Für den RollenspielMainstream (ja, das gibt es inzwischen wohl
) würde ich D&D(5) noch nicht abschreiben. Es ist immer noch die bei weitem bekannteste Marke, Baldurs Gate 3 schlägt gerade ein wie eine Bombe und an vielen Spieler:innen ist die OGL-Krise spurlos vorbei gegangen. Und die, die von WotC die Nase voll haben, werden sich wohl erstmal Tales of the Valiant oder Pathfinder 2 (Das ja auch ein D&D-Spinnoff ist) anschauen.
Ansonsten würde ich auf die neuen Systeme setzen, die Critical Roll/Matthew Mercer rausbringt. Sie haben einfach eine so extreme Reichweite (die ja schon D&D5 groß gemacht hat), dass sie einfach viel mehr Leute erreichen als jeder andere Werbekanal.
In der zweiten Ebene scheinen die "Schweden-Rollenspiele" weiterhin zu ziehen, vor allem die Year Zero-Sachen von Free League und auch wenn man sich anschaut, was sonst so am Markt jenseits von D&D ankommt, würde ich sagen "Leichtgewichtige klassische Rollenspiele". Die Erzählspielschiene von Fate oder PbtA ebenso wie OSR sind und bleiben wohl (vergleichsweise erfolgreiche) Nischen in der Nische. Cthulhu macht wie immer auch sein Ding, da bin ich gespannt, wann ihnen mal die Ideen ausgehen, aber momentan geht es ja offenbar noch. Shadowrun hat sich mit der 6e von der großen Bühne genommen.
"Wildwuchs" ist auch noch denkbar. Wenn D&D den Status an der Spitze durch die Skandale der letzten Zeit verspielt haben sollte (und wie gesagt bin ich da noch skeptisch), aber das entstandene Interesse an Rollenspielen anhält, könnte es tatsächlich erneut zu einer starken Aufsplittung des Marktes kommen.
Für den deutschen Markt bin ich sehr gespannt, wie sich die Separierung der DSA-Hintergrundbände von den Regeln auswirkt. Ich bin persönlich nicht ganz happy damit, WIE Ulisses es angeht (Hintergrundband, Regelband, Spielleiterband mit Regeln, Hintergrundgeheimnissen und Abenteuer), aber die Richtung hat Potential.
Ich denke, als nächstes werden die meisten in Richtung der Versuche von Wizbro schielen, D&D auf die elektronische Plattform zu hieven und angemessen zu "monetarisieren". Denn wie das Experiment ausgeht, wird ziemlich stark mitentscheiden, wie sich der Rest der Rollenspiellandschaft anschließend entwickelt.
Das wiederum glaube ich nicht. Sandcastle zielt nicht auf klassische Rollenspieler, das Interesse von dieser Seite ist auch eher verhalten. Die wollen/werden eine neue Zielgruppe erschließen, zwischen MMO und klassischem RP. Das kann evtl. sogar gelingen. Aber ich denke, die Auswirkungen auf die Pen & Paper-Szene werden gering sein.
Es klingt in meinen Augen sehr stark nach einer DSA-Dekade. Aber da sind wir uns vielleicht alle einig, dass das ausgeschlossen ist.
Wenn Ulisses sich nach dem Hintergrund-Abspalten überwinden kann, auch ein massentaugliches Regelsystem anzubieten (DSA hat seine Zielgruppe, aber die ist klar begrenzt) UND es schafft damit am englischsprachigen Markt Fuß zu fassen (was sie bisher nach einem guten Start noch jedes mal in den Sand gesetzt haben) könnte das tatsächlich ein Thema sein, sind aber zwei sehr große Wenns. Im Grunde wäre das ja nicht viel anders, als der Erfolg der World of Darkness in den 90ern, die ja auch primär als Story- und Charakter-getriebene Alternative zum "kämpferischen" D&D positioniert wurde.