magie) aber die Wikinger selbst sollen halbwegs authentisch und vor allem mit ihrer orginalen Mythologie daherkommen, also Odin, Thor usw.
Gut wäre auch, das ist aber mein Wunsch, wenn man zumindest halbwegs mit den Wikingern oder Teilen von ihnen sympathisieren kann. Ich sag mal ich hab nicht so unglaublich viel Ahnung von Wikingern, aber nach dem Spielen von Assassin's Creed Valhalla und ein paar wenigen Folgen Vikings sind die Kerle bei mir eher unter Bösewichte einsortiert, so mit dem Rauben, Brandschatzen, Vergewaltigen, Erobern usw.

Es geht dabei vor Allem um ein geeignetes Setting, aber wenn das ein schönes Regelsystem dabei hat: meinetwegen, ansonsten kann ich den Regelteil immernoch selbst zurecht feilen.

Wikinger mit abgefeilter Seriennummer a la DSA Thorwaler sind aber nicht so richtig geeignet - wie gesagt, es soll schon mit Thor und Odin usw. daher kommen.

[caranfang]

Für AD&D 2e gab es ein Quellenbuch zu den Wikingern. ebenso zu GURPS.

[Isegrim]

Wikinger sind eigentlich, in der Kernbedeutung des Wortes, Leute, die auf viking (=Raubzug) gehen; ganz vereinfachte Erklärung (und evtl nur eine von mehreren). Das sind also schon per "Berufswahl" nicht so die Sympathen...

Man kann natürlich ohne Probleme Leute aus einer solchen frühmittelalterlichen skandinavischen Kultur spielen, die sich auf nettere Art und Weise betätigen. Händler bspw; wobei die wohl auch oft erst geguckt haben, ob sie das Silber oder was auch immer nicht auch umsonst bekommen konnten, bevor sie ihre Handelswaren zum Tausch anboten...

Das war jetzt auch nicht das ungewöhnlichste, was damals vorfiel. Plündern, rauben, morden, vergewaltigen, das konnten damals viele recht gut. Die Skandinavier (die in den zeitnahen Quellen wohl meist Dänen, Nordmänner etc genannt wurden, nicht Wikinger) haben sich einen Namen gemacht, weil sie ziemlich erfolgreich waren in dem, was taten, und weil sie als Heiden auch vor Kirchen und Klöstern nicht halt machten; hat die Christen wohl ziemlich aufgeregt.

Letztendlich haben die ganze Länder erobert (zeitweise große Teile Englands, die Normandie, Sizilien), aber das hat mit "Wikinger-Raubfahrten" nur noch bedingt zu tun; im Grunde waren das "ganz normale" Kriege bzw Eroberungsfeldzüge, wie sie die Geschichte zu Hauf kennt.

Wenn du tatsächlich mit den realen Göttern wie Thor und Odin spielen willst: Gibt nette Geschichten, nicht zu lang, und geben vielleicht eine Vorstellung oder Anregungen. Bspw wie Thor soviel soff, dass er damit Ebbe & Flut erschuf...

[Metamorphose]

Fate of the Norns: Ragnarok Da ist alles drin und schön ist es auch noch. Wikinger, Zauber, Runen, Götter usw. Das System ist auch unkonventionell. Rezension auf Englisch: Klick

[Ma tetz]

Svilland könnte passen.

[Skaeg]

Das schlanke Mazes&Minotaurs-System:
http://mazesandminotaurs.free.fr/revised.html

... mit dem Vikings and Valkyries-Hack könnte einen Blick wert sein.

http://mazesandminotaurs.free.fr/VIK.html

[HEXer]

Wie wäre es denn mit dem Yggdrasil RPG fürs Setting und ggf. dann einem anderen Regelwerk (das Dazugehörige soll nicht so supi sein)?

Myfarog ist auf vielen Ebenen nicht gut. Ich würde die Finger davon lassen.

[Prisma]

Ich empfehle auch das grüne 2nd Ed. Buch zu den Wikingern. 

@Wikinger spielen ist böse: Na ja, in der Fantasie den Wikingerhelm aufzusetzen ist doch nur Fiktion, auch wenn man in der Fantasie auf Plünderung fährt.  Man muss ja nicht gleich die 72 stündige Schändung der Brunhilde oder so ausspielen. Es reicht wenn der Charakter sagt: "Ich nahm mir seinen Kopf, sein Gold und seine Frau." Und wenn man nicht mag, muss das ja auch nicht sein.

[Alter Weißer Pottwal]

Journey To Ragnarok (5E) ist im Grunde genau das, was du suchst.

[Torsten (Donnerhaus)]

Die "Wikinger" waren außerhalb ihrer Heimat genauso bekannt als Händler, wie als plündernde Piraten.

Man kann beispielsweise auch eine Gruppe von Händlern spielen, die sich auf lange Reise durch Osteuropa bis zum schwarzen Meer machen, um Stahl aus Persien zu kaufen. Da sind sie dann auch keine brandschatzenden "Bösewichte", obgleich sie dabei natürlich trotzdem bis an die Zähne bewaffnet sind. Allerdings vor allem zum Selbstschutz. Da gibt es historische Dokumente, die das anschaulich beschreiben.

So oder so sind weit reisende, anstatt gradlinig plündernde, Nordleute wesentlich besser als Protagonisten geeignet. Es ist leichter, sie zum center of good zu machen und sie sind in ihrem Potential Gewalt auszuüben stärker eingeschränkt. Sowohl durch ihre Zahl, als auch durch den Umstand, dass sie die Route ja vermutlich nicht nur ein einziges Mal fahren wollen.

[nobody@home]

Irgendwann im Lauf meiner Kindheit ist mir mal ein Buch mit dem Titel "Wikingersagen" in die Hände gefallen (Verfasser und Verlag könnte ich im Moment nicht nennen, zu lange her, daß ich es zuletzt gesehen habe). Interessant daran ist, daß es anscheinend, wie mir erst Jahrzehnte später aufgefallen ist, tatsächlich die eine oder andere überlieferte Saga wiedergegeben hat...könnte sich also lohnen, sich schlicht auf dem Gebiet mal schlau zu machen, an den Leuten war schon etwas mehr (und das eine oder andere übernatürliche Element findet sich in den alten Erzählungen natürlich auch).

[Ainor]

Solange die SCs Orks überfallen können sie auch plündern. Das ist im Rollenspiel doch Tradition 

Aber ansonsten gibt es ja noch ein paar mehr Möglichkeiten: machtkampf zuhause. Besiedelung einer neuen Insel (Island), schlechtes Wetter. Und im Zweifelsfall immer ein paar Trolle oder Riesen.

[Raven Nash]

Systeme & Co. wurden ja bereits ausreichend genannt (ich hatte da noch einen KS, aber der erwies sich als Fiasko). Ich empfehle aber einen Blick in die reale Lebensgeschichte von Harald Hardradda - mehr "Abenteuer" geht eigentlich nicht. Bärenjagd, Krieg, Verbannung, Reisen auf dem eigenen Drakkar, schließlich Söldner für die Rus gegen die Pechenegen. Dann mit dem Schiff (teils über Land) nach Byzanz, um dort zum Hauptmann der Waräger-Garde aufzusteigen. Flucht vor dem Umsturz, wieder nach Norwegen, und politische Intrigen, bis er König von Norwegen und Dänemark wurde - um dann bei der Schlacht um England 1066 zu fallen.
Das Leben dieses Kerls liest sich wie eine Kampagne von Level 1 - 20.

Für mehr Fantasy empfehlen sich die isländischen Sagas. Da haben wir dann auch Hexen, magische Stiere und Helden, die berittene Gegner mit dem Schwert in zwei Teile hauen - und das Pferd drunter gleich mit. 

[Aedin Madasohn]

Dabei soll es Fantasyelemente geben (z.B. göttliches Eingreifen, Magie) aber die Wikinger selbst sollen halbwegs authentisch und vor allem mit ihrer orginalen Mythologie daherkommen, also Odin, Thor usw.

authentisch im Sinne von: Rauben&Morden oder halt mit Odin, Axt und (angenommenes) Techlevel?

Fantasy im Sinne: wir kämpfen gegen die menschenfressenden Troll zu Schutze unserer Leute?

also etwa so wie 13.Krieger oder Beowulf gegen Grendel


Exploration in ein von Dryaden bewohntes Weinland kann sich in mystische-Sphären oder hauedruffe-Sphären entwickeln, ganz nach Geschmack.

Elitesöldner in Byzanz (Hofintrigenspiel etwa, um aus dem Kontrast boodenständige Krieger vs überkandidelte "Byzantiner" seinen Spaß zu ziehen) wurde ja schon genannt.

Aber hier auch die Möglichkeit, für muslimisch-persische Händler/Herrscher zu arbeiten und ein bissel 1001 Nacht Flair unterzubringen.
- oder einen handfesten "unsterbliche sumerische Vampirhexen liegen in den halbverfallenen Kammern unter Zikurraten Babyloniens und gehen nächtens Blutsaugen" Plot unterbringen.
 Inklusive Rundreise zu allen anderen bekannten Namen wie Ninive, wo dann (verbürgt sich auch lehmige) assyrische Wächterhund-Skulpturen zu den etablierten fantasy Lehmgolems erwegt werden etc.pp

[aikar]

Journey To Ragnarok (5E) ist im Grunde genau das, was du suchst.

Das. Mir ist es persönlich etwas zu linear, was aber Absicht ist mit dem Schicksals-Konzept der Asen. Und extrem nah an der mythologischen Vorlage dran. Und gibt es bei Ulisses auf Deutsch.

Ansonsten sind auch die Nordlande von Mythgart (Kobold Press 5e' Midgard, auf Deutsch als Mythgart bei Ulisses) gut geeignet und haben auch die Asen-Götter. Mehr dazu im Mythgart-Weltenbuch.

DSA bietet auch einiges an sehr gutem Hintergrund- und Abenteuermaterial (Vor allem Gestade des Gottwals, Skaldensänge, Helden einer Saga, Friedlos). Hat zwar ein anderes Pantheon, aber lässt sich sicher leicht konvertieren.

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Runequest bzw. Mongoose's RQ-Klon Legend hatten doch jeweils den Ergänzungsband "Vikings", der deckte eigentlich ziemlich genau das ab, was hier gefordert wird. Zudem finde ich RQ / Legend ein recht gutes System.

[treslibras]

Runequest bzw. Mongoose's RQ-Klon Legend hatten doch jeweils den Ergänzungsband "Vikings", der deckte eigentlich ziemlich genau das ab, was hier gefordert wird. Zudem finde ich RQ / Legend ein recht gutes System.

Ich würde auch den Legends Band "Vikings of Legends" empfehlen, weil dort auch viel auf Historie und Alltagskultur eingegangen wird, aber deutlich besser sortiert als das alte "Runequest Vikings". Wenn es etwas fantastischer sein soll, ist "Mythic Iceland" mindestens als Ergänzung top (andere Magiesysteme).

Mehr braucht es eigentlich nicht, außer dann halt bei Bedarf Sach- und Fachliteratur.

Wegen vieler Bilder, die gut als Inspiration dienen können, würde ich da zum Beispiel "The Viking World" von James Graham-Campbell empfehlen oder den älteren Vorgänger "Cultural Atlas of the Viking World" bzw. davon die deutsche Ausgabe "Bildatlas der Weltkulturen - Die Wikinger" (die beiden letzteren findet man günstig auf dem Gebrauchtmarkt).

[KWÜTEG GRÄÜWÖLF]

Ach ja, zum Thema Wikinger ist auch immer noch meine Standardempfehlung aus dem Sachbuchbereich:



Hat neben der ausführlichen Kulturbeschreibung auch eine toll erzählte Geschichte, die man locker als Kampagnenvorbild benutzen kann.

[aikar]

Bei Mythras: Mythic Britain gibt es die Erweiterung Logres - Das Land der Sachsen, mit einer Kulturbeschreibung und einer Kampagne für die Sachsen, die in Britannien einfallen. Da ist auch die Asen-Verehrung mit Wodan drin.

[caranfang]

Die "Wikinger" waren außerhalb ihrer Heimat genauso bekannt als Händler, wie als plündernde Piraten.

Das eine schloss jahratusendelang das andere nicht aus!

Wikinger sind eigentlich, in der Kernbedeutung des Wortes, Leute, die auf viking (=Raubzug) gehen; ganz vereinfachte Erklärung (und evtl nur eine von mehreren). Das sind also schon per "Berufswahl" nicht so die Sympathen...

irgendwie musste in der heutigen Zeit eine solche Antwort kommen. Dabei hast Du leider vergessen, dass sehr lange, damit die Skandinavier dieser speziellen Epoche bezeichnet wurden. Und Du vergisst auch, dass das Viking damals ein fester Bestandteil der Kultur war. Dies wegzulassen, wäre wie eine Ritterkampagne ohne Turnier.
Für 5e gibt es mit Raiders of the Serpent Sea eine Wikinger-Kampagne, die aber wie schon Odyssey of the Dragonlords in einer eigenen Welt spielt.
Für RuneQuest 3e gab es ein Vikings-Box passend für die Fantasy-Erde, die damals Glorantha ersetzte.
Für Rolemaster gab es ebenfalls ein Vikings-Quellenbuch.

[Quaint]

Vielen Dank für die Meldungen soweit. Ich hatte gar nicht mit sovielen Posts gerechnet.
Das Ganze hat auf jeden Fall auch noch etwas Zeit, wir sind bei allen Kampagnen an denen der entsprechende Spieler beteiligt ist noch mittendrin. Ich hatte auch nochmal etwas mit der Gruppe gesprochen, da kamen dann auch noch ein paar Ideen auf, wie man das handhaben könnte.

[Ainor]

Dabei hast Du leider vergessen, dass sehr lange, damit die Skandinavier dieser speziellen Epoche bezeichnet wurden.

Naja, die traten in anderen Ländern ja nur dann in Erscheinung wenn sie mit dem Schiff vorbei kamen...

[aikar]

Für 5e gibt es mit Raiders of the Serpent Sea eine Wikinger-Kampagne, die aber wie schon Odyssey of the Dragonlords in einer eigenen Welt spielt.

An Fantasy-Wikinger-Settings für 5e gibt es neben den schon genannten auch noch Thrones & Bones (Norrongard)
Da sind aber auch die Götter anders. Aber wie schon bei den aventurischen Thorwalern geschrieben, das lässt sich leicht anpassen.

Interessant wie die Ansprüche abweichen. Ich fand es immer eher enttäuschend, wenn ein Rollenspiel-Fantasy-Setting irdische Gottheiten 1:1 übernommen hat.

[Torsten (Donnerhaus)]

Interessant wie die Ansprüche abweichen. Ich fand es immer eher enttäuschend, wenn ein Rollenspiel-Fantasy-Setting irdische Gottheiten 1:1 übernommen hat.

Irdische Götter 1:1 zu übernehmen ist ja auch leicht. Die machen ja auch ausnahmslos alle nichts. De facto existieren sie also genauso in jedem existierenden Rollenspiel. Sie werden nur nicht verehrt. Aber das Potential ist ja da, dass irgendwo ein Hirte einen komischen Pilz isst und was seltsames träumt. Zack, neuer Götterglaube. Danach hängt es nur noch daran, wie hoch sein Charisma ist. 😆

[caranfang]

Irdische Götter 1:1 zu übernehmen ist ja auch leicht. Die machen ja auch ausnahmslos alle nichts. De facto existieren sie also genauso in jedem existierenden Rollenspiel. Sie werden nur nicht verehrt. Aber das Potential ist ja da, dass irgendwo ein Hirte einen komischen Pilz isst und was seltsames träumt. Zack, neuer Götterglaube. Danach hängt es nur noch daran, wie hoch sein Charisma ist. 😆

In etlichen D&D-Welten (Forgotten Realms, Mystara und natürlich Planescape) sind irdische Götter aktiv, manchmal sogar als Teil eines neuen Pantheons. In den Forgotten Realms gehören keltische (Oghma), finnische (Mielikki, Loviathar, Ilmater) und nordische (Tyr) Götter dem faerûnischen Pantheon an. Hel, Loki, Odin und Thor zählen zu den Unsterblichen Mystaras. Und alle bekannten irdischen Götter (außer den Göttern der monotheistischen Religionen) sind in Planescape aktiv. ABer dies ist ein anderes Thema.