Für "Exalted"
Mondreis ist der kulinarische Grundbaustein, der in den Gerichten eines Erhabenen des Mondes namens Roter Fleck auf weißem Flaum zu Bekanntheit kam. Der Lunare der Neumond-Kaste, den seine Zeitgenossen nur selten in seiner Seelentiergestalt (der Gestalt eines gescheckten Alpaca) zu Gesicht bekommen, durchreiste in jungen Jahren für rund 100 Jahre die Schöpfung, um das Kochen zu lernen. Er schlüpfte in die Gestalt von zahllosen Küchenhilfen und Tellerwäschern, deren Herzblut er kostete, um den besten Chefköchen in den renommiertesten Restaurants über die Schulter zu schauen. Heute bedauert er seine wilden Jahre etwas, da er den Menschen, die er zu diesem Zweck tötete, die Möglichkeiten geraubt hat, selbst zu großen Köchen zu werden und er opfert ihren Geistern einen Teil jedes Mahls, das er zubereitet.
Inzwischen ist Roter Fleck sesshaft geworden und führt ein kleines Restaurant in Randan im fernen Westen, das am Ende einer schmalen Gasse liegt und kaum Platz für mehr als 10 Gäste auf einmal bietet. Dort widmet Roter Fleck sich dem Kochen von Bowl mit exotischen Gemüse-, Fleisch- und Fischsorten.
Das eigentliche Highlight an seinen Gerichten ist aber besagter Mondreis. Er baut ihn selbst in einem kleinen Tümpel unweit der Stadt an, der von einer Felsengrotte umfasst wird. Der Reis liegt tagsüber im Schatten, doch in der Nacht entfernt Roter Fleck die Sonnensegel und setzt sie dem Licht des Mondes aus. Gekocht wird der Reis dann in einem speziellen Kochtopf aus Mondsilber und Kupfer, den er einst in einer alten Ruine des ersten Zeitalters fand. Das Ergebnis ist ein Reis, der im Munde eines jeden, der davon isst, den Geschmack und die Textur einer kulinarischen Erinnerung annimmt, die sich besonders in den Geist des Essers eingeprägt hat – zum Guten oder Schlechten. Roter Fleck nutzt den Reis lediglich als i-Tüpfelchen eines anderweitig sorgsam komponierten Gerichts und verwendet in jedem seiner Bowls nur wenig davon. Er liebt den Ausdruck auf den Gesichtern seiner Gäste, wenn sich plötzlich das Aroma von geräucherter Makrele mit der Erinnerung an Großmutters Pfirsichkuchen verbindet.
Es gibt aber einen weiteren Grund, warum Roter Fleck seinen Mondreis äußerst sparsam portioniert: Für jede Fuhre, die er davon zubereitet, verlangt der Kochtopf eine Erinnerung an ein Rezept, das dann aus Roter Flecks geistigem Schatz verschwindet. Noch hat er genug kulinarisches Wissen im Kopf, um den Topf noch eine Weile zu betreiben, doch er merkt, wie ihm inzwischen das ein oder andere einfache Gericht zuverlässig misslingt. Vielleicht wird der Lunare bald wieder anfangen müssen, erneut das Blut anderer Köche zu kosten... und sei es nur, um in ihre Erinnerungen zu blicken und ihre Lieblingsrezepte zu erlernen.
Thema: Mondreis (Gelesen 794 mal)
