Autor Thema: Rüstungsrechtfertigung  (Gelesen 7386 mal)

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Rüstungsrechtfertigung
« am: 24.09.2023 | 18:46 »
Im anderen Faden wurden ja einige Rüstungstypen als ahistorisch kritisiert - primär wohl weiches Leder/Hide armor, "Lederpanzer" aka gekochtes/Gehärtetes Leder und die jeweiligen "beschlagenen" varianten davon.
Aber welche Umstände müssten anliegen, dass eine Gesellschaft (oder Teile davon) doch solche Rüstungen zumindest teilweise benutzen würden und damit diesen eine Berechtigung verleihen würden.
Und welche davon sind hoffnungslos (dieser beschlagene Ledermantel?) ?
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #1 am: 24.09.2023 | 19:13 »
Mal sehen:
Ja, "beschlagenes Leder" wie typischerweise definiert ist in der Form vollkommen hoffnungslos, da Leder nunmal nicht stärker wird, wenn man Löcher reinstanzt.
Die Lösung wäre hier m.E. ganz einfach, die Form als das zu akzeptieren was sie historisch war, nämlich Plattenrock, Lentner, Brigantine. Die Nieten dienen dazu, Plättchen innen am Material zu fixieren -- presto. Wenn es unbedingt kein Metall sein soll, dann vielleicht Knochen oder *hust* Hartholz. Dies wiederum ließe sich begründen durch Materialverfügbarkeit, Kosten, Gewichtsersparnis, Interferenz von Eisen mit Magie...

Für reine Lederrüstung - weich oder hart - wüsste ich zumindest einen Fantasy-Grund: es könnte Magie geben, mit der man gerissenes oder zerschnittenes Leder wieder heile machen kann, nicht aber Stoff. Vielleicht weil das Ziel des Zaubers tein durchgängiges Stück aus ehemals lebendem Gewebe sein muss, und nicht aus vielen kleinen Fädchen zusammengewoben; was weiß ich.
Ja, diese Begründung ist literally "A wizard did it".  ;D

Oder es gibt im Setting Motorräder und somit die Möglichkeit, zu stürzen und mit einigen zig km/h über den Boden zu schlittern. _Dafür_ ist Leder wirklich allererste Wahl. Bei Stürzen aus größeren Höhen bringt es wieder nicht viel, sonst hätte ich auch Hexenbesen genannt.

Die weiteren Begründungen die mir gerade einfallen sind immer mehr an den Haaren herbeigezogen... radikale Antiveganer die aus Prinzip nichts nutzen wofür kein Tier sterben musste... you get the idea.
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Online Maarzan

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #2 am: 24.09.2023 | 19:31 »
Mal sehen:
Ja, "beschlagenes Leder" wie typischerweise definiert ist in der Form vollkommen hoffnungslos, da Leder nunmal nicht stärker wird, wenn man Löcher reinstanzt.
Die Lösung wäre hier m.E. ganz einfach, die Form als das zu akzeptieren was sie historisch war, nämlich Plattenrock, Lentner, Brigantine. Die Nieten dienen dazu, Plättchen innen am Material zu fixieren -- presto. Wenn es unbedingt kein Metall sein soll, dann vielleicht Knochen oder *hust* Hartholz. Dies wiederum ließe sich begründen durch Materialverfügbarkeit, Kosten, Gewichtsersparnis, Interferenz von Eisen mit Magie...

Für reine Lederrüstung - weich oder hart - wüsste ich zumindest einen Fantasy-Grund: es könnte Magie geben, mit der man gerissenes oder zerschnittenes Leder wieder heile machen kann, nicht aber Stoff. Vielleicht weil das Ziel des Zaubers tein durchgängiges Stück aus ehemals lebendem Gewebe sein muss, und nicht aus vielen kleinen Fädchen zusammengewoben; was weiß ich.
Ja, diese Begründung ist literally "A wizard did it".  ;D

Oder es gibt im Setting Motorräder und somit die Möglichkeit, zu stürzen und mit einigen zig km/h über den Boden zu schlittern. _Dafür_ ist Leder wirklich allererste Wahl. Bei Stürzen aus größeren Höhen bringt es wieder nicht viel, sonst hätte ich auch Hexenbesen genannt.

Die weiteren Begründungen die mir gerade einfallen sind immer mehr an den Haaren herbeigezogen... radikale Antiveganer die aus Prinzip nichts nutzen wofür kein Tier sterben musste... you get the idea.
Bei beschlagenem Leder bin ich bei Nieten bisher davon ausgegangen, dass da mehrere Lagen Leder mit zusammen gehalten würden (Oder auch Leder auf Stoff mit Zeug dazwischen). 
Die andere Variante wäre dann kleine Metallplatten (oder Ringe) auf das Leder in der Hoffnung Klingen damit besser Widerstand zu leisten.

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Offline Isegrim

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #3 am: 24.09.2023 | 19:44 »
Aber welche Umstände müssten anliegen, dass eine Gesellschaft (oder Teile davon) doch solche Rüstungen zumindest teilweise benutzen würden und damit diesen eine Berechtigung verleihen würden.
Und welche davon sind hoffnungslos (dieser beschlagene Ledermantel?) ?

Die beschlagene Variante ergibt generell keinen rüsttechnischen Sinn, da die Nieten nichts aufhalten, aber Metall verbrauchen. Aus optischen Gründen, oder um Status, Reichtum etc anzuzeigen, warum eigentlich nicht? Das Problem ist hier eh, dass sie halt an moderne Ästhetikvorstellungen erinnern als an i-was altes, daher find ich sie eher für Cyberpunk passend als fürs Fäntelalter. ;)

Leder als strapazierfähiges Material mit zumindest einer geringen Schutzwirkung ist mE da am passendsten, wo die Alternativen fehlen, aber Leder reichlich vorhanden ist; zB eine Kultur, in der die Viehhaltung eine große Rolle spielt, Ackerbau nur wenig odr gar nicht selber betrieben wird, und auch die Schmiedekunst auf keinem hohen Stand ist. Und auch dann wird sich jeder, der es sich leisten kann, bei Rüstungen auf solche auf Metall zurück greifen, seien es teure Eigenproduktionen, oder teure Importware (jeweils wenn vorhanden).

Oder man ignoriert halt Historie und Physik und Realität, wie bei so vielen anderen Dingen auch, und baut die Dinger ein, weil weil man sie mag.

Bei Stürzen aus größeren Höhen bringt es wieder nicht viel, sonst hätte ich auch Hexenbesen genannt.

Mag selbst dann noch was bringen. So als typische Wald- & Wiesenhexe fliegt man ja oft über Bäumen hinweg, die den Sturz etwas abmildern. Gegen die ganzen Zweige und Äste wäre Leder wieder ganz gut geeignet.

Außerdem würde eine Rocker-Hexen-Gang, mit Lederklamotten und Nieten, i-wie nach Aventurien passen...  ;D



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Offline Chaos

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #4 am: 24.09.2023 | 20:17 »
Mal sehen:
Ja, "beschlagenes Leder" wie typischerweise definiert ist in der Form vollkommen hoffnungslos, da Leder nunmal nicht stärker wird, wenn man Löcher reinstanzt.
Die Lösung wäre hier m.E. ganz einfach, die Form als das zu akzeptieren was sie historisch war, nämlich Plattenrock, Lentner, Brigantine. Die Nieten dienen dazu, Plättchen innen am Material zu fixieren -- presto. Wenn es unbedingt kein Metall sein soll, dann vielleicht Knochen oder *hust* Hartholz. Dies wiederum ließe sich begründen durch Materialverfügbarkeit, Kosten, Gewichtsersparnis, Interferenz von Eisen mit Magie...

Für reine Lederrüstung - weich oder hart - wüsste ich zumindest einen Fantasy-Grund: es könnte Magie geben, mit der man gerissenes oder zerschnittenes Leder wieder heile machen kann, nicht aber Stoff. Vielleicht weil das Ziel des Zaubers tein durchgängiges Stück aus ehemals lebendem Gewebe sein muss, und nicht aus vielen kleinen Fädchen zusammengewoben; was weiß ich.
Ja, diese Begründung ist literally "A wizard did it".  ;D

Hmm... Leder ist quasi näher am ursprünglichen lebenden Wesen dran als x-fach verarbeitetes Gewebe. Für Naturmagie oder Hexerei könnte ich mir das durchaus als relevant vorstellen.

Zitat
Oder es gibt im Setting Motorräder und somit die Möglichkeit, zu stürzen und mit einigen zig km/h über den Boden zu schlittern. _Dafür_ ist Leder wirklich allererste Wahl. Bei Stürzen aus größeren Höhen bringt es wieder nicht viel, sonst hätte ich auch Hexenbesen genannt.

Streitwagen? Ich meine, in den einschlägigen Hollywoodfilmen (Ben Hur und so) gibt´s da solche Szenen.

Zitat
Die weiteren Begründungen die mir gerade einfallen sind immer mehr an den Haaren herbeigezogen... radikale Antiveganer die aus Prinzip nichts nutzen wofür kein Tier sterben musste... you get the idea.

Die Bosmer aus den Elder Scrolls sind wirklich so. Die haben eine Art Pakt mit den Bäumen oder einer Waldgottheit, deshalb essen und nutzen sie ausschließlich Tierprodukte. Jedenfalls im Fluff; in den Spielen hält nichts sie davon ab, hölzerne Bögen zu benutzen.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #5 am: 24.09.2023 | 20:25 »
In heißen Klimaten dürfte eine Lederrüstung (beschlagen, verstärkt, mit metall zwischen zwei Lederschichten) günstiger sein gegen Überhitzung.
Oder reicht es, über das Ketetnhemd einen Kaftan zu tun und gut ist?
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #6 am: 24.09.2023 | 20:49 »
In heißen Klimaten dürfte eine Lederrüstung (beschlagen, verstärkt, mit metall zwischen zwei Lederschichten) günstiger sein gegen Überhitzung.
Oder reicht es, über das Ketetnhemd einen Kaftan zu tun und gut ist?

In wirklich heißem Klima -- also so etwas tiefer drin in Fäntelafrika o.ä. und weit genug weg von eventuellen kühlenden Meeresbrisen -- vermute ich, daß die wichtigste "Rüstung" erst einmal ein schöner großer Schild ist, mit dem man Dinge wie Pfeile und andere Geschosse auch schon einigermaßen abwehren kann, ohne gleich einen Kollaps zu riskieren. Ob der dann schlicht aus einem mit Tierhaut bespannten Rahmen besteht oder von soliderer Bauart ist, und was dann eventuell weiter noch und insbesondere für den Nahkampf als Schutz dazukommt, wird von der individuellen Kultur abhängen.

Offline Weltengeist

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #7 am: 24.09.2023 | 21:17 »
Im anderen Faden wurden ja einige Rüstungstypen als ahistorisch kritisiert - primär wohl weiches Leder/Hide armor, "Lederpanzer" aka gekochtes/Gehärtetes Leder und die jeweiligen "beschlagenen" varianten davon.

Die Frage ist hier wahrscheinlich eher, zu welchem ZWECK die keinen Sinn machen.

Wenn jemand mit einem improvisierten Messer auf mich losgeht, bin ich deutlich glücklicher, eine stabile Lederjacke anzuhaben als ein luftiges Piratenhemd(*). Wenn dieser jemand dagegen eine dedizierte Kriegswaffe in der Hand hat, bringt mir mein Lederschutz nicht mehr allzu viel.


(*) In Gefängnissen, in denen es richtig hoch hergeht, tragen "Risikokandidaten" manchmal eine Zeitung unter dem Hemd, um sich gegen Angriffe mit improvisierten Messern zu schützen. Schon sowas kann wohl den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #8 am: 24.09.2023 | 21:23 »
Nuja, in vielen Fantasy Settings sind Handwaffen ja nur die halbe Miete. Wenn es um Schutz vor dem üblichen Gebritzel mit Feuer, Blitz und Kälte geht, dürfte Leder besser wegkommen als Stahl.
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Offline Eismann

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #9 am: 24.09.2023 | 21:43 »
Wenn wir schon bei Fantasysettings sind, wären da auch noch unterschiedliche Arten von Leder, die möglicherweise deutlich stabiler sind als irdisches Rinds- oder Schweineleder.

Offline unicum

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #10 am: 24.09.2023 | 22:31 »
Bezüglich Hitze:
Wie waren denn die Kreutzfahrer unterwegs? Ich meine die sind ja auch das ein oder andere Mal "durch die Wüste".

Bezüglich Leder:
Drachenleder oder Euenbärenleder oder sonstwas könnte ja schon was passables abgeben.

Oder man macht Metall einfach komplett nutzlos und spielt in einer Welt mit 50% Sauerstoff in der normales Metall einfach superschnell rostet. Waffen mögen da noch geben aber wenn Metallplatten aneinandere Reiben wie bei kettenrüssi aufwärts geht dort halt die schützende Fettschicht verloren,... oder waffen schaffen es eben auch nicht mehr,...

Offline Quaint

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #11 am: 24.09.2023 | 22:34 »
Um mal den von mir vielbemühten Witcher heranzuziehen: Lyrisches Leder gibt es dort, nach der Herkunft benannt, welches in einem proprietären Verfahren behandelt wurde, wie das funktioniert ist nicht bekannt(Gildengeheimnis), aber das Ergebnis schützt ähnlich gut wie Kettenpanzer oder minderwertige Platte, ist aber leichter und je nachdem wen man fragt auch hübscher. Dafür halt teurer.
Und Drakonidenleder gibt es, ein extrem teures und hochwertiges Material das aus der Haut von Drakoniden, also unintelligenten Drachenverwandten, gewonnen wird. Das ist quasi der maßgeschneiderte Smoking unter den Rüstungen. Kann mehrlagig und versteift besser schützen als manche Stahlplatte, aber selbst einlagig und so weich wie Lederkleidung kann es leichte Treffer abhalten.

Die Sachen finde ich so unplausibel nicht.
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Offline Isegrim

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #12 am: 24.09.2023 | 23:08 »
Bezüglich Hitze:
Wie waren denn die Kreutzfahrer unterwegs?

Schwitzend.
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Offline Feuersänger

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #13 am: 24.09.2023 | 23:27 »
Bezüglich Hitze:
Wie waren denn die Kreutzfahrer unterwegs? Ich meine die sind ja auch das ein oder andere Mal "durch die Wüste".

Kettenhemden. Metallrüstung heizt sich in der Sonne angeblich gar nicht so krass auf. Außerdem trugen die Kreuzfahrer darüber dann noch einen Überwurf aus weißem Stoff, der diente aber eher als Trägermaterial für das Kreuzsymbol und war angeblich nicht dazu da, um die Rüstung vor der Aufheizung zu schützen.

_Was_ dagegen Hitzeschock triggern kann, sind un-überraschenderweise dicke wattierte Klamotten wie etwa ein Gambeson. :p

Die Herrschaften sind aber meistens wohl zurechtgekommen. Es gibt zB einen Bericht über eine total katastrophale Aktion, wo die Kreuzfahrer schlecht vorbereitet in die Wüste geführt wurden und dort große Verluste durch die Hitze erlitten, aber auch hier wieder: dass genau dieser eine Fall so tragisch bekannt ist, weist eher darauf hin, dass das die Ausnahme war.

Lederklamotten machen jedenfalls in heissem Wetter absolut keinen Spaß solang man keinen Fahrtwind hat, das kann ich euch first hand bezeugen. =|

--

Wie gesagt: Lederrüstung ist jetzt nicht grundsätzlich komplett ahistorisch. Gerade außerhalb Europas kam diese oft zum Einsatz. Meistens halt, wenn man sich Metallrüstung nicht leisten konnte oder schlicht nicht die technischen Möglichkeiten dazu hatte. ABER diese Rüstungen waren definitiv NICHT leicht und flexibel und super stealthy für den modischen Rogue.


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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #14 am: 25.09.2023 | 06:39 »
_Was_ dagegen Hitzeschock triggern kann, sind un-überraschenderweise dicke wattierte Klamotten wie etwa ein Gambeson. :p

Ich hab mal danebengestanden, wie auf einem Mittelalterfestival der Rogue-Style Fighter mit seinem wattierten Waffenrock bei 35 Grad fast einen Hitzschlag erlitten hat. Scheiße für ihn war halt auch, dass sein Kampfstil viel Bewegung erforderte...
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #15 am: 25.09.2023 | 08:16 »
(*) In Gefängnissen, in denen es richtig hoch hergeht, tragen "Risikokandidaten" manchmal eine Zeitung unter dem Hemd, um sich gegen Angriffe mit improvisierten Messern zu schützen. Schon sowas kann wohl den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
FunFact: Die Zeitung schützt deutlich besser als das Leder, das für eine Jacke verwendet wird. Hat was mit Schnittzähigkeit und den Lagen zu tun.  ;)
Messerkämpfer ziehen daher die Jacke aus, und wickeln sie sich um den Arm um damit zu blocken.

"Beschlagenes Leder" ist von viktorianischen Herrschaften falsch interpretierte Brigantine - und da gibt's tatsächlich welche mit Leder. Außen oder als Verzierung. Schützen tun aber die Metallplättchen zwischen den Lagen. Meistens sind die aber aus Stoff, Samt außen war sehr beliebt.

Übrigens auch die Frage bei dem römischen Schuppenpanzer - war das eine reale Rüstung, oder einfach ein Showteil, mit dem sich ein Herrscher bei einer Parade schmückte? Darstellungen können häufig irreführend sein, sowohl was Machart als auch Zweck angeht.

Cuir Bolli kam vor - in Verbindung mit Ringelpanzer oder über einem Gambeson. Das ist dann aber auch so dick und steif, da besteht kaum ein Unterschied zu dünnem Eisenblech (auch nicht im Gewicht). War nur billiger.

Ich hab mal danebengestanden, wie auf einem Mittelalterfestival der Rogue-Style Fighter mit seinem wattierten Waffenrock bei 35 Grad fast einen Hitzschlag erlitten hat. Scheiße für ihn war halt auch, dass sein Kampfstil viel Bewegung erforderte...
Ich frage mich gerade, was ein "Rogue-Style Fighter" sein soll, und was er auf einem MA-Fest zu suchen hat...
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #16 am: 25.09.2023 | 08:33 »
Naja, man kann ja auch so schon, ganz ohne Rüstung, Probleme mit Hitze bekommen. Das kommt halt darauf an, wie fit man ist, wieviel Belastung man sich zumutet und ob man direkte Sonneneinstrahlung abbekommt. Im Allgemeinen ist da mehr Rüstung halt auch ein größeres Problem, allein weil das die körperliche Belastung erhöht.
Grundsätzlich kann man aber viele Rüstungen so gestalten, dass sie sich nicht so krass aufheizen dass man sich da ein Ei drauf backen könnte. Wenn so ein Kettenpanzer oder Plattenpanzer sauber ist, reflektiert der halt auch einiges. Andererseits gehört zu einem Kettenpanzer normalerweise auch Unterkleidung - das sowas viel Sonnentauglicher wäre als ein Gambeson alleine bezweifele ich mal. Und mit jedem bisschen Polsterung das man weglässt wird halt auch die Schutzwirkung kleiner. Wüstenbewohner selbst präferieren ja locker sitzende Kleidung, die aber direkte Sonneneinstrahlung verhindert und möglichst atmungsaktiv / luftig ist. Aber die sind's halt auch gewohnt.

Aber ich denke bei diesen leichten, hochbeweglichen Lederpanzern darf man schon Zweifel haben. Andererseits: je nachdem welches Regelwerk man fragt haben die halt auch eine fast vernachlässigbare Schutzwirkung. DnD 5 ist das etwa ein einzelner Punkt, etwa 5% Wirktrefferchance, die ihn von Nackt bzw. Alltagskleidung unterscheiden. Das ist die geringste Schutzwirkung die man in diesen Regeln abbilden kann. Ein kurzes Panzerhemd sind vier Punkte, ein voller Kettenpanzer sechs und eine ordentliche Plattenrüstung acht.  Das wäre für mich fast ok das quasi robuster Kleidung zu geben die keine Rüstung im eigentlichen Sinne ist.
Gut zugegeben, die Rüstungsklasse ist am Ende nicht sooo unterschiedlich weil die dickeren Rüstungen halt den Geschickbonus begrenzen oder negieren.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #17 am: 25.09.2023 | 08:50 »
Ich frage mich gerade, was ein "Rogue-Style Fighter" sein soll, und was er auf einem MA-Fest zu suchen hat...

Eben ein Kämpfer mit vergleichsweise leichter Rüstung und leichter Bewaffnung (ich glaube mich an einen Buckler, ein Kurzschwert, einen wattierten Waffenrock und einen Lederhelm zu erinnern). Nenn es wie du willst.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #18 am: 25.09.2023 | 08:58 »
Ich vermute mal einen Schwert-Buckler Kämpfer im Stile des I.33 (zumindest vorgeblich), bzw. Fußsoldat des 12. Jhdts.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #19 am: 25.09.2023 | 09:48 »
Kettenhemden. Metallrüstung heizt sich in der Sonne angeblich gar nicht so krass auf. Außerdem trugen die Kreuzfahrer darüber dann noch einen Überwurf aus weißem Stoff, der diente aber eher als Trägermaterial für das Kreuzsymbol und war angeblich nicht dazu da, um die Rüstung vor der Aufheizung zu schützen.

_Was_ dagegen Hitzeschock triggern kann, sind un-überraschenderweise dicke wattierte Klamotten wie etwa ein Gambeson. :p

Die Herrschaften sind aber meistens wohl zurechtgekommen. Es gibt zB einen Bericht über eine total katastrophale Aktion, wo die Kreuzfahrer schlecht vorbereitet in die Wüste geführt wurden und dort große Verluste durch die Hitze erlitten, aber auch hier wieder: dass genau dieser eine Fall so tragisch bekannt ist, weist eher darauf hin, dass das die Ausnahme war.

Wobei man auch nicht vergessen sollte, daß die Kreuzfahrer ja immer noch primär im Mittelmeerraum unterwegs waren (Jerusalem liegt nun mal im heutigen Israel und die Pilgerrouten werden auch keine großen Umwege gemacht haben, die Reise war schon lang genug) -- und daß man in dem Klima Metall tragen kann, haben z.B. die Griechen und Römer schon lange vor ihnen vorgeführt.

Natürlich sollte man, egal ob mit oder ohne Rüstung, nicht mitten in der Sahara oder dergleichen die Orientierung verlieren.

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #20 am: 25.09.2023 | 10:28 »
Und normalerweise trug man die Rüstung auch nur dann, wenn Kampfhandlungen zu erwarten waren. Niemand verbrachte die gesamte Reise im Ringelpanzer.
Der Ritter ritt auch nicht auf seinem Schlachtross durch die Weltgeschichte, sondern auf einem Zelter genannten Reitpferd - das war bequemer und vor allem friedlicher als das bissige Tier für die Schlacht.

Das ist IMHO ein Grund für diese Obsession mit Lederrüstung: Weil irgendwie das Bild vorherrscht, dass der Abenteurer seine Rüstung niemlas ablegt, außer zum v*geln. Und das kann man sich mit Leder besser vorstellen, als mit Metall. Dabei hat D&D ja z.B. Regeln dafür, wie lange das an- und ausziehen dauert.
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Offline Isegrim

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #21 am: 25.09.2023 | 10:38 »
Und normalerweise trug man die Rüstung auch nur dann, wenn Kampfhandlungen zu erwarten waren. Niemand verbrachte die gesamte Reise im Ringelpanzer.
Der Ritter ritt auch nicht auf seinem Schlachtross durch die Weltgeschichte, sondern auf einem Zelter genannten Reitpferd - das war bequemer und vor allem friedlicher als das bissige Tier für die Schlacht.

Diese Ritter waren aber nur eine kleine Minderheit unter den Kombattanten. Ob die Mehrzahl der berittenen Rüstungsträger über mehrere Pferde verfügte, oder die Möglichkeit, die Rüstung auf einem Wagen oder Packpferd zu transportieren, würde ich für sehr fraglich halten.

Da nobody sie ja explizit erwähnte: Niemand wird bspw annehmen, dass die Römer ohne Rüstung marschierten, dass hohe Offizierskorps (Tribunen+) ausgenommen.

Weil irgendwie das Bild vorherrscht, dass der Abenteurer seine Rüstung niemlas ablegt, außer zum v*geln.

Hier haben wir den entscheidenden Unterschied zum Ritter: Seit Excalibur wissen wir doch alle, dass die es waren, die selbst den Beischlaf im Plattenpanzer vollzogen... ;)
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #22 am: 25.09.2023 | 10:59 »
Diese Ritter waren aber nur eine kleine Minderheit unter den Kombattanten. Ob die Mehrzahl der berittenen Rüstungsträger über mehrere Pferde verfügte, oder die Möglichkeit, die Rüstung auf einem Wagen oder Packpferd zu transportieren, würde ich für sehr fraglich halten.
Die Mehrzahl der Kombattanten der Kreuzzüge besaß nichtmal die Möglichkeit, Rüstung zu erwerben.  ;) Gambeson und Helm waren da schon fast "fürstlich". Aber man hatte ja seinen Glauben, der einen schützte...
Irgendwo hab ich aber mal gelesen, dass die Mehrzahl ohnehin nicht in der Schlacht, sondern an Hunger, Durst und diversen Krankheiten starben. Insofern auch nicht so wichtig...
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Offline Isegrim

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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #23 am: 25.09.2023 | 11:16 »
Die Mehrzahl der Kombattanten der Kreuzzüge besaß nichtmal die Möglichkeit, Rüstung zu erwerben.  ;)

Sicher, aber deswegen sprach ich ja von anderen Rüstungsträgern; davon gab es auch noch mehr als "echten" Rittern. Wobei wir uns auf die Tendenz "je schwerer die Rüstung desto reicher desto größer die Chance, Teile zum Transport auszulagern" einigen können. ;)

Gambeson Irgendwo hab ich aber mal gelesen, dass die Mehrzahl ohnehin nicht in der Schlacht, sondern an Hunger, Durst und diversen Krankheiten starben. Insofern auch nicht so wichtig...

Das gilt für so viele Kriege der Weltgeschichte. Aber wer will sich schon im Rollenspiel mit Cholera und Wundbrand rumschlagen? Die ja durchaus vorhandenen Verregelungen im RPG haben meiner Wahrnehmung nach nicht wirklich zu umfassenden Begeisterungsstürmen geführt.
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Re: Rüstungsrechtfertigung
« Antwort #24 am: 25.09.2023 | 12:04 »
Aber wer will sich schon im Rollenspiel mit Cholera und Wundbrand rumschlagen? Die ja durchaus vorhandenen Verregelungen im RPG haben meiner Wahrnehmung nach nicht wirklich zu umfassenden Begeisterungsstürmen geführt.
Muss ja nicht gleich eine Seuche sein - es reichen auch mal ein, zwei Tage auf dem Locus mit einhergehender Erschöpfung, weil man aus dem falschen Brunnen getrunken hat.  >;D Aber wenn Heilzauber verfügbar sind, ist das natürlich kein besonderes Thema mehr.
Im Gegensatz zu unserer Welt, helfen Gebete im RPG ja tatsächlich.
Aktiv: Dragonbane
Vergangene: Runequest, Cthulhu, Ubiquity, FFG StarWars, The One Ring, 5e, SotDL, LevelUp! A5e, Vaesen
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