Ich habe gut zwanzig Jahre über längere (mehrere Jahre) und kürzere Superheldenkampagnen geleitet - vierfarbig Silver Age, Street Level Iron Age, Golden Age der 40er.
Und immer in einem amerikanischen Setting - einmal war bei einem Freund England dabei.
Das Superheldengenre ist meiner Meinung nach ein kulturell sehr amerikanisches - Individuen mit besonderen Fähigkeiten nehmen die Sache der Verbrechensbekämpfung selbst in die Hand! Der Staat ist auch da, mit der Polizei arbeitet man zusammen oder auch nicht, ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss, wo ist mein Pferd, da ist der Sonnenuntergang.
So ticken Deutsche nicht. "Was?! Da fliegt jemand maskiert nach 23h über der Stadt umher!? Ist das denn auch genehmigt!"
Also: Streetlevel geht immer.
Clans im Pott oder Berlin bekämpfen, das Drogenmilieu am Frankfurter Hbf zerschlagen, den Banditos zeigen, was ne Harke ist. Das lässt sich inzwischen (leider) 1 zu 1 als niedrigstufige Abenteuer umsetzen. Da braucht keiner mehr für nach Chicago oder L.A. und für die Mafia fahre ich nicht nach Palermo, sondern nach Duisburg. Und in Düsseldorf werden sich sicherlich auch Yakuza suftreiben lassen.
Will man historische Superhelden wie das Golden Age, gehe man in die 20er der Weimarer Zeit:
die Zeiten waren unübersichtlich, die Freikorps/ Schwarze Reichswehr aktiv, der Rote Frontkämpferbund auch und die SA konnte man auch schon Boxen.
Dr. Mabuse ist ein genuiner deutscher Superschurke.
Erzherzog Rakete will das Habsburger Reich wieder errichten.
Der Rittmeister träumt von einer Diktatur.
Und Der Schieber schiebt und will profitieren vom Leid der Menschen.
Wer tritt ihnen also heldenmutig entgegen?
Sausebub ("schneller als die Inflation")
Der Schwimmkerl (halb Atlanter, halb Hanseat)
Der Rote Adler ("Der schwingenbehaftete Beschützer des Roten Wedding")
Eisenmann, Zeitgeist, das Reichsbanner-Trio, Die Katze usw. machen auch mit.
Dafür würde ich Berlin nehmen als Setting.
Die Namen sind dabei NICHT als Parodie gedacht, denn zwar gab es damals auch die Tendenz , auf das Englisceh zurückzugreifen, damit Sachen interessanter klingen, aber wollte man, dass die Menschen es verstehen, dann musste es Deutsch sein.
Und wer die Namen blöd findet, sollte sich halt fragen ob als englischer Muttersprachler "Fledermausmann", "Spinnenmann", "Wunderfrau", "Hauptmann Amerika", "Doktor Verdammnis", "Unsichbare Frau" usw. soooo irre klug klingen.
Normale, vierfarbig Kampagne in der Jetztzeit:
Die Gruppe wäre mindestens halboffiziell, NGO- mäßig unterwegs oder so eine Faschinsgruppe der Bundespolizei.
Inklusive eines Gutes-Vigilanten-Gesetz, fas genau bestimmt, was sie dürfen und was nicht.
Dazu ein quasi-amtlicher Name wie "Sonderpolizeikommando 3", waraus man dann "Superpolizeikommando 3" und daraus 'SuPoDrei" machen kann (gibt sicher bessere Namen.
So würde ich daran gehen.
Fiktive Stadt? Kann man machen. Aber Kamborn? Ach ne...